tag:blogger.com,1999:blog-12471168458984558412024-03-21T05:36:40.008+01:00Piazza PittiLa mia vita italianaDanielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.comBlogger25125tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-31404353091367739132018-04-30T18:23:00.001+02:002018-05-01T10:44:18.790+02:00civis romanus sum<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><i>Cari
amici,</i><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span></span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">nach
dreieinhalb Jahren wird es wieder Zeit, Euch von meinem Leben in
Italien zu berichten. Es hat sich einiges an Material angesammelt,
was ziemlich drastische Änderungen nach sich gezogen und meinem
Leben eine neue Richtung gegeben hat. Wie der Eine oder Andere schon
aus der Überschrift verstanden haben wird, ist ein weiterer Umzug
Anlass dieses neuen Blogbriefes. Aber das ist nicht alles. Es gilt,
neue Herausforderungen anzugehen und zu meistern und nachdem ich eine
lange, dunkle Zeit überwunden habe, die passender Weise in den
Winter fiel, bin ich jetzt wieder zuversichtlich.</span></span></span></span></span></span><br />
<br />
<u><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i>L'Italia
che funziona</i></span></span></span></span></u><br />
<br /></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVzXLym7laULnY95HXZXp-k4VqHgZZQunKjhKv9APeu4Fkwto55O1oECXiaO02uRSMeY-qHI90DKE9NljYA1ahR63Afb7V48LI6YOPB2VYzA3NBIHOpUH9Zi1g1okHuDJ8NkXBxobZ0Dc/s1600/bologna1.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVzXLym7laULnY95HXZXp-k4VqHgZZQunKjhKv9APeu4Fkwto55O1oECXiaO02uRSMeY-qHI90DKE9NljYA1ahR63Afb7V48LI6YOPB2VYzA3NBIHOpUH9Zi1g1okHuDJ8NkXBxobZ0Dc/s640/bologna1.JPG" width="480" /></a></span></div>
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
Stadt der </b></span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>due
</b></span></i></span></span></span><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b><i>torri</i>,
der zwei Türme, wird mir fehlen</b></span></span></span></span></span></span></span><br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Das Italien, das funktioniert. Das
kann man wirklich von Bologna sagen. Ich habe Euch bereits vor
dreieinhalb Jahren von Bologna vorgeschwärmt und mir fiel es
wahrlich nicht leicht, Bologna den Rücken zu kehren. Ich liebe diese
Stadt nach wie vor. Nicht nur, dass dort alles funktioniert, die
Stadt bietet auch außerordentlich viel Leben und Abwechslung und ich
werde es vermissen, dermaßen zentrumsnah zu wohnen und, je nach
Verkehrsmittel, zehn bis zwanzig Minuten zu brauchen, um mich ins
Leben zu stürzen. Und nebenbei die wunderschöne Altstadt zu
genießen, die nicht so museal wie in den italienischen
Touristenhotspots daherkommt, sondern einfach mit echtem Leben
erfüllt ist. Hinzu kommt ja auch noch, dass Bologna ein
gastronomisches Schwergewicht ist und dem kann man in Bologna nicht
entgehen, auch wenn Pizza und Kebab der emilianischen Küche
mittlerweile schwere Konkurrenz machen. Emilianische Küche gibt es
trotzdem an jeder Ecke. Schwierig wird es allerdings, ein bestimmtes
Gericht zu bekommen, dass nur Lokale anbieten, die ausländische
Touristen zufriedenstellen wollen: <i>spaghetti alla bolognese</i><span style="font-style: normal;">
haben den Weg nach Bologna bislang nur sporadisch und über Umwege
gefunden. In Bologna isst man stattdessen </span><i>tagliatelle al
ragù</i><span style="font-style: normal;"> , also die langen, breiten
Eiernudeln. Wer einmal richtig schlemmen will, sollte vorherige
Mahlzeiten leicht halten, damit er abends richtig zuschlagen kann.
Als Vorspeise halten erst einmal Schinken und Aufschnitte her (die
<i>mortadella</i> kommt aus Bologna und hat dort ihr eigenes Fest), dazu die
regionalen Käse, der Parmesan beispielsweise ist in Verbindung mit
Auberginen (</span><i>melanzane alla parmigiana</i><span style="font-style: normal;">)
sehr köstlich. In Italien gibt es anschließend zwei Hauptgerichte,
ein kohlenhydratelastiges (<i>primo</i>) und ein proteinlastiges (<i>secondo</i>). Ich empfehle
</span><i>gramigna con panna e salsiccia</i><span style="font-style: normal;">
(Pasta mit Sahne und Stücken grober italienischer Bratwurst) und die
</span><i>cotoletta alla bolognese</i><span style="font-style: normal;">
(Kalbsschnitzel bedeckt mit Schinken und Parmesankäse). Zum </span><i>secondo
</i><span style="font-style: normal;">wird gern noch eine Beilage
bestellt, </span><i>verdure grigliate </i><span style="font-style: normal;">(gegrilltes
Gemüse) gehen immer. Die emilianische Küche ist nicht wirklich
mediterran leicht.</span></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Wer
etwas weniger Geld ausgeben will, hat eine große Auswahl an
</span><i>Aperitivo</i><span style="font-style: normal;">lokalen, die
sind keine bolognesische Besonderheit, sondern in ganz Italien zu
finden. Ursprünglich ist der </span><i>aperitivo</i><span style="font-style: normal;">
ein alkoholisches Getränk, dass die Leute in den entsprechenden
Lokalen trinken, wenn sie aus der Arbeit kommen und bevor es nach
Hause und später zum Abendessen geht. Dazu wurden immer ein paar
Knabbereien wie Chips und Nüsse gereicht. Mittlerweile wurde in
vielen Lokalen das Konzept so verfeinert, dass man mit dem Getränk
auch den Zugang zu einer Art All-you-can-eat-Buffet erhält, wo man
sich mit Häppchen aller Art den Bauch vollschlagen und das
Abendessen ersetzen kann. Da Bologna mehr als andere Städte von den
vielen Studenten geprägt wird, ist die </span><i>Aperitivo</i><span style="font-style: normal;">kultur
natürlich bei diesen wunderbar angekommen. Für fünf bis zehn Euro
einen Drink und pappsatt. Und anschließend geht es weiter auf
Kneipentour und auch hier kann man sich teilweise für wirklich wenig
Geld betrinken. Das ist allerdings der Stadtverwaltung zunehmend ein
Dorn im Auge und stellt für viele Anwohner auch eine Belästigung
dar. Allenthalben wird der </span><i>degrado </i><span style="font-style: normal;">(Verfall)
gewisser Zonen der Innenstadt beklagt. Das hatte ich zwar so nicht
wahrgenommen, aber ich habe ja auch nicht in den entsprechenden
Straßenzügen gewohnt.</span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Eigentlich
habe ich den </span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;">degrado</span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">
überhaupt nicht als so problematisch empfunden, im Gegenteil. Wie
schon gesagt, Bologna habe ich als ein funktionierendes Gemeinwesen
wahrgenommen, in dem die Menschen im Allgemeinen sehr freundlich,
umgänglich und herzlich sind und indem die Dinge, auf die es
ankommt, auch funktionieren. Beispielsweise hatte ich vor Jahren in
Genua immer über die Busse gejammert, in Bologna kann ich dem
Nahverkehr nur ein Lob aussprechen. Die Busse sind meist pünktlich,
einigermaßen in Schuss und bringen einen relativ schnell überall
hin. Da ich relativ verkehrsgünstig gewohnt habe, meist, ohne
umsteigen zu müssen.</span></span></span></span></span></span></div>
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">
</span>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-ajg6e_E1YwylWCR5SiHSlkHIspcX59e0Ad69ZUUXkS_O3k5yFmCR00uwBT26vjIForwWjlXs8jD54Ihs5yNmtCbLLPhMQUTjmcNY11GmmQt2x5CzLke-EkbvBIdukzwvx0u1SMEgt64/s1600/bologna2.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="901" data-original-width="1600" height="360" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-ajg6e_E1YwylWCR5SiHSlkHIspcX59e0Ad69ZUUXkS_O3k5yFmCR00uwBT26vjIForwWjlXs8jD54Ihs5yNmtCbLLPhMQUTjmcNY11GmmQt2x5CzLke-EkbvBIdukzwvx0u1SMEgt64/s640/bologna2.JPG" width="640" /></a></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
</div>
<div align="LEFT" class="western">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Wer
zu mir wollte, musste einfach Richtung Rosa Luxemburg fahren</b></span></span></span></span><span style="font-style: normal;"> </span></span></span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Auch
andere öffentliche Einrichtungen bestätigen, dass in Bologna die
Dinge gut funktionieren. Das Krankenhaus </span><i>Sant'Orsola</i><span style="font-style: normal;">
beispielsweise wurde vor zwei Jahren als Italiens bestes Krankenhaus
ausgezeichnet und bevor ich in die Details gehe, kann ich nur
bestätigen, dass ich dort bis zu einem gewissen Punkt gute
Erfahrungen gemacht habe. Von weither kommen die Patienten nach
Bologna in dieses Krankenhaus, um sich dort behandeln zu lassen. Im
Sommer hatte ich Leute in Apulien kennengelernt, die vom </span><i>Sant'Orsola</i><span style="font-style: normal;">
schwärmen und im Herbst habe ich andere aus den Marken
kennengelernt, die auch extra nach Bologna kommen, um
sicherzustellen, die beste Behandlung zu bekommen.</span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyqQM35QWAppALb8dP-VhAodUgqnmz5ag-0Xsk-Uy4d9OOD_m5D1J8ljRa59CJbdndTYhyjVfMGNkdkmTHyytRkyaX7JSlsV-mYSwmFAk3V04m8_0Eyywl57avYr2PajZ2yJAr5p1ot7c/s1600/bologna3.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="360" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyqQM35QWAppALb8dP-VhAodUgqnmz5ag-0Xsk-Uy4d9OOD_m5D1J8ljRa59CJbdndTYhyjVfMGNkdkmTHyytRkyaX7JSlsV-mYSwmFAk3V04m8_0Eyywl57avYr2PajZ2yJAr5p1ot7c/s640/bologna3.JPG" width="640" /></a></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
Stadt gibt sogar Tipps: angesichts einer Hitzewelle sollte man
Wasser, Obst und Gemüse zu sich nehmen.</b></span></span></span></span><span style="font-style: normal;"> </span></span></span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Eine
weitere tolle bolognesische Einrichtung, die ich schätzengelernt
habe, ist der unterirdische Bahnhof für die
Hochgeschwindigkeitszüge, die ich in den letzten Jahren ausgiebig
genutzt habe, um öfter mal in die Hauptstadt zu entschwinden. In
zwei Stunden bringen einen die Züge nach Rom und legen dabei fast
400 km zurück. Und da auf Italiens Hochgeschwindigkeitsstrecken ein
privates Unternehmen namens </span><i>italo</i><span style="font-style: normal;">
der staatlichen </span><i>Trenitalia</i><span style="font-style: normal;">
Konkurrenz macht, kann man, rechtzeitiges Buchen vorausgesetzt, sehr
günstig verreisen. Mal mit dem einen, mal mit dem anderen Anbieter.
Selbst wenn man spontan verreist und die Normalpreise zahlen muss,
kommt man günstiger nach Rom als mit dem eigenen Auto, was natürlich
auch daran liegt, dass die Kosten für die Autofahrten durch
exorbitante Autobahngebühren und erhöhte staatshaushaltsrettende
Kraftstoffsteuern nach oben getrieben werden.</span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgcOgzdqaGJtzbsrQXOvguRAQKzboi6nSk7nu8HKfHgJ5k2Sepluqnqj0yjLC7ACwoLSJAyiEv8Jid5Be6ZE2D27PxJisOf52BbjbmzGH2yia0tr2B28iAOSQnh0ptFN_VZWeMkq6pQ9IQ/s1600/italo1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="112" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgcOgzdqaGJtzbsrQXOvguRAQKzboi6nSk7nu8HKfHgJ5k2Sepluqnqj0yjLC7ACwoLSJAyiEv8Jid5Be6ZE2D27PxJisOf52BbjbmzGH2yia0tr2B28iAOSQnh0ptFN_VZWeMkq6pQ9IQ/s200/italo1.jpg" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgmC_Ne0wVZYMetOal-2L0WPscYXuSiSBHM2BLqOi93-ouyDODGWPpxqAbSzTlEhkolqM7eSaIDtYqrjKVaMVm5KYFudASsTcR1tKlE3WZbKvQ-qj1bJdku96JZTH2cxCE-Zm60eG5cWE/s1600/italo2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="112" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgmC_Ne0wVZYMetOal-2L0WPscYXuSiSBHM2BLqOi93-ouyDODGWPpxqAbSzTlEhkolqM7eSaIDtYqrjKVaMVm5KYFudASsTcR1tKlE3WZbKvQ-qj1bJdku96JZTH2cxCE-Zm60eG5cWE/s200/italo2.jpg" width="200" /></a></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Ein
</b></span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>italo</b></span></i></span></span></span><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
im unterirdischen Bahnhof. Durch die Tunnel Richtung Florenz pflügt
er mit bis zu 300 Sachen.</b></span></span></span></span><span style="font-style: normal;"> </span></span></span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Und
noch immer ist nicht Schluss. Noch etwas wird mir in Zukunft fehlen.
Mein Fahrrad, das mir in all den Jahren in der Emilia, sowohl in
Cento als auch in Bologna, ein treuer Begleiter war. Die Leidenschaft
ging so weit, dass ich Autos gewechselt habe, um das Fahrrad bequemer
transportieren zu können. Und so konnte ich tolle Radwege in der
Emilia, der Lombardei, dem Veneto und der Toskana entdecken. Von
Urlauben in anderen Ländern ganz zu schweigen. Facebooknutzer werden
sich an meine Urlaubsfotos mit Fahrrad erinnern. Gerade die Emilia
und die Poebene haben es mir leicht gemacht, diese Leidenschaft
auszuleben, da die Landschaft topfeben ist und ich keine
unsymphatischen Anstiege bewältigen musste. Obwohl ich es auch
gewagt und geschafft habe, die Berge am südlichen Stadtrand Bolognas
zu erklimmen und mit dem Fahrrad zur Wallfahrtskirche </span><i>San
Luca</i><span style="font-style: normal;">
zu fahren. Mit anschließender Schussfahrt zurück Richtung
Innenstadt.</span> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Durch
den Umzug hat sich das mit dem Radfahren aber erst einmal erledigt,
in meiner neuen Umgebung ist das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel
nicht zu gebrauchen und meine neue Wohnung ist nicht groß genug, um
den Platz unnötig mit einem Fahrrad zu blockieren. Sollte ich Lust
auf Radtouren haben, dann fahre ich einfach irgendwo hin und miete
ein Fahrrad, wie ich es im Sommer mit A. in Südtirol gemacht habe,
um vom Reschenpass nach Meran zu radeln.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"> </span></span> <br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi4h2vFbbmPNu28eobflYgM7lCPeRPkE5gLN7CZ4byo-r3kdvJJZaAet1M6CmQLla_kJoItY1-7fqoksphGB3UaH3yA2Y0EspoBqFzZ2DAv-co0zXMYKO_v2uxikOcRRDWVSsZg-sXqR90/s1600/bici1.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="768" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi4h2vFbbmPNu28eobflYgM7lCPeRPkE5gLN7CZ4byo-r3kdvJJZaAet1M6CmQLla_kJoItY1-7fqoksphGB3UaH3yA2Y0EspoBqFzZ2DAv-co0zXMYKO_v2uxikOcRRDWVSsZg-sXqR90/s200/bici1.jpg" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmr95eXhINocT7IyHpV7YokilhIUnGSIMrW5Dx2jp7Rkt5x2kAdN9CvjRIa59E5lndBfCvvzO6NQBRi0K2JRY5QSYuZprvsNC6EeYpcvKCpqhIbJRSjHlh9R2A8zPvY4TqC0RPfvrqmqU/s1600/bici3.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="768" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmr95eXhINocT7IyHpV7YokilhIUnGSIMrW5Dx2jp7Rkt5x2kAdN9CvjRIa59E5lndBfCvvzO6NQBRi0K2JRY5QSYuZprvsNC6EeYpcvKCpqhIbJRSjHlh9R2A8zPvY4TqC0RPfvrqmqU/s200/bici3.JPG" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgytSv8cfT9BjC_QBhn5HsqhpOJ43TnhBM_R1ZH2Wod9RYtz5pK5amVuBCP00CEm6xwRVBy3tLjY_PYfFCFD-z3ncLtRKXHycSZkXaLFq_qFVbORP4RnyAQ-DF-HLZFta0WrGv9mHMXvcE/s1600/bici2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="768" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgytSv8cfT9BjC_QBhn5HsqhpOJ43TnhBM_R1ZH2Wod9RYtz5pK5amVuBCP00CEm6xwRVBy3tLjY_PYfFCFD-z3ncLtRKXHycSZkXaLFq_qFVbORP4RnyAQ-DF-HLZFta0WrGv9mHMXvcE/s200/bici2.jpg" width="200" /></a></div>
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b> </b></span></span></span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Mit
dem Fahrrad in der Emilia: an der Wallfahrtskirche </b></span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>San
Luca</b></span></i></span></span></span><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>,
in Comacchio oder auf der Rennstrecke von Imola</b></span></span></span></span></span></span></span><br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><u>Mein
Lebensretter</u><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">A.
habe ich vor einigen Jahren kennengelernt und zwischen uns hat sich
eine außergewöhnliche Verbindung entwickelt, die dazu geführt hat,
dass wir uns gegenseitig als „Familie“ betrachten, obwohl wir
nicht im herkömmlichen Sinne zusammen sind. Und obwohl zwischen uns
beiden eine große Entfernung lag, er in Rom, ich in Bologna. Dank
</span></span><i><span style="text-decoration: none;">italo</span></i><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">
und </span></span><i><span style="text-decoration: none;">Trenitalia</span></i><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">
konnten wir diese Entfernung aber überaus regelmäßig überbrücken
und uns gegenseitig besuchen und unsere „Familienbande“
vertiefen. In diesen Jahren haben wir schon viel miteinander erlebt
und unternommen, aber wie sehr ich mich auf A. verlassen kann, zeigte
sich vor zwei Jahren, als A.'s Liebe gepaart mit Starrsinn und
Entschlossenheit mir praktisch das Leben gerettet haben.</span></span> </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Schon seit einiger Zeit
häuften sich einige leichte Anzeichen, dass etwas nicht ganz in
Ordnung sein würde und rein theoretisch war mir auch klar, dass man
normalerweise auch mal einen Arzt aufsuchen sollte, wenn etwas nicht
läuft. Für mich waren Arztbesuche allein aus dem Grund zu
vermeiden, weil dann meine Arbeit liegen bleiben würde und ich damit
Kollegen und Kunden enttäuschen könnte. Dieses überzogene
Pflichtgefühl hatte mir A. schon in der Vergangenheit, wenn ich mal
eine leichte Erkältung hatte, vorgeworfen. Die leichten Anzeichen
waren auch jetzt nicht so dramatisch, dass ich mir wirklich Sorgen
gemacht hätte. Ein paar Wehwehchen ließen sich dann aber nicht mehr
vor A. verstecken, als er an einem Wochenende bei mir in Bologna war.
Als mir dann zusätzlich auf einmal schlecht war, zerrte er mich zum
Bereitschaftsarzt und begann damit, eine lange Reihe von
Untersuchungen einzuleiten, an deren Ende endlich eine Diagnose und
eine Therapie stand. Die ersten Arztbesuche, zu denen mich A.
gezwungen hatte, waren zwar erst einmal verlorene Zeit, weil mein
Hausarzt eher im Dunkeln rumstocherte, anstatt auf meine Hinweise
einzugehen, aber immerhin war ein Anfang gemacht. Erst auf mein
Insistieren bekam ich dann von meinem Hausarzt eine Überweisung für
eine Untersuchung, die ich dann irgendwann bei Gelegenheit mal machen
lassen wollte. Als A. davon Wind bekam, war kein Halten mehr. Ich war
gerade bei ihm in Rom und er setzte sich sofort an Computer und
Telefon, um sofort bei einer privaten Klinik diese, von ihm als
wichtig betrachtete, Untersuchung machen zu lassen und keine Zeit zu
verlieren. Der sonst oftmals so unorganisierte A. zeigte bei dieser
und kommenden Gelegenheiten, dass er es drauf hat, wenn es wirklich
wichtig ist.<span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Der
Befund war alarmierend genug, dass der Arzt uns sofort zur
Rettungsstelle geschickt hat, um dort weitergehende Untersuchungen zu
vereinbaren. Dies taten wir auch, aber nach meiner Rückkehr nach
Bologna am nächsten Tag, wurde ich dann am Montag, 2. Mai 2016, im
</span></span><i><span style="text-decoration: none;">Sant'Orsola</span></i><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">
vorstellig. Dort verlor man keine Zeit und in meinem Fall zeigte sich
das italienische Gesundheitssystem von nun an von seiner allerbesten
Seite. Ich wurde für die nächsten beiden Wochen fast jeden Tag zu
Untersuchungen ins Krankenhaus beordert und bekam schließlich die
Diagnose. Krebs. Wenigstens einer, der behandelbar ist und mit dem
die Betroffenen teilweise Jahrzehnte leben können.</span></span> </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Am 25. Mai 2016 wurde mir
der Tumor während einer Operation entfernt und eine Woche später
konnte ich schon wieder nach Hause. Während dieser Zeit waren die
anderen Familienbande eine unverzichtbare Hilfe. Meine Eltern sind
spontan nach Bologna gekommen und haben mich während und nach dem
Krankenhausaufenthalt großartig unterstützt. A. hatte mir drei Tage
nach der Operation einen Überraschungsbesuch im Krankenhaus
abgestattet, musste aber ansonsten in Rom arbeiten.</span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Relativ schnell erholte
ich mich von der Operation und begann schließlich eine neuartige
Therapie mit Medikamenten, die erst vier Jahre vorher zugelassen
worden sind und den italienischen Staat jeden Monat fast den
Gegenwert eines billigen Kleinwagen kosten. Zur Erklärung: in
Italien gibt es keine Krankenkassen, sondern man ist über ein
staatliches Gesundheitssystem versichert.<span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Noch
ein paar Wochen später konnte ich auch schon an meinen Arbeitsplatz
z</span></span><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">urückkehren
und noch ein paar Wochen später machten A. und ich dann einen tollen
in Urlaub in seiner Heimat Kalabrien. Nachdem ich Anfang 2004 schon
mal eine Woche in Neapel verbracht hatte, konnte ich jetzt noch
einmal in Italiens Süden abtauchen und dort ein paar schöne Wochen
erleben. Und dabei auch eine ganz spezielle Kultur kennenlernen. A.
ist nämlich nicht nur Kalabrese, sondern auch </span></span></span><span style="font-weight: normal;">Arbëresh.
Er gehört einer albanischsprachigen Minderheit an, die sich vor über
500 Jahren in Teilen Süditaliens angesiedelt hatte, um vor der
osmanischen Expansion zu flüchten. Und während A. in den langen
Jahren, die er in Rom lebt, seinen albanischen Akzent abgelegt hat,
hört man in den albanischen Orten Kalabriens deutlich die
Sprachfärbung, auch wenn italienisch gesprochen wird. Tatsächlich
sprechen die Menschen dort aber immer noch alltäglich ihre antike
albanische Sprache, die mit dem heutigen Albanisch, was in Albanien
gesprochen wird, nur leidlich kompatibel ist.</span></span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><u>Auf
und ab</u> </span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">So verliefen die nächsten
Monate erst einmal ganz ruhig. Zwar hatte ich einen Krebs, aber den
nahm ich erst einmal nicht sonderlich ernst, sondern vertraute ganz
auf die Ärzte und meine allgemein gute Verfassung. Die Probleme, die
jetzt auf mich zukamen, waren nicht mehr gesundheitlicher Art. Die
Rückkehr an meinen Arbeitsplatz lief leider nicht so ab, wie ich es
mir vorgestellt hatte. Wirklich willkommen war ich anscheinend nicht
mehr. Die Diagnose Krebs hatte offenbar mehr Eindruck auf andere
Leute gemacht als auf mich selbst. Es geschahen merkwürdige Dinge
und nach einigen Monaten war ich gezwungen, das Kapitel K. ad acta zu
legen und mich mit dem Gedanken vertraut zu machen, mich langfristig
mal wieder auf die Suche nach einer neuen Perspektive zu machen.</span></span><br />
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLnOJMqTIn5d_rsrWji_XIjlMzSN-zcGdGzxDbm0PvgoYmdHRGNWcNWusa3CkqIqp2RU8yX1Z_TXn0UFRP84u30juTEb6RU-dSM7bKZ5MDXFBzJdxOlLpQidOatUtJ5tZp3T-9PRnWxUk/s1600/lavoroevacanze1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="899" data-original-width="1600" height="356" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLnOJMqTIn5d_rsrWji_XIjlMzSN-zcGdGzxDbm0PvgoYmdHRGNWcNWusa3CkqIqp2RU8yX1Z_TXn0UFRP84u30juTEb6RU-dSM7bKZ5MDXFBzJdxOlLpQidOatUtJ5tZp3T-9PRnWxUk/s640/lavoroevacanze1.jpg" width="640" /></a></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-weight: normal; text-decoration: none;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Schön
wäre eine solche Perspektive: Arbeiten, arbeiten, arbeiten, ich
lausche lieber den Meeresweiten</b></span></span></span></span> </span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Bevor ich mich aber dem
widmen konnte, hatte ich erst einmal viel Zeit, mich um mich selbst
zu kümmern und die freie Zeit zu nutzen. Die regelmäßigen
Untersuchungen im Krankenhaus ließen sich so auch viel besser
organisieren und bestätigten den erfolgreichen Verlauf der Therapie.
In den Zeiten zwischen den Untersuchungen häuften sich dann
natürlich Reisen, häufiger nach Rom aber gelegentlich auch nach
Berlin. Außerdem begann ich wieder, nachdem die Ärzte es mir
erlaubt hatten, mein geliebtes Fahrrad in Betrieb zu nehmen oder
regelmäßiger die Schwimmbäder zu benutzen. So zog sich das Jahr
2017 hin und im Sommer hatte ich gleich mehrere Highlights. Mit A.
erkundeten wir einige Ecken Italiens, die wir noch nicht kannten und
im August lud ich, zusammen mit meinen Eltern, die ganze Großfamilie
zu einer rauschenden Festwoche in die Toskana ein, wo wir meinen 40.
Geburtstag gebührend gefeiert haben.</span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"> </span></span> </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkvTXrgXIe_DKBmwq_BAe_GbYf_f9DZuMwGCom_-AmSVagxK0UBpjQbMUJPzQAMSK2jb2Q36hUPP9gSiqKvmUh80mPFkNUmz0BDjSrTmIz14TW5Vmdr50vub8cTzQkymnvnH6-PWJVJuU/s1600/lavoroevacanze2.jpeg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="575" data-original-width="575" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkvTXrgXIe_DKBmwq_BAe_GbYf_f9DZuMwGCom_-AmSVagxK0UBpjQbMUJPzQAMSK2jb2Q36hUPP9gSiqKvmUh80mPFkNUmz0BDjSrTmIz14TW5Vmdr50vub8cTzQkymnvnH6-PWJVJuU/s200/lavoroevacanze2.jpeg" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggQNdEYbfxtO1HbpjCfSrih3T3kELzqGAEmsYjJQF2_zSABeFFPDGwA-TGfI-CqbLWzhSy6zr2ufrhX0tqPPfTckKl5VZLoGtIxzdnbPglW68R3-g8mxSINlRSvlVt5vTSvryX_k0ZQjE/s1600/lavoroevacanze3.jpeg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="575" data-original-width="575" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggQNdEYbfxtO1HbpjCfSrih3T3kELzqGAEmsYjJQF2_zSABeFFPDGwA-TGfI-CqbLWzhSy6zr2ufrhX0tqPPfTckKl5VZLoGtIxzdnbPglW68R3-g8mxSINlRSvlVt5vTSvryX_k0ZQjE/s200/lavoroevacanze3.jpeg" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXdalCpulzmO07xzBPNQmQQGhrdqLmuvZqCtmMRh6K_T65iBdek2peq-mXFJhhy5tBPB4d0HaDotX9xOrgiai8pijhHmgbG-GSADQMpjiWcHJwjM_01XhAN2mN_UxrtkAvRVnV3WJcocg/s1600/lavoroevacanze4.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="575" data-original-width="575" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXdalCpulzmO07xzBPNQmQQGhrdqLmuvZqCtmMRh6K_T65iBdek2peq-mXFJhhy5tBPB4d0HaDotX9xOrgiai8pijhHmgbG-GSADQMpjiWcHJwjM_01XhAN2mN_UxrtkAvRVnV3WJcocg/s200/lavoroevacanze4.jpeg" width="200" /></a></div>
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Pool,
toskanische Grillspezialitäten und eine Geburtstagstorte mit Fiat
500. Eine tolle Woche mit einer tollen Familie.</b></span></span></span></span> </span></span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Obwohl
sich zu dieser Zeit schon bei den letzten Untersuchungen erste
leichte Anzeichen einer nachlassenden Wirkung der Therapie gezeigt
hatten und ich ab September gelegentliche Schmerzen verspürte, die
die Ärzte in Bologna allerdings nicht zuordnen konnten und mit
Schmerzmitteln bekämpften, war mein Sommer noch nicht vorbei. Im
Oktober machte ich meine lang geplante Rundreise durch Portugal und
Spanien, anschließend wollte ich mich dann mal um eine berufliche
Perspektive kümmern. Aber eine Woche nach der Rückkehr nach Bologna
musste ich diese Pläne erst einmal zurückstellen. Mit heftigen
Schmerzen wachte ich mitten in der Nacht auf und glücklicherweise
war A. gerade bei mir und brachte mich sofort zur Notaufnahme. Jetzt
litt ich an einer Darmkrankheit, die mit dem Krebs nichts zu tun
hatte, aber auch nicht gerade auf die leichte Schulter genommen
werden durfte. Im <i>Sant'Orsola
</i><span style="font-style: normal;">haben
sie mich gleich da behalten und in den nächsten Tagen Therapien
angewandt, um eine Operation am Darm zu vermeiden. Nach zehn Tagen
wurde ich mit der Hoffnung entlassen, dass das Problem sich bald von
allein lösen würde, nachdem die Therapien erfolgreich angewandt
wurden.</span> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Leider
machte sich nun ein anderes Problem bemerkbar, das meine Ärzte
allerdings nicht wirklich würdigten: ich bekam zunehmend Probleme
beim Laufen und Gleichgewichthalten, beim Koordinieren meiner Beine.<span style="font-style: normal;"> </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Glücklicherweise
hatte meine Onkologin vom </span><i>Sant'Orsola</i><span style="font-style: normal;">
aber schon länger eine andere Idee: sie wollte die Therapie ändern
und mich dazu an einen Spezialisten in einer anderen Stadt verweisen,
in meinem Fall war Rom eine passende Alternative. Und gleichzeitig
fing A. an, mich unter Druck zu setzen: er könne nicht ständig nach
Bologna kommen, sich aber in Rom immer um mich kümmern. Dazu käme
die neue Therapie, für die ich eh häufiger nach Rom kommen müsste
und da ich meinen Arbeitsplatz verloren hatte, gäbe es keinen Grund
mehr, in Bologna zu bleiben. Ich musste mir eingestehen, dass er
Recht hatte und das meine so geliebte Unabhängigkeit in Bologna
nicht mehr aufrecht zu erhalten sei und kündigte die Wohnung.</span> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Kurz
vor Weihnachten war ich schließlich beim Spezialisten in Rom, der
mittlerweile mein alleiniger Ansprechpartner geworden ist und sich
engagiert um mich kümmert. Wenn ich Probleme und Fragen habe,
antwortet er mir sogar am Wochenende per Telefon und Whatsapp. Dieser
Arzt, nennen wir ihn C., wurde auch sofort hellhörig, als ich ihm
von meinen Koordinationsschwierigkeiten erzählte. Endlich nahm das
jemand ernst. Im Januar wollte er sich dem Problem widmen, vorher
wollte ich noch Weihnachten in Berlin verbringen. Dort verschlimmerte
sich das Problem noch weiter und es kamen Schmerzen hinzu. Also
wieder zur Notaufnahme. Auch in Berlin wurde ich gleich im
Krankenhaus behalten, man hatte auch das Problem identifiziert: eine
Metastase an der Wirbelsäule wuchs Richtung Rückenmark und war die
Wurzel allen Übels. Eine Operation wäre unmöglich meinten die
Ärzte, da dann eine dauerhafte Querschnittslähmung garantiert sei.
Alternativ wurde beschlossen, eine Strahlentherapie durchzuführen
und die Metastase damit zu bekämpfen. Und ich musste wieder eine
Woche im Krankenhaus verbringen. Über Silvester.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Nach
Ende der Bestrahlungen hatten mir die Ärzte in Berlin schon gesagt,
dass sich erst nach ein bis zwei Monaten zeigen würde, ob die
Behandlung Erfolg hatte. Und da man spontane Ausfallerscheinungen
nicht ausschließen könne, wurde mir auch gleich das Autofahren
verboten. Meine Eltern waren dann so nett, mich mit meinem Auto bei
Schneetreiben über die Alpen nach Rom zu A. zu bringen, wo ich mich
seitdem einquartiert habe.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">In
Rom verlor auch C. keine Zeit mehr und machte sich an die nächsten
Untersuchungen. Bis auf die böse Wirbelsäulenmetastase war der
Krebs durchaus unter Kontrolle und man müsse nun abwarten, was die
Bestrahlungen erreicht hatten. Aber es gab auch eine schlechte
Nachricht, die nebenbei rauskam. Das Darmproblem war längst nicht
behoben und musste beseitigt werden, um die Krebstherapie fortsetzen
zu können. Also der nächste Krankenhausaufenthalt. Diesmal in Rom.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Vier
Wochen lang musste ich nun durchhalten und dabei die Operation am 21.
Februar über mich ergehen lassen, die in Bologna noch vermieden
wurde. Aber ich hatte Glück im Unglück. Vor der Operation wurde mir
gesagt, dass es sich möglicherweise nicht vermeiden ließe, einen
künstlichen Darmausgang am Bauch mit Plastebeutelchen zu bekommen.
Ihr könnt Euch vorstellen, wie mir da zu Mute war. Die ersten Worte
nach dem Erwachen nach der Operation vernahm ich von A.: Du hast
keine Beutelchen!</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Die
Zeit nach der Operation war wirklich hart, aber A. tat alles, um mich
aufzubauen. Eine tolle Überraschung war auch ein Spontanbesuch von
M. aus Leipzig im Krankenhaus eine Woche nach der Operation.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Zehn
Tage nach dieser Operation, Anfang März, konnte ich das Krankenhaus
verlassen und mich bei A. erholen und von ihm betreuen lassen. Zum
Monatsende war jetzt der Umzug zu meistern und die Wohnung in Bologna
zu übergeben. Schon Ende Januar hatten wir eine neue Wohnung für
mich in Rom gefunden und nun auch den Mietvertrag unterschrieben.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">C.
hatte währenddessen neue Untersuchungen an mir vorgenommen und
rückte nun mit der nächsten Hiobsbotschaft heraus: die
Bestrahlungen haben nicht das gewünschte Ergebnis erzielt, aber man
könne die böse Metastase durchaus wegoperieren. Den Umzug ließ er
mich noch durchführen, aber dann würde die nächste Operation
stattfinden. Diesmal an der Wirbelsäule.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Den
Umzug machte ich dann letztendlich unter tatkräftiger Hilfe meiner
Eltern und mit großzügiger Unterstützung meines Bruders am 30.
März.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Ein
paar Tage später ging es wieder ins Krankenhaus und am 11. April
durchlief ich die nächste Operation. C. hatte darauf gedrängt, dass
mich immer nur die besten Chirurgen in die Hände kriegen und diese
Umsicht hatte sich gelohnt. Die Operation ist gut verlaufen und das
Problem behoben. Eine Woche später bekam ich ein „Orthesesystem“,
eine spezielle Stütze für Hals und Wirbelsäule, die es mir
ermöglicht, die Wirbelsäule zu schonen und dennoch aufzustehen und
zu laufen. Noch einen Tag später holte mich A. aus dem Krankenhaus
wieder zu sich nach Hause und jetzt widme ich mich mit täglichen
Spaziergängen, die dramatisch besser verlaufen als vorher, dem
Muskelaufbau. Vier Krankenhausaufenthalte und wenig Bewegung in knapp
sechs Monaten haben meine Muskulatur dramatisch abbauen lassen. Die
Koordinierungsschwierigkeiten sind weg, die allgemeine Schwäche wird
nur durch hartnäckiges Training, erst einmal in Form von
Spaziergängen beseitigt werden. Während ich vor einer Woche über
500 m froh war, schaffe ich mittlerweile 2000 m und besorge auch
schon kleine Erledigungen selbständig.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjwYJJqceSqBQD8JMYBAXjuR9vu37pqrk1St0_o9RZeObyk-j_uSCiqcn783RCvgSHQHnYNCHukqG2zPqpmsKfIVV3wFDx4UDyPbzs-g-bkzRmCeMUqn9dt0KTQRCgoYvHom1nb_HOAmAw/s1600/starbene3.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="768" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjwYJJqceSqBQD8JMYBAXjuR9vu37pqrk1St0_o9RZeObyk-j_uSCiqcn783RCvgSHQHnYNCHukqG2zPqpmsKfIVV3wFDx4UDyPbzs-g-bkzRmCeMUqn9dt0KTQRCgoYvHom1nb_HOAmAw/s200/starbene3.JPG" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUzq0eOS9WbkdfnhXsxRirIreWaSjtto8QF-OFPFswdsMIpU84ZrSB5Oho8xDfQps2vPpnWIavoXq77KJcy3764xq1KS2H4KTF-Crf97maNfiUWG9SagV54IwRTkBhDNMAhQJr3TO18AQ/s1600/starbene1.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="768" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUzq0eOS9WbkdfnhXsxRirIreWaSjtto8QF-OFPFswdsMIpU84ZrSB5Oho8xDfQps2vPpnWIavoXq77KJcy3764xq1KS2H4KTF-Crf97maNfiUWG9SagV54IwRTkBhDNMAhQJr3TO18AQ/s200/starbene1.jpg" width="200" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhH1Rbusl_Jvue0hm1fpE2pFwIPhl30tcye0rSisGfBuGHK1brLJDd1zFQD1EbEHC2hKKW5Rwfplln26N12j-sg6l5BAj_fSZ157g5-hSxl0leqdrDBsT_otdDiXmiJ0KhE1bMwOyRydHo/s1600/starbene2.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="768" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhH1Rbusl_Jvue0hm1fpE2pFwIPhl30tcye0rSisGfBuGHK1brLJDd1zFQD1EbEHC2hKKW5Rwfplln26N12j-sg6l5BAj_fSZ157g5-hSxl0leqdrDBsT_otdDiXmiJ0KhE1bMwOyRydHo/s200/starbene2.JPG" width="200" /></a></div>
</div>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Besuch von L. und C. aus der Toskana und von A. direkt nach der OP. Mit der Stütze konnte ich nach einer Woche endlich aufstehen. Und noch ein paar Tage später war ich zum ersten Mal in der Saison Eisessen mit A<span style="font-size: small;">.</span></b></span></span></span></span></span></span></div>
<div style="text-align: left;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><span style="color: black;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b><span style="font-size: small;"> </span></b></span></span></span></span><u> </u></span></span></div>
<div align="LEFT" class="western">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><u>Finale</u> </span></span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Das letzte halbe Jahr hat
mich wirklich mitgenommen und auch jenseits der Operationsnarben
Spuren hinterlassen. Die Unbekümmertheit von früher, die ich auch
noch das erste Jahr nach der Diagnose an den Tag gelegt habe, ist
weg. Aber ich bin optimistisch genug, den Ärzten zu vertrauen, die
mir eine hundertprozentige Wiederherstellung meiner Beweglichkeit
vorhersagen. Und ich merke ja selbst, wie es tagtäglich besser wird.
Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass die Alternative zur Operation
ein stetiges Abgleiten in die Querschnittslähmung war und die
Chirurgen in Berlin eine Operation in meinem Fall für unmöglich
hielten.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Wie geht es weiter? In
wenigen Wochen werde ich auch ohne die Hals- und Wirbelsäulenstütze
auskommen können und dann noch schnellere Fortschritte machen. Dann
werde ich mich auch endlich der Einrichtung meiner neuen Wohnung
widmen und mal sehen, ob der Arbeitsmarkt in Rom mich irgendwie
gebrauchen kann. Irgendwann werden schließlich auch meine Reserven aufgebraucht sein.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">Eins jedenfalls steht
fest. So einfach lasse ich mich nicht unterkriegen. Und mit A. und
mit C. habe ich zwei Menschen an meiner Seite, die mich dabei voll
unterstützen werden.<i> </i></span></span></div>
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;"><i>Saluti</i></span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">
</span></span>
<br />
<span style="font-family: "verdana" , sans-serif;">
</span>Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-10667944896837884272014-11-23T23:49:00.000+01:002015-02-16T10:49:26.309+01:00finalmente cittadino!<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"></span></span></span></span></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">nein,
liebe Italienischversteher, ich habe noch immer nicht die
italienische Staatsbürgerschaft. </span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;">Cittadino
</span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">bedeutet
nicht nur „Bürger“, sondern auch „Städter“. Nach
jahrelangen Experimenten habe ich nun endlich wieder den Weg zurück
in die Großstadt gefunden. Noch dazu wieder eine, die mit B beginnt!</span></span></span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtvahezxsEddkzCJxQzG9AWMMZETiAYrnxaU9dl5WMjeKLpk35e00RWfNnYJ1CAx0nTdJRDWVmKza5_B-nqf7UCYyVLQeupk0nH9xPWTUhJm1YIseqKMau7nwIJYuhPzX07EJZZ2YcYjQ/s1600/IMG-20141102-WA0001.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtvahezxsEddkzCJxQzG9AWMMZETiAYrnxaU9dl5WMjeKLpk35e00RWfNnYJ1CAx0nTdJRDWVmKza5_B-nqf7UCYyVLQeupk0nH9xPWTUhJm1YIseqKMau7nwIJYuhPzX07EJZZ2YcYjQ/s1600/IMG-20141102-WA0001.jpg" height="640" width="360" /></a></span></span></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Wie
in Berlin, steht auch in Bologna ein Neptunbrunnen vor dem Rathaus</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nach
den toskanischen Jahren, hatte ich in Cento endlich die angestrebte
wirtschaftliche Stabilität und Prosperität gefunden. Aber nach drei
Jahren war das kleine Cento nun wirklich ausgelutscht und es war
wieder mal Zeit für einen Tapetenwechsel. Schon seit längerer Zeit
spukte der Gedanke in meinem Kopf herum, wieder in eine Großstadt zu
ziehen. Und nachdem ich Bologna in immer häufigeren Besuchen nicht
nur kennen- sondern auch liebengelernt hatte, war die Entscheidung
nur folgerichtig, wieder einmal einen Umzug zu unternehmen. Rein
theoretisch gibt es in der Nähe von Cento noch zwei weitere
Alternativen, die mich allerdings nicht wirklich in ihren Bann ziehen
konnten: Ferrara und Modena.</span></span></span></span></span></span></span><br />
<br /></div>
<center>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="360" src="https://www.youtube.com/embed/xREl_68O-mw" width="640"></iframe></center>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Dieser
brandneue Song der Wiener Band „Wanda“ ist genau im richtigen
Moment erschienen, um meinen Umzug nach Bologna zu vertonen.
„Bologna, meine Stadt“ drückt ziemlich gut das Hochgefühl aus,
dass ich habe, seit ich in dieser tollen Stadt wohne.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Es
gab zwei Gründe, die mich für längere Zeit davon abgehalten
hatten, die Bologna-Idee auch umzusetzen: die höheren Kosten (die
Mieten in Bologna sind etwas höher und die Fahrtkosten machen sich
bemerkbar, zumal es in Italien keine Pendlerpauschale gibt) und der
längere Arbeitsweg (von meiner Wohnung in Cento brauchte ich zehn
Minuten zum Büro, jetzt ist es eine dreiviertel Stunde). Mit den
Kosten kann ich mich arrangieren und mit dem Arbeitsweg komme ich
auch klar. Die Sehnsucht nach den Möglichkeiten, die eine Großstadt
bietet, war letztendlich stärker und hat mich überzeugt, die
Nachteile in Kauf zu nehmen.</span></span></span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;"> </span></span></span></span></span></span></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJQXIcQjoelVz8sPx1HiDC5a_duiD6dBa3jMqL11l2Vl6ugKcR2FYHlLkk1MSpawAlcEysxBb7p6wtUuobuftncEohC26s1juF1193a111BNo1kACE4v3VaNEmluxaoE2_4MBmT2oYouY/s1600/20140504_145159.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJQXIcQjoelVz8sPx1HiDC5a_duiD6dBa3jMqL11l2Vl6ugKcR2FYHlLkk1MSpawAlcEysxBb7p6wtUuobuftncEohC26s1juF1193a111BNo1kACE4v3VaNEmluxaoE2_4MBmT2oYouY/s1600/20140504_145159.jpg" height="360" width="640" /></a></span></span></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Blick auf Bologna vom Torre Asinelli</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nahezu
alle meine Bekannten in Cento zeigten sich hingegen entsetzt, dass
jemand den „weiten“ Weg nach Bologna (knapp über 30 km) täglich
beschreiten würde. Bis heute sind einige davon überzeugt, dass ich
das nicht auf Dauer durchhalten würde und schon bald reumütig
zurückkehren würde. Es ist doch erstaunlich, wie unterschiedlich
die Maßstäbe sind. Für mich waren die kurzen Wege in Cento in
meinem bisherigen Leben eher die Ausnahme, eine angenehme
zugegebenermaßen. Aber daher wusste ich, dass die Umstellung auf 45
Minuten Arbeitsweg kein Hindernis sein würde. Für viele Centesen
sind solche Arbeitswege offenbar sehr ungewöhnlich. Und für einige
ist es dazu noch unvorstellbar, in einer Großstadt, in einem
riesigen Moloch sozusagen, zu leben. Ein Bekannter erzählte mir
sogar, dass er auch einmal so eine Erfahrung gemacht hatte, aber mit
den vielen Menschen hielt er es auf Dauer nicht aus. Auf Nachfrage
kam dann raus, dass er noch nichtmal das Großstadtleben meinte,
sondern dass er mal in einem Mehrfamilienhaus gelebt hatte.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Das
Leben in Cento ist ja auch nicht schlecht, aber ich fand es auf Dauer
doch etwas langweilig. Die Menschen sind nett, haben aber leider
mitunter nur den Horizont von Kleinstädtern. Hinzu kommt, dass es
als Fremder schwierig ist, sich in ein Kleinstadtleben zu
integrieren, wo sich alle von kleinauf kennen. Ich könnte mich auch
noch über den kulturellen Niedergang nach dem Erdbeben auslassen:
das Theater ist geschlossen, der Karneval auf Eis gelegt und manchmal
scheint es, dass die lokale Dialektpflege zum kulturellen Höhepunkt
avanciert ist. Ok, jetzt wird es etwas ungerecht, die Stadt bemüht
sich durchaus, einige Sachen auf die Beine zu stellen. Aber es hilft
ja nichts: gegen die Großstadt hat die Kleinstadt für mich immer
das Nachsehen. Nach all den Jahres ist das mein persönliches Fazit.</span></span></span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Also
Bologna. Mein Wunschziel. Endlich. Bologna hatte mich schon immer
fasziniert. Als ich vor fast zwölf Jahren (oh mein Gott!) für mein
Erasmusjahr nach Italien wollte, war Bologna meine erste Wahl. Voller
Geschichte, aber dennoch jung, lebendig, offen. So stellte ich mir
Bologna vor, ohne jemals dagewesen zu sein. Aufgrund verschiedener
Umstände klappte es damals nicht mit Bologna und als Alternative
fand ich dann den Weg nach Genua, was ja auch sehr schön war.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Als
ich dann im Sommer 2010 bei einer bayerischen Firma zum
Vorstellungsgespräch zu Gast war und vom neuen Büro in Cento hörte,
fand ich vor allem die Nähe zu Bologna verlockend. So verlockend,
dass ich dann doch in Italien weitermachen wollte, denn eigentlich
stand damals schon die Rückkehr nach Berlin auf dem Programm. Einige
Wochen später war ich dann endlich zum ersten Mal in Bologna. Mit
meinen zukünftigen Chefs saß ich in einem teuren Restaurant, wo
Herr K., mein neuer Arbeitgeber, das Glas erhob und mich in der Firma willkommen
hieß. Herr K. übrigens weilte bei diesem wie bei allen anderen
Besuchen in einem Hotel in Bologna, nicht etwa in Cento.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Vorher
kannte ich Bologna eher aus Geschichtsbüchern: Heimat der ersten
Universität Europas (gegründet 1088), die erste Gemeinde, die 1256
die Leibeigenschaft aufgehoben hatte, Schauplatz von Italiens
schwerstem Terroranschlag (1980). Ich weiß nicht, wie ich zu meiner
Vorstellung kam, dass Bologna eine lebendige und offene Stadt sei,
aber ausgedacht hatte ich mir das sicher nicht. Vielleicht hatte ich
das in irgendwelchen Reportagen oder Erzählungen aufgeschnappt, aber
irgendwie hatte ich zu Bologna immer positive Assoziationen. Und ich
bin ja nicht der einzige. Italienweit hat Bologna den Ruf, eine
liberale, reiche, bürgernahe, linke, lebendige und lebenswerte Stadt
zu sein. Ein Beispiel: obwohl deutlich kleiner als Mailand und Rom,
ist Bologna die erste italienische Stadt, in der sich ein
schwullesbisches Leben entfalten konnte. Nach wie vor ist Bologna in
dieser Hinsicht bedeutend. Vor einigen Wochen beispielsweise fand das
Filmfestival </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">GenderBender</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
statt. Einige Filmvorführungen habe ich auch besucht und falls Ihr
mal Lust auf Kino habt, kann ich Euch beispielsweise den
schweizerischen Beitrag „Der Kreis“ oder „Pride“ aus England
empfehlen.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheVAo7VlbAlo43DMmk0_EXBsfMNgM1Gtc7LqSn0o9U9Hif8a4GlBgrqQQ7eMQO5TcTqYj3fQ_NnGfJgX1LRaO-IM1w3V5e4wCkdORxQKSldp7H_LsDDo3jgabWV7zMAASV7coSP0jpOJg/s1600/IMG-20141005-WA0015.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheVAo7VlbAlo43DMmk0_EXBsfMNgM1Gtc7LqSn0o9U9Hif8a4GlBgrqQQ7eMQO5TcTqYj3fQ_NnGfJgX1LRaO-IM1w3V5e4wCkdORxQKSldp7H_LsDDo3jgabWV7zMAASV7coSP0jpOJg/s1600/IMG-20141005-WA0015.jpg" height="360" width="640" /></a></span></span></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Anfang
Oktober auf einer Demo gegen Homophobie</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Und
wo wir bei bewegten Bilder sind, kommt mir gleich noch eine andere
Erinnerung in den Sinn. Bologna war für mich auch immer die Stadt
des </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">ispettore</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
Coliandro, dem Held einer erfrischend anderen Fernsehserie, die von
2004 bis 2010 produziert wurde und in Bologna spielte. Coliandro löst
seine Fälle immer mit viel Glück und trotz seines Unvermögens. Und
obwohl er niemals eine </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">bella
figura</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
macht, ist er trotzdem und mit all seinen Schwächen ziemlich </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">figo</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">,
was man am ehesten mit cool übersetzen könnte. Da es Coliandro
niemals ins deutsche Fernsehen geschafft hat, werdet Ihr leider nicht
die Gelegenheit haben, meine Begeisterung für ihn zu verstehen. Auf
der anderen Seite werden hier stattdessen deutsche Perlen wie „Sturm
der Liebe“ oder „Alarm für Cobra 11“ zur Prime-Time gezeigt.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Was
soll ich sonst noch zu Bologna sagen? Erstaunlicherweise gehen die
Touristenströme an Bologna fast komplett vorbei. Dabei hat Bologna
alles, was ein Tourist suchen würde: eine wunderschöne Altstadt,
die auch noch zum großen Teil verkehrsberuhigt ist, eine
herausragende Küche, Nachtleben, Museen und schließlich die
allgegenwärtigen Arkaden, unter denen man auch bei Dauerregen oder
knallender Sonne entspannt shoppen kann. Aber mir soll's nur recht
sein. Sollen die Touristen nur alle Venedig und Florenz verstopfen,
umso entspannter lebt es sich in Bologna: letztes Jahr war Bologna
auf Platz drei im italienischen Lebensqualitätsvergleich, in einigen
Wochen müsste die neue Statistik herauskommen. Wir werden sehen, ob
sich meine Ankunft positiv oder negativ niederschlägt.</span></span></span></span></span></span></span></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3WBgXUpPcWD2GMUJ838fXDjXn1hJK5XpQ1Ba9xMskQirw5sQFtdBO1YIN9Y3akQUnMzjMjWs32FW4QHB8aR1cMaw_NQukmV0jpTQjdwBQwpDcwaWkF4Wgek1YJUZ2hrhncdwADjbvqS8/s1600/20140504_152128.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3WBgXUpPcWD2GMUJ838fXDjXn1hJK5XpQ1Ba9xMskQirw5sQFtdBO1YIN9Y3akQUnMzjMjWs32FW4QHB8aR1cMaw_NQukmV0jpTQjdwBQwpDcwaWkF4Wgek1YJUZ2hrhncdwADjbvqS8/s1600/20140504_152128.jpg" height="360" width="640" /></a></span></span></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Piazza
Santo Stefano – hier verirren sich dann doch mal einige Touristen
her</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Bologna
zieht statt der Touristen eher junge Leute aus ganz Italien an, die
zum Studium hierher kommen. Und dieser ständige Zufluss und Austauch
bereichert die Stadt nachhaltig und trägt dazu bei, dass in der
Stadt diese offene Atmosphäre herrscht. Ähnlich wie Berlin würde
ich sagen. Beide Städte profitieren sehr stark von den Zugezogenen.
In Bologna habe ich das Gefühl, ich würde sagen, zum ersten Mal
seit ich in Italien bin, nicht in erster Linie ein Ausländer zu
sein. Und vielleicht werde ich ja mit dieser neuen Erfahrung doch
noch darüber nachdenken, die Anträge einzureichen, um ein richtiger
</span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">cittadino
italiano </span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">zu
werden.</span></span></span></span></span></span></span><br />
<br /></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Saluti</span></span></i></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Daniele</span></span></i></span></span></span></span></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span>Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-43639308028421117902013-03-10T23:11:00.004+01:002015-02-16T06:48:41.938+01:00ci vuole fantasia<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">“<span style="font-size: small;"><span style="font-size: x-small;"><i>Un
bel giorno nacque questa democrazia, che a farle i complimenti ci
vuole fantasia.“ </i></span></span></span>
</div>
<br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">„<span style="font-size: small;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-style: normal;">Und
eines schönen Tages wurde diese Demokratie geboren. Um ihr Komplimente zu
machen, braucht es Fantasie."</span></span></span></span></div>
<br />
<br />
<div align="RIGHT" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: x-small;">Giorgio
Gaber</span></span><br />
<br />
<div style="text-align: left;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><i>Cari
amici,</i><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span></span></div>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">schon
vor zehn Jahren, kurz vor seinem Tode, hat der Mailänder
Liedermacher Giorgio Gaber dem weitverbreiteten Unbehagen über das
politische System der italienischen Republik mit dem Lied </span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;">“io
non mi sento italiano“ </span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">(ich
fühle mich nicht italienisch) ein musikalisches Denkmal gesetzt.</span></span></span></span></span><br />
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<br />
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="text-decoration: none;">“<span style="font-style: normal;">Mi
scusi Presidente</span></span><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span></span></div>
</div>
<div align="CENTER" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">ma
questo nostro Stato</span></span></span></span></span></div>
<div align="CENTER" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">che
voi rappresentate</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">mi
sembra un po' sfasciato.</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">E'
anche troppo chiaro</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">agli
occhi della gente</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">che
tutto è calcolato</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">e
non funziona niente.</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Sarà
che gli italiani</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">per
lunga tradizione</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">son
troppo appassionati</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">di
ogni discussione.</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Persino
in parlamento</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">c'è
un'aria incandescente</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">si
scannano su tutto</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">e
poi non cambia niente.“</span></span><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="text-decoration: none;">„<span style="font-style: normal;">Verzeihung,
Herr Präsident</span></span><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"> </span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">aber
dieser unser Staat,</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">den
Ihr repräsentiert,</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">scheint
mir etwas zertrümmert.</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Es
liegt auch für</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">jedermann
auf der Hand,</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">dass
alles nur berechnet ist</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">und
dabei nichts funktioniert.</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Vielleicht
sind die Italiener</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">aus
langer Tradition</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">viel
zu leidenschaftlich</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">bei
jeder Diskussion dabei.</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Selbst
im Parlament</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">herrscht
eine hitzige Atmosphäre,</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">sie
zerfleischen sich wegen allem</span></span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">und
dann ändert sich nichts.“</span></span></span></span></span></div>
<br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<br />
<center>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="480" src="https://www.youtube.com/embed/5aWYkwV-pn0" width="640"></iframe></center>
<br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Sicherlich
habt ihr davon gelesen und gehört: vor zwei Wochen hat Italien
gewählt. Mit großem Befremden habe ich die Reaktionen der deutschen
Politik und die Berichte aus den deutschen Medien auf das Phänomen
Beppe Grillo aufgenommen. Bei gewissen Berichten deutscher
Korrespondenten in Italien frage ich mich immer öfter, ob die
Autoren dieser Artikel wirklich in Italien sind. Ob sie wirklich aus
dem gleichen Land berichten, in dem ich nun seit sechseinhalb Jahren
lebe. Oftmals zeugen diese Berichte von einer Oberflächlichkeit und
Unkenntnis, die wirklich erschütternd ist. Es gibt auch positive
Ausnahmen, aber leider nicht viele. Vielleicht meinen die
Korrespondenten, es wäre ausreichend, sich mit ausgewählten
italienischen Journalisten und vermeintlich linken Politikern zu
unterhalten, um die italienische Wirklichkeit zu verstehen und
anschließend beurteilen zu können.</span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">Ich
seh das alles irgendwie anders. Und da ich Euer Mann vor Ort bin,
lasse ich Euch nun auch wissen, wie ich die Sache sehe. Ich bin auch
hochmütig genug, zu behaupten, ich könne viele Sachen besser
verstehen als viele der Kollegen Korrespondenten. Immerhin lebe ich
komplett im System Italien und berühre es nicht nur von außen. Das
Wahlergebnis ist in meinen Augen eine einmalige Chance, viele Dinge
in Italien zum Besseren zu ändern.</span></span></span></span><i><b> </b></i></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><i><b>La casta</b></i> </span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Im Jahre 2007 erschien in Italien
ein Sachbuch, das ausführlich das von Korruption, Vetternwirtschaft
und Ausplünderung durch die politische Klasse beherrschte System
beschreibt. Der Titel des Buches, das sofort zu einem Bestseller
avancierte, hat dieser politischen Klasse den wohlverdienten Namen
gegeben: <i>La casta</i><span style="font-style: normal;"> – die
Kaste.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Italien
wird beherrscht von einer Kaste machtbesessener Politiker, die ihre
einzige Aufgabe darin sehen, sich den einmal erkämpften Zugang zu
Geld und Privilegien für möglichst lange zu sichern und sich
während dieser Zeit die Taschen möglichst voll zu stopfen. Im Buch
werden fortlaufend Beispiele genannt, aus denen zum Beispiel
hervorgeht, dass Italien sich pro Kopf ungefähr doppelt so viele
Abgeordnete leistet wie Deutschland und dass diese Abgeordnete dann
auch in etwa das Doppelte ihrer deutschen Kollegen verdienen. Die
Parteien, die dieses System beherrschen, haben dabei in den letzten
Jahrzehnten jedes Maß verloren und ein landesweites System von
Ämtern und Verwaltungen ausgebaut, dass vor allem dazu dient,
möglichst viele Freunde und Verwandte verdienter Parteigenossen mit
unnützen Posten zu versorgen. Grundsätzlich gilt den Parteien der
Staat nicht als Instrument der Steuerung der öffentlichen Sache,
sondern als Beute, die es maximal auszunutzen gilt.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">So lange
es in Italien wirtschaftlich gut lief, wurde dieses System noch
toleriert. Doch mittlerweile leidet das Land unter einem seit Jahren
anhaltenden langsamen Niedergang, der von den verantwortungslosen
Politikern kaum wahrgenommen, geschweige denn bekämpft wird. Da aber
Verschwendung, Korruption, Bürokratie und Vetternwirtschaft nicht
eingedämmt werden, erhöht die Kaste in ihrer Ignoranz noch das
bestehende Problem. Der italienische Kuchen wird eher kleiner und die
Kaste will ein immer größeres Stück haben. Die Schulden- und
Steuerlast, die auf Italien lastet, wächst auch deshalb immer
weiter. Und mit jedem neuen Skandal, und davon habe ich ja selbst
schon einige beschrieben, der so gut wie nie zu Konsequenzen in Form
von Rücktritten oder gar Gesetzesänderungen führt, entfernt sich
die Kaste zudem noch ein Stück weiter vom Wähler.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Rücktritte
deutscher Politiker, wie zum Beispiel der von Christian Wulff, wurden
von vielen Italienern mit Bewunderung aufgenommen. Bewunderung
darüber, wie „wenig“ in Deutschland manchmal ausreicht, um zum
Rücktritt gezwungen zu werden. Natürlich herrscht dann auf der
italienischen Seite eine durchaus verklärte Sicht auf die deutsche
Politik und Zivilgesellschaft vor. Aber diejenigen in Deutschland,
die glauben, im Grunde sei doch in Deutschland die politische
Situation nicht anders, kennen nicht die italienischen Dimensionen.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Im Italienischen gibt es eine Redewendung, wonach ein Seil irgendwann
zerreißt, wenn man zu sehr daran zieht. Ähnlich wie der deutsche
Geduldsfaden. Offenbar fehlt nicht mehr viel, dann wird das Seil
reißen. Die Leute in Italien haben es satt, dass sie seit
Jahrzehnten immer die gleichen Gesichter präsentiert bekommen, die
nicht den kleinsten Finger rühren, um etwas für das Land zu tun,
sondern nur Scheindebatten führen, die nicht die Probleme des Landes
betreffen und dafür in einer Art und Weise abkassieren, die in der
westlichen Welt ihresgleichen sucht. Während reihenweise Unternehmen
schließen und die Arbeitslosigkeit ungebremst ansteigt, während die
Industrieproduktion sinkt und die Steuerlast steigt, diskutiert die
Politik Fragen, welche Rolle zukünftig der Staatspräsident spielen
solle oder überlegt ernsthaft, dass man am besten noch eine vierte
Berufungsinstanz einführen sollte. Das käme nämlich wiederum dem
Teil der Kaste entgegen, der in strafrechtliche Schwierigkeiten
geraten ist.<i><b> </b></i></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><i><b>Partito democratico</b></i> </span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In
deutschen Medien wird dann der Anschein erweckt, dass an alledem ja
nur der böse Berlusconi Schuld sei. Dem ist aber nicht so. Es gibt
ein parteiübergreifendes, stillschweigendes Einverständnis darüber,
dass sich möglichst nichts ändern soll. So ist zum Beispiel nie ein
lange gefordertes Gesetz zum Interessenkonflikt verabschiedet worden.
Auch dann nicht, als Mitte-Links an der Macht war. Der Grund ist
ziemlich einfach. Ein solches Gesetz würde ja nicht nur Berlusconi
treffen, sondern auch alle anderen Politiker, die gleichzeitig
mehrere Positionen innehaben, deren Interessen sich widersprechen.
Und dieses Problem ist tatsächlich nicht nur ein italienisches.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Die
Rolle des </span><i>Partito Democratico</i><span style="font-style: normal;">
(PD, die „Demokratische Partei“, die in Deutschland gern als
sozialdemokratisch bezeichnet wird) ist in diesem Zusammenhang extrem
zweifelhaft. Auf der einen Seite präsentiert sie sich als
Reformkraft, die gewillt ist, Italien zu modernisieren, zu
demokratisieren und für soziale Gerechtigkeit einzutreten. Auf der
anderen Seite tut sie nichts, wenn sie die Gelegenheit dazu hat. Und
manchmal tut sie noch das genaue Gegenteil. Als Mitte-Links von
2006-2008 an der Macht war, wurden sogleich die Stellen in der Spitze
des öffentlichen Rundfunks RAI mit ergebenen Leuten besetzt. Was
Berlusconi einige Jahre vorher vorgeworfen wurde, wurde unter anderen
Vorzeichen wiederholt. Eine Begründung dafür habe ich persönlich
von einer PD-Aktivisten erhalten: „Das haben die anderen doch auch
gemacht!“ Und genau nach dem Motto entsteht ein Wettbewerb nach
unten. Negative Aspekte der Gegenseite werden nicht etwa präsentiert,
um es besser zu machen und den Gegner alt aussehen zu lassen. Nein,
sie werden als Begründung genutzt, um es genauso zu machen.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Und
es zeigte sich auch gerade während der Mitte-Links-Regierung unter
Prodi, wie wenig man sich um demokratische und rechtsstaatliche
Grundsätze kümmerte. Darüber habe ich bereits vor fünfeinhalb
Jahren geschrieben <a href="http://piazzapitti.blogspot.it/2009/06/repubblica-delle-banane.html" target="_blank">(klick!</a>).
Ich erinnere: der Angriff auf Rechsstaat und Meinungsfreiheit kam
damals aus den Reihen der (Vorgängerpartei der) PD.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Im
Jahre 2005 hat die Mitte-Rechts-Koalition ein neues Wahlgesetz
erlassen, dass von der Opposition aufs Schärfste kritisiert wurde.
In Italien wird das Gesetz </span><i>Porcellum</i><span style="font-style: normal;">
genannt, weil sein eigener Verfasser, der Lega-Nord-Politiker Roberto
Calderoli, es als </span><i>porcata </i><span style="font-style: normal;">(Schweinerei)
bezeichnet hatte. Durch dieses Wahlgesetz wurde festgelegt, dass 340
der 630 der Sitze im Unterhaus (</span><i>Camera</i><span style="font-style: normal;">)
an die siegreiche Koaltion gehen. Koalitionen bilden sich in Italien
bereits vor den Wahlen und treten dann gemeinsam an.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Dank
dieser Situation hat Mitte-Links im neuen Unterhaus die absolute
Mehrheit, obwohl nur 29,5% der Wähler für diese Koalition gestimmt
haben. Übrigens ist Italien bei dieser Wahl nur äußerst knapp an
der Wiederauferstehung Berlusconis vorbeigeschrammt. Seine Koalition
hatte immerhin 29,2% der Stimmen. Nur 125.000 Stimmen trennen die
beiden Lager. Wäre die Vertreterin der deutschsprachigen Minderheit,
die Südtiroler Volkspartei, wie bei den Wahlen 2008, neutral
geblieben, hätte Berlusconi heute die Mehrheit in der </span><i>Camera</i><span style="font-style: normal;">.
Aber die SVP hatte sich im Vorfeld der Wahl der Mitte-Links-Koalition
angeschlossen und knapp 147.000 Stimmen geholt.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Auf
eine kompliziertere Art und Weise werden vom Wahlgesetz die Sitze im
Oberhaus (</span><i>Senato</i><span style="font-style: normal;">)
verteilt: jede Region hat eine bestimmte Zahl von Sitzen. Und die
relativ stärkste Koalition in einer Region bekommt die absolut
meisten Sitze, die der Region zustehen. Daher hat die PD nur in der
</span><i>Camera</i><span style="font-style: normal;"> eine Mehrheit,
nicht aber im </span><i>Senato</i><span style="font-style: normal;">.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die
merkwürdige „Mehrheitsprämie“ des Wahlgesetzes sollte für
regierungsfähige Mehrheiten sorgen, sie ist aber nur ein Aspekt
dieses Wahlgesetzes. Der andere Aspekt ist, dass das Wahlgesetz das
Konzept „Wahlkreis“ praktisch abgeschafft hat. Die Abgeordneten
werden von den Parteizentralen auf Listenverbindungen gesetzt, auf
die die lokalen Parteiverbände und die Wähler keinen Einfluss mehr
haben. Damit haben die Parteizentralen die Möglichkeit, unbequeme
Kandidaten auszuschließen und die anderen zu disziplinieren. Für
die Abgeordneten gibt es damit schließlich keine Motivation mehr,
sich vor Ort blicken zu lassen und sich mit ihren Wählern zu
beschäftigen.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Worauf
ich hinaus will: das Gesetz hat die Kastenbildung noch verstärkt,
führt zu zweifelhaften Zusammensetzungen des Parlaments und wurde
heftig von Mitte-Links kritisiert, solange Lippenbekenntnisse
ausreichten. In den Jahren der Prodi-Regierung 2006-2008 wurde dann
kein Finger gerührt, um etwas zu ändern. Es war der
Mitte-Links-Führung offensichtlich nur recht, dass sie die Posten
nach Belieben verteilen konnte, ohne auf irgendwen und irgendwas
Rücksicht nehmen zu müssen.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und noch
ein weiteres Beispiel: in vagen Andeutungen bekennt sich die PD schon
seit längerer Zeit zum Abbau unnötiger Strukturen, welcher die
Staatskasse entlasten könnte. So gibt es schon seit längerer Zeit
den Vorschlag, die Provinzen aufzulösen und die Kompetenzen den
übergeordneten Regionen und den untergeordneten Gemeinden zu
übertragen, die das locker miterledigen könnten. Laut einigen
Berechnungen, die wahrscheinlich übertrieben optimistisch sind,
könnte man auf diese Art jährlich 17 Milliarden Euro einsparen. Im
Juli 2011 brachte eine kleinere Oppositionspartei diesen Vorschlag
auf die Tagesordnung und es bot sich die Mehrheit, eine entsprechende
Regelung durchzubringen. Berlusconi war dagegen, konnte sich aber
seiner eigenen Mehrheit nicht sicher sein. Wieder einmal zeigte die
PD ihr wahres Kasten-Gesicht, enthielt sich der Stimme und sicherte
so Berlusconis Regierung die Mehrheit. Grund: PDL
(Berlusconis-Partei), Lega Nord und PD brauchen die Provinzen, um
ihren Parteisoldaten gutbezahlte und arbeitsarme Ämter zu sichern.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Um es
kurz zusammenzufassen: bloß weil sich die PD „demokratisch“
nennt, heißt das noch lange nichts. Es gab auch mal eine „Deutsche
Demokratische Republik“, die ähnlich anmaßend mit diesem Attribut
umging. Die PD ist eine Partei, die bisher regelmäßig alle
Hoffnungen enttäuscht hat und ebenfalls regelmäßig in
Korruptionsfälle verwickelt ist. Sie ist lediglich das kleinere Übel
gegenüber Berlusconis Koalition. Beppe Grillo, zu dem ich gleich
kommen werde, gesteht ihr vermulich nicht einmal das zu. In
Anspielung auf Berlusconis PDL nennt er sie PDohneL. Meine
Einschätzung ist, dass die PD am Ende alles das macht, was auch
Berlusconis PDL macht, nur mit mehr Niveau und mit ein bisschen
schlechtem Gewissen, weil sie mitunter an ihre idealistische
Parteibasis denkt.<b> </b></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><b>Beppe
Grillo Teil 1</b> </span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Aus den vielen Berichten, die nach
der Wahl veröffentlich worden sind, kommt stark die Überraschung
über das starke Abschneiden von Beppe Grillos neuer
5-Sterne-Bewegung <i>(Movimento 5 Stelle</i><span style="font-style: normal;">)
zum</span> Ausdruck. Dabei kommt der Erfolg Grillos überhaupt nicht
überraschend. Die Verärgerung über das oben beschrieben politische
System, dessen Protagonisten sich nur noch mit sich selbst und nicht
mit den immer größeren Probleme des Landes beschäftigen, ist
mittlerweile im Land so weit verbreitet, dass man schon blind oder
taub sein muss, um das nicht wahrzunehmen. Daher auch meine
Verwunderung über das Erstaunen unter den deutschen Journalisten.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und genauso verwundert bin ich auch
über das Abkanzeln Beppe Grillos als Clown, Schreihals und
Populisten. Dabei gab es schon vor sieben Jahren Artikel in der
deutschen Presse, die das Phänomen Beppe Grillo ohne Vorurteile
beschrieben. Den entsprechenden Artikel habe ich in meinem ersten
Artikel über Beppe Grillo
(<span style="color: blue;"><u><a href="http://piazzapitti.blogspot.it/2009/06/vaffanculo.html" target="_blank">klick!</a></u></span>)
bereits verlinkt, gern tue ich es noch einmal:
<span style="color: blue;"><u><a href="http://www.zeit.de/2006/04/Grillo">http://www.zeit.de/2006/04/Grillo</a></u></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Beppe Grillo als Populisten zu
bezeichnen, deutet daraufhin, dass man seine Kenntnisse vor allem aus
den weitgehend gleichgeschalteten italienischen Medien bezieht, die
sehr eng mit der politischen Kaste verflochten sind. Besonders die
Politiker der PD und die mit ihr verbundenen Medien (<i>La Repubblica</i><span style="font-style: normal;">
und </span><i>L'Espresso</i><span style="font-style: normal;"> oder
die entsprechenden RAI-Sendungen beispielsweise) haben es sich seit
dem Auftreten Beppe Grillos zur Aufgabe gemacht, dessen Bewegung zu
diskreditieren und ihr Populismus vorzuwerfen. Dabei hat Beppe Grillo
sehr konkrete und wichtige Projekte, für die er sich eingesetzt
hatte. Aber diese Projekte griffen eben die politische Kaste an.</span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zweimal
hat Beppe Grillo einen V-Day veranstaltet, eine in mehreren Städten
gleichzeitig stattfindende Demonstration mit Unterschriftensammlung,
um das Parlament zu zwingen, sich mit den Vorschlägen Grillos zu
befassen. Wichtigster Teil der Vorschläge war 2007 die „Reinigung“
des Parlaments von rechtskräftig verurteilten Straftätern unter den
Abgeordneten. Dies ist ein speziell italienisches Phänomen, was in
keinem anderen europäischen Land denkbar ist. Zu einer Reihe
endgültig Verurteilter kommt noch eine hohe Zahl an Abgeordneten,
die bereits in ersten Instanzen verurteilt wurden, aber noch die letzte
Berufungsinstanz abwarten. Die höchste Verurteiltenquote haben die
Mitte- und Rechtsparteien UDC (mit der Professor Monti sich für die
Wahlen zusammengetan hat) und Berlusconis PDL. Aber auch die PD ist
davon nicht frei. Obwohl die nötige Unterschriftenzahl zusammenkam,
hat sich das Parlament unter Missachtung der Rechtslage bis heute
nicht mit den vorgebrachten Themen befasst.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Beim
zweiten V-Day ging es um die Erzwingung von Volksabstimmungen mittels
Unterschriftensammlungen. Ziel war die Aufhebung gesetzlicher
Regelungen, die der Pressefreiheit in Italien entgegenstehen.
Beispielsweise wollte Grillo die staatliche Zeitungsfinanzierung
aufheben, um die Einflussnahme der Politik zu beenden. Ebenso wollte
er die Journalistenkammer abschaffen. In Italien darf man als
Journalist nur tätig werden, nachdem man eine staatliche Prüfung
bestanden hat und in die Journalistenkammer (ähnlich einer
Rechtsanwaltskammer) aufgenommen wurde. Dieses Instrument zur
medienpolitischen Steuerung wurde in den dreißiger Jahren unter
Mussolini eingeführt und existiert, einmalig in Europa, noch heute.
Laut Grillo kamen 1,3 Millionen Unterschriften zusammen, 500.000
waren nötig, um das Referendum zu erzwingen. Das höchste
italienische Gericht hat allerdings mehrere hunderttausende
Unterschriften nicht anerkannt, womit das Vorhaben gescheitert ist.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: normal;">Im
Jahre 2009 hat Beppe Grillo schließlich das </span><i>Movimento 5
Stelle </i><span style="font-style: normal;">gegründet, eine Art
Bürgerbewegung, die sich zum Ziel setzt, bestimmte Projekte, wie die
oben beschriebenen zu verwirklichen. Seit Anbeginn wird diese
Bewegung von der italienischen Politik und den Medien entweder
ignoriert oder pauschal verunglimpft. Wer mag, kann sich gern selbst
ein Bild machen. M5S hat ein konkretes Programm, dass auch auf
deutsch abgerufen werden kann:
</span><span style="color: blue;"><u><a href="http://www.movimentocinquestelle.eu/documenti/programma-de.pdf"><span style="font-style: normal;">http://www.movimentocinquestelle.eu/documenti/programma-de.pdf</span></a></u></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">M5S sieht
sich als eine Art Plattform, auf der Ideen von jedermann ausgetauscht
und Vorschläge erarbeitet werden können. Das Internet ist dabei die
Grundlage, die bisher ungekannte Möglichkeiten der Kommunikation und den Bürgern eine völlig neue Teilhabe an der Politik
bietet.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wer sich
jetzt über den Erfolg des M5S wundert, hat anscheinend die ganzen
letzten Jahre verschlafen, in denen sich die Bewegung Beppe Grillos
entwickelt hat. Von Jahr zu Jahr hat Beppe Grillo bei seinen
Auftritten Theater und Plätze gefüllt. Und ab 2010 hat M5S langsam
aber stetig Wahlerfolge errungen. Bei einigen Kommunalwahlen im Mai
2011 schaffte das M5S den Einzug in mehrere Gemeinderäte. Seit Mai
2012 stellt das M5S beispielsweise mit Parma erstmals den
Bürgermeister einer Großstadt. Und im Oktober 2012 wurde das M5S
die stärkste politische Gruppierung bei den Regionalwahlen in
Sizilien.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun sitzt
das M5S also im italienischen Parlament und sorgt dort für frischen
Wind. Bereits jetzt ist klar: unter den M5S-Abgeordneten gibt es
niemanden, der Probleme mit der Justiz hat. Sie sind außerdem die
jüngsten Abgeordneten und die mit dem höchsten Bildungsgrad.</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><b></b></span><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGZkh7jU8JAHIFcr0EplMJLRp3RlFPWkAJ1cScCJkv-lXdf7nhSSVPqqYCcDqiULXjjTxysEb4Eyag31oNyQfRqreE22sfp05SAlOhnXlGjc6HrinCVvzseZdslesmVau9GZHATpjnZXE/s1600/23+-+grillo.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGZkh7jU8JAHIFcr0EplMJLRp3RlFPWkAJ1cScCJkv-lXdf7nhSSVPqqYCcDqiULXjjTxysEb4Eyag31oNyQfRqreE22sfp05SAlOhnXlGjc6HrinCVvzseZdslesmVau9GZHATpjnZXE/s1600/23+-+grillo.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><b>Füllt die Plätze Italiens: vor zwei Jahren war ich bei Beppe Grillos Auftritt in Cento dabei</b></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><b>Beppe
Grillo Teil 2</b> </span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und nun
werde ich Beppe Grillo von dem Thron holen, auf den ich ihn bisher
durch meine Beschreibungen gesetzt habe. Denn kritisieren kann und
muss man ihn schon, nur bitte mit Argumenten, nicht mit
Schlagwörtern.</span></div>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Meiner
Meinung nach hat das M5S nur dann eine wirkliche Chance, wenn es es
schafft, sich von seinem Übervater Beppe Grillo zu emanzipieren. Es
ist klar, dass ohne Grillos Popularität und seinen jahrelangen
Einsatz das M5S niemals entstanden wäre, geschweige denn den
aktuellen Erfolg erreicht hätte.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Gerade
eine Bewegung, die sich für eine umfassende Demokratisierung der
italienischen Politik einsetzt, muss in dieser Hinsicht mehr als nur
Vorbild sein. Und gerade hier zeigt sich, dass die Einflussnahme
Grillos auf das M5S problematisch wird. Erstmals deutlich wurde das
im März 2012, als der ferraresische Gemeinderat Valentino Tavolazzi,
der vom M5S unterstützt wurde, von Beppe Grillo aus der Bewegung
ausgeschlossen wurde. Begründet wurde das mit Versuchen Tavolazzis
die „Bewegung“ umzuorganisieren, letztendlich wohl in Richtung
„Partei“. Und da Grillo die Parteien abschaffen will, kann M5S
niemals eine Partei sein. Offenbar stellte Tavolazzi auch Fragen zur
Rolle Grillos im M5S der Zukunft.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Als der
Ausschluss Tavolazzis von der Ortsgruppe Cento des M5S kritisch
hinterfragt wurde, bekam diese Post von Grillos Anwalt. Ihr wurde das
Recht entzogen, Namen und Symbol des M5S zu verwenden. Diese sind
nämlich eine eingetragene Marke, die Beppe Grillo gehört. Und damit
sind wir schon am Kern des Problems. Das M5S ist keine Partei, sie
hat keine Mitglieder. Das M5S sieht sich als Plattform. Unter seinem
M5S versammeln sich engagierte Bürger, um gemeinsam etwas zu
erreichen. Und über allem wacht Beppe Grillo. Die auf dem Foto oben
versammelten M5Sler aus Cento sind mittlerweilse nicht mehr Teil der
Bewegung.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und
ebenfalls raus sind zwei bolognesische M5Sler, die sich im Herbst
2012 kritisch zur inneren Demokratie in der Bewegung geäußert
haben. Grillo zeigt sich kompromisslos. Abweichler sieht er als
potenziell zerstörerisch für die Bewegung und sein Projekt des
vollkommenen Umbaus des politischen Systems an. Aktuell lehnt er
daher auch jede Zusammenarbeit mit der PD in Form einer
Regierungsbildung ab. Er meint, er möchte der PD nicht als
verlängerter Arm beim Erhalt der Parteienherrschaft behilflich sein.<b> </b></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><b>Finale</b> </span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und dennoch bin ich nach dem Wahlergebnis noch guter Hoffnung. Die
neuen Verhältnisse zwingen sowohl M5S als auch PD dazu, Farbe zu
bekennen. Es wird keine Ausflüchte mehr geben. Vorschläge des M5S,
die auf positive Resonanz bei der PD-Anhängerschaft treffen, werden
von der Parteiführung nicht mehr einfach abgewiesen werden können.
Die PD wird sich nicht mehr hinter irgendwelchen Verhältnissen
verstecken können, die ihr aus diesem oder jenem Grund Reformen
unmöglich machen würden. Denn dies oder eine Zusammenarbeit mit der
PDL würde sie endgültig unglaubwürdig machen und sie bei den
nächsten Wahlen sehr teuer zu stehen kommen. Bereits die
Unterstützung der Regierung Monti hätte die PD beinahe den knappen
Wahlsieg gekostet. Denn auch Montis Bilanz ist kläglich. Reformen
kamen so gut wie keine zustande. Dabei wollte er durchaus auch die
Kaste einen Beitrag leisten lassen, kam damit aber natürlich nicht
durch das Parlament. Lediglich mit Steuererhöhungen konnte Monti die
Staatspleite abwenden.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal; font-weight: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">
Die derzeitige Situation scheint verfahren, weil keiner eine
Regierung bilden kann. Das M5S sieht keine Vertrauensgrundlage, um
mit der PD, die bis zum Wahltag gegen Grillo und das M5S gehetzt hat,
eine Regierung zu stellen. Es wird sich jedoch nicht aus der
Verantwortung stehlen können, wenn es die Gelegenheit bekommt,
einige seiner Forderungen umzusetzen. Denn das würde das Ende des
Projekts M5S bedeuten. Wir werden sehen, ob alle Beteiligten genug
Fantasie aufbringen, um eine tragbare Lösung zu finden, die Italien
voranbringen wird.</span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western" style="font-style: normal; font-weight: normal;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">
Nach dieser ausführlichen Berichterstattung meinerseits melde ich
mich wieder ab, wünsche Euch einen schönen Frühling und überlasse
Euch wieder den von mir so kritisierten Journalisten der deutschen
Medien. Was mich dabei so besonders erschüttert, ist, dass die
Unkenntnis und Oberflächlichkeit schon so groß ist, wenn es sich um
ein nahes und befreundetes Land wie Italien handelt. Ich frage mich
in solchen Momenten, was ich von dem glauben soll, was uns über
Länder wie Syrien, Iran oder Nordkorea erzählt wird.</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMdPQoUSeYx52tJXU81TKWNwcYGwumHFrilZQbUEQMUA7oFzwGD-m1V63X_U1Vu4csOZU9rJJcRkOBjW2f8aboTvCuPs6BYnKI4Ewz_gsqZ9A7PQH0AbHSkkh_5VuNhZyhHRRpAwOnUOI/s1600/23+-+tempo.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMdPQoUSeYx52tJXU81TKWNwcYGwumHFrilZQbUEQMUA7oFzwGD-m1V63X_U1Vu4csOZU9rJJcRkOBjW2f8aboTvCuPs6BYnKI4Ewz_gsqZ9A7PQH0AbHSkkh_5VuNhZyhHRRpAwOnUOI/s1600/23+-+tempo.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-style: normal;"><b>Naja,
das mit dem Frühling war wohl nichts.</b></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
</div>
</div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-53444229851095846122012-06-17T18:50:00.001+02:002015-02-14T10:11:07.202+01:00scosse<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
<br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;">wenn
man von meinem 2010er Rätsel mal absieht, habe ich Euch vor
zweieinhalb Jahren zum letzten Mal von meinem Leben in Italien
berichtet. Eigentlich wollte ich es damals dabei belassen. Es gab
dafür verschiedene Gründe. Heute werde ich mich über diesen
Entschluss hinwegsetzen. Es hat sich in den letzten Wochen ein
bisschen Stoff angesammelt, den ich interessant genug finde, um Euch
davon zu berichten.</span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Cento</b></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Aber
dazu später. Zuerst einmal kommt nach lediglich 19,5 Monaten die
Auflösung des Rätsels. Die Stadt, die von einem berühmten
Durchreisenden beschrieben worden war, ist natürlich Cento. Und der
berühmte Durchreisende war natürlich niemand anderes als Johann
Wolfgang von Goethe, der auf seiner „Italienischen Reise“ im
Oktober 1786 in Cento Station gemacht hatte. Die 100 Sympathiepunkte
für die schnellste Lösung gingen nach Amerika.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></span></span></span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkMjB9waYonnmJNBQ32KIVnyq6HySJblEAM3qRP3l3UNRdPacPyAnu1kgn1geJzUzAXtHyN3IU6HYTQuarDbIdEpq3iKlW4cWRlrPBcfVdvKkYKQdGg5jH7zQejVQunwNSe1CsdyAXo6w/s1600/22+-+Goethe.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkMjB9waYonnmJNBQ32KIVnyq6HySJblEAM3qRP3l3UNRdPacPyAnu1kgn1geJzUzAXtHyN3IU6HYTQuarDbIdEpq3iKlW4cWRlrPBcfVdvKkYKQdGg5jH7zQejVQunwNSe1CsdyAXo6w/s1600/22+-+Goethe.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Goethes
Worte über Cento findet man auf dieser Tafel unter den Arkaden
zwischen </b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Piazza</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
und </b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Pinacoteca</b></span></i></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Da
wohl nicht jeder Cento kennt, werde ich Euch diese emilianische
Kleinstadt nun vorstellen. Die Gemeinde Cento, die auch einige
umliegende Dörfer umfasst, hat etwa 35.000 Einwohner und liegt
ziemlich genau in der Mitte der Großstädte Bologna, Ferrara und
Modena. Obwohl Cento zur Provinz Ferrara gehört, hat Cento die
Telefonvorwahl von Bologna und liegt mit etwa 30km Entfernung auch
näher an Bologna als an Ferrara. Wie in Italien üblich, spielen
lokale Unterschiede eine wichtige Rolle: die Centesen fühlen sich,
trotz der Zugehörigkeit zu Ferrara, eher bolognesisch und auch die
lokale Mundart ist bolognesisch gefärbt. </span></span></span></span></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Die
Hin- und Hergerissenheit ist, wie sollte es anders sein, historisch
bedingt. Cento war anfangs dem Bischof von Bologna und damit dem
Kirchenstaat Untertan, bis Papst Alexander VI. (Rodrigo Borgia,
verkörpert von Jeremy Irons in der US-Fernsehserie „Die Borgia“)
1502 Cento dem Herzog von Ferrara als Geschenk zur Hochzeit mit
Alexanders Tochter Lucrezia Borgia überließ. Nach Alexanders Tod
setzte ein mehrmaliges Hin und Her ein, bis Cento schließlich, mit
dem gesamtem Herzogtum Ferrara, 1598 zum Kirchenstaat zurückkehrte.
Das Herzogtum Ferrara verlor im Laufe des 16. Jahrhundert an Macht,
ein schweres Erdbeben im Jahr 1570 hatte daran einen nicht
unerheblichen Anteil.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Berühmtester
Centese ist Giovanni Francesco Barbieri, genannt </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Guercino</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
(der Schielende), bedeutender Maler des 17. Jahrhunderts. Ihm sind in
der Stadt die zentrale </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">piazza
Guercino</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
mit Denkmal und die Hauptstraße </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">corso
Guercino</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
gewidmet. Die lokale </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">pinacoteca</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
beherbergt viele seiner Werke. Auch viele Vereine und
Gewerbetreibende schmücken sich mit seinem Spitznamen. Witzigerweise
nennt sich sogar ein Brillenladen hier </span></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Ottica
Guercino</span></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">...</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Cento
ist innerhalb Italiens durchaus auch überregional für seinen
Karnival bekannt, der jedes Jahr an fünf Sonntagen im Februar und
März mit Umzügen in der Altstadt gefeiert wird, wenn die Natur dem
keine Hindernisse in den Weg legt. So fielen dieses Jahr die ersten
beiden Karnevalssonntage aus, da es mehrfache ungewöhnlich heftige
Schneefälle gab, die ein sicheres Durchführen der Umzüge und eine
sichere Anreise der Teilnehmer und Gäste unmöglich machten.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></span></span></span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJ8pmayTpfEVoiD-7_d84H44R9wbOmiphODJXQZth7jdVlmJO9J5cv2r7OfTMrczmbq_bkOT4mzWDI4NKNdS66JWsy18pNlrzEYBZiyLgJM_RBOOf9NVJ5zgB2QWsdWc8xxqYQ7EXQIAU/s1600/22+-+Neve.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJ8pmayTpfEVoiD-7_d84H44R9wbOmiphODJXQZth7jdVlmJO9J5cv2r7OfTMrczmbq_bkOT4mzWDI4NKNdS66JWsy18pNlrzEYBZiyLgJM_RBOOf9NVJ5zgB2QWsdWc8xxqYQ7EXQIAU/s1600/22+-+Neve.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
winterliche </b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Rocca</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
(Festung) von Cento. Einige Stunden später war der Schnee auf über
einen halben Meter aufgetürmt . Anhaltende starke Schneefälle
sorgten dafür, dass dieser Zustand fast zwei Wochen bestand.</b></span></span></span></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Bemerkenswert
ist in Cento weiterhin ein (in dieser Gegend verbreitetes)
tausendjähriges System der landwirtschaftlichen Nutzung, das bis
heute besteht. Nach der Urbarmachung der sumpfigen Gebiete um Cento
(im centesischen Wappen zeugt heute noch ein Flusskrebs von dieser
Vergangenheit) wurde ein Rotationsprinzip eingeführt, bei dem das
Land alle zwanzig Jahre unter den städtischen Urfamilien neu
verteilt wird.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Wirtschaftlich
bedeutsam ist in Cento aber auch die Industrie. Aus Cento stammt
Ferruccio Lamborghini, der hier in Cento ein bedeutendes
Traktorunternehmen gegründet hatte. Weltweit bekannt wurde der
Unternehmer aber erst, als er nach einem Disput mit Enzo Ferrari, in
Sant'Agata Bolognese, nicht weit von Cento entfernt, eine
Sportwagenfirma erschuf.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nachfolgend
noch ein paar Bilder aus Cento, die ich im Mai 2011 gemacht habe.</span></span></span></span></span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8uzblQJ2ovjRXElsCWS0hlBWDXR3Ia_TJqTx2cRGyTxYC00mQNKJIJkD8Wnta1fU2t0mLohumHBhrQQ7z2nhMIfysZo8viv8lQFP7ca0Kd24t_x108DJ0rZXyXgor0SuCc7h2X-5kFR0/s1600/22+-+Piazza.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8uzblQJ2ovjRXElsCWS0hlBWDXR3Ia_TJqTx2cRGyTxYC00mQNKJIJkD8Wnta1fU2t0mLohumHBhrQQ7z2nhMIfysZo8viv8lQFP7ca0Kd24t_x108DJ0rZXyXgor0SuCc7h2X-5kFR0/s1600/22+-+Piazza.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Piazza
Guercino</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
– das Zentrum von Cento</b></span></span></span></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj75amiDcpz8TEQPRyAScGD6G-QtuLtiqL28abCHT8ZlBCvlukdJOdXOU3QbKs2dZRNN7sgP7sl0foLYlOFWUX40ZBjZB08Cv9R-S1B_R0phrI5v62LS270DVcvOrY0_g2lzxPzGQxwDXc/s1600/22+-+Corso.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj75amiDcpz8TEQPRyAScGD6G-QtuLtiqL28abCHT8ZlBCvlukdJOdXOU3QbKs2dZRNN7sgP7sl0foLYlOFWUX40ZBjZB08Cv9R-S1B_R0phrI5v62LS270DVcvOrY0_g2lzxPzGQxwDXc/s1600/22+-+Corso.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Corso
Guercino</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
– die Hauptstraße von Cento</b></span></span></span></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-a5vmGZm7WtQbt6DvIrqJuZU-JCwY_RpFzyRUUEBPhR73JB4ehBfHnh88AKFiUa31TvYzyfLw4Kv0wJcEbfJ0JmnOK2UKt8a8z6lJk1qvjpEYkMym-MUFLO74MxKgHvlrON_hYuR5jQU/s1600/22+-+Casa.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-a5vmGZm7WtQbt6DvIrqJuZU-JCwY_RpFzyRUUEBPhR73JB4ehBfHnh88AKFiUa31TvYzyfLw4Kv0wJcEbfJ0JmnOK2UKt8a8z6lJk1qvjpEYkMym-MUFLO74MxKgHvlrON_hYuR5jQU/s1600/22+-+Casa.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div class="western" style="text-align: center;">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Am
</b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Corso</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
liegt auch </b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Casa
Pannini</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
aus dem 15. Jahrhundert - und gleich nebenan mein Wohnhaus (an dessen
Seite sieht man oben mein Küchenfenster) </b></span></span></span></span></span></span>
</div>
</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Erdbeben</b></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Vielleicht
sollte ich zum besseren Verständnis etwas weiter ausholen. Das weite
Teile Italiens erdbebengefährdet sind, ist seit langem bekannt und
es kommt auch immer wieder zu heftigeren Erdbeben, die viele Opfer
und hohe Schäden anrichten. Die letzten verheerenden Erdbeben gab es
1976 im Friaul (nordöstlich von Venedig, nicht weit von Kärnten und
Slowenien) mit fast 1.000 Toten, 1980 in Irpinia (östlich von
Neapel) mit fast 3.000 Toten und 2009 im Abbruzzo (östlich von Rom)
mit über 300 Toten. Dazwischen gab es immer wieder kleinere
Erdbeben, bei denen die Opferzahl „nur“ zweistellig war. So wie
jetzt hier in der Emilia.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Bis
vor einigen Jahren galt die Poebene und damit auch die Emilia als
nicht gefährdet. Dass Erdbeben vorkommen können, ist, ist eine
relativ junge Erkenntnis, die im Großen und Ganzen nur unter
Experten verbreitet war. Hinzu kommt, dass das Risiko als sehr gering
eingestuft worden ist. Und selbst das schwere Erdbeben, dass 1570
Ferrara heimgesucht hatte, ist fast komplett in Vergessenheit
geraten. Bezeichnenderweise existierte bis vor einigen Tagen in der
italienischen Wikipedia kein Artikel dazu. Lediglich in der
englischen Wikipedia gibt es dazu einen ausführlichen Artikel,
anscheinend haben im englischen Sprachraum einige Leute die
historischen Quellen besser ausgewertet als hier in Italien. Die
Geschichtswissenschaft ist offenbar doch nicht so nutzlos, wie viele
Menschen denken und hätte in dem Fall vielleicht ein paar Leben
retten können, wenn man das Risiko besser eingeschätzt hätte.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Sonntag,
17. Juli 2011</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Das
erste Erdbeben meines Lebens habe ich an jenem Sonntag abends um halb
neun erlebt. Es hatte eine Stärke von 4,7 auf der Richterskala. Das
Epizentrum war etwa 30km nördlich von Cento direkt unter dem Fluss
Po.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Ein
ziemlich komisches Gefühl. Zu dem Zeitpunkt war ich in meiner
Wohnung im 4. Stock. Natürlich spürt man die Erdstöße umso
stärker, je höher man sich befindet. Es war ein Vibrieren, ein
leichtes Zittern, dass einige Sekunden anhielt. Besonders erschrocken
war ich nicht, eher fasziniert. Es war ja nicht besonders stark und
ich dachte ja, dass ich in einem ungefährdeten Gebiet wohnen würde.
Merkwürdig fand ich allerdings, dass sich das Epizentrum mitten in
der Poebene befand. Ich war eher davon ausgegangen, dass man hier in
Cento höchstens die entfernten Auswirkungen eines Erdbebens in den
Bergen des Apennin spüren könnte.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Sonntag,
20. Mai 2012, 1:13 Uhr</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Fast
ein Jahr später zitterte wieder das Haus. Bereits nach ca. einer
Viertelstunde war die Internetseite des zuständiges italienischen
Instituts aktualisiert (</span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><u><a href="http://cnt.rm.ingv.it/"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">http://cnt.rm.ingv.it/</span></span></a></u></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">)
und gab alle Daten bekannt: Stärke 4,1, Epizentrum in ca. 15km
Entfernung in Finale Emilia, einer Nachbargemeinde nördlich von
Cento. Naja, anschließend scherzte ich noch mit einer Freundin aus
der Nähe von Cento, ob wir jetzt regelmäßig alle paar Monate kurz
von so einem „Erdbeben“ getroffen werden würden. Kurz gelacht
und ab ins Bett.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Sonntag,
20. Mai 2012, 4:03 Uhr</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Etwa
eineinhalb Stunden später wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Ein
enormer Lärm. Jetzt war es kein leichtes Zittern mehr: das ganze
Haus wackelte und machte dabei angsteinflößende Geräusche. Es war,
als ob ein ICE durch mein Schlafzimmer fuhr. Dass es sich um ein
Erdbeben handelte, ein starkes noch dazu, war mir sofort klar. Was
ich tun sollte hingegen nicht. Ich saß wie paralysiert auf meinem
sich hin und her bewegenden Bett und wartete, dass es aufhörte. Nach
zwanzig sehr langen Sekunden war es vorbei. Jetzt hörte man nur noch
zig Alarmanlagen von Autos und Geschäften, aber nach und nach gingen
die auch aus. Ich stand auf, machte das Licht an, sah in der Küche
einen Topf, der nicht mehr auf dem Herd stand, sondern auf dem
Fußboden lag und in der Dusche die Shampoos, die heruntergefallen
waren.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nichts
dramatisches also. Das Erdbeben schien zwar heftig gewesen zu sein,
aber da ich ja in einer ungefährdeten Zone war, meinte ich, dass es
in Wirklichkeit nicht so stark gewesen sein kann. Erst später
begriff ich die Ausmaße: Stärke 6,0 auf der Richterskala. Also
Licht aus und weiter schlafen, ich hatte schließlich später eine
Verabredung zum Mittagessen und wollte dann ausgeschlafen haben. Aber
es ging weiter: 4:06 Uhr ein Erdbeben der Stärke 4,8. Eine Minute
später 5,1. Um 4:11 Uhr und um 4:12 Uhr jeweils 4,3. Im Hausflur
hörte ich die Nachbarn rumoren und machte auch meine Wohnungstür
auf. Wir beschlossen schließlich, zur Sicherheit erst einmal das
Haus zu verlassen. Wir wussten ja nicht, wie es weiter ging. Schnell
zog ich ein paar Sachen über und schnappte mir die wichtigsten
Dinge: Portemonnaie, Handy, Wohnungs- und Autoschlüssel, Zigaretten
und Feuerzeug. Normalerweise hält bei meinem Gelegenheitsrauchen
eine Packung im Schnitt einen Monat vor. An diesem Sonntag rauchte
ich eine gerade angefangene Packung in wenigen Stunden fast leer... </span></span></span></span></span></span>
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj75amiDcpz8TEQPRyAScGD6G-QtuLtiqL28abCHT8ZlBCvlukdJOdXOU3QbKs2dZRNN7sgP7sl0foLYlOFWUX40ZBjZB08Cv9R-S1B_R0phrI5v62LS270DVcvOrY0_g2lzxPzGQxwDXc/s1600/22+-+Corso.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><br /></a></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIiJEaW_q6be1MtX1cscKC9_JvZrFvy3tPm1vGqKrCjOEj0I1Vj3kMFnMqADcsWkMIlOyOqALZy0VeQvh7e_jNBI6-X66csJwEHxb2cQ-p73bpgWO9ultbRXhLsFbyvZw1QzEWFLqbSbE/s1600/22+-+mattoni.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIiJEaW_q6be1MtX1cscKC9_JvZrFvy3tPm1vGqKrCjOEj0I1Vj3kMFnMqADcsWkMIlOyOqALZy0VeQvh7e_jNBI6-X66csJwEHxb2cQ-p73bpgWO9ultbRXhLsFbyvZw1QzEWFLqbSbE/s1600/22+-+mattoni.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Cento
war mit dem Schrecken davongekommen. Lediglich einige Ziegelsteine,
wie hier neben meinem Hauseingang, oder Deckenverkleidungen, wie
neben Goethes Tafel, waren heruntergefallen.</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiovfXyhLQVpKROnXOhZ7ueE0MKZn9-9_r1Y9jzAwqylmiDX8TL4-KBEt6AgRJgz6AAMWJaAb3u8g5W40UZspMCcJtQDKTB-qEeq7QZ2jEx4cMzhWqV1YsBYUc8khPaUjUeVpkihU8ygtA/s1600/22+-+portici.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiovfXyhLQVpKROnXOhZ7ueE0MKZn9-9_r1Y9jzAwqylmiDX8TL4-KBEt6AgRJgz6AAMWJaAb3u8g5W40UZspMCcJtQDKTB-qEeq7QZ2jEx4cMzhWqV1YsBYUc8khPaUjUeVpkihU8ygtA/s1600/22+-+portici.jpg" height="480" width="640" /></a></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Bis
nach 11 Uhr war ich mit meinen Nachbarn draußen. Dort war bereits
das volle Leben. Und innerhalb kürzester Zeit waren alle Kräfte im
Einsatz: Feuerwehr, Polizei, </span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Carabinieri</span></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
und der Zivilschutz. Über das Handy konnte ich nun die ersten
Meldungen im Internet lesen, wo von Einstürzen und Toten berichtet
worden ist. Gegen 8 Uhr fuhr ich mit dem Auto einige Straßen in der
näheren Umgebung ab und sah es nun mit eigenen Augen. Dieses
Erdbeben war heftig. Die Wohnhäuser hatten den Stößen zwar
weitgehend standgehalten, aber ich sah nun in nur wenigen Kilometern
von Cento zerstörte Fabrikhallen, Kirchen und schließlich das
Rathaus von Sant'Agostino, keine 10km von Cento.</span></span></span></span></span></span><br />
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzjnWIjk7qwrBWt-CznH4j9d3FmBHTWiRpMANHvevVtJnXkH19PjvPCsEnTe-SZZvmJb8i_KdND8HPfrCWCtgZal6zxeafoKp8YOoJHyPMAkVF-rZkX1zujd3fk-xC8gR0ebpMZjMUMRw/s1600/22+-+municipio+1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzjnWIjk7qwrBWt-CznH4j9d3FmBHTWiRpMANHvevVtJnXkH19PjvPCsEnTe-SZZvmJb8i_KdND8HPfrCWCtgZal6zxeafoKp8YOoJHyPMAkVF-rZkX1zujd3fk-xC8gR0ebpMZjMUMRw/s1600/22+-+municipio+1.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Das
Rathaus von Sant'Agostino wenige Stunden nach dem ersten Erdbeben.
Was man auf dem Foto nicht sieht: das ganze Gebäude ist schief.
Einige Stunden später stürzten bei einem der vielen Nachbeben
weitere Teile der Außenwand ein. Aus dem inneren konnte die
Feuerwehr mittels Kran einige Tage später einen wertvollen
Kronleuchter bergen.</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nachdem
ich mich nach 11 Uhr wieder in die Wohnung getraut hatte, versuchte
ich anschließend etwas zu schlafen, die Verabredung zum Mittag hatte
sich erledigt. Nach einigen Telefonaten schlief ich wohl so gegen 13
Uhr ein. Die vielen leichten Stöße, die den ganzen Tag über
anhielten, nahm ich höchstens am Rande wahr. Aber um 15:18 Uhr wurde
es wieder heftiger: 5,1, wieder hellwach und wieder runter auf die
Straße. Nach einige Stunden und Zigaretten ging es wieder zurück in
die Häuser. Es war ja nichts passiert. Um 19:37 Uhr gab mir ein Stoß
von 4,5 den Rest. Diese Nacht würde ich nicht ruhig schlafen können.
Ich packte einige Sachen, fuhr mit dem Auto zum Firmenparkplatz und
habe die Nacht dann im Auto verbracht.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Die
folgenden Tage hielten die Nachbeben zwar an, aber, wie alle anderen,
lernte ich, damit zu leben und schon die Nacht von Montag auf
Dienstag verbrachte ich in meinem Bett im vierten Stockwerk.
Praktisch täglich wackelte es einige Male, aber was sollte schon
sein. Das Haus hatte gehalten, es hatte nicht die geringsten Schäden
davon getragen.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Dienstag,
29. Mai 2012, 9:00 Uhr</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">An
diesem Morgen saß ich Büro und telefonierte gerade mit meinem Chef.
Es fing ganz leicht an, wie eines dieser unzähligen Nachbeben.
Mitten im Gespräch hielt ich inne und sagte nur </span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">„Oh
Cazzo!“</span></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
(Oh Scheiße!). Die Antwort vom anderen Ende der Leitung kam prompt:
„Erdbeben!“ - „Ja, und jetzt wird es heftig!“ Ich versuchte,
aus dem Büro zu fliehen, dazu musste ich durch unseren Showroom, wo
jedoch bereits einige Ausstellungstücke hin und her schwankten, sich
Teile der Deckenverkleidung lösten und sogar einige Ziegelsteine
hinab fielen. Also blieb ich erst einmal im Büro, schaute nur nach
oben und zu den Schränken, um ausweichen zu können. Es löste sich
noch ein Panel aus der Trennwand und fiel auf einen der
Schreibtische. Dann war Ruhe. Nun hörte man nur noch
Schreckensschreie aus den Nachbarbüros. Ich konnte endlich raus und
draußen versicherten wir uns gegenseitig, dass alles okay war. Eine
der Lagerhallen in unserem kleinen Gewerbegebiet hatte
zentimetertiefe Risse und gilt seitdem als einsturzgefährdet. Ein
weiteres Beben könnte ihr den Rest geben.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJTFHCI4Rux2aXAf9ypQqtV1tgT4Y5hOGDWkEahSC6mPeYpq3jqzAwnr8XoO6sQzVr3eK_WWD8T2I_aRJtWhXpSN5LrlnBsAsKb0OImRgj-Abjl4n8PzeB2uRr8dDdg7oZv6BiSCPL58Y/s1600/22+-+ufficio.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJTFHCI4Rux2aXAf9ypQqtV1tgT4Y5hOGDWkEahSC6mPeYpq3jqzAwnr8XoO6sQzVr3eK_WWD8T2I_aRJtWhXpSN5LrlnBsAsKb0OImRgj-Abjl4n8PzeB2uRr8dDdg7oZv6BiSCPL58Y/s1600/22+-+ufficio.jpg" height="640" width="480" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Es
sieht schlimmer aus, als es ist: unser Büro nach dem Erdbeben. </b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Anschließend
fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause. Dort traf ich bereits auf meine
Nachbarn, die vollkommen geschockt vor dem Haus standen und von
Verwüstungen und Rissen in den Wohnungen sprachen. Passiert war
ihnen aber nichts. Nach einiger Zeit fuhr ich zurück zum Büro, wo
zwischenzeitlich mein Chef eingetroffen war. Die Fahrt mit dem
Fahrrad durch das Stadtzentrum fühlte sich an wie im Film. Überall
lagen herabgefallene Steine herum, Leute irrten umher, Uniformierte
sprachen in Funkgeräte, Sirenen heulten ohne Unterlass.</span></span></span></span></span></span><br />
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkIcJND1y8fl5fbCI0KyN6h775dgroGPMSxy5dhmnipXd-2rDEbnTpviFQy8rAQnhcHO4S1bw-J6g1YXFXwwPdClryLVALyOMefeMRChnX14spyNszXU-FyxMGvxiTYLC4z03gbUZy6wg/s1600/22+-+calcinacci.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkIcJND1y8fl5fbCI0KyN6h775dgroGPMSxy5dhmnipXd-2rDEbnTpviFQy8rAQnhcHO4S1bw-J6g1YXFXwwPdClryLVALyOMefeMRChnX14spyNszXU-FyxMGvxiTYLC4z03gbUZy6wg/s1600/22+-+calcinacci.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Diese
Stelle fotografierte ich mit dem Handy auf dem Rückweg zum Büro.
Die Spitze einer Kirche fiel hier auf die Kreuzung. Wie ich später
erfuhr, wurde an dieser Stelle eine Radfahrerin von den Steinen
getroffen. Sie lag noch einige Tage im Koma, bis sie starb.</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Aus
dem Büro evakuierten wir dann einige technische Gerätschaften und
inspizierten die Wände, die nur wenige oberflächliche Risse
aufwiesen. </span></span></span></span></span></span>
</div>
<div class="western" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Im
Büro dabei hatte ich meine Sporttasche mit Schwimmsachen, da ich in
der Mittagspause schwimmen gehen wollte. Die Schwimmsachen packte ich
nun in mein Auto, das ich immer am Büro parke. Mit der leeren
Sporttasche fuhr ich zurück zu meiner Wohnung. Ich wollte einige
Sachen packen und dann verschwinden. T. aus Savona bot mir an, einige
Tage zu ihm zu kommen, bis sich die Lage beruhigen würde.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Schon
für die Fahrt zurück mit dem Fahrrad musste ich Umwege in Kauf
nehmen, da bereits einige Straßen gesperrt wurden. An meiner Straße
angekommen, sah ich, dass jetzt auch meine Straße dazu gehörte. Der
Zivilschutz hatte in der Zwischenzeit die komplette Altstadt
evakuiert und ließ keinen mehr rein. Zuerst bestanden die
Absperrungen nur aus rot-weißen Bändern, gegen 14 Uhr wurden
schließlich Zäune aufgestellt.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Ich
fuhr schließlich mit dem Fahrrad zurück zum Büro. Nach Rücksprache
mit meinem Chef schnappte ich den Firmenlaptop, einige Unterlagen,
ließ das Fahrrad dort und setzte sich mit ins Auto. Ziel war Savona.
In 300km Entfernung war ich vor Erdstößen sicher. Am Abend in
Savona angekommen, ging ich noch in ein Einkaufszentrum und kaufte
mir Zahnbürste und ein paar Wechselklamotten. Ich war praktisch
vorübergehend obdachlos. Am Mittwoch hatte ich bei T. mein
provisorisches Büro eingerichtet und war einsatzbereit.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Samstag,
2. Juni 2012</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nach
vier Tagen fuhr ich wieder nach Cento zurück. Meine Nachbarn
bestätigten mir telefonisch die Angaben von der offiziellen
Internetseite Centos, dass unser Teil des </span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Corso</span></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
wieder zugänglich war und die gesperrte Zone verkleinert wurde.
Fachleute hatten unser Wohnhaus und die Wohnungen meiner Nachbarn
begutachtet und das Haus für sicher erklärt. Das Haus hätte bisher
den Stößen standgehalten, die Struktur sei intakt und das Haus
würde auch weitere Stöße verkraften. Die Risse hier und da seien
nur oberflächlich und eher ein ästhetisches Problem. Nach den
Beschreibungen über das Chaos, das meine Nachbarn in ihren Wohnungen
vorfanden, war ich auf das Schlimmste gefasst. Vor meinem inneren
Auge sah ich umgestürzte Kleiderschränke, zerstörtes Geschirr und
vieles mehr. So schlimm war es aber nicht, als ich die Wohnungstür
öffnete.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixX_g4FdqMW1FZ8sMFyGG2QcHzsmsbxMCRpVVN8T0mpAr0hfZtiDff1H2mBsLRuzdEQnpz1CGZ5x4i8uwpil9PThww4CrTUYgHODU_llEJCR4BlyS2WioEh7FA0hsr87ty_eyCchFb3ss/s1600/22+-+appartamento.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixX_g4FdqMW1FZ8sMFyGG2QcHzsmsbxMCRpVVN8T0mpAr0hfZtiDff1H2mBsLRuzdEQnpz1CGZ5x4i8uwpil9PThww4CrTUYgHODU_llEJCR4BlyS2WioEh7FA0hsr87ty_eyCchFb3ss/s1600/22+-+appartamento.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Der
schwarze Lautsprecher stand eigentlich auf dem Küchenschrank, hat
den Sturz aber überlebt. Der Fernseher hingegen ist hin. Das
bayerische Bierglas mit den Fahnen stand zwar bedrohlich nah an der
Kante, blieb dort aber stehen und hinderte noch ein Thermometer am
Absturz.</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Es
hätte schlimmer kommen können. Was man auf dem Foto schlecht
erkennt, ist, dass die ganze Küchenzeile um ca. drei cm von der Wand
absteht. Außer dem Fernseher habe ich keine weiteren Schäden zu
beklagen.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Gerüchte
und Verschwörungstheorien</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Erschreckend
an solchen Ereignissen ist, wie schnell in der Stadt Gerüchte die
Runde machen. Nach dem zweiten Beben berichteten mir meine Nachbarn
von drei Toten allein in Cento (das einzige Opfer starb erst eine
Woche später), vom eingestürzten Theater (an dem ich zwei Minuten
vorher mit dem Fahrrad vorbeigefahren war) und von der eingestürzten
Schwimmhalle (die ich einige Minuten später ebenfalls von außen
intakt vorfand).</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Außerdem
sind nicht wenige Menschen hier überzeugt, dass das Erdbeben viel
stärker als angegeben war. Grundlage für diese Überzeugung ist ein
Gesetz, nachdem der italienische Staat Erdbebenschäden komplett
ersetzen muss, die bei Erdstößen einer Stärke von mindestens 6,0
auftreten. Das erste Erdbeben vom 20. Mai wurde anfangs auch erst mit
5,9 angegeben und erst nach neueren Berechnungen später auf 6,0
korrigiert. Das zweite Erdbeben haben alle in Cento als stärker
empfunden, obwohl es nach den Angaben theoretisch schwächer war
(Stärke 5,8 statt 6,0; Epizentrum einige km weiter entfernt;
Hypozentrum in größerer Tiefe: 10 statt 6km; Dauer nur 10 Sekunden
statt 20). Tatsächlich aber hat Cento im zweiten Erdbeben starke
Schäden erlitten und im ersten nicht. Mein Fernseher hatte das erste
Beben überstanden. </span></span></span></span></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Daher
gehen viele Menschen hier davon aus, dass die Regierung lügt, um
sich aus der Verantwortung zu stehlen. Allerdings müsste der Arm der
italienischen Regierung schon sehr weit reichen. Auch die deutschen
(GFZ Potsdam!) und amerikanischen Institute bestätigen die 5,8 des
zweiten Bebens. Der Unterschied liegt in der Charakteristik des
Bebens. Das erste Beben hatte nur vertikale Stöße zur Folge, das
zweite allerdings sowohl vertikale Stöße als auch horizontale
Bewegungen. Die Verschwörungstheoriker werden aber nicht allein
damit widerlegt, sondern durch ihre eigene Maßlosigkeit. Sie meinen,
das zweite Beben hätte eine Stärke von 7,3 gehabt. Dann stünde in
der weitgehend unvorbereiteten Emilia aber wahrscheinlich kein Stein
mehr auf dem anderen.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Folgen</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Die
Folgen der Beben werden die Region auf Jahre begleiten. In allen von
den betroffenen Gebieten gibt es Zeltstädte, weil viele Wohnhäuser
als unsicher eingestuft worden sind oder vom Einsturz anderer Gebäude
bedroht sind. Ungefähr 15.000 Menschen sind obdachlos. Von einem
Moment auf den anderen. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie ein
wenige Sekunden langer Moment das Leben eines ganzen Landstrichs auf
den Kopf stellt.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">In
Cento selbst sind noch immer weite Teile der Innenstadt gesperrt.
Mein Arbeitsweg mit dem Fahrrad hat sich verlängert und besteht aus
einem Slalom zwischen den Absperrungen. Hinweisschilder bitten um das
langsame Befahren (!) der Arkadengänge, verbieten es aber nicht. Die
Gemeindeverwaltung wurde ausgelagert, die </span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Piazza</span></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
ist nur durch einen schmalen Korridor passierbar. Die Schäden sind
erheblich und Cento liegt nur am Rand des betroffenen Gebietes.
Ausgerechnet während der Krise verschärft sich noch die
wirtschaftliche Lage.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiqNp207-jwMPjWeDDn4cHdim7aSHBevVkxBoyUqc7A6P0YuYFmlvNynFWu-FBShMSQ8hGgDYEFjwQHzaGpe8VuRLMRndh9_i0FyVAZBHSP1oIYdBcfFEvh8rXzLxLBXQ2pYy7bMx9XWt8/s1600/22+-+Piazza+terremotata.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiqNp207-jwMPjWeDDn4cHdim7aSHBevVkxBoyUqc7A6P0YuYFmlvNynFWu-FBShMSQ8hGgDYEFjwQHzaGpe8VuRLMRndh9_i0FyVAZBHSP1oIYdBcfFEvh8rXzLxLBXQ2pYy7bMx9XWt8/s1600/22+-+Piazza+terremotata.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
</b></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Piazza
Guercino</b></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
mit dem </b></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: xx-small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Palazzo
del governo</b></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: x-small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b><span style="font-size: xx-small;">
– zwei der Zinnen sind beim Erdbeben abgestürzt, die anderen
wurden abgebaut und stehen nummeriert vor dem Gebäude. </span></b></span></span></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: x-small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b></b></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyRkfuGAvDeULjSnw80DFJMcsHrL2AOmG_WDlmovBDcTUfWLbEcaSg_okyqFTfb5QJzSnIMSc_j4J1dksO92YZ7rEjaYa9rnCxFaz9JU05LE-NNWbBv1i8dq-QulrX1VyBxyoDvuNHXmg/s1600/22+-+Pinacoteca.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyRkfuGAvDeULjSnw80DFJMcsHrL2AOmG_WDlmovBDcTUfWLbEcaSg_okyqFTfb5QJzSnIMSc_j4J1dksO92YZ7rEjaYa9rnCxFaz9JU05LE-NNWbBv1i8dq-QulrX1VyBxyoDvuNHXmg/s1600/22+-+Pinacoteca.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
</b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Pinacoteca</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>,
in der sich viele Werke des </b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Guercino</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>
befinden, ist teilweise einsturzgefährdet, die Werke wurden in
Sicherheit gebracht. Einige Risse sind auch von außen zu sehen.</b></span></span></span></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b></b></span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzlDAlC52MwQu-1Pr2gH-yaYtuJQ37HxnENErR7QJ1hkDyWTL-rQXNW-kwamsheGC-1SJZvOZ3PDaPnpm8lv6URLWcZwTdQuMo9IIVddWiRas-Ca1nS4zezVm8eCUEv0VZD2Rrmoq2xEc/s1600/22+-+buonacompra.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzlDAlC52MwQu-1Pr2gH-yaYtuJQ37HxnENErR7QJ1hkDyWTL-rQXNW-kwamsheGC-1SJZvOZ3PDaPnpm8lv6URLWcZwTdQuMo9IIVddWiRas-Ca1nS4zezVm8eCUEv0VZD2Rrmoq2xEc/s1600/22+-+buonacompra.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
Kirche von Buonacompra (Dorf im Gebiet der Gemeinde Cento).</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Wirtschaft</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Während
das erste Beben in der Nacht zugeschlagen hatte, schien das zweite
Erdbeben genau auf den Beginn des Arbeitstages zu warten. Und damit
hatte das zweite Beben deutlich mehr Opfer gefordert als das erste
(20 statt 7). Aber nicht nur viele Menschen fielen den einstürzenden
Fabrikhallen zum Opfer. Für viele Unternehmen bedeutet das Beben den
Ruin. Und damit werden in der Gegend viele Arbeitsplätze wegfallen.
Andere Unternehmen erwägen ernsthaft, ihre Standorte anderswo neu
aufzubauen. Und wenn man schon dabei ist, warum nicht gleich im
Ausland...</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Der
Staat ist in dieser Situation, wie so oft, keine große Hilfe. Zwar
stellt er Gelder zur Verfügung, um mit der Notfallsituation umgehen
zu können, er setzt auch einige Steuern aus (ich werde die nächsten
Monate etwas mehr netto vom brutto haben), er gibt sich etwas
großzügiger bei Sozialleistungen und wird wohl den Wiederaufbau
finanzieren. Aber auf der anderen Seite wurde beispielsweise ein
Dekret erlassen, dass den Unternehmen mit sofortiger Wirkung die
alleinige Verantwortung für die Erdbebensicherheit der Gebäude
überträgt. Was bis gestern baugenehmigt war, ist jetzt nicht mehr
gültig. Sollte wieder etwas passieren, ist der
Sicherheitsbeauftragte der Firmen straf- und zivilrechtlich
verantwortlich für die Sicherheit der Mitarbeiter. Er kann
allerdings einen Erdbebenexperten zu Rate ziehen, der selbst die
strafrechtliche Verantwortung übernimmt und die Sicherheit der alten
Gebäude nach den neuen Normen zertifiziert. Und den wird er nicht
finden. Da die Regierung auch keine Übergangsfrist vorsieht, stehen
damit viele Sicherheitsbeauftragte, die meist auch nur Angestellte
sind, mit einem Bein im Knast. Wie gehen sie damit um? Sie ignorieren
kurzfristig das Risiko und lassen die Firma weiterarbeiten. Oder sie
zwingen die Angestellten dazu, auf eigenes Risiko weiterzuarbeiten
und lassen sich das unterschreiben. Dann laufen aber die
Gewerkschaften Sturm. Oder sie lassen die Firma zusperren und machen
damit sich selbst und die Mitarbeiter arbeitslos.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Mein
Nachbar beispielsweise arbeitet für eine Modekette, deren Filiale in
Cento seit dem zweiten Beben geschlossen ist. Die Firmenzentrale
weigert sich, das Risiko einzugehen und versetzt ihn jetzt erst
einmal vorläufig in eine andere Stadt (ca. 300km südöstlich).</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Ausgedacht
hat sich diese einseitige Verantwortungszuweisung der Präsident des
Zivilschutzes. Dazu sagte er, dass er wüsste, was er machen würde,
wenn er zwischen der Rettung von Menschenleben und der Rettung des
Spread (des Abstandes zwischen deutschen und italienischen Zinsen der
Staatsverschuldung) wählen würde. Ich finde, er macht es sich damit
etwas zu einfach.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Sollte
mir also bei einem weiteren Beben etwas passieren, dann ist mein Chef
dran. Das wissen wir beide und hoffen, dass es nicht dazu kommen
wird. Alternativ, wenn ihm das Risiko zu hoch ist, könnte er unser
Büro schließen. Habe ich daran ein Interesse?</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhVYo2kP5gEm4WHlmZbaktVgFy61GhvC11ZPU0Lo5qpRKUrOnFLg5Ape74gf9bRC4mX0zqoRnPRAmp4CGSfKZ64GtAJ1tKCIx79L8AnEm3y9uc45znMwO9qBFA0ACJF5U8avgVvLw8-jI/s1600/22+-+transenne.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhVYo2kP5gEm4WHlmZbaktVgFy61GhvC11ZPU0Lo5qpRKUrOnFLg5Ape74gf9bRC4mX0zqoRnPRAmp4CGSfKZ64GtAJ1tKCIx79L8AnEm3y9uc45znMwO9qBFA0ACJF5U8avgVvLw8-jI/s1600/22+-+transenne.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr align="center"><td class="tr-caption"><div class="western">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Der
</b></span></span></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><b>Corso</b></span></i></span></span><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>,
wo ich wohne, ist derzeit für den Autoverkehr komplett, für alle
anderen teilweise gesperrt, am Beginn der Straße machen die
Geschäfte auf sich aufmerksam, die offen sind.</b></span></span></span></span></span></span></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Trostlos
ist momentan auch die Situation für die Ladeninhaber in der
Altstadt. Meine Straße hat durch die Absperrungen in der Innenstadt
ihre Rolle als Stadtzentrum verloren. Selbst für Fußgänger und
Radfahrer ist der </span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Corso</span></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">
teilweise eine Sackgasse. Die Umsätze gehen dramatisch zurück, der
wöchentliche Markt findet seit einiger Zeit nicht mehr statt und
wird umziehen. Viele Läden sind geschlossen und damit verschärft
sich die Situation für die anderen noch mehr. Auch der fehlende
Autoverkehr kostet Umsatz und viele Menschen trauen sich aus Angst
sowieso nicht mehr in die Altstadt.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Die
für die lokale Wirtschaft so wichtigen Feste wurden erst einmal
gestrichen. Der </span></span></span></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Settembre
centese, </span></span></i></span></span><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">ein
wochenlanges Volksfest, wird nicht stattfinden. Ob nächstes Jahr der
Karneval gefeiert werden kann, der Gäste von weither anlockte, ist
derzeit eher unwahrscheinlich.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Nachbeben</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Wahrscheinlich
kann man es sich nicht vorstellen, was es vor Ort bedeutet, wenn man
in den Medien von Nachbeben erfährt. Dazu gebe ich Euch mal folgende
Grafiken des INGV, dem italienischen Institut, das Erdbeben
analysiert.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzfweP9UT-jlFgaT_lQDIGWetgVQIsrY6b01071mWvIZuodRih3yldld6iDqxPKHzjEyMGR7oHCxbkUyMfs_TINJ7hmQ0-NwU373FlIT7v3Ox00P9KetKze2ZNwuJ4GmV9IeYYjMLlskE/s1600/22+-+ingv1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzfweP9UT-jlFgaT_lQDIGWetgVQIsrY6b01071mWvIZuodRih3yldld6iDqxPKHzjEyMGR7oHCxbkUyMfs_TINJ7hmQ0-NwU373FlIT7v3Ox00P9KetKze2ZNwuJ4GmV9IeYYjMLlskE/s1600/22+-+ingv1.jpg" height="376" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Die
Grafik zeigt die täglichen Beben seit Beginn der Erdbebenserie bis
16. Juni, 15:31 Uhr. Links die Anzahl der täglichen Beben, rechts
die Gesamtzahl der Beben, unten die Tage. Oben sind mit den Farben
die Stärken der Beben erklärt.</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div class="western" style="text-align: center;">
<span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2DmXvf3AWslbV5NjM7cNZzjJFP9ljI-UTuWcCPIjLSDDvtqweOypgeVIq1vBy6fL3CxzlwcR43TSRd53IS26qdgun-HTVJS2jmLkWe59RMKDehx-6n_qp5dBqBN5hf_eL3gD4hnQUlko/s1600/22+-+ingv2.bmp" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2DmXvf3AWslbV5NjM7cNZzjJFP9ljI-UTuWcCPIjLSDDvtqweOypgeVIq1vBy6fL3CxzlwcR43TSRd53IS26qdgun-HTVJS2jmLkWe59RMKDehx-6n_qp5dBqBN5hf_eL3gD4hnQUlko/s1600/22+-+ingv2.bmp" height="640" width="626" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><b>Und
hier die Karte des Erdbebengebietes. Die kleinen Kreise sind Beben
bis Stärke 3,0, die mittleren bis 4,0, die großen bis 5,0. Die
Sterne sind die Beben stärker als 5,0. Je nach Entfernung spürt man
die Beben ab etwa 3,0-3,5. Cento habe ich mit einem roten Viereck
markiert.</b></span></span></span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Zusammengefasst
gab es bis gestern Nachmittag bisher 7 Beben stärker al 5,0, 27
Beben zwischen 4,0 und 5,0 und 177 Beben zwischen 3,0 und 4,0. Und es
geht munter weiter. Manche Erdbeben spürt man förmlich ankommen. Es
gibt so ein leichtes Dröhnen, das der Bebenwelle vorauseilt. Dann
kann man sich daraus einstellen, das es in 2-3 Sekunden wieder kurz
wacklig wird. Kurz innegehalten und wieder ist der Ruck überstanden.
Daraus entwickelt sich bei vielen Menschen, mich eingeschlossen,
schon eine Paranoia. Man spürt Stöße, die nicht da sind, neulich
bin ich zusammengefahren, als jemand sein Motorrad angelassen hat.
Selbst die paar Tage, die ich im vollkommen ruhigen Savona war,
meinte ich einige Stöße vernommen zu haben.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Das
Erdbeben von 1570, das jetzt so eifrig analysiert wird, ähnelt in
seiner Charakteristik übrigens stark den aktuellen Vorgängen. Auch
damals war es nicht ein Beben, sondern eine Erdbebenserie. Sie hielt
vier Jahre lang an. Das Gröbste war damals aber schon nach sechs
Monaten überstanden.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Wir
haben schon mal einen Monat hinter uns.</span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue; font-size: small;"><span style="color: black;"><i><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;">Saluti</span></span></i></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
</div>
<div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="color: blue;"><span style="color: black;"><span style="font-style: normal;"><span style="text-decoration: none;"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></span></span></span></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
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<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
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<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div align="JUSTIFY" class="western">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-18228566806245171372010-10-25T04:32:00.022+02:002015-02-14T10:32:55.947+01:00arrivederci in italia<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span><br /><br />und schon wieder ist ein Jahr vergangen. Immerhin, so lange habe ich meine Blogpause durchgehalten. Also kann ich mich mal wieder kurz melden. Nach vier Jahren und vier Monaten ist es Zeit für neue Aufgaben und neue Abenteuer. Und meinen Ausflug in die Toskana werde ich damit beenden. Für einen kurzen Blick zurück können diese Bilder dienen. Danach gibt es ein paar Indizien über den weiteren Weg...</span></span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgZO7mkkGfGPpUFBbaXc52xmZfK3lhhD7QuGGDNDJNMpeMyMdTOlaj01KZr9XR61n6tfpuU5AlkDXS5iC5TG-131IyW5yBnc9juJki-VobvD7wMJBJdyP0GD2yKqGkevBHKpW6ZPKXQc2k/s1600/21+-+cerreto.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgZO7mkkGfGPpUFBbaXc52xmZfK3lhhD7QuGGDNDJNMpeMyMdTOlaj01KZr9XR61n6tfpuU5AlkDXS5iC5TG-131IyW5yBnc9juJki-VobvD7wMJBJdyP0GD2yKqGkevBHKpW6ZPKXQc2k/s1600/21+-+cerreto.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;"><span style="font-size: 78%;">Winter in Cerreto Guidi</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpRBC7NH7YgVGoLiHr8UwsPeTGf8M0QX-O39rIuGUoLvL-8s8ZMZFYxvoNpgjgUjHuQRoUCZFhSHOZNgzCNGI46UTsOwdpethanxu-Two5pxtn3n-QdhJ1e6WSelfsavSg0GmdxauBe-A/s1600/21+-+argentario2.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpRBC7NH7YgVGoLiHr8UwsPeTGf8M0QX-O39rIuGUoLvL-8s8ZMZFYxvoNpgjgUjHuQRoUCZFhSHOZNgzCNGI46UTsOwdpethanxu-Two5pxtn3n-QdhJ1e6WSelfsavSg0GmdxauBe-A/s1600/21+-+argentario2.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Frühling am Monte Argentario</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg2meYOnKXxYOnooz3KoTvOcGtzdIX1CPnF0iDRnPFdJvGs5FPAUw79BvKJfcgHypbUK9FtvioPEu-066AEEYrHlXr2JBcHJ3mXJDPPp5kP70x_yE43AkQcLRL6-fD4ywhh_khYWcLVv-I/s1600/21+-+sangim.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg2meYOnKXxYOnooz3KoTvOcGtzdIX1CPnF0iDRnPFdJvGs5FPAUw79BvKJfcgHypbUK9FtvioPEu-066AEEYrHlXr2JBcHJ3mXJDPPp5kP70x_yE43AkQcLRL6-fD4ywhh_khYWcLVv-I/s1600/21+-+sangim.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Sommer in San Gimignano</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvCZq_RaOdGTKUTx9Q9tPXH9b6HQH8fMokz5XZb8CeccXmb2NDQVyTPxCbZCyzBJtuBZDEUmBcs2oTK_KFyX6u4NxdEcss8XIUc-I9wh_JHiy0fNdkzszJ4twpMEU_7Vr0c9qt54zUX9k/s1600/21+-+firenze.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhvCZq_RaOdGTKUTx9Q9tPXH9b6HQH8fMokz5XZb8CeccXmb2NDQVyTPxCbZCyzBJtuBZDEUmBcs2oTK_KFyX6u4NxdEcss8XIUc-I9wh_JHiy0fNdkzszJ4twpMEU_7Vr0c9qt54zUX9k/s1600/21+-+firenze.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Herbst in Florenz</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Anfang November geht es wieder zurück in die Heimat. Für etwa drei Monate. Anschließend werde ich mich in einer der bedeutendsten italienischen Karnevalshochburgen niederlassen. Und zwar rechtzeitig zum Saisonbeginn. Weitere Worte möchte ich vorerst nicht über meine neue Etappe verlieren. Ich zitiere lieber einen berühmten Durchreisenden:</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> "In einer bessern Stimmung als gestern schreibe ich aus Guercins Vaterstadt. Es ist aber auch ein ganz anderer Zustand. Ein freundliches, wohlgebautes Städtchen von ungefähr fünftausend Einwohnern, nahrhaft, lebendig, reinlich, in einer unübersehlich bebauten Plaine. Ich bestieg nach meiner Gewohnheit sogleich den Turm. Ein Meer von Pappelspitzen, zwischen denen man in der Nähe kleine Bauerhöfchen erblickt, jedes mit seinem eignen Feld umgeben. Köstlicher Boden, ein mildes Klima. Es war ein Herbstabend, wie wir unserm Sommer selten einen verdanken. Der Himmel, den ganzen Tag bedeckt, heiterte sich auf, die Wolken warfen sich nord- und südwärts an die Gebirge, und ich hoffe einen schönen morgenden Tag.</span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> Hier sah ich die Apenninen, denen ich mich nähere, zum erstenmal. Der Winter dauert hier nur Dezember und Januar, ein regniger April, übrigens nach Beschaffenheit der Jahreszeit gut Wetter. Nie anhaltender Regen; doch war dieser September besser und wärmer als ihr August. Die Apenninen begrüßte ich freundlich im Süden, denn ich habe der Flächen bald genug. Morgen schreibe ich dort an ihrem Fuße."</span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">So, jetzt könnt Ihr raten und forschen. Schwer ist es nicht. Wer als erstes die Stadt erraten hat, bekommt 100 Sympathiepunkte (ausgeschlossen vom Wettbewerb sind natürlich diejenigen, denen ich es schon vorab verraten habe).</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Lasst mich wissen, ob Ihr mehr wissen wollt. Dann gibt es im Frühling ein Update...</span><span style="font-size: 85%; font-style: italic;"><span style="font-size: 100%;"> </span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Saluti<br />Daniele</span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-17964533931433979062009-11-09T21:39:00.008+01:002015-02-16T06:40:31.915+01:00venti<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%; font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">nach langer Stille melde ich mich wieder mit einem Bericht aus Italien. Seit sechs Jahren, beziehungsweise aufgrund einer zweijährigen Unterbrechung seit vier Jahren „netto“, lasse ich Euch an Begebenheiten, Erfahrungen und Empfindungen teilhaben und damit soll es nun auch gut sein. Zum (vermutlich) letzten Mal werde ich heute von meinem Leben in Italien berichten. Die Gründe werde ich noch erläutern, aber zu Beginn werde Euch wieder mal sowohl positiv wie auch negativ über Italien berichten.<br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Sagre</span><br /><br />Bereits im Frühjahr 2004 war ich zu sogenannten <span style="font-style: italic;">sagre</span> in einigen ligurischen Küstendörfern. <span style="font-style: italic;">Sagre</span> sind Volksfeste, die sich um die kulinarischen Spezialitäten der ausrichtenden Ortschaften drehen. Normalerweise ziehen sie ungeahnte Menschenmassen an, unbedeutende Bergstraßen werden dann zu Staufallen und die teilweise verschlafenen Dorfzentren verwandeln sich für ein paar Tage in regionale Kulturzentren.<br />In Ligurien war es in Camogli das Fischfest, auf dem in einer riesigen Bratpfanne (in der Art von Villarriba und Villabajo aus der Spülmittelwerbung) Fisch gebraten und unter den sich um die Pfanne drängenden Massen verteilt wird. In Recco gab es die berühmte <span style="font-style: italic;">focaccia al formaggio di Recco</span> (die Berühmtheit scheint sich hierbei auf die Provinz Genua zu beschränken), die an mehreren Ständen in der Stadt verteilt wird. Auf beiden Festen werden diese Spezialitäten sogar kostenlos verteilt, und das im als geizig geltenden Gebiet um Genua.</span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFKgy2aiRxIAUpgRoz0pfv2p0xFD1RSulkDg3cQ8o1TqozbkxYJhyIFZ2KUhyL0JBqOzfhsFow_gO-9S8uNVag9QhRfKYg9KMZkcxrXjnPcIdDTQwYbDNgxgkGv6t3f9N5a5-mHC842KU/s1600/20+-+Camogli.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFKgy2aiRxIAUpgRoz0pfv2p0xFD1RSulkDg3cQ8o1TqozbkxYJhyIFZ2KUhyL0JBqOzfhsFow_gO-9S8uNVag9QhRfKYg9KMZkcxrXjnPcIdDTQwYbDNgxgkGv6t3f9N5a5-mHC842KU/s1600/20+-+Camogli.JPG" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Blick auf Camogli – angeblich leitet sich der Name ab von <span style="font-style: italic;">Case delle mogli</span>
– die Häuser der Ehefrauen (die Männer waren als Seeleute immer
unterwegs). Laut italienischer Wikipedia hat der Ortsname aber leider
andere Ursprünge.</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Kostenlos sind die Spezialitäten hier in der Toskana zwar nicht, aber dennoch sind die sagre auch hier ein Höhepunkt für die ausrichtenden Orte und die Besucher von nah und fern. Als ich noch in Pieve wohnte, war die örtliche <span style="font-style: italic;">sagr</span>a der Saubohne und der Erdbeere gewidmet, nicht so berauschend, dass man darüber Worte verlieren müsste. Allerdings muss man hinzufügen, dass in der Toskana die Feste doch eine höhere kulinarische Vielfalt bieten als die beiden Beispiele aus Ligurien, sie beschränken sich nicht auf die Produkte, die dem Fest den Namen geben. Praktisch sind die toskanischen und ligurischen Feste in ihrer Art überhaupt nicht vergleichbar. In der Toskana werden generalstabsmäßig Sportplätze und Festzelte mit Tischen, Bänken und Stühlen vollgestellt. Die Besucher bekommen am Eingang das Menü ausgehändigt, auf dem sie die Speisen und Getränke ankreuzen, die sie konsumieren möchten. Dann wird als erstes bezahlt und ihnen wird schließlich eine Quittung ausgehändigt, mit der sie dann in Richtung Festzelt gehen und sich einen Tisch zuweisen lassen. Nach und nach bekommen sie dort dann ihre Speisen in der für Italien üblichen Reihenfolge (Vorspeise-Pastagericht-Fleisch-/Fischgericht-Nachspeise) serviert.</span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuctw5uu8EQ95ptyrPMrzGGgpNrz87_Dhru7o9EDQrVZj4EOAHLdZGzqL0r3btOHvJSt-UdaEsA7A_oeoCngF5KalbXX9SyZFDYSv5rtNSRKev18Mmy_tUi73P1VqIlMcjUfStd1NPB5s/s1600/20+-+sagra.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuctw5uu8EQ95ptyrPMrzGGgpNrz87_Dhru7o9EDQrVZj4EOAHLdZGzqL0r3btOHvJSt-UdaEsA7A_oeoCngF5KalbXX9SyZFDYSv5rtNSRKev18Mmy_tUi73P1VqIlMcjUfStd1NPB5s/s1600/20+-+sagra.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Sagra</span> in Cerreto Guidi auf einem kleinen Bolzplatz im Ortszentrum</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">In Cerreto war ich Ende Juli auf der diesjährigen <span style="font-style: italic;">Sagra del cinghiale e del papero</span> (Fest des Wildschweins und der Ente) und habe zum ersten Mal eine richtige toskanische <span style="font-style: italic;">sagra</span> miterlebt. Gut, dass Cerreto ein ordentliches Menü zusammenstellen konnte. Aber auch, wer keine spezielle Jagdtradition hat, lässt sich irgendwas einfallen, um die Leute anzulocken. Der Nachbarort Lazzeretto veranstaltet jedes Jahr das Pizzafest, zu dem ich im September zweimal mit meinen Eltern war. Die Pizza ist zwar nicht wirklich toskanisch, aber das sieht man da nicht so eng.</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><br /></span></span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitJTnjWYEXPHsEZeCt_97Kj2tH1P1dLr_3I06p11uH2TePpuJXSUThO3G_m_VktExiDTwHr1U9e_p1vJl61sUQjGuBuQcPRPrN1u6cFtB2XMbZsO3o2GXlPKWE-IZF-enZK0oLTpsK6LY/s1600/20+-+menu.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitJTnjWYEXPHsEZeCt_97Kj2tH1P1dLr_3I06p11uH2TePpuJXSUThO3G_m_VktExiDTwHr1U9e_p1vJl61sUQjGuBuQcPRPrN1u6cFtB2XMbZsO3o2GXlPKWE-IZF-enZK0oLTpsK6LY/s1600/20+-+menu.jpg" height="160" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"></span></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Mein Menü in Cerreto: toskanische Vorspeise, Pasta mit Entenragout und schließlich Wildschwein</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Und weil auf den Festen nicht nur gegessen, sondern gefeiert werden soll, lassen sich die Orte auch gelegentlich ein ganzes Rahmenprogramm einfallen. In Cerreto gab es ein paar hundert Meter vom Essensplatz entfernt eine Bühne, auf der Musik gespielt wurde (ein slowenischer Sänger spielte in der roten Toskana dann auch den italienischen Arbeiterliedklassiker <span style="font-style: italic;">Bandiera rossa</span>), außerdem stellte ein lokaler Motorsportverein seine Rennautos vor, es gab eine kleine Ausstellung historischer Traktoren (die teilweise bis aus der Schweiz herangeschafft wurden) und es gab schließlich auch die in weiten Teilen Mittelitaliens verbreitete Weinverkostung. Dabei kaufen sich die Besucher ein Weinglas für drei Euro und betrinken sich nach und nach kostenlos bei den in Reihe ausstellenden Weinbauern und -genossenschaften. Wobei man ehrlich zugeben muss, das die Italiener ihre alkoholischen Grenzen ganz gut kennen und sie kaum mal überschreiten. Dadurch, dass ich vom Essen und dem dort servierten Wein schon so voll war, hatte ich mir diese Tortur dann doch erspart. Schade eigentlich.</span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhc4N1BhOeVvyFKqSto5rfcTAf5vjS9Ql_kUkUCn6zqfNI5r9wveSKU-1hquXk01UU33CiztQszC2pq6X6cCdaVLqNZCzkyVtu-FWPIdr-cDfkmni4w7HvMzWb2BfKXeD-UlEJWCoU8fFY/s1600/20+-+logo.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhc4N1BhOeVvyFKqSto5rfcTAf5vjS9Ql_kUkUCn6zqfNI5r9wveSKU-1hquXk01UU33CiztQszC2pq6X6cCdaVLqNZCzkyVtu-FWPIdr-cDfkmni4w7HvMzWb2BfKXeD-UlEJWCoU8fFY/s1600/20+-+logo.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Das Wildschein jagt die Ente nach Cerreto: das Logo zur <span style="font-style: italic;">sagra</span> zeigt, worum es geht</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-weight: bold;">Maicol</span><br /><br />Maicol ist der Name eines jungen Italieners, der unter den Auserwählten ist, die in der neuesten Staffel vom <span style="font-style: italic;">Grande fratello</span> (dem italienischen Big Brother) mitmachen dürfen. Sein Name ist übrigens die italienisierte Version vom englischen Michael, also in etwa wie der ostdeutsche Maik. Im folgenden ein Video, italienische Sprachkenntnisse sind nicht notwendig, um meine nachfolgende Botschaft zu verstehen:</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">[VIDEO EXISTIERT NICHT MEHR]</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Homosexualität findet in italienischen Medien praktisch nur statt, wenn sie Aufsehen erregen soll. Vorwürfe muss sich hier nicht Maicol machen lassen, sondern die Sendergruppe Mediaset, die nun in der zehnten Staffel zum ersten Mal einen Homosexuellen ausgewählt hat, der dann auch prompt alle gängigen Vorurteile erfüllt, die noch immer in Teilen der italienischen Bevölkerung vorhanden sind und offenbar gestärkt werden sollen. Homosexuelle Partnerschaften finden vom italienischen Staat bis heute keine Anerkennung, Diskriminierung wird, wenn überhaupt, nur in Lippenbekenntnissen bekämpft.<br />Schüchterne Versuche einiger Kräfte der gescheiterten Prodi-Regierung, die gesetzliche Lage etwas zu verbessern, sind sämtlich gescheitert. Die Situation hat sich durch die konservative Regierung natürlich auch nicht verbessert. Als die Region Toskana vor zwei Jahren eine Kampagne gegen Homophobie startete, führte das zu wilden Protesten der rechten Kräfte, die die unerhörte Botschaft der „schockierenden“ Plakate scharf angriffen. Unter anderem mit Äußerungen, dass diese Linken jetzt schon die Babies schwul machen wollen, um ihre widernatürliche Propaganda zu machen.</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"></span></span><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKwSezCyOMY4mR22k_tKmDkf6pO_Mn1dh4PLuwVwd3-K9_2X7Ldo1Jg6C22cs122KNvqVa-vZJF76-y_6yvwnZYPHzps-qrAuGAoXm_DNuSmRKrzWXRlLEe1FM79hXK925vVoiRaeoMSs/s1600/20+-+gay.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKwSezCyOMY4mR22k_tKmDkf6pO_Mn1dh4PLuwVwd3-K9_2X7Ldo1Jg6C22cs122KNvqVa-vZJF76-y_6yvwnZYPHzps-qrAuGAoXm_DNuSmRKrzWXRlLEe1FM79hXK925vVoiRaeoMSs/s1600/20+-+gay.jpg" height="640" width="449" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">„Die sexuelle Orientierung ist keine freie Entscheidung“ verkündet das toskanische Plakat</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Und der neueste Skandal um den Regionspräsidenten des Latium beherrscht schon seit einigen Wochen die Schlagzeilen. Piero Marrazzo hatte zugegeben, Kunde sogenannter <span style="font-style: italic;">trans</span> zu sein und ist schließlich in der Folge auch von seinem Amt zurückgetreten. Männliche Prostitution ist auch in Italien präsent, allerdings scheint es, dass es eine wahnsinnig hohe Nachfrage für transvestite männliche Prostituierte gibt, die sogenannten <span style="font-style: italic;">trans</span> eben. Die Verdrängung der eigenen homosexuellen Neigungen ist scheinbar unter vielen der entsprechenden italienischen Männer so weit gediehen, dass sie selbst im Fall des bezahlten Sex die Fassade aufrecht erhalten wollen, mit irgendwie-weiblichen Personen zu verkehren.<br />Ich will hier nicht Maicol als Sündenbock hinstellen. Im Gegensatz zu Piero Marrazzo steht er zu sich selbst und hat die gleiche Freiheit wie alle anderen Menschen auch, aber es ist schon perfide, wie mit solch einfachen Mitteln der Verbreitung und der Verstärkung von Vorurteilen Vorschub geleistet wird.<br />Aber obwohl Homosexuelle von den Medien sehr oft nur in verzerrender Form beschrieben werden, gibt es laut Umfragen Mehrheiten, die die Einführung einer Homo-Ehe beführworten würden. Bleibt nur zu hoffen, dass es in Italien eines Tages Politiker geben wird, die nicht auf Ausgrenzung bauen und den päpstlichen Einfluss eindämmen können.<br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Italianità</span><br /><br />Wie Ihr seht, Italien hat seine guten wie schlechten Seiten. Und das war mir auch schon klar, bevor ich hierher kam. Und da ich noch immer gelegentlich Augenblicke der von mir so romantisch empfundenen <span style="font-style: italic;">italianità</span> erlebe, werde ich auch für's erste noch eine Weile hier bleiben, so es mir möglich ist. Für diejenigen unter Euch, die mit diesem italienischen Lebensgefühl nichts anfangen können, verlinke ich hier zwei Werbespots, die Euch vielleicht einen kleinen Einblick verschaffen können. Sie sind einfach zu schön. Denjenigen hingegen, die manchmal selbst ein wenig <span style="font-style: italic;">italianità</span> verspüren, werden beim Anblick dieser Bilder wahrscheinlich gleich die Tränen kommen.</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Spot von 2007:</span></span><br />
<br />
<center>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="480" src="https://www.youtube.com/embed/xyvDIwR9QFQ" width="640"></iframe></center>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">
</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: small;"><br /></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: small;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Spot von 2009:</span></span><br />
<br /></div>
<center>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="480" src="https://www.youtube.com/embed/MJ309AIvCi8" width="640"></iframe></center>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Monte dei Paschi di Siena, die älteste Bank der Welt, ist seit 1472 mit der italienischen Geschichte verbunden und macht mit diesem Erbe diese wunderbaren Werbespots. Da möchte man glatt losgehen und sich ein Konto bei denen einrichten. Praktischerweise haben die sogar eine Filiale in Cerreto Guidi. Nach einem Blick auf die Tarife von MPS sind mir allerdings dann doch wieder Zweifel gekommen und ich vertraue mein Geld weiterhin einer anderen Bank an. Italienisch ist sie ja auch.<br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Venti</span><br /><br />Vor zwanzig Jahren wehten die Winde der Veränderung durch Osteuropa und heute nun jährt sich jenes Ereignis, dass mir erst das Entdecken und Ausleben meiner eigenen italienischen Adern ermöglichte. Leider kann ich gerade heute nicht in Berlin sein, aber vielleicht schaffe ich es ja zum 25. Jubiläum. An dieser Stelle, da wir ja von Italien sprechen, soll auch an Benito Corghi erinnert werden, ein italienisches Opfer der innerdeutschen Grenze. Corghi war LKW-Fahrer und wurde 1976, sozusagen aus Versehen, von DDR-Grenzern an der bayerisch-thüringischen Autobahngrenze erschossen. Der Super-GAU für die DDR-Behörden war dabei, dass es sich um einen kommunistischen Aktivisten handelte, dem man beim besten Willen keine feindseligen Absichten unterschieben konnte. Zum ersten Mal überhaupt sprach die DDR schließlich im Nachhinein von einem tragischen Unfall, konnte aber dennoch nicht die Gemüter der italienischen Genossen besänftigen. Wer mehr wissen will, dem kann ich ein paar Links über diesen Teil der Geschichte zukommen lassen.<br />Beppe Severgnini, Journalist des <span style="font-style: italic;">Corriere della sera</span>, war 1979 zum ersten Mal in Ostberlin und hatte danach mehrere Reisen in die Länder des Ostblocks unternommen. Heute früh war er bei Radio Monte Carlo zugeschaltet und erzählte dort ein wenig. An einem Punkt hatte er dann den, aus italienischer Sicht, völlig einleuchtenden Beweis erbracht, warum der Kommunismus eine unerfüllbare Utopie sei. Wenn nicht einmal die Deutschen ihn zum Laufen bringen könnten, ja wer denn dann?<br />Das Jubiläum nehme ich zum Anlass mit Ausgabe Nummer zwanzig meine Berichtsreihe abzuschließen. Übrigens: heute war ich zum zwanzigsten Mal an meinem neuen Arbeitsplatz, das Ende der Berichte hängt also nicht mit einer eventuellen Rückkehr nach Berlin zusammen. Es ist viel banaler: ich lebe mittlerweile schon so lange hier in Italien, dass es einfach immer schwieriger wird, noch interessante Geschichten zu beschaffen. Möglicherweise ist für mich auch einiges, was vielleicht von außen merkwürdig empfunden werden könnte, schon so normal, dass es mir gar nicht mehr auffällt. Außerdem hat diese Schreiberei für mich anfangs als Blitzableiter funktioniert, um einfach das zu verarbeiten, was mir hier widerfuhr. Und ich denke einfach, dass diese Phase jetzt abgeschlossen sein sollte.<br />Ich will aber auch nicht verhehlen, dass es eine gewisse Kritik gab, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich hoffe, die Mehrheit der Leser versteht, dass ich mich niemals über Italien lustig machen wollte (außer vielleicht manchmal...), aber es besteht doch immer die Gefahr, dass meine Erfahrungen, die ja durchaus real sind, gewisse Vorurteile bedienen, aus denen sich bei manchen Lesern ein Bild von Italien zimmert, dass der Realität nicht gerecht wird. Dagegen kann ich nichts tun. Entweder ich schwärme, warum Italien so viel toller ist als Deutschland und das würde Euch nerven. Oder ich motze nur noch rum, wobei sich dann die Frage stellt, warum ich mir das alles überhaupt antue. Das ist einfach ein unlösbares Problem.<br />Daher soll es nun gut sein und ich verabschiede ich mich von Euch mit noch einem weiteren Video. Von Simone Cristicchi, den ich bereits in einem früheren Beitrag verlinkt habe (<a href="http://piazzapitti.blogspot.com/2009/06/ma-e-tutto-vero.html">Klick!</a>), stammt diese modernisierte Version eines italienischen Schlagers, den vermutlich einige von Euch schon mal gehört haben. Die entsprechenden Bilder hat ein Youtube-User unterlegt. Beides zusammen ergibt einen kleinen Blick auf das Italien von heute und gestern.</span></span><br />
<br />
<center>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="480" src="https://www.youtube.com/embed/73nvj9YlrJc" width="640"></iframe></center>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Saluti, Daniele</span></span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-10987944844291105912009-06-30T21:56:00.013+02:002015-02-16T10:49:51.772+01:00la dolce vita<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici</span>,</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">rechtzeitig zur Ferienzeit melde ich mich mit meinem neuesten Bericht aus meiner toskanischen Wahlheimat. Und es gibt auch wieder einiges zu erzählen. Die wichtigsten Neuheiten zum Beispiel, was mein seit drei Jahren andauerndes italienisches Abenteuer und auch was dieses Geschreibsel betrifft. Und gleichzeitig, da ja Ferienzeit ist, auch mal ein paar Bemerkungen zu den Sachen, mit denen auch Touristen, und damit vielleicht auch Ihr, hier konfrontiert werden könnten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">La dolce vita</span><span style="font-style: italic;"> </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">La dolce vita</span> – oder auf deutsch: arbeitslos und Spaß dabei. Seit einigen Wochen bin ich wieder auf Arbeitssuche. Mein befristeter Arbeitsvertrag wurde leider nicht verlängert. Meiner Meinung nach zu Unrecht, aber ich möchte an dieser Stelle nicht unnötig über meinen ehemaligen Arbeitgeber herziehen. Die Reaktionen einiger meiner deutschen Kunden auf diese Entscheidung sind mir Anlass genug, mir keine Vorwürfe machen zu müssen. Und am Ende hat auch T. einfach recht, als er mit dem aufmunternden Kommentar <span style="font-style: italic;">„peggio per loro“</span> reagierte, was wohl am treffendsten mit „die werden schon sehen, was sie davon haben“ übersetzbar ist.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Was die weitere Zukunft angeht, bin ich im Moment in einer Erkundungsphase. Es gibt konkrete und nicht uninteressante Angebote aus Deutschland und es könnte durchaus möglich sein, dass ich nach dem Sommer zurückkehre. Allerdings habe ich auch in den letzten Wochen noch einige Vorstellungsgespräche hier in der Toskana geführt.<br />Ich sehe die Sache relativ entspannt, schaue mich um und werde sehen, was sich ergibt. Und da ich nun auch von den Segnungen des italienisches Sozialstaates profitiere und von meiner ehemaligen Firma auch noch einige Zahlungen erhalten werde, brauche ich mir für mehrere Monate auch keine finanziellen Sorgen machen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Was liegt also näher, als nun endlich mal einen langen italienischen Sommer zu genießen, wie es sich gehört, wenn man in einer Region wohnt, die zu den wichtigsten Touristenzielen weltweit gehört. Also mache ich da jetzt einfach mit, spiele den Touristen und erfreue mich an malerischen Stränden, jahrhundertelang gepflegter Kulturlandschaft, wunderhübschen Altstädten und einem leckeren <span style="font-style: italic;">gelato</span>.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSP15h6_ykcZ_MNEVJcUKloVtkzuMsOS-HzzhuZFdiU7EB71-ITmjJjGUnLgaO_kX7CDwzv-VGEo4KwwEoF2pqsoCHaw2f-2b6icFXggOaMAWhnXz9M_-vBfiGjv_9n8mWNbzxyjNVw2w/s1600/19+-+spiagge.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSP15h6_ykcZ_MNEVJcUKloVtkzuMsOS-HzzhuZFdiU7EB71-ITmjJjGUnLgaO_kX7CDwzv-VGEo4KwwEoF2pqsoCHaw2f-2b6icFXggOaMAWhnXz9M_-vBfiGjv_9n8mWNbzxyjNVw2w/s1600/19+-+spiagge.jpg" height="440" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Die weißen Strände (<span style="font-style: italic;">spiagge bianche</span>) von Vada (LI)</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Was Ihr hier seht, sind die weißen Strände von Vada, einem Badeort in der Großgemeinde Rosignano in der Provinz Livorno. Die Leute pilgern aus der halben Toskana hierher, denn im Gegensatz zu den Stränden am weiter nördlich gelegenen Küstenstreifen <span style="font-style: italic;">Versilia</span> (deren wichtigster Ort Viareggio heute traurige Schlagzeilen gemacht hat) hat man in Vada weder Parkplatzprobleme noch hohe Eintrittskosten für die Strandbäder zu entrichten. Meiner bescheidenen Meinung nach gehören die weißen Strände mit zum besten was einem hier geboten werden kann. Ich werde in den nächsten Wochen auch sicher einige andere Gebiete erkunden, vor allem Richtung Süden soll es noch viele schöne Strände geben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die weißen Strände werden sogar als Hintergrund für Werbeaufnahmen und Modemagazine genutzt, denn die extrem helle Farbe des Sandes bietet mit dem türkisblau des Meeres fast schon Südseeflair. Außerdem reflektiert dieser extrem helle Sand die Sonne in einer Art und Weise, dass man sich hier praktisch turbo-bräunen kann. Und ganz nebenbei wäre vielleicht noch erwähnenswert, dass die helle Farbe des Sandes dem langjährigen Einfluss des benachbarten chemischen Industriekomplexes geschuldet ist. Also auch eine Art Kulturlandschaft.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der belgische Solvay-Konzern hat bereits seit fast einhundert Jahren ein Werk in der Gemeinde Rosignano stehen. Während Rosignano früher nur ein kleines Städtchen auf einem Hügel oberhalb der Küste war, entstand unten an der Küste, nördlich von Vada (das schon in der Antike besiedelt war) zusammen mit dem Solvay-Werk ein völlig neuer Ort: Rosignano Solvay. Das alte Rosignano auf dem Hügel heißt seitdem Rosignano Marittimo.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Solvay produziert in seinem Werk irgendwelche Natriumprodukte, die für alles mögliche (Salze, Kohlensäuren) nützlich sind. Das Werk nutzt dabei das Meerwasser zur Kühlung während irgendwelcher Herstellungsprozesse und leitet auch Substanzen in das Meer, die nach Meinung Ahnung habender Personen (zumindest in den letzten Jahren) unbedenklich sind. Bleibt zu hoffen, dass das so richtig ist. Diese Substanzen hellen rund um die Fabrik das Meerwasser sehr deutlich auf und haben über die Jahrzehnte hinweg dem Ort Vada diese fantastischen Strände beschert.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Gemeinde Rosignano hat also mit ihrer Standortpolitik richtig Glück gehabt. Die Ansiedlung einer neuen Industrie hat sich in jeder Hinsicht positiv ausgewirkt, sie hat den Tourismus nicht nur nicht behindert, sondern ihn letztendlich sogar gefördert!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Von Rosignano lernen, heißt siegen lernen. Im hinterletzten Winkel des Gemeindeterritoriums hat Rosignano sogar eine Mülldeponie eingerichtet, die den eigenen Kassen Geld bringt und deren unerwünschte Effekte eher die Nachbarn belasten.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7WUhRsIHG-fpofC5BRGAlmZfzayeIAo0cJ9llQSslSTEoWL7TWGKLwSfdWTBpg1prk4F3vCB0d5uwys_d_OSHdOHt7nT6J7RWAMkXOMEga8qIey5qyKJlOffc-7z740MuTwY-BPtgakk/s1600/19+-+area.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7WUhRsIHG-fpofC5BRGAlmZfzayeIAo0cJ9llQSslSTEoWL7TWGKLwSfdWTBpg1prk4F3vCB0d5uwys_d_OSHdOHt7nT6J7RWAMkXOMEga8qIey5qyKJlOffc-7z740MuTwY-BPtgakk/s1600/19+-+area.jpg" height="354" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">„Area24“ bei Sanremo (IM) – eine ehemalige Eisenbahnstrecke wurde zum Radweg umgebaut</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In anderen Regionen muss man sich da schon deutlich mehr einfallen lassen und bekommt die Touristenattraktionen nicht auf eine solch elegante Art und Weise geschenkt. Obiges Bild zeigt nicht die toskanische Küste, hier befinden wir uns in Ligurien, nicht weit von der französischen Grenze entfernt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zwischen Imperia und Sanremo wurde eine alte, längst stillgelegte, Eisenbahnstrecke zu einem besonders schönen Radweg (Projektname: Area24) umgebaut, der für ungefähr 24 Kilometer immer entlang der Küste führt. Anfang Juni bin ich selbst dort gewesen, habe mich aufs Fahrrad geschwungen und bin einen Teil der Strecke abgefahren. Eine wirklich tolle Idee wurde hier verwirklicht und die Strecke soll noch um weitere 50 Kilometer in Richtung Savona verlängert werden. Wenn es soweit ist, werde ich mich sicher mal wieder auf den Weg nach Sanremo machen. Die Riviera ist ja auch ohne Area24 immer eine Reise wert. Aber hier haben die örtlichen Behörden sich nicht einfach mit der vorhandenen Herrlichkeit begnügt, sondern diese weiter verfeinert.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhep6yjIWceR-0qj4VYwGA5tlxe6jHclBZJHl7-pBtkQCc7TPy8jRhWZZ6h9hvuY31clrZ6fe4n7bIE4v6h5wEMe26P4Bi3zEIgvMbUjoRIXD1NQyYJogy-BPwjuge2aV6SdpdYEc3fxzY/s1600/19+-+bici.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhep6yjIWceR-0qj4VYwGA5tlxe6jHclBZJHl7-pBtkQCc7TPy8jRhWZZ6h9hvuY31clrZ6fe4n7bIE4v6h5wEMe26P4Bi3zEIgvMbUjoRIXD1NQyYJogy-BPwjuge2aV6SdpdYEc3fxzY/s1600/19+-+bici.jpg" height="402" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Kleines Auto? Wenn ich die Heckklappe meines Fiat 500 aufmache, das Fahrrad heraushole, das Vorderrad</span><span style="font-weight: bold;"> </span><span style="font-weight: bold;">anschraube und mich auf den Sattel schwinge, gibt es immer wieder ungläubige Blicke.</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Autofahren</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />Aufgrund des so touristischen Charakters dieser Ausgabe, werde ich nun auch mal einige Wörter zum Autofahren in Italien verlieren. Dabei möchte ich mich gar nicht so sehr auf die italienischen Autofahrer konzentrieren. Natürlich haben die italienischen Autofahrer einen anderen Fahrstil als die deutschen, aber so wie auch im restlichen Leben, ist das bloß das Ergebnis einer anderen Mentalität, die auch im Straßenverkehr deutlich wird. Das kann mal positiv und mal negativ empfunden werden, ist im Grunde aber einfach nur anders.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eher will ich hier mal mit einem in Deutschland weit verbreiteten Vorurteil aufräumen: dass es die italienischen Ordungshüter vor allem auf die Geldbeutel der deutschen Touristen abgesehen haben. Meine Erfahrungen mit den <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> (eine Art zivil tätige Militärpolizei in schwarzen Uniformen) oder der <span style="font-style: italic;">Polizia di Stato</span> (die Staatspolizei in blauen Uniformen) sind da ganz anders. So lange ich ein Auto mit deutschem Kennzeichen fuhr, wurde ich nie von einer der beiden Polizeikräfte kontrolliert. Fast drei Jahre, wenn ich Genua, diverse Reisen und die erste Zeit in der Toskana hinzuzähle, habe ich entsprechende Kontrollposten immer passiert, ohne angehalten zu werden. Nur ein einziges Mal haben mich die <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> nachts auf einer genuesischen Ausfallstraße angehalten. Anscheinend war ihnen erst, als ich zum Stehen kam, das deutsche Kennzeichen aufgefallen und sie forderten mich auch sofort zur Weiterfahrt auf. Die sich aufdrängende Erklärung ist, dass man sich vermutlich nicht mit fremdsprachigen Touristen auseinander setzen will. Hinzu kommen möglicherweise auch wieder die bereits in der letzten Mail erwähnten positiven Vorurteile Deutschen gegenüber, die sich angeblich immer korrekt und anständig verhalten.<br />Seitdem ich ein Auto mit italienischem Kennzeichen fahre, also seit etwa anderthalb Jahren, wurde ich bereits viermal kontrolliert. Die ersten beiden Male war es wohl auch die Neugier der Beamten, die dazu führte, mal einen Fiat 500 rauszuwinken, um ihn unter die Lupe nehmen zu können. Der Teil, der die Kontrolle von Fahrzeugpapieren und Führerschein vorsah, wurde da jeweils sehr schnell abgehandelt, stattdessen wurden mir Fragen zum Auto gestellt und Komplimente gemacht, die ich den <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> für ihren schnittigen Alfa 159 auch sofort erwiderte.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgz6F8tmDqL3KcLKve6qQB-iRXW5OWjT0bj11WsPmNheNyJdnO-nZs_G5JMiqsztmZSNASV_ChJppMr6166-GCWehk016hqH8jIAOkoYjRlbO-5zl6uxdIk6kxXz9JVlwHyP7G8tG99ets/s1600/19+-+alfa.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgz6F8tmDqL3KcLKve6qQB-iRXW5OWjT0bj11WsPmNheNyJdnO-nZs_G5JMiqsztmZSNASV_ChJppMr6166-GCWehk016hqH8jIAOkoYjRlbO-5zl6uxdIk6kxXz9JVlwHyP7G8tG99ets/s1600/19+-+alfa.jpg" height="414" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Ein Alfa 159 der <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span></span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nachdem sich aber der Verbreitungsgrad des Fiat 500 auf den italienischen Straßen mittlerweile spürbar erhöht hat, hat sich auch der Charakter der Verkehrskontrollen, die mich betreffen, gewandelt. Jeweils einmal haben nun sowohl <span style="font-style: italic;">Polizia di Stato</span> als auch <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> die Gültigkeit meines deutschen Führerscheins in Zweifel gezogen. Sie wollten mir jeweils weismachen, dass ich ihn schon längst in einen italienischen hätte umtauschen müssen, da ich ja einen italienischen Wohnsitz habe. Das ist nur leider nicht richtig.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Meine Erfahrung ist natürlich nicht repräsentativ, aber sie spiegelt ein in Italien gängiges Vorurteil wieder, demzufolge die <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> im Vergleich zur Staatspolizei nicht immer die hellsten sind. Der Polizist, mit dem ich zu tun hatte, hat meine Einwände in Sachen Führerschein angehört, sich anschließend per Funk und Gesetzbuch informiert. Nach einigen Minuten hat er sich bei mir für die Unannehmlichkeiten entschuldigt und mir eine gute Weiterfahrt gewünscht.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEipoeOKN0xNtwOs5NMDvQc4_n5oHMSDHUNsrrNgqDOvilKrP2KK6ljf91_9-9fTGOVQlye7LuiD9BqzFB9IX_Ub0PyIOdfA0bUtYyHRQhkMDCuUEgxqyI3iMvwazUhQH-bLEgDlyHB7s5U/s1600/19+-+lambo.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEipoeOKN0xNtwOs5NMDvQc4_n5oHMSDHUNsrrNgqDOvilKrP2KK6ljf91_9-9fTGOVQlye7LuiD9BqzFB9IX_Ub0PyIOdfA0bUtYyHRQhkMDCuUEgxqyI3iMvwazUhQH-bLEgDlyHB7s5U/s1600/19+-+lambo.jpg" height="332" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Auch die <span style="font-style: italic;">Polizia di Stato</span> kann im Extremfall auf schnittige Streifenwagen zurückgreifen, die freundlicherweise von </span><span style="font-weight: bold;">Lamborghini zur Verfügung gestellt werden</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Einige Zeit später gab es das gleiche Spielchen wieder, diesmal mit einem <span style="font-style: italic;">Carabiniere</span>, der mir absolut nicht glauben wollte und auf seinem Standpunkt beharrte, dass ich meinen Führerschein schon längst hätte umtauschen müssen. Was ihn am meisten störte, war wohl, dass die deutschen Führerscheine unbefristet gültig sind, während die italienischen nach einer bestimmten Frist erneuert werden müssen, wozu ärztliche Untersuchungen vorgenommen und vor allem Verwaltungsgebühren, die vermutlich der wahre Grund für das Verfallsdatum sind, gezahlt werden müssen. Erst nachdem ich einige Minuten lang geschleimt habe, wie sinnvoll die italienische Regelung sei und wie unlogisch die deutsche, hat mich der <span style="font-style: italic;">Carabiniere</span> widerwillig weiterfahren lassen. Er konnte sich nicht sicher sein, wirklich Recht zu haben, glaubte meinen Beteuerungen um die Legalität meines Verhaltens auch nicht recht, hat sich aber am Ende offenbar entschieden, die Sache auf sich beruhen zu lassen.<br />Und damit muss ich den <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> und der <span style="font-style: italic;">Polizia di Stato</span> auch mal ein generelles Kompliment aussprechen. Wenn man sich demütig und einsichtig zeigt, hat man die Chance, dass sich die Beamten ein Herz fassen, Menschlichkeit und gesunden Menschenverstand berücksichtigen und auch mal ein Auge zudrücken werden. Bereits zweimal habe ich teure Strafen wegen verbotener Überholmanöver verhindern können und bin mit der freundlichen Aufforderung in Zukunft die Verkehrsregeln zu beachten, davongekommen. Wirklich garstig sind eher die Gemeindepolizeien (<span style="font-style: italic;">Polizia municipale</span>), die teilweise gewisse Quoten erfüllen müssen und im Konkurrenzkampf der Ordnungshüter auch ernst genommen werden wollen.<br />Die zentralstaatlichen Beamten hingegen sind sich eher dessen bewusst, dass die hundertprozentige Anwendung der italienischen Verkehrsvorschriften in der Praxis nicht immer nachvollziehbar und sinnvoll ist. <span style="font-style: italic;">Quattroruote</span>, die wichtigste Autozeitung Italiens, hat sich erst vor kurzem darüber erleichtert gezeigt, dass Italiens Ordnungshüter glücklicherweise den Verstand vor das Gesetz stellen und zum Beispiel die Lichtpflicht, an die sich ja auch kaum einer hält, nicht durchsetzen. Böse Zungen behaupten, dass in Italien die Pflicht, auch tagsüber mit Licht zu fahren, nur eingeführt wurde, weil die Glühlampenindustrie die Politik geschmiert hat.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ich halte das für unglaubwürdig. Der damals zuständige Verkehrsminister Pietro Lunardi war wohl kaum von solchen Peanuts abhängig. Einige Tage vor der Ernennung zum Minister hatte er seine Baufirmen an seine Ehefrau verkauft. Kurze Zeit später hatte er diesen Firmen den Auftrag zum Bau von mehreren Straßen- und Eisenbahntunneln erteilt.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfiwLaQc4fXFV2ENl8KcQBOU-O93ofgfv8D_iCc6-_ZET8JJJIuqH7R074muiZej21dxTg3B-8X33IS3Rj63CgwlWdW6YeFtIawqSTNtrV5fzrp7ude_599sSnEgo3PMfpy4IR3yPfNE8/s1600/19+-+blitzer.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfiwLaQc4fXFV2ENl8KcQBOU-O93ofgfv8D_iCc6-_ZET8JJJIuqH7R074muiZej21dxTg3B-8X33IS3Rj63CgwlWdW6YeFtIawqSTNtrV5fzrp7ude_599sSnEgo3PMfpy4IR3yPfNE8/s1600/19+-+blitzer.jpg" height="406" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Acht geben sollte man auf die Schilder, die auf italienischen Straßen vor Blitzern warnen</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun ist es aber nicht so, dass man aufgrund der „elastischeren“ Polizei darauf bauen kann, dass die theoretischen, sehr drakonischen Strafen nicht angewendet werden. Meine Sätze sollen also keinesfalls als Freibrief zur Raserei verstanden werden. Mobile Geschwindigkeitskontrollen sind zwar sehr selten und fest installierte Anlagen müssen, nachdem sich einige Gemeinden allzu dreist (wir hatten das Thema ja bereits) verhalten haben, neuerdings von Gesetzes wegen, wenige hundert Meter vorher durch große Schilder, wie auf dem oberen Bild, angekündigt werden, aber dennoch kann es einen erwischen und man zahlt dann saftige Strafen, die die deutschen Tarife wie Sonderangebote erscheinen lassen. Ab lediglich 11 km/h über dem Limit ist man mit mindestens 150 Euro dabei, hinzu können noch Verwaltungskosten kommen. Aufgrund der geringen Kontrolldichte wirken sich diese Strafen allerdings nicht sonderlich abschreckend auf die Disziplin der Autofahrer aus. Wen es dann wirklich mal erwischt, der fühlt sich, verständlicherweise, einem Akt polizeilicher Willkür ausgeliefert.<br />Aber es gibt noch andere Gründe, die Tempolimits einzuhalten oder gar zu unterschreiten: erstens sind zumindest in meiner Gegend, viele Gemeinden dazu übergegangen, innerhalb der Ortschaften, regelmäßig verteilte Huckel zu errichten, die man besser nicht mit mehr als 30 km/h überfährt, wenn man regelmäßige Werkstattbesuche vermeiden möchte. Anders wussten sich die Gemeinden offenbar nicht zu helfen, um die Autofahrer wirkungsvoll einzubremsen.<br />Und zweitens ist der allgemeine Zustand italienischer Straßen eher lausig. V. und G., meine ehemaligen Kollegen, haben mich erst vor kurzem besucht und sich bitter über die <span style="font-style: italic;">FI-PI-LI</span> beschwert. Das ist eine Schnellstraße, die Florenz mit Pisa und Livorno verbindet und damit eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Toskana ist. Mal abgesehen von den Autobahnen, die gebührenpflichtig, meist aber auch in relativ gutem Zustand sind, hat Italien offenbar ein grundsätzliches Problem, seine Infrastruktur in Schuss zu halten. Straßen werden scheinbar Ewigkeiten sich selbst überlassen und erst wenn der Zustand schon lange unhaltbar ist, wird notdürftig repariert und eine neue, dünne Asphaltdecke aufgetragen. Die hält dann auch tatsächlich bis zum nächsten, unvorhersehbaren Ereignis. Das kann zum Beispiel ein LKW sein, der die Straße benutzt oder auch ein etwas heftigerer Regenschauer.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der italienische Zentralstaat hat sich mittlerweile weitgehend aus dem Unterhalt der Straßen zurückgezogen und die Kompetenz dahingehend den Regionen und Provinzen übertragen. Die bereits erwähnte Schnellstraße <span style="font-style: italic;">FI-PI-LI</span> beispielsweise gehört der Region Toskana und führt ungefähr zur Hälfte durch florentinisches und zur anderen Hälfte durch pisanisches Gebiet. Die Region hat darum die Provinz Florenz beauftragt, sich um den Unterhalt der kompletten Verbindung zu kümmern. Tatsächlich ist auch eine Hälfte der FI-PI-LI in einem ganz ordentlichen Zustand, während die andere Hälfte die reinste Holperstrecke ist. Jetzt dürft Ihr mal raten, welche Hälfte die ordentliche und welche die holprige ist. Ist nicht schwer, oder?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Piazza Pitti</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />In den letzten Wochen habe ich mich nun, nach langem Überlegen, dazu durchgerungen, alle meine bisher verfassten E-Mails der Weltöffentlichkeit zugänglich zu machen. Sämtliche von mir verschickten Berichte sind unter dieser Internetadresse, die ihr ja offensichtlich gefunden habt, von nun an abruf- und sogar kommentierbar. Um den Datenschutz (auf neu-italienisch: <span style="font-style: italic;">privacy</span>) der beteiligten Personen zu schützen, habe ich sämtliche Namen abgekürzt und auch die bisher genannten Namen meiner Arbeitgeber entfernt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die alten Beiträge habe ich genau den Tagen zugeordnet, an denen ich sie in den damaligen Mails verschickt habe. Es sind alle Beiträge verfügbar, die ich seit meiner Ankunft in Genua im Herbst 2003 erstellt habe. Sicherlich würde ich mit meinem heutigen Wissen einige Sachen nicht mehr so schreiben, wie ich es vielleicht vor einigen Jahren getan habe, aber dennoch habe ich davon abgesehen, irgendwelche Änderungen an meinen ursprünglichen Texten vorzunehmen.<br />Ihr, die Ihr bisher in meiner Mailing-Liste seid, um meine Texte zu erhalten, werdet diese vorläufig auch weiterhin in der gewohnten Form bekommen. Das soll Euch aber nicht abschrecken, trotzdem meinen Blog zu besuchen und dort Lob und Tadel zu hinterlassen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zum Ende schicke ich Euch ein paar sommerliche Grüße und die Ankündigung, im Sommer für ein paar Wochen nach Berlin zu kommen. Der große italienische Ferienmonat August ist nicht mehr weit und ich rechne daher nicht damit, noch vor September eine neue Arbeitsstelle anzutreten.<br />Sobald es wieder Neuigkeiten und Anekdoten gibt, werde ich Euch auf den neuesten Stand bringen.<br />Bis dahin einen schönen Sommer!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-style: italic;">Saluti, Daniele</span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-5162588740128378042009-04-19T12:00:00.005+02:002015-02-16T06:08:55.807+01:00Buonaparte<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">vier Monate sind seit meinem letzten Lebenszeichen vergangen. Der Frühling ist angekommen, der Winter ist vorbei. Vor einigen Wochen brachte es mein italo-brasilianischer Arbeitskollege auf den Punkt, als er sich über den außergewöhnlich harten Winter beschwerte. Mehrere Male sah ich morgens Temperaturen von -3°C auf dem Thermometer, das hatte ich bisher in Italien nicht erlebt. Und dennoch: zum ersten Mal seitdem ich in Italien lebe (und da schließe ich auch meine Erasmuszeit in Genua mit ein), habe ich nicht frieren müssen. Mein Haus in Cerreto Guidi hat eine vorzüglich funktionierende Gasheizung und solange die Russen nicht den Gashahn zudrehen, werde ich wohlige Wärme auch im schlimmsten Winter haben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Aber, wie gesagt, der Winter ist vorbei und der Sommer naht. Seit drei Wochen gilt auch hier die Sommerzeit und man kann immer wieder den Sonnenuntergang hinter Cerreto Guidi beobachten. Und zum Thema Sommerzeit passt dann gleich noch ein netter italienischer Spruch, den ich im Internet aufgeschnappt habe. In Italien heißt die Sommerzeit <span style="font-style: italic;">ora legale</span> (gesetzliche Stunde) und mit dem Begriff spielt dann auch der Witz: <span style="font-style: italic;">Scatta l'ora legale, panico tra i politici</span> - Die Stunde des Gesetzes ist gekommen: Panik unter den Politikern.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Erdbeben</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wie Ihr alle aus den Nachrichten entnommen habt, wurde die mittel-süditalienische Region Abbruzzen vor zwei Wochen von einem Erdbeben erschüttert. Und wie ich bei einem gleichzeitigen Besuch in Deutschland mitbekommen habe, hat sich die Bildzeitung gleich der Frage gewidmet, ob man nun auch problemlos seinen Italien-Urlaub stornieren kann.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Also zur Beruhigung aller, das Erdbeben war zwar schrecklich, aber es liegt nicht das ganze Land in Trümmern, sondern, schlimm genug, nur ein relativ kleines Gebiet rund um die Stadt L'Aquila. Nach den letzten offiziellen Meldungen gab es in 49 Gemeinden Schäden mit 294 Toten. Nach seriösen Schätzungen, hätte das Erdbeben tagsüber verheerendere Ausmaße haben können, wenn einige Schulgebäude geöffnet gewesen wären. Bereits 2002 ist bei einem Erdbeben in einer Nachbarregion eine Schulklasse unter den Trümmern der Schule begraben worden. Umso wütender wird heute von vielen Betroffenen als auch von anderen Italienern die Frage gestellt, wie es zum Zusammenbruch relativ junger Gebäude bei einem nur mittelstarken Erdbeben kommen konnte. Die Antwort liegt auf der Hand: die Baugesetze wurden ignoriert, die Gebäude mit minderwertigen und unzureichenden Materialien errichtet. Es ist letztlich immer wieder das Problem, dass die Sicherheit oft zu teuer ist und daher ignoriert wird. Das merkt man nicht nur bei Erdbeben, sondern auch an den regelmäßigen Meldungen über Todesfälle bei Arbeitsunfällen. Um die Unternehmen in der derzeitigen Krise zu entlasten, hat die Regierung erst vor kurzem die Kontrollen gelockert, die die Anwendung der gesetzlichen Vorschriften in den Unternehmen in Sachen Arbeitssicherheit überprüfen sollen. Die Verbindung solch einer Politik mit den Auswirkungen des Erdbebens werden in der Öffentlichkeit leider nur selten gezogen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Stattdessen werden kritische Stimmen angegriffen. Nach der Anwendung der Gesetze bei der Errichtung der Gebäude zu fragen, gilt als kleinlich und würde den Opfern auch nicht mehr helfen. Zu dem bereits angedeuteten Antikrisenpaket gehört auch ein Gesetz, dass es Immobilienbesitzern ermöglicht, Ihre Immobilien ohne langwierige Genehmigungsverfahren um 20% zu vergrößern. Als ein Karikaturist in der Rai-Sendung <span style="font-style: italic;">annozero</span> eine Karikatur zeigte, in der dem neuen Gesetz entsprechend auch eine Zunahme der zukünftigen Zahl an Erdbebenopfern um 20% vorausgesagt wurde, wurde er von der Rai aus der Sendung entfernt. Seine Karikatur wäre geschmacklos und würde die Opfer verhöhnen.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8RjC4-SSKvBiA2W-ky50bEcSi-tji8X8jzekxxspB4rcgJjq-Elw_yRemiNdqfBiF9IA-bWQI06UctPK6Gf1p1-GRo8TSqEITVY3XLGlzszQFiRnKxgrSHV-txtld2YlN55Y0UkUjX8o/s1600/18+-+vauro.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8RjC4-SSKvBiA2W-ky50bEcSi-tji8X8jzekxxspB4rcgJjq-Elw_yRemiNdqfBiF9IA-bWQI06UctPK6Gf1p1-GRo8TSqEITVY3XLGlzszQFiRnKxgrSHV-txtld2YlN55Y0UkUjX8o/s1600/18+-+vauro.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Sinngemäß: Überschrift: „Mehr Kubikmeter“ Antwort: „auf den Friedhöfen“</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da ich in der Toskana auch in einer nicht völlig ungefährdeten Region lebe, bleibt mir nur die Hoffnung, dass die hiesigen Bauten verantwortungsvoller errichtet worden sind. Im Allgemeinen nimmt man an, dass die Gesetze im Norden eher Anwendung finden als im Süden, wozu auch die Abrruzzen zählen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Im Jahr 1846 gab es das „Erdbeben von Fauglia“, nur einige Kilometer von Pieve di Santa Luce entfernt, wo ich noch bis zum letzten Sommer gelebt habe. Der Nachbarort von Pieve, Orciano Pisano, wurde damals zerstört und allein in diesem Dorf gab es laut Wikipedia 19 Tote. Wie sich das damalige Beben auf Pieve auswirkte, konnte ich nur ansatzweise herausfinden. Der Einsturz der <span style="font-style: italic;">Pieve</span> (der örtlichen Kirche), die anschließend wiederaufgebaut wurde, deutet daraufhin, dass auch Pieve nicht ganz glimpflich davon gekommen war.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Das letzte größere Erdbeben in der Toskana gab es 1984. Ein Seebeben vor der Küste von Livorno und Pisa, dessen Auswirkungen an Land zu drei Todesopfern und einigen beschädigten Gebäuden führten. In Umbrien (Nachbarregion der Toskana) gab es 1997 ein schweres Erdbeben, dass elf Menschenleben kostete und die berühmte Basilika des heiligen Franziskus in Assisi schwer beschädigte.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJMP4uI13LrqM1-lPsy0xN-967aAIouEy-6hqH5-VsDH3dOIKpoEuHl_RLwiFLJibaUVhVeTH9C1Q2GXWh90lnJ0qdvJSGgoLAoJyKXXYO3DM2QQof2OsvMCFLuhyeIMwfU-2pJJ7Jq4I/s1600/18+-+rischio+sisma.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJMP4uI13LrqM1-lPsy0xN-967aAIouEy-6hqH5-VsDH3dOIKpoEuHl_RLwiFLJibaUVhVeTH9C1Q2GXWh90lnJ0qdvJSGgoLAoJyKXXYO3DM2QQof2OsvMCFLuhyeIMwfU-2pJJ7Jq4I/s1600/18+-+rischio+sisma.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Die Karte zeigt, wie sich das Erdbebenrisiko auf Italien verteilt</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Nachbarn</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nicht nur im Zusammenhang mit dem Erdbeben häufen sich seit einigen Monaten die allseits bekannten Ausrutscher Berlusconis. Ob er den Erdbebenopfern im Interview mit einem deutschen Sender (nicht aber mit einem italienischen!) mehr Zweckoptimismus empfiehlt, Obama als jung, schön und braungebrannt bezeichnet, sich nach dem Gruppenfoto mit der Queen lauthals in den Mittelpunkt stellt oder Merkel auf dem roten Teppich warten lässt: alle Welt fragt sich, was ihn veranlasst, sich ständig überall auf diese Weise unmöglich und lächerlich zu machen. Meine Theorie ist, dass alle diese Ausrutscher kein Zufall sind sondern von Anfang bis Ende durchgeplant sind. Die internationale Presse stürzt sich, wie schon bei den diversen Prozessen, auf ihn. Die heimische Presse hingegen hat er soweit im Griff. Also erscheinen dem Mann von der Straße (auf italienisch gibt es keinen „kleinen Mann“ sondern den <span style="font-style: italic;">uomo della strada</span>) die Angriffe auf Berlusconi als Angriffe aus dem bösen Ausland und automatisch solidarisiert sich ein nicht unwesentlicher Teil der italienischen Wählerschaft mit dem Ministerpräsidenten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Dazu muss man wissen, dass die italienische Mentalität von einem latenten Minderwertigkeitskomplex gegenüber den europäischen Nachbarn gekennzeichnet ist. Schon das 1847 entstandene Lied <span style="font-style: italic;">Fratelli d'Italia</span>, das hundert Jahre später zur Nationalhymne wurde, enthält eine vielsagende Textzeile: <span style="font-style: italic;">noi siamo da secoli calpesti, derisi</span> – seit Jahrhunderten werden wir getreten und verlacht. Das Trauma wurde bestätigt, als die italienische Einigung nur mit militärischer Hilfe durch Frankreich (und später Preußen) durchgesetzt wurde. Als nächstes fühlte sich das im ersten Weltkrieg auf der Siegerseite stehende Italien von seinen Alliierten (unter anderem Frankreich...) zurückgesetzt und um die Früchte des Sieges gebracht: man hatte sich doch mehr erhofft, wurde aber offenbar nicht ernst genommen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Auch heute noch wird Italien, seien wir mal ehrlich, nicht wirklich ernst genommen. Viele Leute, die Italien lieben, tun es häufig so, wie man kleine Kinder, die Quatsch machen, niedlich findet. Umgekehrt ist es wohl auch so, dass von denjenigen, denen Italien zu unordentlich und chaotisch ist, viele der Typ sind, der sich über Lärm auf Spielplätzen beschwert, also verbiesterte Unsympathen sind. Im Zweifelsfalle sind mir die ersten natürlich lieber, aber dennoch ist diese Liebe eher die Liebe zu einem nicht vorhandenen Klischeeitalien als zu dem Land, welches Italien heute tatsächlich ist.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Dass Italien eben doch ein führendes Industrieland ist, wird außerhalb Italiens nur am Rande zur Kenntnis genommen, umso größer ist die Befriedigung für die Italiener, wenn man es den Schnöseln im Ausland mal zeigen kann. Als alter Autofreak fällt mir da gleich ein aktuelles Beispiel ein: die sich abzeichnende Übernahme von Chrysler durch Fiat auf eine ziemlich gewitzt-intelligente Art und Weise hat in Italien viel Beifall gefunden. Selbst, wenn das Projekt scheitern sollte, hat Italien damit gezeigt, dass das Land nicht voreilig abgeschrieben werden sollte.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Also mal ein paar Zeilen zum Image der zwei großen europäischen Nachbarn. Ganz besonders das Verhältnis zu den Franzosen ist sehr ambivalent. Auf der einen Seite sieht man sich als Verwandte mit gemeinsamen Ursprüngen und ähnlicher Mentalität. Gegenüber den Barbaren aus dem europäischen Norden wissen sowohl Italiener als auch Franzosen etwas mit einem Bidet anzufangen. Und gerade wegen der Ähnlichkeit sieht man sich in einem ständigen Wettkampf mit den „Cousins jenseits der Alpen“ (so werden die Franzosen oft genannt). Manch Italiener hat einen unverhohlenen Hass auf die Franzosen entwickelt, der wohl aus einem unterdrückten Neid gespeist wird. Während die Franzosen ihre Revolution feierten, einen Napoléon hatten und zu einer Großmacht aufstiegen, blieb den Italienern nur die Erinnerung an das glorreiche Rom. Wahrscheinlich ist es diese unterschiedlich verlaufene Geschichte, die die Franzosen in den Augen der Italiener zu herablassenden Nationalisten macht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und wie sieht es nun mit den Deutschen aus? Schon mehrfach ist mir eine Art positiver Rassismus aufgefallen, dem ich als Deutscher ausgesetzt bin. Während sich die Italiener bei Ihren Landsleuten immer mehrfach absichern, wird mir ein Vertrauensvorschuss entgegengebracht. Wie hier allgemein bekannt ist, betrügen Deutsche nicht, sie lügen nicht und handeln rational. Natürlich können Sie auch sehr böse werden, wie man im letzten Krieg gemerkt hat und deshalb sind den Italienern die Deutschen am Ende irgendwie doch unheimlich. So richtig kann man sie nicht einschätzen, also verlässt man sich auf die Vorurteile, die schon stimmen werden. Ein wenig verwirrt sind sie dann, wenn sie einen Deutschen vor sich haben, der freiwillig ein kleines italienisches Auto fährt und lieber Wein als Bier trinkt. Aber da die Deutschen eben ein völlig anderes (barbarisches) Volk sind, machen sich die Italiener da auch nicht zu viele Gedanken. Und ich als in Italien lebender Deutscher genieße auch eine gewisse Narrenfreiheit, da ich ja zu einem merkwürdigen und im Grunde völlig fremden Volk gehöre. Von mir wird nicht erwartet, dass ich mich wie ein Italiener verhalte. Vor allem was das Privat- und Familienleben angeht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Außerdem nimmt man den Deutschen die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit nicht übel. Die Deutschen sind halt anders, an denen braucht man sich nicht zu messen. Und da sie so anders und tumb sind, kann man über die Deutschen ja auch mal lachen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bisher war das alles nur eine von mir entwickelte Theorie, die auf einzelnen Indizien basiert. Vor allem hinsichtlich des Konkurrenzgefühls gegenüber den Franzosen und der relativen Gleichgültigkeit gegenüber den Deutschen. Vor einigen Wochen fand ich endlich in einem Absatz die Bestätigung, das meine Theorie nicht völliger Humbug ist. Der Chefredakteur der Autozeitung <span style="font-style: italic;">Quattroruote</span> hat in seinem Leitartikel der Märzausgabe folgende Sätze niedergeschrieben: „Ich habe den Eindruck, dass unsere französischen Cousins, die schon immer unser Maßstab sind (die deutschen Panzer kommen von einem anderen Stern), stärker von der Großen Depression betroffen sind als wir.“ Im folgenden listet er die Erfolge der italienischen Abwrackprämie im Vergleich zur französischen auf und wie Fiat der Krise trotzt, während die französischen Hersteller in der Krise stecken.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Natürlich vergleicht man sich auch gelegentlich mit den Deutschen, aber das eigentlich nur aus zwei Gründen: erstens, wenn man in irgendeinem Punkt etwas besser macht. Zweitens, wenn die jeweilige Opposition der jeweiligen Regierung ihre Misserfolge vorhält und das Vorbild Deutschland nennt. Wobei da auch noch unerreichbarere Beispiele wie die Niederlande, Dänemark oder gar Schweden herhalten müssen.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9Z-uy8c_AcpeySMJftGjo-eoQFNWmXz0kA-pacH_3CD9VWxtGA1wH-tW-CYaINa1fpVg8mnVQRspke6y-i-bFLF-zq53hJf-X2Zr1_2-sY3VGyyrm0wyO6jheUN-Qfh7b9nLUIULHmvA/s1600/18+-+500merkel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9Z-uy8c_AcpeySMJftGjo-eoQFNWmXz0kA-pacH_3CD9VWxtGA1wH-tW-CYaINa1fpVg8mnVQRspke6y-i-bFLF-zq53hJf-X2Zr1_2-sY3VGyyrm0wyO6jheUN-Qfh7b9nLUIULHmvA/s1600/18+-+500merkel.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">ANGELA
über alles: aus Anlass der Nürnberger Spielwarenmesse präsentiert der
italienische Modellautohersteller BRUMM einen Fiat 500 zu Ehren des
Gastgeberlandes</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">San Miniato</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Was hatten die Franzosen? Einen Napoléon? Das habt Ihr einfach so hingenommen? Da könnt Ihr mal sehen, wie weit es die französische Propaganda gebracht hat. Selbst die Italiener glauben, dass Napoléon, Spross eines toskanischen Adelsgeschlechts, Franzose war.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Napoleone Buonaparte</span>, so der Geburtsname des größten italienischen Feldherrn seit <span style="font-style: italic;">Giulio Cesare</span>, wurde 1769 auf der Insel Korsika geboren, die ein Jahr zuvor von der Republik Genua an Frankreich verkauft wurde.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Familie Buonaparte selbst war ungefähr zweihundert Jahre zuvor aus der Toskana nach Korsika gezogen, nämlich aus San Miniato. San Miniato liegt einige Kilometer von Cerreto Guidi entfernt auf einem Hügel südlich des Arno. Bereits seit Jahrhunderten hatte es aufgrund seiner strategischen Position an Bedeutung gewonnen. Mehrere deutsche Herrscher (Otto I., Friedrich II., Barbarossa) haben in San Miniato Spuren hinterlassen und es wurde zu einer wichtigen Zwischenstation für deutsche Pilgerer, die auf dem Frankenweg nach Rom unterwegs waren. So wichtig, dass San Miniato für Jahrhunderte den Beinamen <span style="font-style: italic;">al tedesco</span> führte: also in etwa „San Miniato (deutsch)“.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zurück zu Napoleone. Erst in seiner Jugend fällte er die Entscheidung, seinen Namen zu französisieren, weil er den Eindruck hatte, sein italienischer Name könnte ihm hinderlich sein, wenn er in französischen Diensten Karriere machen wollte. So nannte er sich also fortan Napoléon Bonaparte und began seine steile Karriere. Nach den militärischen Operationen zur Verteidigung der Revolution führte ihn schließlich sein erster Feldzug außerhalb Frankreichs nach... Italien.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bereits während des italienischen Feldzugs begann Napoléon mit den Kunstraubaktionen, die er später in ganz Europa durchführte. Man denke an die Quadriga des Brandenburger Tors, die erst nach der Niederlage Napoléons wieder nach Berlin zurückgeführt wurde. Und genau auf diese Raubzüge spielt eine schöne italienische Anekdote an. Bevor ich sie zum Besten gebe, muss ich noch mal auf seinen ursprünglichen Nachnamen Buonaparte zurückkommen, unter dem Napoléon bis heute in Italien bekannt ist. <span style="font-style: italic;">Una buona parte</span> bedeutet ins deutsche übersetzt „ein großer Teil“. Der Name <span style="font-style: italic;">Buonaparte</span> also Großteil.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es soll sich vor Mailand zugetragen haben, dass Napoléon einen verbitterten, geschlagenen Italiener gefragt hat: „Sind denn wirklich alle Franzosen Mörder und Räuber?“ Die Antwort des Italieners: <span style="font-style: italic;">Tutti no, ma Buonaparte sì.</span> - Alle nicht, aber der Großteil schon.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Sehr schön, oder?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Während sein Vater Carlo Buonaparte San Miniato einmal besuchte, um Unterlagen zu sammeln, die die adlige Herkunft der Familie Buonaparte<span style="font-style: italic;"> </span>bewiesen, hatte es den Sohn während des Italienfeldzuges auch einmal nach San Miniato verschlagen. Im dortigen Wohnhaus seines Onkels, der nicht auf Korsika wohnte, hielt er einmal Kriegsrat.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgI7vCuLErkYIRSUaH7B4ZxQIfOqZ-ICbc97Hqi-lO_gmpFXBZTsW3n2qyDFfMxCDsGSrZQK0J5qz988-uydgJFz33OIh_ZoKsmrCUj8XdCbBU_nNiohgozLElOEZhyphenhyphenjYeHwJK7GxbOLLQ/s1600/18+-+sanminiato1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgI7vCuLErkYIRSUaH7B4ZxQIfOqZ-ICbc97Hqi-lO_gmpFXBZTsW3n2qyDFfMxCDsGSrZQK0J5qz988-uydgJFz33OIh_ZoKsmrCUj8XdCbBU_nNiohgozLElOEZhyphenhyphenjYeHwJK7GxbOLLQ/s1600/18+-+sanminiato1.jpg" height="424" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Blick auf und von San Miniato</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ein ganz anderes Kriegsdrama spielte sich 1944 in San Miniato ab. Die deutschen Besatzungstruppen hatten einen großen Teil der Einwohnerschaft in den Dom von San Miniato versammeln lassen, als eine Bombe einschlug und sechzig Todesopfer zu verzeichnen waren.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die folgende Gedenktafel wurde am zehnten Jahrestag des Masskers am Rathaus angebracht.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLBe_gOuMPkBfluE8PZGDp9VdCfZZdf7s4ZZH9UpdQg5xn28KLeW4yEkJVd2wdngqiARsC_ZHmaEQMqHHtwRQUzjnWYU9a7nbegRzu1JH0YWgcAYZF0AnVF3QCpEmeWmuTcX5nyaCHwak/s1600/18+-+lapide1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLBe_gOuMPkBfluE8PZGDp9VdCfZZdf7s4ZZH9UpdQg5xn28KLeW4yEkJVd2wdngqiARsC_ZHmaEQMqHHtwRQUzjnWYU9a7nbegRzu1JH0YWgcAYZF0AnVF3QCpEmeWmuTcX5nyaCHwak/s1600/18+-+lapide1.jpg" height="468" width="640" /></a></div>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der Text der Gedenktafel erinnert an das Massaker, das laut Text von den deutschen Truppen verübt worden war. Das Massakers sei von einer Armee verübt worden, die aufgrund ihrer Feindschaft gegenüber jeder Freiheit, unfähig zum Sieg war. Ein schöner Satz.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und trotz der Wut, Trauer und Verbitterung findet sich auf dieser Gedenktafel noch ein Satz und das nur zehn Jahre nach Kriegsende: „Italiener, die ihr das lest, vergebt, aber vergesst nicht.“ Und weiter unten: „Denkt daran, dass die ewige Zivilisation nur im Frieden und in der Arbeit lebt“.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgYjRcyxLfBPXYbr4dd5Kmy6-YzXRi68ton1VgMfF06F8Tkyq61bC4ReBmrCu-DAwGCF1Xq9CKsB1K2DGzDmcDbtGBcVZvq-26l2JBDREWikBVhojzgxrVymZe3LtvikoLZ9zIPtEbRA3Y/s1600/18+-+lapide2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgYjRcyxLfBPXYbr4dd5Kmy6-YzXRi68ton1VgMfF06F8Tkyq61bC4ReBmrCu-DAwGCF1Xq9CKsB1K2DGzDmcDbtGBcVZvq-26l2JBDREWikBVhojzgxrVymZe3LtvikoLZ9zIPtEbRA3Y/s1600/18+-+lapide2.jpg" height="456" width="640" /></a></div>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Noch einmal 54 Jahre später hat die Gemeinde im Juli letzten Jahres neben der ersten Gedenktafel eine weitere angebracht. Neuere Forschungen hatten ergeben, dass der Dom von einer amerikanischen Bombe getroffen wurde und dass an diesem Verbrechen die Deutschen einmal nicht schuldig waren.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Statt nun einfach die erste Tafel verschwinden zu lassen, hat sich die Gemeinde aber entschlossen, die Größe zu haben und mit dem Fehler zu leben und ihn in einer weiteren Gedenktafel zu erläutern. Die Tafel weist auf den Fehler hin, erklärt die Herkunft der Bombe, aber auch die ursächliche Kriegsschuld der Deutschen und die Komplizenschaft der italienischen Faschisten. Sie endet mit der Schlussfolgerung, die die Väter der italienischen Verfassung im Artikel 11 manifestierten: „Italien lehnt den Krieg ab.“</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ministerpräsident Silvio Berlusconi meinte im Januar, dass die italienische Verfassung (die ihm nicht genug Macht in die Hand gibt) sowjetisch inspiriert sei.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wenn man diese Erinnerungen hoch holt, kann man vielleicht wirklich sagen, dass Europa aus der Vergangenheit gelernt hat. Und ich habe es versäumt, den Termin einzuhalten, bis zu dem ich mich in meiner Gemeinde in die Wählerliste eintragen lassen konnte, um an den Europawahlen (für die italienischen Abgeordneten) teilzunehmen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und dass, obwohl ich Europa täglich lebe... Schande über mich.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Daniele</span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-56820413716982677762008-12-20T00:12:00.001+01:002015-02-16T06:00:29.609+01:00Buon natale!<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Einmal noch werde ich in der Toskana übernachten und dann geht es wieder mal auf nach Deutschland. Dabei bin ich gerade zwei Wochen in Cerreto gewesen. So langsam nehmen meine Dienstreisen nach Deutschland schon ziemlich drastische Ausmaße an. Meine Eltern sehen mich mittlerweile wohl öfter als meinen Bruder, der in Potsdam wohnt. Und morgen werde ich schon wieder vor Ihrer Tür stehen. Diesmal aber ganz privat.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Cruccolandia</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Insgesamt drei Wochen weilte ich im November und Dezember in Deutschland und bin dabei ziemlich weit herum gekommen. Mit dem Mietauto fuhr ich 8000 Kilometer kreuz und quer durch die Republik und kenne nun fast alle deutschen Autobahnen. Von allen Bundesländern fehlte nur das Saarland auf meiner Reiseliste. Meine Reise begann am 15. November als ich mich bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Flughafen gemacht habe. Was ich damals noch nicht wusste: meine Sonnenbrille hätte ich gleich in Italien lassen können, die nächsten drei Wochen in Deutschland habe ich sie nicht ein einziges Mal aufsetzen müssen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Kaum in Deutschland angekommen, gingen auch schon die neuesten Hiobsbotschaften durch die Medien... zum Beispiel die neuesten Ergebnisse im Pisa-Test. Dass Berlin dabei nicht so berauschend abgeschnitten hat, hatte sich ja schon im Sommer bei meinem ganz persönlichen Pisa-Test abgezeichnet. Damals hatte mein Auto ja noch das pisanische Kürzel am Kennzeichen und an einer Berliner Tankstelle fragte mich der Tankwart, wo denn das Auto her käme. Da die heutigen Euro-Kennzeichen ja relativ leicht den entsprechenden Ländern zuzuordnen sind, erschien mir die Antwort „aus Italien“ etwas banal und ich sagte: „aus Pisa“. Der Tankwart hakte gleich nach: „Ach, und wo ist das?“ Erst jetzt rückte ich mit der Auflösung „in Italien“ heraus und der Tankwart hatte wieder was neues gelernt. Vermutlich wäre mir das bei den schlauen Sachsen nicht passiert.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmiF5XIWT9T26ZVXR8xMjgfamFivmvd5KcFcYfTbJJo2xd5pIYxTcTJeFGT1Ud4yreCWCwiJ9sxR-eyJTbpX7XXpSBjaOcy7mAU4hJU1-t_E-_h7SsRF4JX2h1jCTAUmZletMRYzsAmAY/s1600/17+-+gruessgott.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmiF5XIWT9T26ZVXR8xMjgfamFivmvd5KcFcYfTbJJo2xd5pIYxTcTJeFGT1Ud4yreCWCwiJ9sxR-eyJTbpX7XXpSBjaOcy7mAU4hJU1-t_E-_h7SsRF4JX2h1jCTAUmZletMRYzsAmAY/s1600/17+-+gruessgott.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Da fühlt man sich doch ziemlich fremd, obwohl man theoretisch ja in der Heimat ist.</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Andere deutsche Merkwürdigkeiten sind mir auf dieser Reise nicht aufgefallen, mal abgesehen vielleicht von der Meldung aus dem Verkehrsfunk, dass bei Hannover ein Känguru eine Autobahn unsicher machte. Solche Sachen können ja mal vorkommen. Schockierend fand ich viel mehr, dass mir in einem Münchner Hotel aus lauter Unachtsamkeit ein „Grüß Gott“ rausgerutscht ist. Die Situation war aber auch etwas stressig, als mir eine Putzfrau auf dem Korridor ein „Grüß Gott“ zuwarf und ich, unter Zeitdruck zum Ausgang spurtend, einfach nicht Herr über meine Zunge war und den Gruß erwiderte.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Cerreto Guidi</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Am 15. November war ich gerade in Lübeck gelandet als mein italienisches Handy mit einer mir unbekannten Nummer klingelte. Es war ein Gemeindepolizist, der just in diesem Moment in meinem cerretesischen Zuhause kontrollieren wollte, ob ich auch wirklich dort wohnen würde. In Italien ist es üblich, dass die Gemeindepolizei kontrolliert, ob die neuen Einwohner, die Ihren Hauptwohnsitz in die Gemeinde verlegen wollen, auch wirklich dort wohnen. Und ich hatte nun das Pech, gerade für drei Wochen nach Deutschland gefahren zu sein. Der Beamte meinte dann am Telefon, dann müsse ich den Antrag auf die <span style="font-style: italic;">residenza</span> noch einmal neu stellen, wenn ich wieder zurückkäme.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Vor ungefähr zehn Tagen war ich dann wieder im <span style="font-style: italic;">ufficio anagrafe</span>, um die entsprechenden Formulare neu auszufüllen. Zu meiner Überraschung teilte mir die Sachbearbeiterin die frohe Botschaft mit, dass meine <span style="font-style: italic;">residenza</span> während meiner Abwesenheit dann doch anerkannt wurde. Immerhin hatte ich der Gemeindepolizei ja bereits vorher mitgeteilt, dass ich häufiger auf Dienstreise sein würde, hatte meine Nummer hinterlassen und war dann auch telefonisch erreichbar. Da habe man in dem Fall mal auf die Formalitäten verzichtet und die Bearbeitung zu einem ordentlichen Abschluss gebracht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Dass sich die italienische Bürokratie dann doch mal so flexibel und bürgernah zeigen kann, hätte ich vorher nicht erwartet. Aber Cerreto Guidi hat mich eines besseren belehrt.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgZs00j6M5zBfe9vywZLgsLfu2xAXfE19MnPcHVUmsUnNLOho4DnJKflo6_KkSSNksGmQpkdHDj4DgLVQMaigI5QMxvbtunRi23nrWsueO4SfZk4Uou_SuXCPKnFbj21A_lZS41c7U21JY/s1600/17+-+cerretoguidi.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgZs00j6M5zBfe9vywZLgsLfu2xAXfE19MnPcHVUmsUnNLOho4DnJKflo6_KkSSNksGmQpkdHDj4DgLVQMaigI5QMxvbtunRi23nrWsueO4SfZk4Uou_SuXCPKnFbj21A_lZS41c7U21JY/s1600/17+-+cerretoguidi.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Cerreto Guidi im Winter. Im Hintergrund die Gipfel des Appenin. Rechts am Bildrand mein <span style="font-style: italic;">agriturismo.</span></span> </span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zugegebenermaßen ist das Foto hier etwas euphemistisch. Am Tag nach der Fotoaufnahme musste ich morgens den Eiskratzer suchen, die Scheiben meines Autos waren komplett vereist. Dafür war ich eigentlich nicht in die Toskana gezogen. In den folgenden Tagen war der Himmel eher grau und es regnete auch ziemlich viel. Die Katastrofenmeldungen aus anderen Teilen Italiens waren für mich allerdings genau so weit weg für Euch.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Erst dieses Wochenende, rechtzeitig zu meiner Heimreise, kam die Sonne wieder heraus, der Himmel ist strahlend blau und die Temperaturen gehen wieder auf die 15 Grad zu.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Leonardo da Cerreto Guidi</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wie der aufmerksame Leser weiß, arbeite ich in der Nachbargemeinde von Cerreto, in Vinci. Und eben dort habe ich vorhin wieder meinen neuen Hauswein gekauft.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhiFWxiIKjcONhnOBElFf3Ejlh3rOUslAspM3IiEyF4bWs9hbrs-sWHFyp0x_-9xL0JWzWAURg115L5YOA1VBV0zYES4UKT0ZxZiKnhG69-KAVqVslbwpfai1w8Y_CbSakqLlaJJklgBsA/s1600/17+-+vino.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhiFWxiIKjcONhnOBElFf3Ejlh3rOUslAspM3IiEyF4bWs9hbrs-sWHFyp0x_-9xL0JWzWAURg115L5YOA1VBV0zYES4UKT0ZxZiKnhG69-KAVqVslbwpfai1w8Y_CbSakqLlaJJklgBsA/s1600/17+-+vino.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Wein im Pappkarton: den Zapfhahn puhlt man aus der Packung und fixiert ihn dann an der vorgesehenen Stelle</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Den Direktverkauf von Wein hatte ich ja schon in Pieve di Santa Luce getätigt. Es hat ja schon was, wenn man den Wein direkt beim Produzenten kaufen kann und der dann auch noch schmeckt! Das gleiche Glück wiederfährt mir jetzt auch wieder.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der moderne Toskaner kauft für den Eigengebrauch den Wein nicht flaschenweise, sondern bringt im Idealfall gleich seinen eigenen Wasserkanister mit und lässt sich beim Direktverkauf seine dreißig Liter einfüllen. Für die eher unvorbereiteten Kunden wie mich besteht da die Möglichkeit, diesen wunderschönen Pappkarton mit eingebautem Plastikbeutel (auf italienisch: <span style="font-style: italic;">Bag-in-Box</span>) zu erwerben. Er beinhaltet fünf Liter. Man kann den Wein natürlich auch in Flaschen erwerben, aber dann kostet er fast das Dreifache. Und da der Wein in Italien zu eigentlich jedem Essen auf den Tisch gehört, bietet diese Abfüllform eine Menge Sparpotenzial.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Weinfabrik mit angeschlossenem Direktverkauf befindet sich einige hundert Meter von meiner Firma entfernt und nennt sich <span style="font-style: italic;">Cantine Leonardo</span>. Auch in diesem Fall erlauben es sich die <span style="font-style: italic;">vinciani</span> einfach, sich diesen Leonardo anzueignen. Denn eigentlich kommt Leonardo da Vinci nicht aus Vinci, sondern aus Cerreto. Davon sind jedenfalls wir <span style="font-style: italic;">cerretesi </span>überzeugt. P., unsere nette Empfangsdame, die mir meine Wohnung organisiert hatte, hat mir auch erklärt, warum Leonardo aus Cerreto stammt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Im Mittelalter wurden uneheliche Kinder (und Leonardo war ein uneheliches Kind) nach dem Ortspatron benannt. In Italien und vermutlich auch in anderen katholischen Gegenden (fragt doch mal eure katholischen Bekannten, so ihr welche habt) haben alle Orte einen Patron, einen Heiligen, den sie bevorzugt verehren. Praktischerweise bedeutet das auch, dass dem Patron auch ein Feiertag gewidmet wird. Und deshalb hat jede italienische Gemeinde auch einen eigenen Feiertag. Der von Vinci, 22. November, fiel dieses Jahr leider auf einen Samstag. Aber damit man als berufstätiger Mensch nicht leer ausgeht, muss die Firma für „nicht genossene Feiertage“ einen Lohnausgleich zahlen. Nicht schlecht, oder?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Aber zurück zu Leonardo da Cerreto Guidi. Laut P.'s Informationen, deren Wahrheitsgehalt ich unterstreichen möchte, hatte Cerreto im Mittelalter den heiligen Leonhard, auf italienisch San Leonardo, als Ortspatron. Deshalb wurde der uneheliche Junge schließlich Leonardo genannt. Tatsächlich gibt es in Cerreto auch eine Pieve di San Leonardo, die schon mehr als 1000 Jahre besteht. Die Familie da Vinci trug Ihren Nachnamen auch schon vor Leonardos Geburt, die Ortsangabe hat also nichts zu sagen. Womit also zweifelsfrei geklärt ist, woher Leonardo eigentlich kommt. Würde er aus Vinci kommen, dann hätte er den ortsüblichen Patronsnamen bekommen und wäre nicht Leonardo genannt worden!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und dennoch besitzt die Gemeinde Cerreto Guidi die Größe, der nach Vinci führenden Straße den Namen <span style="font-style: italic;">Via Leonardo da Vinci</span> zu geben, statt nur <span style="font-style: italic;">Via Leonardo</span>. Und die undankbaren <span style="font-style: italic;">vinciani</span> tun was? Die gleiche Straße heißt auf vincianischem Gebiet <span style="font-style: italic;">Via Cerretana</span>, wobei doch jeder weiß, dass das Adjektiv zu Cerreto <span style="font-style: italic;">cerretese</span> heißt und nicht <span style="font-style: italic;">cerretano</span>. Wir sagen ja auch nicht <span style="font-style: italic;">vincesi</span> zu denen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wie ihr merkt, ich fühle mich schon ziemlich zu Hause hier in Cerreto Guidi. Wobei ich nicht verschweigen will, dass es auch unter den cerretesi ein paar Knallköppe gibt. Die Leser der ersten Stunde erinnern sich vielleicht noch an den Mussolini-Kalender, den ich vor fünf Jahren in einem Einkaufszentrum in Savona gesehen habe. Nun war es wieder so weit. Anfang November war ich an einem cerretesischen Zeitungskiosk, um eine Zeitschrift zu kaufen. Dabei sprang mir der Mussolini-Kalender für 2009 ins Auge. Ich fragte die Verkäuferin, ob der sich denn gut verkaufte. Ihre Antwort: „Der da ist der letzte.“</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5qO41qBv5TSyftASXdqHwLrXNU2GbGbawPFkrq3z4kBb1juJjQfOjxhlajg8PGlV5aE1wYhisxTU093lx_CCVUo-41VM-9QJcGtXTkEz6jhZxvMpHAWCF0KpPP8-Q0JE96onwl79SjRc/s1600/17+-+natale.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5qO41qBv5TSyftASXdqHwLrXNU2GbGbawPFkrq3z4kBb1juJjQfOjxhlajg8PGlV5aE1wYhisxTU093lx_CCVUo-41VM-9QJcGtXTkEz6jhZxvMpHAWCF0KpPP8-Q0JE96onwl79SjRc/s1600/17+-+natale.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Weihnachten naht und auch in Cerreto ist man darauf vorbereit. Die </span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">auguri</span><span style="font-weight: bold;">-Schrift
über der Straße ist normalerweise auch beleuchtet. Von der Burg
leuchtet eine Sternschnuppe und den Weihnachtsbaum seht ihr ja selbst.
In der Mitte des Kreisverkehres hingegen ein Objekt moderner Kunst: eine
dicke Frau... naja, wem's gefällt...</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bis heute habe ich nicht so recht verstanden, nach welchem Muster die Italiener Weihnachten feiern und die Geschenke austauchen. Manch einer am Abend des 24., manch einer mittags am 25. Dass sie sich Geschenke machen, ist sicher. Die hoffnunglos überfüllten Einkaufszentren sind in Italien genauso allgegenwärtig wie in Deutschland. Meine Kollegen meinten, dass hänge von der jeweiligen Familientradition ab, wann man Bescherung macht. Insofern fanden sie es typisch deutsch, dass man nördlich der Alpen so unflexibel auf den Abend des 24. festgelegt ist...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wann, wo und wie auch immer Ihr Weihnachten feiern solltet... ich wünsche Euch ein frohes Fest und ein glückliches neues Jahr. Und da ich in Berlin bin, werde ich den einen oder anderen von Euch ja auch bald wiedersehen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Buone feste e tanti auguri!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Daniele</span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-73768577622610245722008-10-05T12:00:00.001+02:002015-02-16T05:53:32.045+01:00FI come: che FIgata!<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In dem Moment, in dem ich anfing mir Sorgen zu machen, worüber ich schreiben könnte, um meine regelmäßigen Italienmails vollzukriegen, bin ich ja rechtzeitig arbeitslos geworden. Und wie Ihr fleißigen Leser Euch erinnern werdet, habe ich in meiner letzten Mail von meinem neuen Job und dem bevorstehenden Ortswechsel geschrieben. Und jetzt seid Ihr sicherlich ganz gespannt, wie es nun ausgegangen ist.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Unterschiede</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Als erstes erzähle ich ein wenig von meiner Arbeit. In den letzten Monaten war ich bereits zu vier Dienstreisen nach Deutschland aufgebrochen und habe dabei Metropolen wie Köln, Hamburg oder München gesehen, aber auch in gottverlassenen Kaffs wie Bodenwerder, Twist, Melsungen oder Burgdorf genächtigt. Und so lerne ich sozusagen in italienischem Auftrag mein Vaterland ganz neu kennen. Am 21. Juli beispielsweise bin ich bei 12 Grad und Regen in Lübeck gelandet und habe am Flughafen einen Mietwagen mit Winterbereifung bekommen. In Diez/Lahn konnte ich in einem „italienischen“ Restaurant vom türkischen Kellner keinen Espresso bekommen. Mehrmals habe ich morgens um halb neun E-Mails abgerufen, die von meinen deutschen Kontakten um kurz nach sieben abgeschickt wurden. Wer so früh anfängt, hat natürlich auch früher Schluss: ab vier Uhr nachmittags ist es praktisch sinnlos, in deutschen Büros anzurufen. Da arbeiten wir Italiener noch zwei Stunden. Und weil dem Essen hier eine andere Bedeutung zugemessen wird, nimmt man sich auch mehr Zeit für die Mittagspause: meine dauert neunzig Minuten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und die Unterschiede hören ja hier nicht auf. Die Deutschen können manchmal schon ziemlich merkwürdig sein. So gab es einen älteren Herren aus der Nachbarschaft meiner Eltern, mit dem ich noch nie in meinem Leben ein Wort gewechselt habe. Beim Anblick meines kleinen Fiats meinte er aber ungefragt, mir jetzt unbedingt sagen zu müssen, dass ihm das Auto nicht gefalle und er es sich nicht gekauft hätte. Damit hatte er nun nicht nur seinen fehlenden Geschmack bewiesen, sondern auch, dass es um sein Taktgefühl nicht besser bestellt ist. So etwas (also sowohl, was den Geschmack betrifft als auch die Taktlosigkeit) würde einem mit einem Italiener nicht passieren.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bei der Ankunft in Italien fallen anschließend die ständigen, kleinen, nervigen Unzulänglichkeiten auf, die es so gibt. Freitag vor einer Woche traf ich in Pisa aus Frankfurt kommend ein. Auf dem Flughafen wartete ich zusammen mit allen anderen Passagieren am Gepäckband auf meine Reisetasche. Der Monitor über dem Gepäckband zeigte ja auch <span style="font-style: italic;">Arrivo: Francoforte-Hahn</span> an. Aber es tat sich nichts. Bis irgendwann einem auffiel, dass unser Gepäck an dem Band auflief, das für das Flugzeug aus Leeds vorgesehen war.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und als ich dann endlich mein Auto im Parkhaus gefunden hatte, hatte ich zwei Ausfahrten zur Auswahl. Über beiden Schranken brannte eine grüne Lampe, die die Funktionstüchtigkeit bestätigen sollte. Als ich eine gewählt hatte, stand auf dem Display aber nur <span style="font-style: italic;">Fuori servizio</span> (außer Dienst). Die andere Ausfahrt funktionierte und über die schlaglochreiche <span style="font-style: italic;">S</span><span style="font-style: italic;">uperstrada FI-PI-LI</span> konnte ich endlich nach Hause holpern.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">So hat eben jedes Land seine Eigenheiten. Und am Ende lebe ich nach wie vor in Italien!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Cerreto Guidi</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Gestern, am Samstag dem 4. Oktober, habe ich nun die letzten Sachen aus meiner alten Wohnung in Pieve di Santa Luce geholt, das Licht ausgemacht und meinem Vermieter die Schlüssel zur Wohnung übergeben. Bereits seit einer Woche lebe ich jetzt direkt in der Nähe meiner Arbeit in einem Ort namens Cerreto Guidi in der Provinz Florenz.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wahrscheinlich bin ich der einzige Mensch, der je das gemacht hat, was sich die Väter der italienischen Euro-Autokennzeichen so schön ausgemalt haben: das alte Provinzkürzel wegkratzen und das neue aufkleben. Während mein Kennzeichen vorher ein PI für Pisa zierte, hat es jetzt ein florentinisches FI. Das ist schon irgendwie cooler. Als ob man sein brandenburgisches LDS oder P für ein Berliner B eintauschen würde!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Dass sich Livornesen und Pisaner nicht so richtig leiden können, habe ich ja schon vor über einem Jahr beschrieben, aber hinzu kommt, dass der Rest der Toskana die Pisaner auch merkwürdig findet. In den zwanziger Jahren waren die Einwohner von San Miniato erschüttert, als ihre Stadt der Provinz Florenz entrissen und der Provinz Pisa zugeschlagen wurde.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ich habe nun den Pisanern den Rücken zugekehrt.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-iIg63IAjY9txyvIdIo_38rKqQsThIkUsr6_BLRuIubaOsZllbR_RUJ2AZeIcC3ifZjLwWE3StPUGPqkxjEWFK3PuAE9zlj5SFwVAeimkkfEy2eo1YUsG0FBBaJH14fJZQN105jy-BOY/s1600/16+-+targa.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-iIg63IAjY9txyvIdIo_38rKqQsThIkUsr6_BLRuIubaOsZllbR_RUJ2AZeIcC3ifZjLwWE3StPUGPqkxjEWFK3PuAE9zlj5SFwVAeimkkfEy2eo1YUsG0FBBaJH14fJZQN105jy-BOY/s1600/16+-+targa.jpg" height="192" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Das Entfernen des Provinzkürzels ist nicht einfach, deshalb habe ich das pisanische I einfach drangelassen</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Cerreto Guidi liegt ungefähr fünf Kilometer von Vinci und von meiner Arbeit entfernt. Mit dem Fahrrad sind es nur zweieinhalb Kilometer, inklusive einem beträchtlichen Höhenunterschied von knapp einhundert Metern, der sich über einen ein Kilometer langen nicht asphaltierten, steinigen, schlaglochreichen und kurvigen Weg hinzieht. Ich bin die Strecke bereits einmal abgefahren und ziehe das Fahrrad nun als ernsthafte Alternative in Betracht, um zur Arbeit zu gelangen. Autofahren würde wieder das werden, was es früher in Berlin war: eine Sache, die man in der Freizeit tut und die dabei Spaß macht.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhryKHe-p4lzxdH3PXLqZ48DZCjjcs8KPp1rwV3iwldyPIdoUw7AC5lFZPUf8ZjV60aJxYXXt2jbHmQ99UXfU_d0CYpoGe94piCKt3ppxrXbLXpRnAMNiA6OOKmeofnqIhmb00s7YTKf_I/s1600/16+-+cerretoguidi.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhryKHe-p4lzxdH3PXLqZ48DZCjjcs8KPp1rwV3iwldyPIdoUw7AC5lFZPUf8ZjV60aJxYXXt2jbHmQ99UXfU_d0CYpoGe94piCKt3ppxrXbLXpRnAMNiA6OOKmeofnqIhmb00s7YTKf_I/s1600/16+-+cerretoguidi.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Die Skyline von Cerreto Guidi, von meinem Garten aus gesehen</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In den letzten Tagen vor den großen Sommerferien, die die Italiener ja alle gemeinsam im August verbringen, hatte ich mich noch mit P., der Stimme an unserem Firmentelefon, angefreundet und dabei auch von meiner Absicht erzählt, früher oder später an einen Ort zu ziehen, der etwas näher an meiner Arbeit liegt als Pieve di Santa Luce. P. hatte gleich mehrere Ideen, wovon eine sich zu meinem Glück nicht gleich realisieren ließ. Sie wollte mir ein leerstehendes Appartement in Empoli vermitteln, dass dem Unternehmensgründer, also meinem obersten Arbeitgeber, gehört. Dieser war von der Idee auch recht angetan und nachdem der Realisierung dieser Idee scheinbar nichts mehr im Wege stand, sprach P. aus, was ich mir in diesem Moment auch gedacht hatte: „Daniel, was machen wir nun, wenn dir diese blöde Wohnung (<span style="font-style: italic;">questo cazzo di casa</span>) nicht gefällt?“</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wie ich nun erfuhr, hätte ich als Nachbarn den Sohn des Chefs, seinesgleichen auch im Vorstand vertreten, gehabt. Mir wurde schon ein wenig mulmig, als ich mir mein neues Heim so ausmalte. Aber da anscheinend auch in der Familie der Firmeneigner, noch einige Bedenken das Projekt herauszögerten, stürzten sich P. und ich nun auf ihre erste Idee: der junge Mann, der ihr jeden Samstag die Eier bringt, hatte noch ein kleines <span style="font-style: italic;">bilocale</span> in einem <span style="font-style: italic;">agriturismo</span> in Cerreto Guidi und würde das möglicherweise vermieten. Da diese Wohnung aber nicht so richtig leer stand, musste sich P. nun irgendwie bemühen, die eine Zwischenmieterin, die diese Wohnung als geheimes Liebesnest nutzte, rauszukriegen. Also überredete sie S., den eierbringenden jungen Mann, doch dieser Dame begreiflich zu machen, dass er die Wohnung nun für länger vermieten wolle.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">So geschah es auch irgendwie und ich weiß nicht wie genau. Aber auf jeden Fall hat jene Dame die Schlüssel ihres Liebesnests zurückgegeben und ich konnte mir die Wohnung ansehen. In der Firma darf nun aber niemand wissen, dass P. mir bei der Wohnungssuche behilflich war, denn die Dame, die sich nun um ihr Liebesnest gebracht sieht, arbeitet auch bei uns...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Alles klar?!?</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFzMCp98dSnTZchiNTYEr7i6VPtlio3mD7CSgeMZg6Kmb8BvkEFm4FGPlgXg1_i9ay80hjwSCgOoOACdwx99s0ihxiVG6T5YYkubEHr2W2_JIrJ2yDLsob4EP2qbclhWxJ1rAqTNYuO1Q/s1600/16+-+casanuova.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFzMCp98dSnTZchiNTYEr7i6VPtlio3mD7CSgeMZg6Kmb8BvkEFm4FGPlgXg1_i9ay80hjwSCgOoOACdwx99s0ihxiVG6T5YYkubEHr2W2_JIrJ2yDLsob4EP2qbclhWxJ1rAqTNYuO1Q/s1600/16+-+casanuova.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Die drei Fenster links von der Ecke und die Tür rechts davon sind Teil meiner Wohnung, ebenso Rasen und Parkplatz</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der Umzug bringt ja auch einige Veränderungen mit sich. Ich habe mich der deutschen Grenze um ungefähr fünfzig Kilometer und eine Autostunde genähert und empfange nun auch das erste deutsche Fernsehprogramm. In meinem nagelneuen LCD-Fernseher, den ich mit meinen Eltern zum Schnäppchenpreis im Coop in Empoli erstanden habe. Dieser Fernseher ist aber nur ein Teil jener Hochtechnologie, die bei mir nun Einzug gehalten hat. Über das UMTS-Netz surfe ich nun mit einer anständigen Geschwindigkeit und zu erstaunlich geringen Kosten im Internet. Vodafone Italia machts möglich. Und auf die furchtbare Telecom bin ich damit nicht mehr angewiesen. Stattdessen bin ich nun Kunde von Skype und kann für lächerlich wenig Geld unbegrenzt in die europäischen Festnetze telefonieren. Einfach über Laptop und den Vodafone-USB-Stick, der mich mobil ins Internet bringt.</span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-56133434778812001042008-06-26T12:00:00.001+02:002015-02-16T05:46:05.399+01:00Daniele da Vinci<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ja, ich schreibe wieder aus der Toskana. Wie bereits in der letzten Mail angedeutet, war in die Suche nach Arbeit bereits etwas Bewegung gekommen. Über die Ergebnisse werde ich Euch gleich unterrichten. Aber eins nach dem anderen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Sommer</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Fangen wir mit dem wichtigsten an: am vergangenen Wochenende, genauer gesagt am Samstag, dem offiziellen Sommeranfang, habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr einen Sprung in den hauseigenen Pool gewagt. Nach all den Problemen habe ich das ja kaum noch zu hoffen gewagt. Letztes Jahr im Oktober begannen Bauarbeiten, die sowohl den Pool als auch die Parkplätze gegen die zunehmende Erdrutschgefahr stabilisieren sollten. Und wie das so ist, die Bauarbeiten liefen erst einmal ziemlich planlos ab, wurden immer mal wieder für Monate unterbrochen und am Ende stand die rechtzeitige Beendigung der Arbeiten rechtzeitig zum Saisonbeginn völlig in Frage. Meine aus Como kommende Nachbarin, die ich bereits in der letzten Mail erwähnt hatte, schob alles auf die toskanisch-phlegmatische Mentalität.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Aber am Ende, nachdem die Hauseigentümer mit dem Nichtbezahlen der Nebenkostenabrechnungen drohen mussten, hat die Verwalterin die Baufirma, die nie um Ausreden verlegen war, unter Druck gesetzt und so war dann in der ersten Juniwoche, rechtzeitig zum Saisonbeginn wenigstens der Pool fertig. Der Parkplatz muss erst mal warten, aber wirklich viele Autos parken hier eh seltener.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Das Problem war nun aber, dass der Juni bis letzte Woche kein wirklich schöner Monat war: Regen, Wolken, Wind... und Temperaturen irgendwo zwischen nicht-kalt und nicht-warm. Und dann kam vor einer Woche der Sommer.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und zwar mit Macht. Tagsüber herrschen über 35 Grad, dazu eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Und so ist der Sprung in den Pool nach nur einer Woche Hitze keine wirkliche Erfrischung mehr. Mit über 30 Grad Wassertemperatur kann sich mein Pool schon bald als <span style="font-style: italic;">Terme di Santa Luce</span> präsentieren, vom „kühlen Nass“ kann sicher nicht die Rede sein. Und da sich nun nach dem langen Winter aus der ganzen Toskana die Menschen an die Küsten begeben, um die Wochenenden am Strand zu verbringen, kann auch das erfrischendere Meer, wegen Überfüllung, momentan keine wirkliche Alternative sein.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wenn ich in den Mittagspausen aus dem klimatisierten Büro komme, abends nach der Heimfahrt aus dem klimatisierten Auto steige und nachts den Kühlschrank nach kalten Getränken durchforste, dann fällt mir in diesen Momenten immer öfter der Text aus einem Lied von Daniele Silvestri ein: <span style="font-style: italic;">L’estate da noi non è mica un periodo felice, che il caldo ti toglie la pace. </span>– Der Sommer bei uns macht einen sicher nicht glücklich, so raubt dir die Hitze den Frieden.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgh58LTW5oQ_pYnDaTlzkhiRyaOmzcdNpMemUjP0un5rui_pr7V9RKpGTr7Zo2hQDyyMDcde-RhrMbdWZPNaBQm-MrV6haCxvOuIPV28eOBeM9CTrVzQTVdjAbBlPt_VBrmHOBqytJdbIU/s1600/piscina.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgh58LTW5oQ_pYnDaTlzkhiRyaOmzcdNpMemUjP0un5rui_pr7V9RKpGTr7Zo2hQDyyMDcde-RhrMbdWZPNaBQm-MrV6haCxvOuIPV28eOBeM9CTrVzQTVdjAbBlPt_VBrmHOBqytJdbIU/s1600/piscina.jpg" height="302" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Er sieht zwar erfrischend aus, ist es aber kaum noch.</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Arbeit</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nein, ich bin nicht mehr arbeitslos. Seit dem 12. Mai arbeite ich für einen Hersteller von Klebebändern. Als Nichtfachmann denkt man sich ja erst mal nichts weiter über so banale Produkte wie Klebebänder, aber in den letzten Wochen habe ich eine neue Welt entdeckt und schicke mich nun an, die deutschsprachigen Märkte mit italienischen Klebebändern zu überschwemmen. Tatsächlich werde ich bereits in der nächsten Woche meine erste Dienstreise nach Deutschland antreten und deutschen Großhändlern die Firma und ihre Produkte vorstellen. So kann’s kommen im Leben!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Im Ernst, es klingt erst einmal ziemlich merkwürdig, aber ich habe so langsam das Gefühl, wirklich eine Art Volltreffer mit dieser Arbeit gefunden zu haben. Die Firma ist perfekt organisiert, solide und seriös. Die Produkte, so weit ich das beurteilen kann, sind von guter Qualität und die Firma hat sich auf dem italienischen Markt in den letzten vier Jahrzehnten einen guten Ruf und eine marktführende Stellung erarbeitet. Gestern habe ich beispielsweise mit einem Gewebeklebeband rumgespielt und zu meiner Kollegin gesagt, dass die Entführer bestimmt immer diese Bänder nutzen würden, um die Münder ihrer Opfer zu verkleben. Sie fing an zu lachen und sagte dann, dass sie wirklich schon unsere Klebebänder im <span style="font-style: italic;">Telegiornale</span> (Fernsehnachrichten) gesehen habe. Ob Tesa auch schon solche Publicity hatte?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Jedenfalls ist die Firma in ihrer näheren Umgebung neben einem Eis-Hersteller einer der größten Arbeitgeber. Und die Art und Weise meiner Einstellung spricht auch für die Firma. Das begann mit den Komplimenten, mit denen mich mein zukünftiger Chef beim Unterschreiben des Vertrages überhäuft hat und setzte sich mit einem genau ausgearbeiteten Einführungsprogramm fort, in dem ich in praktisch alle Bereiche der Firma Einblick gewinnen konnte. Bisher jedenfalls macht mir die Arbeit Spaß und ich fühl mich richtig gut in der neuen Firma. Dass ich alle paar Wochen nach Deutschland fahren muss, empfinde ich eher als Gewinn denn als Zwang. Und mit meinen Kollegen verstehe ich mich auch sehr gut. Im Moment ist noch nirgendwo der übliche <span style="font-style: italic;">stronzo del turno</span> (Arschloch vom Dienst) zu sehen. Die Werft in Livorno war voll davon.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun fragt Ihr Euch sicherlich: „Und wo ist das nun? Wo hat das Unternehmen seinen Sitz?“ Auf Eure Frage würde ich mit „In der Geburtsstadt von Leonardo da Vinci“ antworten. An dieser Stelle beginnt ein Witz, der auf Eurem Unwissen aufbaut. Ihr würdet nämlich weiter fragen: „Und wo ist das?“ Und nun kommt die Pointe: „Na in Vinci!“ Hahaha!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Florentiner und Empolesen, und aus denen rekrutieren sich meine neuen Arbeitskollegen, sagen übrigens, dass die Einwohner Vincis, die Vincianer, nicht besonders helle seien. Die für diesen Ort vorgesehene Intelligenz wurde von Leonardo für einige Jahrhunderte im Voraus aufgebraucht. Ja ja, so sind sie die Toskaner, nie um einen flotten Spruch verlegen und dabei mindestens so sympathisch wie wir Berliner.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mindestens neunzig Prozent meiner Kollegin kommen aus der direkten Umgebung und man hört ihnen das auch an. Es ist schwer zu beschreiben, aber das Florentinische unterscheidet sich deutlich vom Livornesischen, das ich bisher gewohnt war. Es ist weniger vulgär, obwohl natürlich auch die Florentiner nicht sparsam mit Kraftausdrücken umgehen. Hinzu kommen noch einige Feinheiten, die man einfach hören muss, die sich hier jetzt aber schwer erklären lassen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und neben ihrem sympathischen Dialekt, zeichnet meine Kollegen auch eine wirklich herzliche Freundlichkeit und eine bisher ungekannte Interessiertheit aus. So haben mich einige Kollegen beispielsweise vor den letzten EM-Spielen mit einem aufmunternden <span style="font-style: italic;">Forza Germania!</span> (Deutschland vor!) in den Feierabend geschickt. Ein anderer Kollege hat mich sprachlos gemacht, als er mich fragte, ob ich seine beiden deutschen Lieblingsfilme kennen würde: <span style="font-style: italic;">Le vite degli altri </span>(Das Leben der Anderen) und Good Bye Lenin! Wiederum andere Kollegen probieren an mir ihre versteckten Deutschkenntnisse aus lang zurückreichenden Schulzeiten aus: <span style="font-style: italic;">Mocktest du einen caffè?</span></span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSViR9AshJ5tBkO9xWJq_DM_CC9q9inohckaCkNVdkU4iLQf-h2pe0KFG3vrSgPc_CQP1tXDsNiLSULCPYpLMWgLO0nDi5hdQbmWCmNTgSHjfyqwSWZlsFmqNPObVli5aaGgqMHDaweTY/s1600/kodak.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSViR9AshJ5tBkO9xWJq_DM_CC9q9inohckaCkNVdkU4iLQf-h2pe0KFG3vrSgPc_CQP1tXDsNiLSULCPYpLMWgLO0nDi5hdQbmWCmNTgSHjfyqwSWZlsFmqNPObVli5aaGgqMHDaweTY/s1600/kodak.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Sind diese Farben Zufall? Diese Kodak-Werbung im italienischen Internet spricht von „neu definierter Perfektion“</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Politik</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und da es in den letzten Monaten noch immer viel Erstaunen über die Wahl Berlusconis gegeben hat, werde ich nun doch noch mal versuchen, die Lage zu analysieren. Keine Angst, ich denke, ich kann es in wenige Sätze fassen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In Italien gibt es drei Sorten Politiker. Es gibt einige wenige korrupte Politiker, es gibt einige wenige inkompetente Politiker und es gibt den großen Rest, der sowohl korrupt als auch inkompetent ist. Offenbar glauben zu viele italienische Wähler, dass die Chancen, einen kompetenten Politiker zu wählen, mit deren Korruptionsgrad ansteigen. Sie wählen sozusagen das vermeintlich kleinere Übel, in der Hoffnung wenigsten ein wenig Kompetenz zur Macht zu verhelfen. Das ist ein tragischer Irrtum. Wie ja bereits erwiesen wurde, hat sich Berlusconi in der Zeit von 2001 bis 2006 nicht dadurch hervorgetan, Italien irgendwie vorangebracht zu haben. Allerdings hat die Regierung Prodi während ihrer zwei Jahre nicht nur durch Inkompetenz, sondern eben auch durch Korruptionsfälle geglänzt, die zwar keine berlusconianischen Ausmaße erreicht haben, aber viele Leute dazu gebracht haben, dann doch gleich das Original zu wählen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Auch in dieser Hinsicht kann ich aber mit Erfreuen auf meine Wahlheimat hinweisen. Die Toskana ist und bleibt eine der „roten“ Hochburgen Italiens.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Neue Erkenntnisse gibt es von der Medienfront. Nachdem ich ja in den letzten Berichten mehrfach über die Zahnlosigkeit italienischer Zeitungen geschrieben habe, muss ich nun konstatieren, dass das nur halb so schlimm ist. Denn so einfältig sind die Italiener nicht. Ich zitiere: „Alles mögliche denkt der italienische Leser. Eines denkt er nicht: dass ein Artikel unbesehen wahr ist, selbst wenn er wahr ist. [...] Vielmehr fragt er sich [...]: Wer hat ein Interesse daran? Und warum gerade jetzt?“ Diese Sätze stehen in dem 1998 erschienenen Buch „Geliebtes Chaos Italien“ von Dietmar Polaczek. Dieses Buch habe ich 2003 vor meinem Erasmusjahr in Genua gelesen. Vor kurzem habe ich es mit fünf Jahren Abstand und den Erfahrungen von drei Jahren Italien „netto“ noch einmal gelesen. Vieles, was dort beschrieben ist, kann ich diesmal mit dem Wissen des Kenners bestätigen. Und gerade in Sachen Mediengläubigkeit kann ich diese Einschätzung nach mehreren Gesprächen, auch mit den neuen Kollegen, nur bestätigen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Vorgestern war ich abends mit einem meiner Nachbarn im Circolo (die Genossenschaftskneipe) von Pieve und wir haben uns über alles Mögliche unterhalten. Dabei kamen wir auch zu dem Thema. Mein Nachbar M. hat eben auch diese Einschätzung bestätigt. Man lerne schon als Kind in der Schule, dass man den Zeitungen nur bedingt glauben darf. Mit einer solch medienkritischen Erziehung wachsen italienische Schüler also auf. Wenn ich da an meine ersten Kontakte mit Zeitungen in der Schule zurückdenke, kommen mir da ganz andere Erinnerungen. In der dritten oder vierten Klasse bekamen wir im Heimatkundeunterricht die Aufgabe, eine Woche lang den Artikel links oben auf der Titelseite des "Neuen Deutschland" zu sammeln, in dem vom Generalsekretär die Rede war. Auf die naive Frage eines Schülers, was man tun solle, wenn Erich Honecker mal nicht auf der Titelseite zu sehen sei, antwortete Frau H., dass das nicht vorkäme, wir könnten ganz unbesorgt sein. Heutzutage frage ich mich, ob diese Antwort eine besonders subtile Ironie war oder einfach nur so dahin gesagt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der Titel der Mail lässt zwar glauben, ich sei in Vinci, aber das bin ich nur tagsüber, wenn ich im Büro bin. Ansonsten wohne ich nach wie vor in Pieve di Santa Luce. Nach letztem Stand noch bis Ende September. Ich will den Sommer noch mit Pool und Terrasse verbinden, anschließend werde ich mir ein neues Heim suchen. Der Arbeitsweg nach Vinci beträgt 60km einfache Strecke und dauert eine Stunde. Auf Dauer wird das für mich und mein Konto zu belastend.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Auf der einen Seite bin ich ja schon neugierig auf meine neue Wohnung, von der ich noch nicht mal weiß, wo sie genau sein wird. Denn Vinci ist teuer, also muss ich erst einmal sehen, wo ich am Ende landen werde. Und andererseits wird mir der Abschied von Pieve di Santa Luce schwer fallen. Erst heute hat mir der V., der Bauer von nebenan, ein wenig Obst aus seinem Garten vorbeigebracht. S. vom Lebensmittelladen wird mir auch fehlen, ihr kann ich immer die neuesten Papstwitze erzählen, deren beste Version leider nur auf italienisch funktioniert.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Versuche, in der unmittelbaren Umgebung Arbeit zu finden, sind leider erfolglos geblieben. Dabei hat einer der Dorfbewohner, mit dem ich in S. Laden gelegentlich ein Schwätzchen halte, in seiner Eigenschaft als Gemeinderatsmitglied versucht, mich bei einem deutschen Baustoffriesen unterzubringen, der in der Nachbargemeinde eine Niederlassung unterhält. Doch da liegt anscheinend das Problem: G. ist Gemeinderat in Santa Luce, der Baustoffriese muss sich nur die Leute aus der Gemeinde Castellina Marittima gefügig halten...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Überhaupt... Castellina Marittima... in der neuesten italienweiten Blitzerstatistik hat Santa Luce seinen Spitzenplatz in Sachen Pro-Kopf-Einkommen aus Strafzetteln verloren. Vor einem Jahr ungefähr habe ich Euch ja berichtet, wie Fernsehteams in meiner Gemeinde ihre Kameras aufgebaut haben, um aus Italiens blutsaugerischster Gemeinde zu berichten. Vor einigen Wochen hat mich ein Arbeitskollege, der die Gegend hier gut kennt, gefragt, wo ich wohne. Als ich „Santa Luce“ sagte, fragte er mich ganz vorwurfsvoll, ob ich wüsste, dass sich meine Gemeinde mit dem Geld der Autofahrer finanziere (in der letzten Statistik machten die Strafzettel das 3,26fache der normalen Gemeindeeinkünfte aus). Dieses Jahr waren die Nachbarn in Castellina pfiffiger, sie haben sich in der Statistik vor Santa Luce platziert. Und die anderen Nachbarn in Riparbella sind auch vorbeigezogen. Der Westen der Provinz Pisa ist definitiv eine Ecke, wo man sich als ortsunkundiger Autofahrer besser an die (absurd niedrigen) Tempolimits halten sollte.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpvWGRv6Cf9seC3qt05CYM0Zr_iI48EJTxtTMlPXF9c2-jJZ9Bmc7d3MVkdwfcqWnqQdXQWrsKqDQq335KJnzjI53HIZOnh8cAntXp0wc2dDjjpX_NvCSmz2Izgcaglxyw5dacEp-zp48/s1600/500.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpvWGRv6Cf9seC3qt05CYM0Zr_iI48EJTxtTMlPXF9c2-jJZ9Bmc7d3MVkdwfcqWnqQdXQWrsKqDQq335KJnzjI53HIZOnh8cAntXp0wc2dDjjpX_NvCSmz2Izgcaglxyw5dacEp-zp48/s1600/500.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Da es Unklarheiten gegeben hat: die Farbe von Himmel, Meer und Auto ist NICHT weiß</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Ciao, ciao,</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Daniel</span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-84591740929944979902008-04-22T12:00:00.012+02:002015-02-16T05:36:47.795+01:00il cuore ha sempre ragione<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nachdem wieder einige Monate vergangen sind, ist es an der Zeit, Euch wieder auf den neuesten Stand in Sachen „Italien und ich“ zu bringen. Eigentlich wollte ich ja erst wieder schreiben, wenn ein paar definitive Neuigkeiten zu vermelden sind, aber da die einfach nicht eintreten wollen, fülle ich diese Mail mit einem Cliffhanger, der Euch dann umso gespannter die nächste Folge erwarten lässt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Arbeit</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Einen Moment noch und ich vermelde somit die schlechte Nachricht, die zwar auch eine gewisse Dramatik enthält, aber hoffentlich nicht das Ende der Welt bedeutet. Bevor es aber gleich losgeht, kommt aber erst mal eine gute Nachricht. Die Kapitelüberschrift kann ja zweierlei bedeuten und in meinem Fall fasse ich darunter sowohl die Magisterarbeit als auch die Erwerbstätigkeit.Bereits im Sommer wollte ich ja meine Magisterarbeit fertig schreiben, aber wie das Leben so spielt... es ist Sommer, die Sonne scheint, der Pool ruft und die wenigen freien Momente nach der Arbeit wollten nicht nur am Computer verbracht werden. Wenigstens die Recherchearbeiten waren bis zum Sommerende weitgehend abgeschlossen. So kam der Herbst und er brachte ungewöhnlich viele Wochenendüberstunden. Und als ich mir dann noch vor Weihnachten ein paar Tage frei nehmen wollte, brach sich mein Kollege G. erst mal den Arm und meine Planungen waren wiederum über den Haufen geworfen. Irgendwie habe ich es dann dennoch über den Jahreswechsel geschafft. Die Magisterarbeit wurde fertig. Und eine große Last, die zwar aufgrund eines interessanten Themas (Die deutsche Einheit im Spiegel der italienischen Presse, das Beispiel<span style="font-style: italic;"> il manifesto</span>) auch durchaus ein wenig Lust war, brach weg und mein weiterer Lebensweg war nun frei. Mittlerweile wurde die Arbeit auch bewertet und für „gut und überzeugend“ befunden. Und mein Abschlusszeugnis liegt in Kürze zur Abholung bereit.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun, dachte ich, jetzt kann ich mich nun auch völlig legitim von allen als „<span style="font-style: italic;">Dottor</span> H.“ betiteln lassen (zur Erinnerung: ein Abschluss berechtigt in Italien grundsätzlich zum Führen eines Titels wie <span style="font-style: italic;">Dottore</span> oder<span style="font-style: italic;"> Ingegnere</span>). Aber wie immer, musste ja auch nun wieder irgendein Problem auftreten, damit es einem auch ja nicht zu gut geht.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpOx2GQdPtUh27ky-z_3ioQUxjkLAaR4f7G5oOYWWjFJGMooxwRhBsyzg4QZ72s-dLyxULA6bE_E8jJGz8ofmfmCGwS1EcUoZ7aALJVBtghvvG60v93VyXZfkl9qw8M9QqpLomAycxb5A/s1600/Wind.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpOx2GQdPtUh27ky-z_3ioQUxjkLAaR4f7G5oOYWWjFJGMooxwRhBsyzg4QZ72s-dLyxULA6bE_E8jJGz8ofmfmCGwS1EcUoZ7aALJVBtghvvG60v93VyXZfkl9qw8M9QqpLomAycxb5A/s1600/Wind.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Schön sind sie ja schon, die Yachten. Auf der Wind haben G. und ich aber viel federn lassen.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eine Woche nach Abgabe der Magisterarbeit brach zwischen meinem Arbeitgeber und der Werftleitung der große Streit aus, der letztendlich das Ende des Auftrages und das Aus der Arbeiten in Livorno zur Folge hatte. Von einem Tag auf den anderen saß ich nun zu Hause, für einen Monat bekam ich noch Gehalt und Schluss. Nachdem ich Anfang Februar noch mal kurz in Berlin war, um einige Angelegenheiten zu regeln, sitze ich nun seit Mitte Februar in der Toskana und warte darauf, dass die Tage vergehen und etwas passiert. In letzter Zeit scheint nun endlich auch etwas Bewegung in meine unzähligen Bewerbungen zu kommen, aber ob dabei nun wirklich etwas Handfestes herauskommt, ist noch nicht wirklich abzusehen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Besonders verzweifelt war ich auch nicht direkt über den Verlust des Arbeitsplatzes. Das Ambiente war als Erfahrung sehr interessant, aber den Rest meines Lebens wollte ich dort auch nicht bewältigen. Da ich ja nun praktisch schon den Abschluss in der Tasche hatte, war ich auch bisher ganz optimistisch, relativ schnell etwas Neues zu finden. Wechseln wollte ich ohnehin, nur das Timing hätte ich sicher besser hingekriegt, wenn es an mir gelegen hätte.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHICGATftSTIIu9554HOh4qoFoMwGlaKv5fAATZdo7Vcfwb4yp53i-oKoykOARolxZU4JVAickS-CK3J8Ve_KC3ghznK5Kp0zq0387n_IT-Lf6ufylf04yMsH0TjZ9NMahdyH_iRvyMlA/s1600/Gru.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHICGATftSTIIu9554HOh4qoFoMwGlaKv5fAATZdo7Vcfwb4yp53i-oKoykOARolxZU4JVAickS-CK3J8Ve_KC3ghznK5Kp0zq0387n_IT-Lf6ufylf04yMsH0TjZ9NMahdyH_iRvyMlA/s1600/Gru.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Chaos und Inkompetenz waren auf der Werft nie weit: hier ein umgestürztes Kranfahrzeug</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Auto</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nachdem wir nun das schlimme Thema abgehandelt haben, habe ich aber wieder eine sehr schöne Nachricht zu verbreiten. Anfang Februar war ich nämlich in Berlin, um erstens den 60. Geburtstag meiner Mutter zu feiern und zweitens mein Auto zu verkaufen. Aufgrund der italienischen Bürokratie (ich könnte darüber mal ein Kapitel schreiben, aber ihr würdet es ja doch nicht verstehen... man muss es erleben) ist es deutlich einfacher und vor allem billiger, ein in Deutschland angemeldetes Auto wieder nach Deutschland zu bringen und dort zu verkaufen, als es umzumelden und dann in Italien zu verkaufen... Vereintes Europa, wo hast du dich versteckt?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Letztes Jahr gab es im italienischen Fernsehen einen wunderschönen Fernsehspot von Alfa Romeo, in dem das Modell 159 mit dem Spruch beworben wurde <span style="font-style: italic;">„il cuore ha sempre ragione“</span>- „Das Herz hat immer Recht“. Nun könnten Spötter sagen, dass die Vernunft offenbar gegen Alfa Romeo spricht, aber auch ich folge diesem Motto gern. Ich habe diesen Slogan ja schon gelebt, bevor Alfa ihn publiziert hat. Wäre ich sonst in Italien? Also habe ich auch beim Autokauf das Herz vor den Verstand gesetzt, obwohl mein neues Auto nicht nur schön, sondern auch komfortabel, sicher, luxuriös und vor allem sehr sparsam im Verbrauch ist.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Letzteres Attribut kann man Alfas nur schwerlich zusprechen, ich habe also Alfas Spruch im Kopf gehabt, aber es auf ein anderes Auto bezogen. Und welches das ist, ist für die fleißigen Leser unter Euch auch sicher nicht schwer zu erraten, ich habe es Euch ja schon letztes Jahr vorgestellt.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCj9XABKIR04hNJ8TKrk0pO8RNf55Y7jq459Rs0Yqk8oGLEuUU0ZJbGq9RIkLPT1CyTZPOy0k60uqGt2NqzUpo78qtnGkdutWzh9rBkfd3P7BE2plph10b5ojX3g1gfbhK_2qqmPbX-GM/s1600/500a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCj9XABKIR04hNJ8TKrk0pO8RNf55Y7jq459Rs0Yqk8oGLEuUU0ZJbGq9RIkLPT1CyTZPOy0k60uqGt2NqzUpo78qtnGkdutWzh9rBkfd3P7BE2plph10b5ojX3g1gfbhK_2qqmPbX-GM/s1600/500a.jpg" height="320" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_l96UvQZV_wKGFxQ-0VcagQxCwNCiGfhHF14G-eL009iAsYxHRjUXLQru-vBSnAu6WHloCQwFdNQ_3wV_I30dTNVMONGMYTl323yUDg6ZqpMOYda8TacC2P0yheQauredmQOqkNyoLtE/s1600-h/500a.jpg" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"></a></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Schick von außen...</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJirUBFiYy0_LEytSvwpJCLob1btcb_91egNLY1Dubv_Zd1stTznkei8rDj66xMdF4oqIiwBAH7eukgUx9znx2GbmAlt5-ypuPQ90aXRzgUGE9p2gM3YY6De8csZh38Oz0QfFS5iqB3Mw/s1600/500b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJirUBFiYy0_LEytSvwpJCLob1btcb_91egNLY1Dubv_Zd1stTznkei8rDj66xMdF4oqIiwBAH7eukgUx9znx2GbmAlt5-ypuPQ90aXRzgUGE9p2gM3YY6De8csZh38Oz0QfFS5iqB3Mw/s1600/500b.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">... und vor allem von innen!</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Natürlich ist es ein Fiat 500 geworden. Was auch sonst? Bereits im November hatte ich ihn bestellt. Aus 12 Farben, 14 Innenraumdesigns, 9 Felgentypen, 3 Dachversionen und einer Unzahl von Extras galt es, ein Auto zusammenzustellen, dass einzigartig sein sollte. Fiat hat ausgerechnet, dass es mehr als 500.000 (die Zahl ist sicher kein Zufall) Möglichkeiten gibt, den 500 zu konstruieren. Großes Glück hatte ich trotz meiner sehr individuellen Konfiguration, dass ich lediglich drei Monate auf meinen 500 warten musste. Angekündigt waren fünf, manch einer wartet auf das Auto länger als auf ein Kind. Vielleicht hat Fiat im Juli auch deshalb <span style="font-style: italic;">Welcome Bambina </span>auf die Werbung zur Präsentation des 500 geschrieben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Leute aus meinem Dorf waren alle sehr angetan von meinem neuen Wägelchen, merkwürdig fanden sie lediglich, dass ich als Deutscher eine kleine italienische Trikolore auf dem Kotflügel kleben habe. Ich finde, sie hat Stil. So wie das ganze Auto. Und obwohl es natürlich technisch auf dem neuesten Stand ist, gibt es viele Designelemente, die an den alten, kleinen Fiat 500 erinnern. Und vor wenigen Tagen bin ich so einem begegnet.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3GDN361Ka85veFAKeEh3x45nG4Yp1w-POjjgAg5Kf8B2VmeTPEW0lFWt84kSYeUrCHTLq6t0ogU2GrFpybH4f7pLTy6tKkav-EU5K6crFv39X56BgQRlrThcll6UikUgBgt_0gN8T7vo/s1600/500c.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3GDN361Ka85veFAKeEh3x45nG4Yp1w-POjjgAg5Kf8B2VmeTPEW0lFWt84kSYeUrCHTLq6t0ogU2GrFpybH4f7pLTy6tKkav-EU5K6crFv39X56BgQRlrThcll6UikUgBgt_0gN8T7vo/s1600/500c.jpg" height="272" width="640" /></a></div>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es wahr purer Zufall, als ich am Sonntag in der Nähe des Cisa-Passes zwischen Parma und La Spezia den Kleinen gesehen habe. Sofort habe ich angehalten, um ein paar Fotos zu schießen. Ganz neugierig, was da vor sich geht, hat die Dame des Hauses hervorgelugt und gleich die ganze Familie dazugeholt. Der Besitzer schließlich hat mir sein Auto gezeigt und mir einiges dazu erklärt. Von 1964 ist der Kleine und ist, wie man sieht, in einem perfekten Zustand. Ob mein 500 im Jahr 2052 auch noch so gut dasteht?</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9cWY9-ho7IFi8Msk6gFfzPkR3MOiGP4zNSeJHCFMP_n6w0S8tSsqDlF9K5lxNJ2iLszxPlBPb4u2SRJ0WX-nLcQQkYfkPdsnpW1AK5JHA-AaFuL8TsFkSF1vaQzYsX72gI5OobUN-jWM/s1600/500d.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9cWY9-ho7IFi8Msk6gFfzPkR3MOiGP4zNSeJHCFMP_n6w0S8tSsqDlF9K5lxNJ2iLszxPlBPb4u2SRJ0WX-nLcQQkYfkPdsnpW1AK5JHA-AaFuL8TsFkSF1vaQzYsX72gI5OobUN-jWM/s1600/500d.jpg" height="310" width="640" /></a></div>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der Kleine hat sogar noch sein altes, originales, schwarzes Kennzeichen. Die werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr ausgegeben. Und damit er authentischer ist, hat auch mein 500 ein italienisches Kennzeichen. Komplett mit Provinzkürzel für Pisa... ich würde ja gern hier bleiben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-weight: bold;">Politik</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und als Ausgleich zu schönen Autos, kommt auch in dieser Mail ein kleiner Abschnitt über die hässlichen Seiten italienischer Politik. Zu den Wahlen will ich nichts weiter sagen. Lediglich, dass das Ergebnis, aufgrund der schwachen Bilanz von Prodi auf fast allen Gebieten, nicht weiter verwunderlich ist.In der letzten Mail hatte ich Euch ja von Salvatore Cuffaro erzählt, der nach einer erstinstanzlichen Verurteilung vom Amt des sizilianischen Regionspräsidenten zurücktreten musste. Man muss sich um ihn aber keine Sorgen machen. Als einer von lediglich drei Senatoren wird er die katholische Zentrumspartei UDC in Rom, in der zweiten Kammer des italienischen Parlaments, vertreten. Aus seiner Partei kamen nicht umsonst zahlreiche Solidaritätsbekundungen nach seiner Verurteilung. Als der Komiker Beppe Grillo letztes Jahr seinen <span style="font-style: italic;">Vaffanculo-Day</span> abhielt, verband er das mit dem Ziel, ein sauberes Parlament zu schaffen, es von Leuten zu befreien, die ernsthafte Probleme mit dem Gesetz haben. Immerhin hat sich die Zahl derjenigen nach den Wahlen von 100 auf 70 (letztinstanzlich Verurteilte waren es 25, jetzt 16, die anderen wurden vor allem durch Verjährungen vor definitiven Urteilen gerettet beziehungsweise die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen) reduziert. In der Hymne zu Grillos V-Day heißt es „<span style="font-style: italic;">Voi siete uno su cinque, noi siamo più di un milione”</span> (Ihr seid einer von fünf, wir sind mehr als eine Million). Denn im alten Parlament war das Verhältnis von Verurteilten zu juristisch unbescholtenen Abgeordneten eben eins zu fünf. Meist ging es um Korruption, Bestechung, mafiöse Verwicklungen. Und in der derzeitigen Parteienlandschaft ist Cuffaros UDC führend in der Verurteilten-Dichte. Ein besonders schönes Beispiel über das Verhältnis der UDC zur Legalität und vor allem zum Anstand, ist jenes von Cosimo Mele. Dieser UDC-Abgeordnete hatte letztes Jahr im Sommer ein kleines Fest, man kann auch Orgie sagen, mit einigen Prostituierten in einem römischen Luxushotel gefeiert. Leider flog die ganze Sache dann auf, als eine der Prostituierten wegen einer Kokain-Überdosis ins Krankenhaus gebracht werden musste. Nun möge man denken, das so etwas überall passieren würde. Richtig. Aber in Italien hat Mele seinen Parlamentssitz nicht aufgeben müssen, es brauchte die Neuwahl, um ihn loszuwerden. Und viel skandalöser als Meles Kokain-Orgie (jeder braucht halt seinen Spaß) ist, was danach Lorenzo Cesa, Generalsekretär der UDC, verlautbart hat. Die Abgeordneten (die Bestbezahlten Europas) bräuchten eine deutliche Anhebung der Bezüge, damit sie auch ihre Familien nach Rom kommen lassen könnten. Man würde ja als Abgeordneter völlig vereinsamen. Eine Partei, die bei jeder Gelegenheit ihre katholischen Werte hochhält, kann in Italien mit solchen Worten die Skandälchen ihrer Abgeordneten rechtfertigen und wird dennoch wiedergewählt.<br />Vielleicht kann ja ein neuer V-Day, der am kommenden Samstag, dem 25. April, von Beppe Grillo veranstaltet wird, ein bisschen Bewegung in die italienische Politik bringen. Diesmal will er allerdings nicht auf die Verurteilten im Parlament hinweisen, sondern auf die Gleichschaltung der italienischen Medien.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Währenddessen will Berlusconi eine Justizreform in Angriff nehmen. Tatsächlich hätte das Land diese bitter nötig. Prozesse ziehen sich teilweise über Jahrzehnte in die Länge und gefährden letztlich die Rechtssicherheit. Vor einiger Zeit musste ein sizilianischer Mafiaboss aus dem Gefängnis entlassen werden, weil es der Richter in acht Jahren nicht geschafft hatte, eine Urteilsbegründung zu verfassen. Die Sorge ist allerdings, dass man doch eher den Bock zum Gärtner macht, wenn man Berlusconi eine Justizreform machen lassen will.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaT7Rg-PXBk2i9GuE00W1Zqx3Dnvt8thX5fBiSIO_1SAe_cEB-HXLPjUo03hSxoKv2q4D2peC4iP8OrLt_Un5zki6K-Zs-3GNTHjwiGZnkfBSFOIogbHL-0OFPKijcMAPFMzB2vA5yzfs/s1600/Villa+Monastero.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaT7Rg-PXBk2i9GuE00W1Zqx3Dnvt8thX5fBiSIO_1SAe_cEB-HXLPjUo03hSxoKv2q4D2peC4iP8OrLt_Un5zki6K-Zs-3GNTHjwiGZnkfBSFOIogbHL-0OFPKijcMAPFMzB2vA5yzfs/s1600/Villa+Monastero.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Frühling am Comer See, ein Blick von der Villa Monastero in Varenna</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Letztes Wochenende war ich bei meinem alten Studienfreund M. in Gorgonzola, da kommt der leckere Käse her. Das ist in der Nähe von Mailand und gemeinsam haben wir dann einen Ausflug an den Comer See gemacht. Wie man auf dem Bild sehen kann, gibt es also auch im hohen Norden Italiens schöne Ecken. Und nachdem mir eine Nachbarin, die nur urlaubsmäßig alle paar Monate in die Toskana kommt, von der boomenden Wirtschaft in Mailand und Umgebung erzählt hat, bin ich nun am Überlegen, ob ich nicht auch dort mein Glück versuchen sollte. Sie findet die Toskana zwar auch sehr schön, wundert sich aber nicht, dass die Arbeitssuche hier schwer ist. Die Leute seien alle so „flegmatisch“ in der Toskana...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Von wo aus ich Euch das nächste Mal schreiben werde, ist daher überhaupt noch nicht abzusehen. Ob aus Pieve di Santa Luce, Bologna, Verona, Mailand oder Berlin... lasst Euch überraschen, so wie ich. Das Herz sagt Toskana und es mag zwar immer Recht haben, aber wo es mich am Ende hinverschlägt, weiß ich selbst noch nicht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-style: italic;">Ciao ciao,</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Daniel</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-13248067183687894912008-01-27T12:00:00.005+01:002015-02-16T05:24:54.649+01:00ma è tutto vero<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Euch allen ein frohes neues Jahr. Wieder einmal ist der Zeitpunkt einer Mail gekommen. In der letzten Mail habe ich versucht, Euch einen Einblick in die Abgründe der italienischen Politik zu verschaffen und auch dieses Mal werde ich Euch mit einer kleinen, politischen Anekdote versorgen. Allerdings werde ich Euch auch ein paar andere Geschichten erzählen, sonst würdet Ihr mich ja bald fragen müssen, warum man in einem solchen Land nicht längst verzweifelt ist.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Natürlich ist man gelegentlich verzweifelt. Die Müllkrise und ihr Widerhall in der internationalen Presse hat die italienische Regierung dazu bewogen, ein weiteres Mal das Problem „endgültig“ zu lösen. Die Schande sollte getilgt werden. Vielleicht würde sich die italienische Politik ja auch der Korruption in Ihren Reihen widmen, die kafkaeske Bürokratie eindämmen, den Steuerdruck lindern und das offensichtliche Missverhältnis zwischen niedrigen Gehältern und hohen Lebenshaltungskosten angehen, wenn sich die internationale Presse mal diesen Notständen widmen würde? Vermutlich nicht. Italienische Politiker können ganz schnell beleidigt reagieren, wenn aus dem Ausland Kritik kommt. Und Berlusconi, der wohl bald wieder die Macht übernehmen wird, wenn nicht ein Wunder geschieht, hat in dieser Hinsicht ein besonders dickes Fell.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Salvatore Cuffaro</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Salvatore Cuffaro, genannt Totò, ist, beziehungsweise war, sizilianischer Regionspräsident. In dieser Eigenschaft sitzt er auch an der Quelle polizeilicher Informationen im Kampf gegen die Mafia. Vor kurzem stand er vor Gericht. Vorgeworfen wurde ihm die Herausgabe wichtiger Informationen an die Mafia. Acht Jahre Haft drohten ihm. Er selbst ging siegessicher in den Prozess und erklärte, dass er sofort zurücktreten würde, wenn er wegen der Vorwürfe verurteilt würde. Der informierte Leser fragt sich nun, warum er dann noch zurücktreten müsse, sein politisches Ende wäre doch sicher mit einem Urteil klar zu erwarten. Nein, nicht so in Italien. Hier gilt ein Angeklagter, vor allem wenn er ein Politiker ist, so lange als unschuldig, bis er in der letzten Instanz verurteilt wird. Insofern war Cuffaros Ankündigung ein Zeichen seines Respekts vor der Justiz und dem Volk. Theoretisch. So weit kam es dann ja doch nicht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Cuffaro wurde am 18. Januar verurteilt. Die Begünstigung der Mafia konnte ihm jedoch nicht bewiesen werden. Er wurde lediglich zu fünf Jahren Haft für Begünstigung einzelner Personen verurteilt, dessen Mafia-Verbindungen ihm unbekannt gewesen seien, oder zumindest war ihm nicht nachzuweisen, dass er über deren Verbindungen bescheid wusste. Konkret ging es darum, dass er Informationen über Abhöraktionen an „Freunde“ weitergab.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der interessante Teil kommt aber erst jetzt: Cuffaro ging strahlend aus dem Prozess und erklärte, dass er nun guten Gewissens seine Arbeit für sein geliebtes Sizilien fortsetzen würde, denn er wurde ja nun höchstrichterlich von Mafiaverbindungen freigesprochen. Die kleine Strafe von fünf Jahren würde nun in den nächsten Instanzen auch noch fallen. (Oder aber verjähren, in Italien laufen die Verjährungsfristen auch während der Prozesse weiter, bis kein endgültiges Urteil gefällt wurde. Auf diese Weise konnte bereits Berlusconi mehrere Urteile gegen ihn verhindern.)</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Cuffaros Triumphzug wurde unterstützt von Solidaritätserklärungen führender Politiker der bürgerlichen Parteien. Bei Berlusconi war eine solche Erklärung zum Schutze des von „kommunistischen“ Richtern verfolgten Cuffaro ja auch zu erwarten. Erstaunlich fand ich eher, dass sich auch der gemäßigte UDC(eine christdemokratische Partei)-Chef Pierferdinando Casini hinter Cuffaro stelle und ihm zu seiner als Freispruch empfundenen Haftstrafe beglückwünschte. Erst durch die empörten Reaktionen der Öffentlichkeit sah sich Cuffaro am 26. Januar, nach über einer Woche, genötigt, seinen Rücktritt zu erklären.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">L’Italia di Piero</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyd78wSnjb_TInxQXv7HvDpDLxJFDXTa-isCq-X4_HnuO10Rl6E8QTKs13Kk8VS93gGu7lQKxLiHFf9PpzDzGDipI6-Fp6G8-4-LVbybDz6o8oyVh-CVcTKyzJAkImxI2K8ShRlRM3Aqw/s1600-h/piero.jpg" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"><img alt="" border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyd78wSnjb_TInxQXv7HvDpDLxJFDXTa-isCq-X4_HnuO10Rl6E8QTKs13Kk8VS93gGu7lQKxLiHFf9PpzDzGDipI6-Fp6G8-4-LVbybDz6o8oyVh-CVcTKyzJAkImxI2K8ShRlRM3Aqw/s200/piero.jpg" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5346787557984247826" style="float: right; height: 200px; margin: 0pt 0pt 10px 10px; width: 150px;" /></a>Italien ist eben kein normales Land. Darum liebe ich es ja auch so sehr. Aber manchmal wäre ein bisschen Normalität durchaus wünschenswert. Nun ja, man kann nicht alles haben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Rechts der übersetzte Text eines Liedes, dass im letzten Frühling in Italien erschienen ist und von einem Sänger namens Simone Cristicchi stammt. <span style="font-style: italic;">L’Italia di Piero </span>beschreibt in einer sehr schönen Form dieses merkwürdige Land. Es beginnt mit einem Marsch der italienischen Bersaglieri-Elitetruppe und geht schließlich über in das Lied. Die ganzen Anspielungen muss man nicht kennen, ein klein wenig Recherchearbeit war auch für mich notwendig, aber einiges brachte mich schon vorher zum Schmunzeln. Einfach auf den Text klicken.</span></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<br />
<center>
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="480" src="https://www.youtube.com/embed/ilhx6UdnPJ8" width="640"></iframe></center>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Pieve di Santa Luce</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Schön ist nicht nur Italien, sondern auch Pieve di Santa Luce, das Dorf in dem ich wohne. Und noch schöner ist die Umgebung, die Toskana. Daher mal ein kurzes Kapitel über meine Heimat. Google hat nun auch mal wieder seine Maps aufgefrischt und siehe da, jetzt kann man sogar mein kleines Dörfchen erkennen.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNkTQp6Bgj5Aju661XlUab8c0VO6XfFZoLF08tWktnslexglW3IEeA7e01GGFPmKnitNASAwSIF3EvqxOqceSUBe1HmZmpSzHF8ojTCwtwjrMdGTxb9rmIbzzPko8TiNlMx2nbNuTLytc/s1600/pieve.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNkTQp6Bgj5Aju661XlUab8c0VO6XfFZoLF08tWktnslexglW3IEeA7e01GGFPmKnitNASAwSIF3EvqxOqceSUBe1HmZmpSzHF8ojTCwtwjrMdGTxb9rmIbzzPko8TiNlMx2nbNuTLytc/s1600/pieve.jpg" height="394" width="640" /></a></div>
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPC0RhcPPFYtjYGNJfTXgU0sIhQlmtBHrIGMw4J_dhjTqcGMPZyCjhPKy7OXy1oEsdgVoJ3289e7d_xSHFbAXMBND-j0M0kmPURWfZgHoekGyeIOViczE4xR2gmgeizF9SjArZA-DXH2Q/s1600-h/pieve.jpg" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"></a></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">La Pieve</span> ist die Kirche, die dem Dorf, dass sich zu ihren Füßen entwickelt hat, seinen Namen gibt. Wörtlich übersetzt heißt das Dorf „Pfarrei des heiligen Lichts“. Im Ortszentrum sehen wir sonst noch den <span style="font-style: italic;">Circolo</span>, das ist eine Art Genossenschaftskneipe, wo (theoretisch) nur Mitglieder der entsprechenden Genossenschaft konsumieren können. Die Getränke sind dort sehr günstig, die Betreiber, seit kurzem wurde der <span style="font-style: italic;">Circolo</span> von einem schwäbischen Ehepaar übernommen, verdienen daran, weil sie im Gegensatz zu normalen Kneipen von Steuerzahlungen befreit sind. Im Fall von Pieve di Santa Luce ist die Genossenschaft eine katholische Organisation, normalerweise ist die Toskana eher kommunistisch geprägt. In Rosignano, einem kleinen Städtchen in der Nähe, habe ich neulich eine <span style="font-style: italic;">Via Enrico Berlinguer</span> gesehen. Berlinguer war Chef der kommunistischen Partei Italiens in den siebziger und frühen achtziger Jahren. Nach ihm sind hier viele Straßen benannt. In Rosignano war das besondere, dass die Straße vorher nach Antonio Gramsci benannt war, einem der Gründer der KP. Das ist, als wenn man irgendwo in Brandenburg in einigen Jahren eine Karl-Liebknecht- oder Ernst-Thälmann-Straße in Gregor-Gysi-Straße umbenennen würde.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und eher links sind die Leute auch in Pieve. Als ich mich im Lebensmittelladen einmal abfällig über den Papst geäußert habe, habe ich von S., der Besitzerin, und ihrer Mutter nur Zustimmung geerntet. Seitdem wir nämlich Papst sind, wird einem Deutschen das auch von manch liberalen Italienern (ja, so was gibt es!) vorgehalten. S. meinte hingegen, die Deutschen seien im Gegensatz zu den Italienern alle so weltoffen, das würde man ja auch an mir sehen. Ich habe ihr dann halb zugestimmt, aber gemeint, dass es auch verbohrte Deutsche gibt. Den am wenigsten offenen Deutschen hätten wir aber nach Rom geschickt, um dort den Papst zu geben. Die Bemerkung hätte ja auch ins Auge gehen können, aber S. hat laut gelacht und meinen tollen Witz gleich den anderen Leuten erzählt, die anschließend in den Laden kamen. Puuh... noch mal gut gegangen!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Übrigens habe ich S. dann auch aus Deutschland ein Pfefferkuchenhaus mitgebracht, hier hält sich ja nach wie vor die Legende von Hänsel und Gretels Marzipanhaus. Ihr werdet Euch sicherlich an diese Geschichte erinnern. S. hat sich jedenfalls sehr über mein Mitbringsel gefreut. Außerdem ist S. immer ein zuverlässiger Brötchenlieferant. Die brauche ich nämlich für T., der voll auf deutsches Frühstücken abfährt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und bevor ich mit dieser E-Mail fertig bin, schicke ich Euch noch ein paar Eindrücke von einem toskanischen Winter.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhL7DhqNLnROZJE3Ke3uB-of5f1auz48b5YJa5MiAMMGZoOG60TjwYBDirB0l7YJIjEn0mpvObTss5OQgqvKxkPjyqKOFcfcAFe-gJOzlY8X9U6QkrO4b_x3f3lkDEEhpvRx4bsHtmmIhg/s1600/firenze.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhL7DhqNLnROZJE3Ke3uB-of5f1auz48b5YJa5MiAMMGZoOG60TjwYBDirB0l7YJIjEn0mpvObTss5OQgqvKxkPjyqKOFcfcAFe-gJOzlY8X9U6QkrO4b_x3f3lkDEEhpvRx4bsHtmmIhg/s1600/firenze.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Samstag, 10. November, in Florenz. Sonnenschein und 18 Grad</span></span></span></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"></td></tr>
</tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVSeb01eGTi7jH5_35-wL4yKoJ7wkm2TFY3vODVHGAYXwrRJATCRy0WpLR3Pt1BThP0-xavUHVd3KC6sVq0yB3EAMFdax10zOoziXmDYvnHscBULvIBfgTu1KkjpDUCtQvDrPe5N_PU_k/s1600/aurelia.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVSeb01eGTi7jH5_35-wL4yKoJ7wkm2TFY3vODVHGAYXwrRJATCRy0WpLR3Pt1BThP0-xavUHVd3KC6sVq0yB3EAMFdax10zOoziXmDYvnHscBULvIBfgTu1KkjpDUCtQvDrPe5N_PU_k/s1600/aurelia.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Blicke von der SS1, der Via Aurelia, südlich von Livorno. 24. Januar, 14 Grad</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTXyAjyFxcddOc6cEIprh2QBbGd7ixf3-XU5PY_aOPNAcfZiQCd8TyLfWt1QTERCce1wNuHYSwOfR61FbK1DxCKmyhk7Q82PhKvVRNF3046CZsNn44RZvqaBRVNWkUzgWglmB5tgZy4hI/s1600/zypressen.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTXyAjyFxcddOc6cEIprh2QBbGd7ixf3-XU5PY_aOPNAcfZiQCd8TyLfWt1QTERCce1wNuHYSwOfR61FbK1DxCKmyhk7Q82PhKvVRNF3046CZsNn44RZvqaBRVNWkUzgWglmB5tgZy4hI/s1600/zypressen.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Die längste Zypressenallee Italiens</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlS1l1qHslMPsjpLDouf_kraZEyi0OgflxQXe9JDrvUkZl-qPi3j3DK_Z9dlCJ9NS6pyEy7oO5biYPuozZ_lGw_8ATlAToWJ-aYgOy1hzdaN65IktviNg0jDed5JiNi_nKQYULqsF8t4M/s1600/bolgheri.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlS1l1qHslMPsjpLDouf_kraZEyi0OgflxQXe9JDrvUkZl-qPi3j3DK_Z9dlCJ9NS6pyEy7oO5biYPuozZ_lGw_8ATlAToWJ-aYgOy1hzdaN65IktviNg0jDed5JiNi_nKQYULqsF8t4M/s1600/bolgheri.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Und hier endet die Zypressenallee, in Bolgheri (LI): 26. Januar und 16 Grad</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mit diesen Bildern will ich Euch nicht neidisch machen. Aber es war wohl mal wieder an der Zeit, etwas Positives über Italien zu vermelden. Und die neapolitanische Müllkrise hat auf die Toskana keine Auswirkungen gehabt. Zur Müllkrise übrigens noch ein Tipp. Wer gerne Büffelmozzarella aus Kampanien isst, sollte sich darüber im klaren sein, dass die Büffel teilweise auf verseuchten Feldern weiden, unter denen hochgiftige Abfälle illegal vergraben wurden. Oder einfach nicht dran denken und das gute Stück genießen. Wenn ich in Berlin bin, lasse ich mir ja schließlich auch die Döner schmecken, obwohl die diversen Gammelfleischskandale mich eines Besseren belehren sollten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Ciao ciao,</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Daniel</span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-5744096315450102492007-10-24T12:00:00.001+02:002015-02-16T05:11:04.220+01:00repubblica delle banane<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">es sind fast 3 Monate vergangen seit meiner letzten Mail und in der Toskana hält der Herbst Einzug. Regen, Sturm, Wolken, die Tage werden kürzer und so weiter... das wirklich Niederschmetternde in dieser Zeit ist aber nicht das Wetter, sondern die Politik. Italien ist, zu dieser Erkenntnis bin ich im Laufe der letzten Wochen gekommen, keine Demokratie. Warum ich zu dieser Überzeugung gekommen bin, erkläre ich anhand der Person Clemente Mastella und der italienischen Medienpolitik. Und dennoch gibt es noch kleine Hoffnungsfunken, die wenigstens in mir den Glauben an die Italiener aufrecht erhalten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Clemente Mastella</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Person, um die es hier geht, ist Bürgermeister der Stadt Ceppaloni (zirka 50 km nordöstlich von Neapel gelegen). Außerdem ist er Abgeordneter im italienischen Parlament. Er führt nebenbei die Partei UDEUR an, die bei den Wahlen 2006 ganze 1,4 % der Stimmen erhalten hat. Tja.. und dann ist er noch der italienische Justizminister.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Am 23. September hat er in seinem Blog die Frage gestellt, ob er das Schlechte in Italienrepräsentiert, ob der das Schlechte Italiens ist. Die Beantwortung überlasse ich euch.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eine Biografie Mastellas soll das hier nicht werden, aber um welche Art Politiker es sich handelt, lässt sich schon mit einigen Beispielen aus seiner Vergangenheit belegen. Unter Berlusconi war er 1994 Arbeitsminister und seit 2006 sitzt er in der Regierung Prodi. Ein Opportunist halt und bis hierhin auch noch nicht ungewöhnlich. Dass er im Sommer 2006 im Jubel des italienischen Weltmeistertitels eine Amnestie für die Beteiligten des italienischen Fußball-Skandals forderte, geschenkt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Auch über die Generalamnestie, die kurze Zeit später die Gefängnisse leerte, will ich nicht weiterWorte verlieren. Obwohl es schon interessant ist, dass viele der Freigekommenen rückfällig geworden sind und in den zurückliegenden Monaten auch einige Raubmorde darauf zurückzuführen sind. Das sind jedoch nur Kollateralschäden, denn die Amnestie war laut Kritikern Mastellas vor allem eine Verschleierungsaktion, um verurteilte Politiker freizubekommen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wer nach wenig italienischen Maßstäben urteilt, würde sich auch darüber mokieren, dass Mastella zusammen mit dem sizilianischen Regionspräsidenten Trauzeuge bei der Hochzeit des <span style="font-style: italic;">mafioso </span>Francesco Campanella war. Natürlich wusste er nichts über dessen Verbindungen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Was Mastella so unerträglich macht, ist, dass niemand ihm Einhalt gebietet und er, mit dem Amt des Justizministers ausgestattet, endgültig freie Hand hat, um sein schmutziges Spiel ungestört weiter zu betreiben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Vor einigen Wochen kam heraus, dass in Catanzaro, Kalabrien, ein junger Staatsanwalt dabei war, einige Erkenntnisse zur Veruntreuung von EU-Geldern zu machen. Nachdem dieser Staatsanwalt, De Magistris, weiterwühlte, kam er zu weiteren interessanten Erkenntnissen, in dessen Gefüge das politische und wirtschaftliche Establishment der Nachbarregion Basilikata in Bedrängnis geriet. Und am Ende wurden sogar Ermittlungen gegen Romano Prodi, den italienischen Ministerpräsidenten, eingeleitet. Nachdem Mastella vorgewarnt wurde, dass bald auch gegen ihn ermittelt werden würde, hat er kurzerhand die Versetzung des Staatsanwalts in eine andere Region angewiesen. Der Justizrat, der die Aufgabe hatte, diese Versetzung zu beschließen, zog es jedoch aufgrund der starken öffentlichen Proteste erst einmal vor, die Entscheidung zu vertagen. In den darauffolgenden Wochen kam es zu öffentlichen Anschuldigungen Mastellas gegen De Magistris, der jedoch in Interviews nur darauf bestand, seinen Job zu erledigen. Vor einer Woche wurden nun tatsächlich Ermittlungen wegen Amtsmissbrauch und Korruption gegen Mastella eingeleitet. Daraufhin wurde De Magistris amletzten Wochenende von seinen Vorgesetzten der Fall entzogen. Begründet wurde diese Maßnahme damit, dass De Magistris mittlerweile gegenüber Mastella befangen sei. Noch mal zum Mitschreiben: gegen den Justizminister wird ermittelt, dieser bricht einen Zaun vom Streit, der Staatsanwalt wehrt sich gegen die Anwürfe und gilt deshalb nun als befangen, da er ja nun persönlich gegen den Minister voreingenommen sei.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Anschließend kam es zu einer Regierungskrise, weil der Infrastrukturminister Antonio Di Pietro Mastella diesen Angriff auf den Rechtsstaat nicht durchgehen lassen wollte. Di Pietro, einst einer der Staatsanwälte, die Anfang der 90er im Ermittlungsverfahren <span style="font-style: italic;">mani pulite,</span> die gesamte Korruption des italienischen politischen Systems aufdeckten und es damit zum Einsturz brachten, musste sich von Mastella nun öffentlich als „Analphabeten des Rechts“ titulieren lassen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Angst vor einer drohenden Rückkehr Berlusconis an die Macht, hat Di Pietro anschließend klein beigeben lassen. Die Regierung Prodi wurde gerettet, der Rechtsstaat dabei geopfert.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Medienpolitik</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zuerst einmal muss ich mich entschuldigen. In der letzten Mail habe ich geschrieben, dass in Italien Presse und TV weitgehend gleichgeschaltet sind. De facto ist es so, aber Johannes B. Kerner hat mir, der deutschen Nation und Eva Herman nun klargemacht, dass man das böse NS-Wort „gleichgeschaltet“ nicht benutzen darf. Als ob es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Johannes B. Kerner gleichgesch... äh... auf Linie gebracht ist.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Also, zurück nach Italien. Wie gesagt, sind Presse und TV hier schon seit geraumer Zeit auf Linie gebracht worden. Umso ärgerlicher ist es für die italienischen Politiker, dass mit dem Internet eine Insel der Informationsfreiheit entstanden ist, die einen immer größeren Nutzerkreis findet. Der von den klassischen Medien komplett ignorierte Aufruf Beppe Grillos zum V-Day hat Erfolg gehabt. Demonstrationen fanden in vielen italienischen Städten statt und über 300000 Unterschriften wurden für Beppe Grillos Petition gesammelt. Das italienische Parlament ist gezwungen, sich mit Grillos Vorschlägen, von denen ich in der letzten Mail berichtete, zu befassen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Anschließend ergingen sich das Staatsfernsehen RAI und die mittlerweile staatstragende römische Tageszeitung <span style="font-style: italic;">La Repubblica </span>in Hetzberichten über den angeblichen Populisten und Demagogen Beppe Grillo, ohne sich auch nur annähernd mit seinen Forderungen argumentativ zu befassen. Die Mediaset-Senderkette von Berlusconi war verunsichert, ob sie sich nun freuen sollte, dass die Regierung unter Beschuss stand oder lieber mit auf Grillo schießen sollte. Am Ende entschied sich die Opposition, gemeinsam mit der Regierung, Grillo als unseriösen Volksverhetzer zu kennzeichnen und auch für Mediaset war somit die Linie vorgegeben. Der traurige Höhepunkt in der RAI war ein Kommentar des Chefredakteurs von tg2 (ungefähr vergleichbar mit „heute“ vom ZDF), der Grillo vorwarf, einem neuen Terrorismus Stoff zu bieten. Grillo antwortete auf einige Vorwürfe in seinem Blog.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da er von der RAI seit 1993 nicht mehr vor die Kameras gelassen wird, bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Geschasst wurde er wegen mehrerer politischer Witze gegen die damals Mächtigen. Seine damaligen Rekordeinschaltquoten von bis zu 20 Millionen Zuschauern haben ihm aber einen Bekanntheitsgrad verschafft, der ihm heutzutage hilft, seinen Blog zu einem der zehn meistgelesenen Blogs weltweit zu machen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mittlerweile spielte sich in den italienischen Medien ein Phänomen ab, dass ein wenig an DDR-Zustände erinnert. Um die RAI-Nachrichten zu verstehen, musste man vorher Beppe Grillos Blog gelesen haben. So wie ein Blick in die Tagesschau zu DDR-Zeiten hilfreich bei der Lektüre des „Neuen Deutschland“ war. Da viele Menschen das Internet zwar für alles Mögliche, aber nicht zur politischen Information, nutzen, konnte die RAI auch fröhlich Sachen über Grillo verbreiten, die bei einem einzigen Blick auf seine Internetseite widerlegt waren.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Übrigens: als vor einigen Wochen dann doch mal ein RAI-Moderator aus der Reihe tanzte und den Ermittlern aus Catanzaro Platz in seiner Sendung bot, wurde er anschließend prompt vor eine Untersuchungskommission geladen. Dahinter steckte wieder mal Mastella, der darüber wütend war, dass die Staatsanwälte öffentlich behaupteten, dass aus dem Ministerium Druck auf sie ausgeübt wurde. Der Moderator der Sendung heißt Michele Santoro und war bereits während der Berlusconi-Regierung von der RAI verbannt worden.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Blogs</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mastella hat wie schon oben erwähnt, auch einen eigenen Blog, in dem er seine Sicht auf die Welterklärt. Mastella hat aber die Fantasie seiner italienischen Untertanen unterschätzt und die Blogwelt nicht richtig verstanden. In Mastellas Blog wird jeder Kommentar von ihm persönlich kontrolliert und, falls er genehm ist, freigegeben. Für die jungen, aufsässigen Blogger war das kein Problem, flugs sind mehrere Klone von Mastellas Blog entstanden, die Mastellas Einträge 1:1 übernahmen und alle Nutzerkommentare ohne Zensur veröffentlichten. Aus der offiziellen Adresse von Mastellas Blog <a href="http://clementemastella.blogspot.com/">clementemastella.blogspot.com</a> wurde so zum Beispiel <a href="http://dementemastella.blogspot.com/">dementemastella.blogspot.com</a>. Oder um es ins Deutsche zu übertragen: aus Clemens Mastella wurde Demenz-Mastella. Die Seite imitiert das Original bis ins Detail. Andere Anti-Mastella-Blogs versuchen mit der einzigen Waffe der Wehrlosen, der Satire, Mastella der Lächerlichkeit preiszugeben. Nachdem Mastella versucht hat, einen seiner Gegenblogs schließen zu lassen, sind sofort neue Anti-Mastella-Blogs erschienen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ob Mastella auch mit dem Anti-Blog-Gesetz zu tun hat, weiß ich nicht. Vielleicht ist es eingemeinsames Anliegen vieler Politiker, von Prodi bis Mastella, die Blogs zum Schweigen zu bringen. Man kann es nicht anders interpretieren als einen Versuch, die Informationsfreiheit ein weiteres Stück zu verringern. Letzten Freitag kam durch den Blog von Beppe Grillo ein Gesetzentwurf ans Licht, der eine staatliche Regulierung sämtlicher Veröffentlichungen im Internet zum Ziel hatte. Der Entwurf sieht vor, dass jede Internetseite, und auch jeder Blog, bei einer staatlichen Behörde registriert werden müssen, wobei natürlich die allgegenwärtigen italienischen Verwaltungsgebühren anfallen würden. Um die Registrierung aber überhaupt erst starten zu können, muss der Antragsteller eine Gesellschaft gründen und einen verantwortlichen Journalisten benennen. Anders als in Deutschland, ist in Italien nur Journalist, der in der Journalistenkammer eingeschrieben ist. Und um das zu sein, muss man vorher staatliche Prüfungen ablegen, für die man nur mit einem Hochschulabschluss und anderen Bedingungen zugelassen wird.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eine solche „Regulierung“ würde das Aus für sämtliche privaten Blogs und Internetseiten bedeuten, beziehungsweise deren Umzug in ein, wie Grillo es ausdrückte, demokratisches Land. Was den Staatssekretär Ricardo Levi geritten hat, eine solche Unverfrorenheit auszuarbeiten, ist noch nicht ganz klar, aber der Aufschrei schaffte es dann doch von Grillo bis in die <span style="font-style: italic;">Repubblica</span>. Die Regierung versuchte erst einmal abzuwiegeln und meinte, das Gesetz gelte nur für „große“ Seiten, keineswegs für kleine private Blogs. Im Zweifelsfall würde die Behörde entscheiden, ob etwas registrierungspflichtig sei oder nicht. Und die Behörde hätte angeblich auch keine politischen Interessen. Wer’s glaubt... und selbst wenn: wie jede Behörde, hat auch sie einen Legitimierungsdruck und will wohl lieber zu viel als zu wenig verwalten. Minister Di Pietro hat angekündigt, dass er mit der Verabschiedung eines solchen Gesetzes die Regierung zu Fall bringen würde. Ich hoffe, er bleibt wenigstens in dieser Frage hart.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNTel2oI5-rLLgavcYOo7tf5VP1Kg11ZA97LptNMnVTZt41lAzN94OCi8dgl3envUTOV21Bm3zC4LE00SdqjQjJo1Z9r4r-fWC8SgokTNmPtx3mvncN7dY639xDZZHHxPkZGYl9RH1PVI/s1600/mastella.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNTel2oI5-rLLgavcYOo7tf5VP1Kg11ZA97LptNMnVTZt41lAzN94OCi8dgl3envUTOV21Bm3zC4LE00SdqjQjJo1Z9r4r-fWC8SgokTNmPtx3mvncN7dY639xDZZHHxPkZGYl9RH1PVI/s1600/mastella.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Von einem Anti-Mastella-Blog: Springfields korrupter Bürgermeister und Justizminister Clemente Mastella</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">So... jetzt habe ich wohl erst mal genug politisiert... in der nächsten E-Mail werde ich mich hoffentlich wieder fröhlicheren Dingen zuwenden können. Italienische Weihnachtstraditionen oder so. Falls ich dieses Jahr noch eine Rundmail schaffe. Falls nicht... über Weihnachten und Silvester bin ich wieder in Berlin.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-74000313390245192492007-08-06T12:00:00.001+02:002015-02-16T05:07:07.234+01:00vaffanculo!<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1Rs39RvDX530S2jIrQa9a4G0vDw1ddh6k3-KZl__xFdRQQB3oWY4F6YlcS3Ch21ZZNUG3jN9q6rcQEAjPFhQopQsC3kB39_niu47njRq9N_QreWEwZhiJHrTM9MN38acRMTSRN3IL6R4/s1600-h/fiat500a.jpg" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"><img alt="" border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1Rs39RvDX530S2jIrQa9a4G0vDw1ddh6k3-KZl__xFdRQQB3oWY4F6YlcS3Ch21ZZNUG3jN9q6rcQEAjPFhQopQsC3kB39_niu47njRq9N_QreWEwZhiJHrTM9MN38acRMTSRN3IL6R4/s400/fiat500a.jpg" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5346552140227041426" style="cursor: pointer; float: right; height: 161px; margin: 0pt 0pt 10px 10px; width: 217px;" /></a><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span> </span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">wenn ich Euch keine E-Mail, sondern einen echten Brief schicken würde, dann hätte ich wahrscheinlich diese Briefmarke auf den Umschlag geklebt. Rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Präsentation des Fiat Nuova 500 (“<span style="font-style: italic;">nuova</span>“ weil es schon in den 30er Jahren einen Ur-500 gab) wurde am 4. Juli der neueste Fiat 500 vorgestellt.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ganz Italien war beherrscht von einer <span style="font-style: italic;">Cinquecentomania</span>, nach langen Jahren der Krise war die Präsentation des neuen Fiat 500 der Höhepunkt der erfolgreichen Sanierung des Fiat-Konzerns. Die neuen Modelle verkaufen sich prächtig. Endlich können die Italiener wieder stolz auf „Made in Italy“ sein. Dass der Fiat 500, ein moderner italienischer Mythos, nun in Polen gebaut wird, ist da nur ein nebensächliches Detail am Rande. Außerdem baut ja auch VW den Käfer-Nachfolger in Mexiko. Ich würde (und werde?) den Fiat 500 jedenfalls kaufen.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvyU2N1oI_ANLyUr1Q9zwjKcFYaK58cPjg0pY2T4Y8gUv9285FeDGbY38s41yemw6aPWcYspnM9eY5U-NXkhnEQAJ612N0Q5DK_o1ZqxYYdE8j4elRIpo0fBDJS6ftraMnstA5eLQdLno/s1600/fiat500b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvyU2N1oI_ANLyUr1Q9zwjKcFYaK58cPjg0pY2T4Y8gUv9285FeDGbY38s41yemw6aPWcYspnM9eY5U-NXkhnEQAJ612N0Q5DK_o1ZqxYYdE8j4elRIpo0fBDJS6ftraMnstA5eLQdLno/s1600/fiat500b.jpg" height="384" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Ist er nicht schick?</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Luca de Montezemolo, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten Italiens und ein wahrer Meister der Ämterhäufung (Chef des Arbeitgeberverbandes <span style="font-style: italic;">Confindustria</span>, Vorstandschef von Fiat, Ferrari und Maserati, Präsident der römischen Universität <span style="font-style: italic;">La Sapienza</span>, Chef der Messe von Bologna und vieles mehr), sieht die Sanierung von Fiat als Vorbild für die Sanierung ganz Italiens. Wegen solcher und ähnlicher Äußerungen wird ihm immer wieder ein Interesse an einer Karriere als Politiker unterstellt. Er dementiert zwar, aber das muss ja nichts heißen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">V-Day</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Inkompetenz, Verantwortungslosigkeit, Misswirtschaft, Desinteresse, Korruption, Vetternwirtschaft. So muss es wohl bei Fiat zugegangen sein, bis der neue Manager Sergio Marchionne aufgeräumt hat. Und so ähnlich geht es im Großen und Ganzen auch in der italienischen Politik zu, egal ob rechts oder links. Da jedoch beide politischen Lager kein Interesse an großen Änderungen haben und Presse und Fernsehen auch 1,5 Jahre nach Berlusconis Abwahl noch weitgehend gleichgeschaltet sind, nimmt man in der medialen Öffentlichkeit eher gleichgültig von den andauernden, skandalösen Zuständen in der italienischen Politik Notiz.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Zumindest im Internet entwickelt sich langsam eine Art Gegenöffentlichkeit, die gegen die herrschenden Bedingungen angehen will. Von einer Initiative des Kabarettisten Beppe Grillo ausgehend, soll am 8. September landesweit der V-Day, der Vaffanculo-Day, stattfinden. Beppe Grillo (ein lesenswerter Artikel über ihn findet sich bei der Zeit: <a href="http://www.zeit.de/2006/04/Grillo">http://www.zeit.de/2006/04/Grillo</a>) hat mit einem Internet-Blog vor einigen Wochen angefangen, seine Idee zu veröffentlichen und bereits zahlreiche Unterstützer für sein Projekt gefunden.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der <span style="font-style: italic;">Vaffanculo-Day</span> soll auf den Plätzen der italienischen Städte am 8. September stattfinden, praktisch soll es eine Großdemonstration der enttäuschten Massen werden, die den Regierenden ein lautes <span style="font-style: italic;">“Vaffanculo!“</span> zubrüllen sollen. <span style="font-style: italic;">Vaffanculo</span>, müsste man in diesem Sinn mit „Haut ab, ihr Arschlöcher!“ übersetzen, die eigentliche Übersetzung folgt im nächsten Kapitel.<br />Speziell geht es Grillo mit seiner Aktion darum, verurteilte Straftäter aus dem Parlament zu verbannen. Zu Beginn seiner Aktion gab es 25 verurteilte Abgeordnete, die vor allem in den Reihen der Berlusconi-Partei <span style="font-style: italic;">Forza Italia</span> sitzen. Doch mittlerweile wurde so viel Wirbel gemacht, dass zumindest ein Abgeordneter bereits vom Parlament ausgeschlossen wurde, Cesare Previti, der im Auftrag von Berlusconi Richter bestochen hat.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der 8. September, Jahrestag des Waffenstillstands zwischen Italien und den Alliierten von 1943, wurde von Grillo nicht ohne Grund gewählt. Er will damit darauf hinweisen, dass sich seit dem Zusammenbruch von Faschismus und Monarchie nichts geändert habe. Im Gegenteil, die politische Kultur Italiens sei mittlerweile an ihrem Tiefpunkt angelangt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Vielleicht bewirkt der <span style="font-style: italic;">Vaffanculo-Day</span> ja tatsächlich etwas. Ich werde mit meinem neuen Arbeitskollegen am 8. September in Bologna sein. Abends gehen wir zum Daniele-Silvestri-Konzert und tagsüber zum <span style="font-style: italic;">Vaffanculo-Day</span>. <span style="font-style: italic;">Che spettacolo!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Parolacce</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wie oben versprochen und von vielen Italienkennern vermutlich seit Jahren sehnsüchtig erwähnt, hier kommt es: das Schimpfwort-Kapitel. Zartbesaiteten Personen empfehle ich, die folgenden Sätze zu überspringen, es bleibt nicht jugendfrei und es wird teilweise wirklich vulgär. Anlässe für dieses Kapitel gibt es gleich zwei. Zum einen Beppe Grillos Initiative, zum anderen die Entscheidung des Kassationsgerichts, dass die Redewendung <span style="font-style: italic;">vaffanculo</span> aufgrund ihrer weiten Verbreitung und alltäglichen Anwendung nicht mehr strafbar sei. Dennoch würde ich niemandem empfehlen, mit dem Wort allzu leichtfertig umzugehen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die richtige Übersetzung von <span style="font-style: italic;">vaffanculo</span>, das eigentlich eine Abkürzung von <span style="font-style: italic;">vai a fare in culo</span> ist, lautet: Geh und steck ihn in ’nen Arsch. Die harmlosere deutsche Version ist „Leck mich am Arsch!“ Das Problem als Ausländer ist ja leider, dass man die ganzen italienischen Schimpfwörter immer innerlich übersetzt und dann erschaudert. Vor einigen Jahren, ganz am Anfang meines italienischen Lebens, war ich bei T. zu Hause. Als seine Mutter ihm etwas zurief, antwortete er mit <span style="font-style: italic;">Porca puttana!</span>, wörtlich übersetzt heißt das Sauhure. Aus der gleichen Liga gibt es noch <span style="font-style: italic;">Porca troia</span>, <span style="font-style: italic;">Porca miseria</span> und andere (Sauschlampe, Sauelend). Diese Wörter richtet man im Gegensatz zum <span style="font-style: italic;">vaffa</span> jedoch nicht an Personen, sondern es sind Ausrufe, zum Beispiel wenn einem etwas runterfällt. T. hat seine Mutter also nicht als Sauhure beschimpft, sondern es war eher ein genervter Ausruf. Ähnlich benutzt man auch das wichtigste italienische Schimpfwort: <span style="font-style: italic;">cazzo</span>. Die Übersetzung lautet Schwanz, das Wort wird aber eher wie „Scheiße“ im deutschen benutzt. Trotzdem gibt es auch die wörtliche Übersetzung von Scheiße, nämlich <span style="font-style: italic;">merda</span>. Mit <span style="font-style: italic;">cazzo</span> werden noch eine Reihe weiterer Wörter gebildet. <span style="font-style: italic;">Fare una cazzata</span> – Scheiße bauen. <span style="font-style: italic;">Incazzarsi</span> – sich stark aufregen. Bevor wir uns dem Hinterteil zuwenden, sollten aber noch die Hoden als Basis für Schimpfwörter nicht fehlen. Berlusconi hat kurz vor den Wahlen 2006 die Wähler der Linken als <span style="font-style: italic;">coglioni</span> bezeichnet. Im deutschen würde man Idioten sagen. Leute, die einfach zu blöd sind und dann halt die Falschen wählen. Eine Ableitung von <span style="font-style: italic;">coglioni </span>findet sich in <span style="font-style: italic;">essere rincoglionito</span>, ungefähr mit „verpeilt sein“ zu übersetzen. Die <span style="font-style: italic;">coglioni</span> finden aber auch dann Verwendung, wenn einem etwas auf die Eier geht (endlich mal eine passende Übersetzung!). Demjenigen, der rumnervt, sagt man dann irgendwann <span style="font-style: italic;">non rompere i coglioni </span>oder <span style="font-style: italic;">non rompere le palle</span> (zerbrich nicht die Eier – geh mir nicht auf die Eier).</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der <span style="font-style: italic;">culo</span> (Arsch) kommt im italienischen nicht nur im <span style="font-style: italic;">vaffanculo</span> vor, sondern auch in einigen weiteren Redewendungen. Wenn einen im deutschen jemand auf den Arm nimmt, dann benutzt der Italiener in der jugendfreien Version <span style="font-style: italic;">prendere in giro</span> (in die Runde nehmen) oder in der vulgären Version prendere <span style="font-style: italic;">per il culo</span> (jemandes Arsch „nehmen“).</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es ließe sich sicherlich ein ganzes Buch über die italienische Schimpfkultur schreiben und wahrscheinlich existiert es auch. Die Vielfalt italienischer Schimpfwörter habe ich jedoch nicht beschrieben, um die Italiener als vulgäres Volk bloßzustellen, sondern um Euch einen Eindruck von der Kreativität dieser Menschen zu liefern. Wo die Deutschen bloß Scheiße kennen, kann man bei einem Missgeschick gespannt sein, welchem der breiten Schimpfwortpalette sich der Italiener nun bedienen wird. Bevor ich diesen kleinen Exkurs in die Abgründe Italiens beende, möchte ich Euch nur noch darauf hinweisen, dass auch Dialekte eigene Schimpfwörter haben. <span style="font-style: italic;">Cazzo</span> heißt in Sizilien beispielsweise <span style="font-style: italic;">minchia</span> und in Ligurien <span style="font-style: italic;">belin</span>. Wer also aus Berlin kommt und sich in Genua nicht zum Gespött machen will, der muss das R sehr stark betonen: <span style="font-style: italic;">Berrrlino</span>. Sonst würde er Gefahr laufen, etwas zu sagen, was er eigentlich nicht sagen wollte: „ich komme aus Schwanz“.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Family-Day & <span style="font-style: italic;">Varo</span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Über das Vorhaben der Regierung, eine Art Homoehe einzurichten, hatte ich ja bereits in einer vorherigen Mail kurz berichtet. Und auch über den Einfluss des Vatikan, der jegliche Entwicklung in diese Richtung mit Moralpredigten torpediert. Und so sah auch die Opposition eine willkommene Gelegenheit, mit dem moralischen Rückhalt der Kirche als Hüterin der Familie zu präsentieren. Nahezu zeitgleich beklagte sich Berlusconis Ehefrau zwar öffentlich in der Repubblica über die Eskapaden ihres Gatten, aber das war ja wenigstens ein Beweis seiner heterosexuellen Manneskraft. Am Ende schafften es das rechte Parteienbündnis und katholische Vereinigungen in Rom einen "Family-Day" zu veranstalten, auf dem eine Million Menschen für die italienische Familie (also gegen die Homoehe und kaum verhüllt auch gegen Homosexuelle) und die wahren christlichen Werte demonstrierten. Tatsächlich wurden alle Anstrengungen, die Homoehe zu ermöglichen, erst einmal auf Eis gelegt. Den Vatikan wird es freuen. Das Abendland und seine christlichen Werte scheinen gerettet.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die christlichen Werte verkörpert anscheinend auch eine der Luxusyachten, die in den letzten Monaten endlich in der Werft fertiggestellt wurde und bei der Feier anlässlich der Schiffstaufe (italienisch: <span style="font-style: italic;">varo</span>) vom livornesischen Bischof gesegnet wurde. Die Verbindung von Geld und Religion hat sich offensichtlich bis in die Neuzeit erhalten.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi1ItQ9oafi_ovfjRj5dL7E8zC8Qqfzr546j9l-ooO4lYOdl2mB7lTrtTbJeGKn2gavC5-2AjvdKD2H7zaIalNLBltyIrPTjESsgd0jQdBHv6H4IsCOYXoXMNYpRJx_mzKZCL8-zMjsvLY/s1600/varo1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi1ItQ9oafi_ovfjRj5dL7E8zC8Qqfzr546j9l-ooO4lYOdl2mB7lTrtTbJeGKn2gavC5-2AjvdKD2H7zaIalNLBltyIrPTjESsgd0jQdBHv6H4IsCOYXoXMNYpRJx_mzKZCL8-zMjsvLY/s1600/varo1.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: xx-small;"><span style="font-weight: bold;">Der Bischof auf der Schiffstaufe. Und am linken Rand sieht man die russische Flagge zu Ehren des Besitzers.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Schiffstaufe fand am 7. Juli auf dem Werftgelände statt, einige Wochen später wurde das Schiff, die ANNAEVA an den russischen Auftraggeber übergeben. Über die weitere Identität des Besitzers weiß man nicht viel. Er war selbst anwesend, als vorbildlicher Wahlitaliener spricht er perfekt italienisch, lebt in Moskau und auf Sardinien und der Name des Schiffes wurde zu Ehren seiner beiden kleinen Töchterlein Anna und Eva gewählt. Nachdem der Bischof seinen Auftritt hatte, wurden die italienische und anschließend die russische (also eigentlich die sowjetische) Hymne abgespielt und noch einige Reden gehalten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Anschließend ging man zu Tisch. Unter einem riesigen Festzelt fanden die zahlreichen Teilnehmer Platz, darunter als Vertreter von Yacht Srl ich, mein Arbeitskollege und zwei Freundinnen, die gerade auf Besuch aus Deutschland da waren. Schließlich wurde uns das Menü gebracht. Leider war es eher mittelmäßig bis enttäuschend. Der Vorspeise, einer kleinen Fischbrühe, die mehr Brühe als Fisch war, folgte der erste Gang: <span style="font-style: italic;">risotto</span> mit Garnelen. Das war zwar nicht sehr spektakulär, aber doch noch ganz akzeptabel. Der zweite Gang hingegen war eine wirkliche Enttäuschung: eine Scheibe rohen Thunfischs mit einer Art gelber Erbsen und einem Salatblatt. Wenigstens das Dessert, eine sehr leckere und cremige Torte, entsprach den Erwartungen. Anschließend gab es noch <span style="font-style: italic;">vino santo</span>, eine Art Likör, in den die berühmten <span style="font-style: italic;">cantuccini</span>, die toskanischen Mandelkekse, getaucht wurden. Mir als Autofahrer blieb von den Weinen, die während des Dinners serviert wurden, leider nur die Möglichkeit, mal anzukosten.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaFs7P_cuyYZ7wJ2A8Kfzf2SqcVk-vRUI4wnAXww-6sTl_FZYBe55LhK_TWN8lNvN4dsJvOshJfTlhPN9rV4l4G6lFvdQBvsAcuWCyUDS6G-Dua-X4cmEtSRwI59G4_LdPG6gpxdUdtGg/s1600/varo2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaFs7P_cuyYZ7wJ2A8Kfzf2SqcVk-vRUI4wnAXww-6sTl_FZYBe55LhK_TWN8lNvN4dsJvOshJfTlhPN9rV4l4G6lFvdQBvsAcuWCyUDS6G-Dua-X4cmEtSRwI59G4_LdPG6gpxdUdtGg/s1600/varo2.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%;"><span style="font-weight: bold;">Die ANNAEVA, 56 Meter lang.</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Sommer</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Neben all diesen Neuigkeiten, sollte ich Euch noch erzählen, dass südlich der Alpen mittlerweile eine warme, sonnige, regenarme Jahreszeit namens Sommer vorherrscht und das ganze Leben ein wenig leichter macht. Seit knapp 2 Monaten springe ich nun fast jeden Tag in den Pool und habe es in der ganzen Zeit noch nicht ein einziges Mal geschafft, einen Tag am Meer zu verbringen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da gerade der klassische italienische Urlaubsmonat begonnen hat, habe auch ich nächste Woche frei. Im Gegensatz zur restlichen italienischen Bevölkerung werde ich diese Zeit aber nicht im Stau an einer Autobahnzahlstelle verbringen, sondern die freie Zeit meiner Magisterarbeit widmen. Und vielleicht gelingt es mir, mich einen Nachmittag von der Magisterarbeit loszureißen, um mich auf den weißen Stränden von Vada und Cecina zu sonnen. Erst am 27. August, einem Montag, werde ich mich ins Auto setzen und auf den Weg Richtung Heimat machen. Immer in der Hoffnung, dass an diesem Tage ein einigermaßen zügiges Reisen möglich sein wird.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In der Zeit vom 27. August bis 7. September werde ich also in Berlin sein und hoffentlich auch die Möglichkeit haben, den einen oder anderen von Euch wiederzusehen. Und wenn ich dann wieder nach Pieve di Santa Luce zurückkehre, werde ich noch eine Woche lang den Swimmingpool genießen können. Anschließend geht es auch in Italien wieder langsam auf den Winter zu.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXps7AVUrBd0zshwKXXGGofiXIMomevXrG3Q6WBtshYe0XMmvRtFnwUOl2JDy_pIw8YHVbu6NmiXRl6cGnTW0v2jtCNyAJxTZyknJYcablbuufCbWpPwszBLqYzWgWeTf60J3-VKWiLBc/s1600/piscina.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXps7AVUrBd0zshwKXXGGofiXIMomevXrG3Q6WBtshYe0XMmvRtFnwUOl2JDy_pIw8YHVbu6NmiXRl6cGnTW0v2jtCNyAJxTZyknJYcablbuufCbWpPwszBLqYzWgWeTf60J3-VKWiLBc/s1600/piscina.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 78%; font-weight: bold;">Mein Swimmingpool.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
</div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-14110199050143719502007-04-02T12:00:00.008+02:002015-02-16T05:00:09.947+01:00la casa di marzapane<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">rechtzeitig zum Frühlingsbeginn melde ich mich wieder aus meiner italienischen Wahlheimat. In den vergangenen Monaten hat sich wieder ein wenig erzählenswerter Stoff angesammelt und daran möchte ich Euch natürlich weiterhin teilhaben lassen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">S.</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Firma, für die ich arbeite, hat selbst kaum Beschäftigte, sondern mehrere Subunternehmer unter Vertrag, die für die Ausführung der Arbeiten auf den Schiffen verantwortlich sind. Einer dieser Subunternehmer war S. S. kommt ursprünglich aus Bangladesh, ist vor einigen Jahren nach Italien gekommen und hat in Ancona eine Yachtenlackierungsfirma gegründet. Mit dieser bewarb er sich erfolgreich um einige Aufträge bei unserer Firma in Livorno. Problematisch wurde es jedoch, als sich nach einiger Zeit herausstellte, dass er und seine Mitarbeiter nicht wirklich in der Lage waren, die Arbeiten in der erforderlichen Art und Weise auszuführen. S. jedoch ist eine jener Gestalten, die sich von solchen Details nicht beeindrucken lassen und tausend Gründe vorbringen, um das Vertrauen der Auftraggeber in seine, nicht vorhandenen, Fähigkeiten nicht zu verspielen. Und so versuchte S. also, sich durch alle notwendigen Arbeiten durchzuwurschteln. Und natürlich entstanden da weitere Probleme. Mit meinem Chef, seinem Auftraggeber konnte er aber nicht streiten. Und da V. als dessen Tochter und G., als ihr Freund, familiär mit dem Chef verbunden waren, war ich nun das schwächste Glied in der Kette, wo S.'s Intrigen ansetzten. Wie sehr ich zur Familie gehöre, war ihm natürlich nicht klar.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da es meine Aufgabe als Logistikverantwortlicher ist, den Auftragnehmern die Mittel zur Arbeit zu organisieren, versuchte S. meine Fähigkeiten anzuzweifeln, um sich rechtfertigen zu können. Dazu ließ er absichtlich Zeit verstreichen, um immer erst im letzten Moment nach Dingen zu fragen, die er brauchte (Materialien, Beleuchtung, Gerüste, Belüftung, was man halt so braucht). Und auch wenn die Taktik nicht aufging, so musste ich mich öfter gegen diese Strategie zur Wehr setzen und letztlich entstand zwischen mir und S. eine starke Spannung, die von ihm fortlaufend durch Beleidigungen und Geschrei verschärft wurde. </span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es lief schließlich alles auf einen Showdown hinaus, der dann auch Mitte Februar stattfand. S. war wieder einmal in Verzug und als ich ihm die Frage stellen wollte, wann er denn für den nächsten vorgesehenen Arbeitsschritt die Vorbereitungen abschließen wollte, ignorierte er mich einfach. Ich folgte ihm also und redete auf ihn ein, bis er sich umdrehte und mich anschrie, dass er mit mir nicht reden würde und dabei einige italienische Schimpfworte gebrauchte. Daraufhin erhob ich meinen drohenden Zeigefinger, um ihm zu erklären, dass er sich nicht erlauben solle, mich anzuschreien. Er schlug mir den Arm nieder, ich schubste ihn ein wenig an der Schulter und er fing an loszuzetern und schrie wild umher <span style="font-style: italic;">„polizia, carabinieri!“</span>. Anschließend hat meine Firma sofort alle Verträge mit ihm gekündigt. Ich wurde von der Werftleitung für einen Tag suspendiert, da für sie die Schuldfrage nicht zu klären war.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Einige Tage später bekam ich schließlich die Aufforderung der <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span>, mich bei Ihnen zu melden. Dort erwartete mich <span style="font-style: italic;">maresciallo</span> L., um mich darüber zu informieren, dass gegen mich Anzeige erhoben wurde. L. las mir also die Vorwürfe vor, war aber selbst nicht von deren Wahrheitsgehalt überzeugt, was offensichtlich wurde, als er mich fragte, was <span style="font-style: italic;">menare</span> hieße. Ich verneinte und er erklärte mir lächelnd, dass es umgangssprachlich „schlagen“ bedeuten würde und ich dieses Wort laut Anzeige benutzt habe, um S. zu drohen. L. war überhaupt ein sehr freundlicher Mann, ein <span style="font-style: italic;">Carabiniere</span>, so wie man ihn in der Fernsehserie präsentiert bekommt. Als S. später die Anzeige zurückzog, musste ich noch mal zu den <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span>, um mein Einverständnis zu erklären. Anschließend plauderte ich noch ein Weilchen mit L. (wir unterhielten uns zum Beispiel über seine Zeit im Irak, er war dort einige Monate stationiert) und er meinte, dass er mich mal in der Werft auf einen Kaffee besuchen kommen würde. S. hatte die Anzeige aus zwei Gründen zurückgezogen. Erstens hatte L. seinen alten Kumpel Z., den Sicherheitschef der Werft, gebeten, mal auf S. einzuwirken. Für Z., mit dem V. und ich uns schon seit einiger Zeit angefreundet hatten, war das natürlich kein Problem. Außerdem hatte meine Co-Chefin, T.'s Mutter, mit S. telefoniert. Der war ein wenig verzweifelt, da ihm die Verträge entzogen wurden und wollte uns mit der Anzeige sozusagen erpressen. Sie sagte ihm also, man würde darüber mit ihm reden, wenn er die Anzeige zurückgezogen hätte. Er tat dies, rief bei ihr an, sie sagte ihm „Bravo!“ und beendete anschließend das Gespräch.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Blitzer</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Vor einigen Wochen zappte ich ein wenig durch das Fernsehprogramm und blieb schließlich bei den Regionalnachrichten hängen. Auf einmal war meine Heimatgemeinde im Bild. Ein Fernsehteam berichtete aus dem Rathaus, in dem ich mich vor einem halben Jahr angemeldet habe. Der Grund für die plötzliche Aufmerksamkeit die Santa Luce in italienischen Medien genoss, war folgender: auf die Einwohnerzahl hochgerechnet kassiert keine andere italienische Gemeinde soviel Geld an Strafzetteln wie meine. Die Einnahmen aus den Strafzetteln entsprachen denen der sonstigen Steuern und Abgaben zu satten 326%. Und das im Namen der Verkehrssicherheit.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der Blitzer von Santa Luce steht an der Staatsstraße SS206, die Pisa und Cecina verbindet. Die ganze SS206 ist übrigens mit Blitzern gespickt. Der von Santa Luce steht an einem schnurgeraden Abschnitt. Weit ab von Ortschaften, innerhalb des Verwaltungsgebiets der Gemeinde, gilt dort ein Tempolimit von 70 km/h. Dieses Limit herrscht auf der ganzen SS206, ausgenommen einige 50-km/h-Abschnitte. Auf den Nebenstrecken, die meist weniger gut ausgebaut sind, gelten dann die üblichen 90. Und Blitzer hat man dann auch nicht mehr.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der positive Aspekt ist, dass meine Gemeinde, mit Hilfe des Blitzers, von finanziellen Schwierigkeiten verschont bleibt. Für das Eintreiben der Gelder ist übrigens der gleiche Gemeindepolizist zuständig, der im Oktober meine tatsächliche Anwesenheit kontrolliert und damit meinen italienischen Wohnsitz legalisiert hat. Als ich ihn damals fragte, ob ich mein Auto ummelden müsste, meinte er, dass ihn das nicht interessieren würde. Jetzt weiß ich auch, warum. Der Mann hat wichtigeres zu tun, als sich um mein deutsches Kennzeichen zu kümmern.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRdPEcrc4YVNxwxykAyCNGh3KQp0uNOh2nbSmjlGRNM8XB5x1RKW9d1P64H8DxUF7_mre4eQYP92Wr7PLnexL3DBxYG3jKSZW-sPaKrheG-M9Qwg_BB6cOY5cpm9iGV_RsQMc31P1G4N8/s1600/Blitzer.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRdPEcrc4YVNxwxykAyCNGh3KQp0uNOh2nbSmjlGRNM8XB5x1RKW9d1P64H8DxUF7_mre4eQYP92Wr7PLnexL3DBxYG3jKSZW-sPaKrheG-M9Qwg_BB6cOY5cpm9iGV_RsQMc31P1G4N8/s1600/Blitzer.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: xx-small;"><span style="font-weight: bold;">Der Blitzer von Santa Luce.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Das famose Marzipanhaus</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ebenfalls beim Zappen bin ich auf eine andere Entdeckung gestoßen. Vor einigen Tagen lief die italienische Version von „Wer wird Millionär?“ Ich wäre bereits an der 50-Euro-Frage gescheitert. Gefragt wurde, woraus das Haus der Hexe aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ bestand. Die einzig richtige Antwort stand nicht zur Auswahl, der Kandidat kam jedoch mit der Antwort „Marzipan“ durch. Ein wenig Recherche im Internet brachte mich zu der Erkenntnis, dass das Hexenhaus in der italienischen Fassung tatsächlich aus Marzipan besteht. Nachfragen bei echten Italienern lösten nur Unverständnis aus. Ich wurde gefragt, woraus es denn in der deutschen Version bestünde. Pfefferkuchen wird mit <span style="font-style: italic;">pane speziato</span> übersetzt und so nutzte ich dann auch diesen Begriff. „Das ist doch dasselbe!“ sagten mir G. und V. Nach weiteren Nachfragen stellte sich heraus, dass die beiden weder Pfefferkuchen noch Marzipan jemals gegessen hatten. Herr B. hingegen beschwerte sich, dass das wieder typisch für die Deutschen sei: „Uns erzählt ihr seit Jahrhunderten, dass es aus Marzipan bestünde und in Wirklichkeit hauste die alte Hexe in einem Pfefferkuchenhaus!“</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bevor ich mich verabschiede, noch ein Wort zur Magisterarbeit. Ja, es geht tatsächlich voran. Meine Forschungen in den italienischen Zeitungsarchiven werden durch eine sehr gut ausgestattete Pisaner Provinzialbibliothek und ihr unglaublich freundliches und hilfsbereites Personal enorm erleichtert. Demzufolge ist das Ziel, zu meinem 30. Geburtstag den Abschluss zu haben und damit endgültig kein Student mehr zu sein, in greifbare Nähe gerückt. Na ja, Zeit wird’s aber auch!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ein frohes Osterfest und einen schönen Frühlingsanfang Euch allen!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Buona Pasqua!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ciao,</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Daniel</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">PS: Es folgen noch 3 weitere Fotos...</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFecGbpwlOM6jIbdX57OV5MKLmUUyeab-FDqUT6YeCkm9BrwPtgmxhtdVq6u1mxbxZMbRWwHQZvFJVaYCrJF5ScAjxIN9pJgektbNU_3aF76R2QYVE6FF8u41gE4Xey4p0MTtXZ9rfaY0/s1600/02+-+Livorno.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFecGbpwlOM6jIbdX57OV5MKLmUUyeab-FDqUT6YeCkm9BrwPtgmxhtdVq6u1mxbxZMbRWwHQZvFJVaYCrJF5ScAjxIN9pJgektbNU_3aF76R2QYVE6FF8u41gE4Xey4p0MTtXZ9rfaY0/s1600/02+-+Livorno.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: xx-small;"><span style="font-weight: bold;">Livorno von den Bergen im Osten der Stadt aus gesehen.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPsydvFxmm3f_VBGZmFI7gREkfERYxFwP8HANkQ6CZ4FM6NbaZeUiP79y2J0ri60wX2EGYn58_Y17TxhwS6AZ5sJgLzjuTWcbdKka8kn_ItVwksJ-90C1QYE_UZlp7IU4ktkzNzZ8fo2s/s1600/04+-+Toscana.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPsydvFxmm3f_VBGZmFI7gREkfERYxFwP8HANkQ6CZ4FM6NbaZeUiP79y2J0ri60wX2EGYn58_Y17TxhwS6AZ5sJgLzjuTWcbdKka8kn_ItVwksJ-90C1QYE_UZlp7IU4ktkzNzZ8fo2s/s1600/04+-+Toscana.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: xx-small;"><span style="font-weight: bold;">Das Tal, in dem auch Pieve di Santa Luce liegt.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwmwu4BUDQto9jcfIcsHbdE4o1XCM_Brb8PMamPJyQWSF8WSpq-o_qIZ-D1HDYfwNvVScoKBMZlF9WnXYykTOqW1PqQAIPV8m25pTirWR35sE6aF2xkTisXk5LP97QN3xCq8_4oKY5L_4/s1600/Divieto+assoluto.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwmwu4BUDQto9jcfIcsHbdE4o1XCM_Brb8PMamPJyQWSF8WSpq-o_qIZ-D1HDYfwNvVScoKBMZlF9WnXYykTOqW1PqQAIPV8m25pTirWR35sE6aF2xkTisXk5LP97QN3xCq8_4oKY5L_4/s1600/Divieto+assoluto.jpg" height="480" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Verdana,sans-serif; font-size: xx-small;"><span style="font-weight: bold;">„Absolutes Müllabladeverbot. Kontrolliertes Gebiet.“ Gesehen in Pisa.</span></span></td></tr>
</tbody></table>
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;"></span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-64907938353481321502007-01-21T12:00:00.002+01:002015-02-16T04:52:29.002+01:00in prima classe<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">zuallererst ein frohes neues Jahr an Euch alle, vor allem jenen, denen ich es bisher noch nicht persönlich oder telefonisch wünschen konnte. Es ist Sonntag, der 21. Januar, 15:08 Uhr und ich sitze im Zug nach Livorno. Wieder einmal habe ich das Wochenende bei T. verbracht und dieses Mal habe ich nicht das Auto benutzt, sondern mir das Vergnügen gegönnt, in der ersten Klasse des ICplus der italienischen Staatsbahnen zu reisen.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Trenitalia</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Trenitalia</span> oder auch <span style="font-style: italic;">FS – ferrovie di stato</span> ist der Name der staatlichen italienischen Eisenbahngesellschaft. Und wenn mal nicht Streik angesagt ist, dann bietet sie eine wunderbar günstige Möglichkeit, um Italien zu bereisen. Die Strecke Genua-Livorno (ca. 200km) kann man so für schlappe 9 Euro zurücklegen, wenn man sich mit 3,5 Stunden Fahrzeit und der Zweiten Klasse, eines Bummelzuges zufrieden gibt. Die Züge haben zwar einen etwas morbiden Charme, was allerdings auch dem nicht so geglückten Design der Bahngesellschaft geschuldet ist. Die Farbgebung besteht aus einem matten blau, einem matten giftgrün und einem immer schmutzigen weiß. Wenn man mal das Außendesign weglässt, so bieten die ICplus-Züge, besonders in der erwähnten ersten Klasse (in der ich mittels Bordsteckdose mein Laptop nutzen kann) jedoch ein komfortables und angenehmes Reisen. Und falls der Zug auch pünktlich sein sollte, bin ich in 2 Stunden in Livorno. Das Ticket hat mich übrigens 22 Euro gekostet. Bei den Preisen ist es wohl auch kein Wunder, dass Trenitalia jedes Jahr Milliardenverluste schreibt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mittlerweile ist es 15:21 Uhr und wir haben den ersten Halt in Rapallo. Dem geschichtsbewanderten Leser werden gleich einige Gedanken dazu im Kopf schwirren. Und um die dazugehörige Frage, die Euch alle bewegt, auch gleich zu beantworten: es gibt noch keine Neuigkeiten zu meiner Magisterarbeit.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Wetter</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Während in Deutschland Orkane ganze Bahnhöfe einstürzen lassen, herrscht in Italien der wärmste Winter seit fast 150 Jahren, Freitag wurden in weiten Teilen des Landes Temperaturen von über 20 Grad gemessen. Auch wenn diese Extremmarke nicht alle Tage erreicht wird, so sind Tageshöchsttemperaturen von 15-17 Grad in Livorno diesen Winter die Regel. Hinzu kommt ein relativ trockenes Wetter, nur gelegentlich gibt es auch mal ein paar Regentage. Der Wechsel nach Italien hat sich also durchaus gelohnt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und das nicht nur wettertechnisch: Da ich im Herbst auch meine erste Gehaltserhöhung bekommen habe, sehe ich nun manche (kostspielige) italienische Besonderheit ein ganz klein wenig gelassener.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">La Finanziaria</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Der Haushalt, die die Regierung Prodi in den letzten Monaten auf den Weg gebracht hat, erhitzt jedoch noch immer die italienischen Gemüter. Obwohl die breite Masse von geringeren Einkommensteuern profitieren wird, hat es die Opposition geschafft, die Mehrheit davon zu überzeugen, dass alles teurer, ungerechter und ineffizienter wird.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ein Beispiel ist die Fernsehsendung<span style="font-style: italic;"> „... e io pago!“</span>, die Samstagabends auf Canale 5, einem der Berlusconi-Sender läuft. Zwar ist manch Pointe geglückt und treffend und, quasi als Alibi, bekommt auch der eine oder andere Oppositionspolitiker etwas Spott ab, aber im Grunde genommen handelt es sich um eine einzige Anti-Prodi-Propaganda-Show. Die Show beginnt, wie es im italienischen Fernsehen üblich ist, mit einer Tanzdarbietung spärlich bekleideter Tänzerinnen, die den Titelsong der Sendung vortragen. Und darin kommt dann auch folgender Refrain vor:</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Godi godi godi, che c’è Romano Prodi</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Lui con la finanziaria</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Ha già cambiato l’aria</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Lui delle tasse è mago… e io pago!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Freude, Freude, Freude, da ist Romano Prodi</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">mit dem Haushalt</span><span style="font-style: italic;"> </span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">hat er schon alles neu gemacht</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Er zaubert mit den Steuern… und ich zahle!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da sieht man wenigstens, dass sich die Fernsehsender unter der neuen Regierung wieder trauen, Satiresendungen zu produzieren... so was hätte es unter Berlusconi nicht gegeben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In der Folge ist es nun schon so weit, dass die Zustimmung zur Regierung bröckelt, was jedoch auch dem teilweise unglücklichen Agieren seiner Protagonisten und der oftmaligen Uneinigkeit dieser sehr weitgefächerten (von Altkommunisten bis zu Christdemokraten) Koalition geschuldet ist.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Neben der Finanzpolitik hat sich diese Koalition aber auch eine allgemeine Modernisierung mittels einer breiten Reformoffensive auferlegt. Was dabei herauskommt, ist unklar. Bei Themen, wie der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, drischt ja nicht nur die Opposition auf der Regierung ein, sondern es meldet sich auch der Vatikan nebst seinem obersten bayrischen Vertreter zu Wort.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ob die Regierung dieses Vorhaben durchbringen wird, ist noch nicht abzusehen, auch in der Koalition gibt es einige Zweifler.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Fast noch mehr als diesem Projekt wünsche ich der Regierung jedoch Durchhaltevermögen in der Tankstellenliberalisierung. Wenn es eine Sache gibt, die mir an Deutschland so im Nachhinein wirklich gefällt, dann sind es die Tankstellen. Sie haben 24 Stunden auf und beherbergen kleine Supermärkte, bei denen man im Notfall den Bedarf für ganze Parties bekommen kann. In Italien öffnen Tankstellen in der Regel morgens um 7, schließen um 12, öffnen wieder um 15 Uhr und schließen dann um 19 Uhr. Samstag entfällt die Nachmittagsschicht und Sonntag ist komplett zu. Das erfordert eine stressreiche Planung für Tankstopps, wenn das Benzin mal wieder zur Neige geht. Die Regierung plant nun die Freigabe der Öffnungszeiten, die Erlaubnis, auch nicht-autospezifische Produkte zu verkaufen und eine stärkere Konkurrenz durch die Errichtung von Tankstellen in großen Einkaufszentren. Sie verspricht sich dadurch eine Neuorganisation des Tankstellennetzes, besseren Service und niedrigere Kraftstoffpreise.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Tankstellenpächter kommen morgen zusammen, um sich für einen 48-stündigen Proteststreik abzustimmen. So taten es vorher schon die Taxifahrer, Apotheker, Anwälte und Notare, als es in diesen Branchen um Liberalisierungen ging. Die Regierung konnte sich jedoch zumindest teilweise durchsetzen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Pisorno</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es ist 16:23 Uhr und wir haben La Spezia hinter uns gelassen. In Kürze erreicht der Zug Massa, dann Viareggio, Pisa und Livorno. Obwohl die letztgenannten Städte nur 20 km auseinanderliegen, sind sie sich spinnefeind. Für mich ist das ganze zwar etwas absurd, aber es hat ja doch einen gewissen Unterhaltungswert und deshalb berichte ich noch davon.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Rivalitäten unter Städten sind natürlich kein speziell italienisches Phänomen, auch Köln und Düsseldorf haben ihre Hassliebe in die Moderne gerettet. Dennoch ist die Problematik im Fall Pisa-Livorno besonders interessant. Immerhin handelt es sich hierbei, so habe ich es zumindest in meinen Forschungen herausgefunden, um die angeblich älteste und tiefste Städterivalität Italiens. Ob sie nun wirklich die älteste ist, kann man wohl anzweifeln, Livorno ist schließlich erst relativ spät zu Bedeutung gelangt. Die berühmteste Städtefeindschaft Italiens ist sie aber definitiv.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Kommen wir zum ersten der Knackpunkte. Die Pisaner betrachten die Livornesen als Emporkömmlinge, die jedoch ihre schlechten Manieren nie abgelegt haben. Die Pisaner schmerzt natürlich auch, dass sie nach der Versandung ihres Hafens (die Arnomündung hat sich mittlerweile 10km nach Westen verlagert) und einer verheerenden Niederlage gegen Genua, ihre Bedeutung als vorherrschende toskanische Macht bereits im Mittelalter an Florenz abgeben mussten. Die Florentiner wuchsen zu bedeutenden Feinden Pisas heran und haben schließlich Livorno zu ihrem wichtigsten Hafen gemacht. Dort gab und gibt es übrigens keine Versandungsprobleme.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">So betrachten die Pisaner die Livornesen noch heute als ungezogene Ignoranten, die Livornesen werfen den Pisanern hingegen Hochmut und Dummheit vor. Während Pisa also irgendwann in die Bedeutungslosigkeit versank (was wäre es denn auch schon ohne den schiefen Turm?), wuchs Livorno zu einer bedeutenden Hafenstadt. Und wie es Hafenstädte oftmals so an sich haben, so hat eben auch Livorno seinen proletarischen Stempel. Hinzu kommt noch, dass Livorno ab dem 17. Jahrhundert eine sehr liberale und tolerante Einwanderungspolitik betrieb, noch kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Livorno eine der größten jüdischen Gemeinden Italiens.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Rivalität zwischen dem „aristokratischen“ Pisa und dem „proletarischen“ Livorno wird heutzutage vor allem durch das Überkritzeln von Straßenschildern (gerne werden nach Pisa oder Livorno führende Wegweiser beschmiert oder mit <span style="font-style: italic;">„merda“</span> ergänzt) und die Angriffe der satirischen livornesischen Zeitung <span style="font-style: italic;">„il Vernacoliere“</span> auf Pisa und seine Bewohner gepflegt. Während es früher allgemeine Sprüche waren („Lieber einen Toten im Haus als einen Pisaner vor der Tür“ oder „Die Worte werden vom Wind hinfort getragen, die Fahrräder von den Livornesen“), so schafft es der Vernacoliere immer wieder mit aktuellen Bezügen die Pisaner zu reizen. Nach Tschernobyl titelte er mit der Schlagzeile, dass der erste Effekt des radioaktiven Niederschlags die Geburt eines intelligenten Pisaners sei. Und als im September Italien UN-Truppen in den Libanon schickte, schlug man vor, doch pisanische Soldaten damit zu beauftragen. Die seien so hässlich, dass die Hizbollah-Kämpfer schreiend davonlaufen würden. Was für ein Pech für die Pisaner, dass sie dem nichts entgegensetzen können. Aber das wäre wohl auch unter ihrer Würde.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In den achtziger Jahren machte der Präsident eines pisanischen Fußballklubs den Vorschlag, den Streit zu beenden und einen gemeinsamen Fußballklub zu gründen. Als Namen für das Team schlug er vor: Pisorno. Es ist natürlich nichts daraus geworden.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es ist 16:53 und zur linken Hand sehe ich den schiefen Turm von Pisa. In Kürze erreichen wir den Hauptbahnhof von Pisa. Nach einer kurzen Passage durch die pisornische (oder pisornesische?) Ebene werden wir in zirka 20 Minuten Livorno erreichen. Und damit möchte ich mich von Euch verabschieden.</span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-30165746824525215042006-10-17T12:00:00.000+02:002015-02-16T04:45:54.998+01:00sono tutti ladri!<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">in den vergangenen 2,5 Monaten hat sich eine Menge entwickelt und so ist es mal wieder an der Zeit, Euch über den aktuellen Stand der Dinge auf den neuesten Stand zu bringen.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-weight: bold;">Umzug</span><br /><br />Berichtet hatte ich in der letzten Mail von dem untragbaren Zustand meiner Wohnsituation in Pisa. Ich kann Euch, die Ihr sicherlich alle mitgelitten habt, beruhigen. Ich bin umgezogen. Nicht nur in eine neue Wohnung, sondern auch gleich in eine andere Ortschaft. Mit Pisa verbindet mich jetzt nur noch das Provinzkürzel, das ich beim Angeben meiner Adresse hinter den Ortsnamen setze. Gefunden habe ich meine Zwei-Zimmer-Wohnung bereits Ende Juli durch gezieltes Stöbern auf italienischen Immobilien-Homepages.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Meine neue Wohnung ist keine alte Bruchbude mehr, sondern eine Art Reihenhaus, welches vor kurzer Zeit vollkommen erneuert und renoviert wurde. Das Haus hat je 5 Wohnungen im Erdgeschoss, welche über die zu den Wohnungen gehörenden Terrassen an der Nordseite des Hauses erreicht werden können. Die im Obergeschoss gelegenen Wohnungen sind von der höher gelegenen Straße an der Südseite des Hauses zu erreichen. Konzipiert wurde das Haus offenbar als Ferienwohnungsanlage. Neben mir bewohnen lediglich 2 oder 3 Familien ganzjährig die Wohnungen, die restlichen Eigentümer nutzen ihre Wohnungen als Wochenendhaus oder vermieten es an Touristen, die in den Sommermonaten die Toskana besuchen wollen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Deutlichster Hinweis auf den Ferienwohnungscharakter der Anlage ist der Swimming-Pool (16m lang), der in den Sommermonaten geöffnet ist. Da ich Ende August umgezogen bin, konnte ich vom Pool noch für ungefähr 3 Wochen ausgiebig Gebrauch machen. Mittlerweile ist der Sommer aber auch in der Toskana vorbei, auch wenn man das tagsüber noch nicht so recht glauben mag. In den Abend- und den frühen Morgenstunden ist es aber schon recht frisch.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Sono tutti ladri!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Sie alle sind Diebe! Wer? Neben einigen (halbstaatlichen) Unternehmen wie der Telecom Italia, die 150€ Telefonleitungsaktivierungsgebühr für die Freischaltung einer existierenden Leitung verlangt, wie der Enel, dem Stromversorger, die für das Umschreiben des Stromvertrages auf meinen Namen 80€ verlangt, fällt mir da noch der Staat ein.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bereits während meines Erasmusjahres hatte ich am Rande mitbekommen, wofür alles der italienische Staat Abgaben und Steuern erfunden hat. Und nun war ich an der Reihe. Meine Wohnung habe ich, im Gegensatz zu meinen bisherigen italienischen Unterkünften, ganz legal und offiziell mit Mietvertrag gemietet. Und das kostet. Das Gesetz will, dass der Mietvertrag mit 4 Steuermarken à 14,62€ versehen wird. Aus unerfindlichen Gründen war es notwendig, einen (vermutlich mit meinem Vermieter befreundeten) Finanzberater mit der Formulierung des Vertrages zu beauftragen, Vordrucke ließen sich nicht auftreiben und nur ein entsprechend gewappneter Professioneller sei in der Lage, sich mit der Formulierung und Registrierung (!) des Mietvertrages zu befassen. Dieser Service kostete weitere 80€. Und noch einmal ca. 100€ kostete dann die Registrierung des Mietvertrages beim Finanzamt. Ohne eine solche Registrierung ist ein Mietvertrag nicht gültig und daher nicht legal. Und ohne die Steuermarken kann er natürlich nicht registriert werden. Unglaublich, aber leider wahr. Die insgesamt ca. 240€ Mietvertragskosten waren je zur Hälfte von Mieter und Vermieter zu tragen. Der Mietvertrag ist dafür 1 Jahr gültig. Sollte er erneuert werden, so werden erneut Kosten fällig. Nicht mehr für die Formulierung, aber für die Registrierung. Ob dann auch wieder Steuermarken notwendig sind... keine Ahnung.</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Weitere Beispiele für staatliche Abzocke sind die jährliche Kontoführungssteuer von aktuell 34,20€ (die Regierung Prodi will sie leicht absenken) oder die kostenträchtige Ummeldung von Autos, die nicht unter 400€ erledigt werden kann. Das verteuert natürlich beträchtlich den An- oder Verkauf von Gebrauchtwagen. Sollte ich jemals eine italienische Autonummer haben wollen, was ich auch aufgrund der maßlosen italienischen Autoversicherer nicht beabsichtige, dann würde mich die Zulassung meines ausländischen Fahrzeugs ab 600€ aufwärts kosten. Grund sind nicht nur die diversen Steuern und Gebühren, sondern vor allem die Finanzierung uns nutzlos erscheinender bürokratischer Abläufe. In Italien ist diese Bürokratie aus vielen Gründen ausgeufert, ein Grund sind sicher auch die italienischen Steuerzahler, denen der Staat mit unerschöpflichem Misstrauen und dementsprechend intensiver Bürokratie begegnet.<br />Und damit kommen wir zu den wahren <span style="font-style: italic;">ladri</span>. Letzte Woche wurde in Italien eine Statistik veröffentlich, die das Durchschnittseinkommen verschiedener Berufsgruppen aufzeigt. In den italienischen Medien wurde sie als Steuerhinterzieherstatistik interpretiert. Ein Arbeiter in den Fiat-Werken Turins verdient mit seinem Bruttojahreseinkommen von ca. 16.000€ in etwa so viel (oder wenig...) wie die Händler, die in den piemontesischen Autohäusern seine Autos an den Mann bringen. Während der Arbeitnehmer jedoch tatsächlich dieses Einkommen hat, liegt es bei den Selbständigen mehr oder weniger bei Ihnen, was sie in der Steuererklärung angeben und was nicht. So kommt es dann auch, dass Juweliere oder Barbesitzer weniger als Grundschullehrer verdienen, die mit ihren 21000€ auch nicht gerade zu den Spitzenverdienern zählen.<br />Den Vogel schießen aber die Autohändler und die Schuster in Südtirol (knapp 70% deutschsprachige Bevölkerung) ab. Weniger als ihre 1.073 beziehungsweise 673€ Jahreseinkommen erzielt in ganz Italien niemand. Die Steuerhinterziehung liegt also ganz offensichtlich nicht in den italienischen Genen. Der Wirtschaftsminister hat nach Bekanntwerden der Statistik ein härteres Vorgehen gegen die <span style="font-style: italic;">evasori</span> angekündigt. Er hat meine volle Unterstützung!<br /><br />Die angehängten Bilder zeigen meine Terrasse und den Blick von dieser auf (den geschlossenen) Pool und die Landschaft meiner Umgebung.<br /><br />Viele Grüße, Daniel</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjqbHrKABpRkOPgOViAObJUz4-CO1369nKJEDjpWmRZrM49GbO5c4EKGJqxIAH-4KAVlMw6C6T57HTNy9LZv2C3FU2Np1bgxd3Ne0vCWygLrxjRTfX3rFBZx_7U4scYjoPFbzcAFttf_rA/s1600/a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjqbHrKABpRkOPgOViAObJUz4-CO1369nKJEDjpWmRZrM49GbO5c4EKGJqxIAH-4KAVlMw6C6T57HTNy9LZv2C3FU2Np1bgxd3Ne0vCWygLrxjRTfX3rFBZx_7U4scYjoPFbzcAFttf_rA/s1600/a.jpg" height="480" width="640" /></a></div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggtauy3eDLMoGDFb8xUP7pnVKt7IKFfSt9IDzaEaHGz__ZZqGsYdeLzf_xq4nYGFcsFK-FL4QeWGxs6Gutg6Tfl2XKmoJmdnuuAMPFOy010k9B4J_btIuwsT7YT8FxGa1SGqWpa0yPIzw/s1600/b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggtauy3eDLMoGDFb8xUP7pnVKt7IKFfSt9IDzaEaHGz__ZZqGsYdeLzf_xq4nYGFcsFK-FL4QeWGxs6Gutg6Tfl2XKmoJmdnuuAMPFOy010k9B4J_btIuwsT7YT8FxGa1SGqWpa0yPIzw/s1600/b.jpg" height="480" width="640" /></a></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-91111338126188203122006-08-02T00:13:00.001+02:002015-02-16T04:37:10.948+01:00campioni del mondo<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">vor etwa 2 Jahren habe ich mich das letzte Mal in Form einer Rundmail gemeldet und von meinen italienischen Abenteuern berichtet. Nun ist es wieder so weit. Seit einigen Tagen bin ich wieder in Italien wohnhaft, ganz offensichtlich lassen mich dieses Land und seine Menschen nicht mehr los. Und da die Gelegenheit günstig war, blieb nicht viel Zeit zum Zögern. Die Geschichte begann vor ungefähr 2 Monaten und wer sie bereits kennt, möge diesen Teil überspringen.</span><br /><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Mein Weg nach Italien</span></span><br /><br /><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mit dem Urschleim (Italiensehnsucht, Erasmus in Genua usw.) muss ich sicherlich nicht anfangen und bestimmt wird sich der eine oder andere noch an den Namen T. und seine Bedeutung erinnern können.</span><br /><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mitte/Ende Mai war ich zum wiederholten Male bei T. in Genua zu Gast. Bereits Wochen vorher habe ich verlauten lassen, dass ich mich mit dem Gedanken trage, nach Italien zu ziehen und ob seine (unglaublich einflussreiche) Familie sich nicht mal für mich in Sachen Arbeitsplatz umhören könne.<br />Jedenfalls wurde mir während meines Besuchs in Genua ein Angebot gemacht, das ich nicht ausschlagen konnte. Es ging um einen neu zu schaffenden Arbeitsplatz im Büro der Firma von T.'s Vater, die an der Entstehung von Megayachten beteiligt ist. Megayachten jener Art, wie sie in Häfen wie Monte Carlo anzutreffen sind und deren Besitzer (im Idealfall) Rennfahrer, Filmstars oder Softwareunternehmer sind. Im Ausnahmefällen wird sicher auch die eine oder andere zwielichtige Persönlichkeit zu einem Megayachtbesitzer. Aber die Drogenbosse bestellen ihre Boote sicherlich bei der Konkurrenz...<br />Und so trat ich bereits einige Wochen später, nämlich am Montag, dem 3. Juli meinen Job in Livorno, einer Hafenstadt, die weniger hässlich als ihr Ruf ist, an. Da ich jedoch noch 2 Prüfungen zu absolvieren hatte, kehrte ich für die zweite Julihälfte noch einmal nach Berlin zurück, bestand beide (zumindest gehe ich davon aus...) und verabschiedete mich am 29. dauerhaft von meiner alten Heimat. Ein sehr seltsames Gefühl beschlich mich schon, eine Mischung aus Trauer, Vorfreude, Ungewissheit und Hoffnung. Und nun bin ich hier in meiner Pisaner Bruchbude und erzähle Euch von meinem neuen Leben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Der Job</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;"><br /></span>Was genau tue ich da eigentlich? Der Hintergrund ist der, dass die Firma einige neue Aufträge bekommen hat, die es erforderlich werden lassen, die Kräfte der Firma zu bündeln und zu verstärken. Und was lag also näher, als die 3 neu geschaffenen Arbeitsplätze mit Personen zu besetzen, die man kennt und denen man vertrauen kann? Arbeitsplatz Nr. 1 (Personalchefin) wurde folgerichtig von V., T.'s Schwester, besetzt. Arbeitsplatz Nr. 2 (Qualitätskontrolle) bekam G., seines Zeichens Freund von Veronica. Dritter war schließlich ich, der „gute (offiziell platonische) Freund“ von T., der durch jahrelange Besuche schon zum Freund der Familie avanciert war.<br />Diese sehr italienisch anmutende, aber vermutlich auch in anderen Teilen der Welt praktizierte Personalpolitik war mein Schlüssel zum Erfolg, endlich hatte auch ich mal Beziehungen und konnte sie nutzen.<br />Meine Aufgaben liegen im Moment darin, Herrn B. einige Büroarbeiten abzunehmen und der Ansprechpartner bei Problemen seitens der eigenen Arbeiter und der Subunternehmer zu sein. Um mir von Anfang an eine respektable Stellung zu verschaffen, wurde ich auf der Werft als Dottor H. eingeführt. Dottore wird in Italien jeder Akademiker genannt. Meinen Abschluss habe ich zwar noch nicht, aber das ist ja nur noch eine Frage von einigen Monaten.<br />Jedenfalls ist es trotz des Doktortitels nicht ganz so leicht, sich den erforderlichen Respekt zu verschaffen, der für die Ausübung des Jobs notwendig ist. Aufgrund meines jugendlich-frischsympathischen Aussehens war es schon schwer genug die Leute dazu zu bringen, mich zu siezen. Und da ich den Befehl von oben habe, nicht sympathisch, sondern ruhig ein wenig „deutsch“ zu sein, muss ich nun zusehen, mir die Autorität zu verschaffen, die ich für den Job brauche. Das ist zwar nicht immer leicht, aber es macht mir doch gelegentlich Spaß, ein wenig den <span style="font-style: italic;">stronzo</span> (hier harmlos übersetzt: böse Nervensäge) zu geben...<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Wohnungssuche</span><br /><br />Durch meine Berichte aus Genua zog sich das Wohnungsproblem wie ein roter Faden. Und leider ist das auch im Moment wieder aktuell. In Sachen Wohnung muss ich wehmütig an die tollen Berliner Verhältnisse denken, wo man eine eigene, menschenwürdige Wohnung für 230€ mieten konnte. Im Moment wohne ich in Pisa (25km Arbeitsweg) und zahle 250€ für ein heruntergekommenes Loch mit verkeimter Kochecke und gemeinsamer Nutzung eines verschimmelten Badezimmers, indem man sich wohl diverse Krankheiten holen kann. Mein Vermieter nannte das Angebot aufgrund der 2 Kochplatten euphemistisch ein <span style="font-style: italic;">quasi-monolocale</span>, eine fast-Einraumwohnung...<br />Mein für italienische Verhältnisse gutes, in absoluten Zahlen aber niedriges Einstiegsgehalt erlaubt mir noch bis zu 200€ draufzulegen, um eine bewohnbarere Behausung zu finden. Und der Plan, erst mal ein wenig zu sparen, ist bereits aufgegeben. Ab September wohne ich hoffentlich besser und dann bin ich hoffentlich auch in der Lage, Besuch einladen zu können. Morgen werde ich T. mal meine Hütte zeigen, ich bin auf seine Reaktion gespannt.<br />Aufgrund meines provisorischen Wohnzustandes ist von Besuchen bis Ende August abzusehen und auch postalisch werde ich vorerst keine Angaben veröffentlichen. Wie gewohnt bin ich per E-Mail oder per Handy zu erreichen. Einen Festnetzanschluss werde ich möglicherweise in meiner nächsten Wohnung einrichten lassen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Meine Aufenthaltskarte</span><br /><br />Nach den bisherigen Berichten, die ja im Moment nur persönliche Neuigkeiten sind, habe ich aber auch eine Anekdote für Euch, die manch einer als typisch italienisch bezeichnen möge. Aber ich bitte dabei zu berücksichtigen, dass wir alle noch keine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland beantragt haben... vielleicht läuft das weniger umständlich ab, aber ob mein Lösungsweg auch in Berlin funktionieren würde?<br /><br />Erster Akt, 30.6.2006<br />Zusammen mit meinem Vermieter, einem unglaublich gesetzestreuem Bürger, mache ich mich früh morgens auf den Weg in die <span style="font-style: italic;">Questura</span>. Halt, wir wollten uns zusammen auf den Weg machen, aber mein Vermieter war zum vereinbarten Treffpunkt nicht da. Nach 15 Minuten Wartezeit schickte ich ihm eine SMS, dass ich schon zur <span style="font-style: italic;">Questura</span> ginge und nicht weiter warten würde. Er wollte zur <span style="font-style: italic;">Questura </span>um meine Anwesenheit in seiner Wohnung offiziell zu melden, es gibt da wohl ein altes Gesetz, wonach man das innerhalb von 48 Stunden zu tun hat. In Genua hat das keinen interessiert, er ist aber total panisch, dass er gegen irgendeine Regel verstoßen könnte. Auf der anderen Seite wohne ich, wieder mal, ohne Mietvertrag und damit für den Vermieter steuerfrei. Der setzt halt die Prioritäten, wie sie ihm am passen.<br />Ankunft in der <span style="font-style: italic;">Questura</span>. Wartenummer ziehen. Die Wartenummernzählanzeige ist außer Dienst und nach einer Weile einigen sich die Kunden untereinander, wer dran ist. Nach einer Stunde komme ich an die Reihe und darf mein Anliegen vorbringen. Ich bräuchte eine Aufenthaltskarte, werde am Montag eingestellt und das ist dringend. Der Beamte leiert herunter, dass ich 4 Passfotos (hab ich bei), eine Kopie eines Personaldokuments und des Arbeitsvertrages bräuchte. Des weiteren fragt er mich, ob ich schon mal eine Aufenthaltsgenehmigung in Italien hatte. Ich begehe einen schweren Fehler und sage, dass ich eine zwecks Studium in Genua hatte, die ist aber abgelaufen. Er will sie haben. Ich sage ihm, dass sie vor 2 Jahren abgelaufen ist und ich sie nicht mithabe. Daraufhin schickt er mich zur Anzeigenannahme, wo ich den Verlust meiner Aufenthaltsgenehmigung anzeigen müsste.<br />Dort warte ich eine weitere Stunde, bis ich endlich dran bin und mein Anliegen vorbringe. Der Polizist scheint auf den ersten Blick nicht der hellste zu sein. Er will die Nummer meiner Aufenthaltsgenehmigung haben. Ich sage ihm, dass die in irgendeinem Schrank in Berlin steckt und ich die Nummer nicht im Kopf habe. Er reicht mir sein Diensttelefon, ich solle zu Hause anrufen und meine Eltern auf die Suche schicken. Ich sage ihm, dass ich nicht bei meinen Eltern wohne. Er ist ratlos. Ich frage vorsichtig, ob meine Daten inklusive Nummer nicht im Netzwerk der Staatspolizei gespeichert sein könnten. Er weiß es nicht, will aber jemanden anrufen, der das wissen könnte. Nach mehreren Versuchen erreicht er niemanden und beginnt tatsächlich selbst in seinen Computer zu schauen und nach einer endlosen Zeit liest er mir triumphierend meine Nummer vor. Super! Und nach diesem Erfolgserlebnis verwandelt er sich komplett und wird wirklich clever. Er fragt mich, ob ich meine Aufenthaltsgenehmigung verloren habe. Ich sage ihm, dass sie eigentlich in Berlin liegt. Er fragt mich noch mal und ich zögere. Bevor ich antworten kann, sagt er, dass ich sie also verloren habe. Ich frage ihn zögernd, ob ich sie demnächst verlieren könnte. Er fragt jetzt ein wenig nervös ob ich sie verloren habe oder nicht. Mit fester Stimmt antworte ich aus tiefstem Herzen, dass ich sie verloren habe. Er ergänzt, dass ich Ort und Zeit des Verlusts sicher nicht wüsste. „Leider gar nicht“ antworte ich und er lächelt mich an und sagt, dass ich ihnen ja Bescheid geben könne, falls ich sie je wiederfinden sollte.<br />Mit der Verlustanzeige gehe ich wieder zum vorherigen Schalter und nach entsprechender Wartezeit bin ich auch wieder dran. Der Beamte, der übrigens hinter seinem Panzerglas kaum zu verstehen ist und sich erst nach mehreren hilflosen Bemerkungen meinerseits, dass ich ihn nicht verstünde, bequemt, das Mikrofon einzuschalten, fängt irgendwann an, meinen Antrag für eine Aufenthaltskarte in ein Formular zur Erneuerung der Aufenthaltsgenehmigung umzuschreiben. Auf meine Nachfrage, was er da tue, sagt er, dass ich keine Aufenthaltskarte kriegen könne, da mein Ausweis 1,5 Monate später abläuft. Dann gibt er mir eine Quittung für die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung und hat fertig. Mein aufkommender Zorn (ich brauchte eine Aufenthaltskarte, die Genehmigung ist etwas anderes und nützt mir gar nichts) wird von meinem Vermieter gestoppt. Der zieht mich einfach weg vom Schalter und fängt an mich aufzuklären, dass Italien halt so sei, ich solle mich nicht aufregen und er könne eh nicht verstehen, wie ich aus einem so wundervoll funktionierenden Land wie Deutschland freiwillig weggehen würde. Ich bin sprachlos und nehme mir vor, die <span style="font-style: italic;">Questura</span> mit einem neuen Ausweis, der dann 10 Jahre gültig sein würde, im August wieder zu besuchen.<br /><br />Zweiter Akt, 10.7.2006<br />Ich erfahre von der Chefin (T.'s Mutter), dass ich ohne Aufenthaltskarte nicht eingestellt, also auch nicht bezahlt werden könne und rückwirkend können man das später auch nicht mehr tun, wie ich vorher gedacht hatte. Das hieß also, dass ich mit einer im August ausgestellten Aufenthaltskarte kein Juli-Gehalt kriegen könne. Fünf Minuten nach dem Telefongespräch mit ihr wende ich mich an meinen Chef und erbitte mir für den nächsten Vormittag ein paar freie Stunden, um die <span style="font-style: italic;">Questura </span>heimzusuchen.<br />Zwölf Tage nach meinem ersten Questura-Besuch werde ich wieder vorstellig. Nach dem üblichen Wartenummernspiel bin ich irgendwann dran und erkläre der Beamtin (mit eingeschaltetem Mikro) meine Lage. Sie beruhigt mich ein wenig und sagt, dass mein Antrag automatisch in einen Antrag zu einer Aufenthaltskarte umgewandelt wurde und ihr Kollege offenbar was falsch verstanden hatte.<br />Super. Allerdings sagt sie mir anschließend, dass ich mit ungefähr 2 Monaten Wartezeit rechnen müsste, bevor ich die Karte ausgestellt bekäme. Ich erkläre ihr die Sache mit dem Arbeitsvertrag, den ich erst bekomme, wenn ich die Karte habe. Es tut ihr leid, aber da könne sie nichts machen. Ich rege mich auf und fange an, lauter zu werden, wie man sich das denn vorstelle. Ich könne doch nicht 2 Monate rumsitzen und von welchem Geld ich in der Zwischenzeit leben solle, da ich ja nicht arbeiten könne. Sie weiß es auch nicht, aber das sei halt so.<br />In diesem Moment erinnere ich mich an den Tipp meiner Chefin, sich zum Vorgesetzten bringen zu lassen, darauf habe jeder Bürger ein Recht. Ich verlange das also, aber die Beamtin meint, sie habe keinen Vorgesetzten hier im Büro. Ich will daraufhin den Chef der <span style="font-style: italic;">Questura</span>. Sie versucht mich hinzuhalten, verschwindet aber irgendwann, kommt wieder und sagt, ich solle ins Immigrationsbüro gehen und dort würde man mich zum Leiter vorlassen. Man muss dazu wissen, dass in der <span style="font-style: italic;">Questura </span>in Pisa die EU-Bürger nicht am Immigrationsschalter, sondern an der Passstelle bedient werden. Ich gehe also in das Büro einmal ums Haus und stehe am Immigrationsschalter. Dort warten ungefähr 100 genervte, mit Dokumenten wedelnde und schreiende Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft nicht in den Genuss einer Vorzugsbehandlung kommen. Wirklich Lust habe ich nicht, mich dort vorzudrängeln und nach dem Chef zu fragen. Ich gehe also zum Haupteingang und sage dem jungen Pförtnerpolizisten, dass ich zum Leiter der Immigrationsstelle möchte. Der will mich erst einmal ein paar Minuten lang abwimmeln, nach heftigem Insistieren bequemt er sich aber dazu, das Telefon in die Hand zu nehmen, mit irgendwem zu telefonieren und mich schließlich zum Leiter der Immigrationsstelle zu bringen. Was für ein Triumph!<br />Der Leiter hört sich mein Anliegen an und sieht erst einmal nicht, warum man für mich eine Ausnahme machen soll. Er nimmt ein unglaublich dickes Buch in die Hand, wedelt damit in der Luft herum und sagt: „Das ist das italienische Gesetz. Das sieht vor, dass die Erstellung der Aufenthaltskarte für EU-Bürger nicht länger als 120 Tage dauern darf. Wollen Sie es nachlesen? Bitte sehr!“ Und damit hält er mir das Buch lächelnd entgegen. Ich entgegne ihm, dass ich das ja glaube, aber es könne doch nicht, sein, dass ich 4 Monate auf die Karte warten müsse. Nach mehreren Minuten Hin- und Herdiskutieren, in denen sich der Leiter ziemlich uneinsichtig zeigt, lasse ich unbewusst ein Zauberwort fallen. Ich frage nämlich, ob man die Prozedur nicht beschleunigen könne. Ha! Er windet sich etwas und erklärt mir das in begründeten Ausnahmefällen eine <span style="font-style: italic;">„procedura d’urgenza“</span> (Dringlichkeitsprozedur) möglich sei. Dazu müssten sowohl ich als auch mein potenzieller Arbeitgeber schriftlich die Dringlichkeit begründen und ihm vorlegen. Ich vereinbare mit ihm, diese Schreiben zu organisieren und dann wieder zu ihm zu kommen. Er gibt mir, nach weiteren Verhandlungen, sogar die Faxnummer des Büros, wo ich ihm das Schreiben von meiner Firma zukommen lassen solle.<br />Tja, der Rest ist nicht weiter schwer. In telefonischer Absprache mit dem <span style="font-style: italic;">commercialista</span> meiner Firma verfassen ich und er die entsprechenden Schreiben. Kurze Zeit später erscheine ich mit meinem Schreiben beim Leiter und warte, was folgt. In der Wartezeit gehe ich ein paar Schritte auf und ab, worauf mich der Leiter aus seinem Büro heraus anblafft, ich könne hier nicht hin- und herlaufen, dies sei eine Polizeistation und ich müsse still stehen bleiben und in seinem Blickfeld bleiben. Dies tue ich für eine weitere halbe Stunde. Offensichtlich lässt man mich schmoren. Nach einer Weile kommt eine Sachbearbeiterin und fragt mich, ob ich derjenige mit der Sonderprozedur sei. Ich bejahe und sie fragt nach meinem Namen, um meine Akte zu suchen. Sie geht dann in einen Korridor mir riesigen Regalen voller Akten. Irgendwo findet sie da meine Akte, die tatsächlich schon 12 Tage vorher angelegt worden war. Dann sagt sie mir lächelnd, dass sie eigentlich erst dabei wären, die Anträge vom Monat Mai abzuarbeiten... sie hält mich offenbar für wichtig, da ich die VIP-Prozedur bekomme und ist sehr freundlich zu mir.<br />Nach einer weiteren, sehr langen, Weile, teilt mir der Leiter mit, dass ich in einer halben Stunde wiederkommen solle, die Karte sei dann fertig. Es ist 13 Uhr, seit ungefähr 4 Stunden war ich in der und um die <span style="font-style: italic;">Questura</span> unterwegs und nun gab es die Gelegenheit, was zu essen. Nach meiner kleinen Mittagspause musste ich 2 Formulare unterschreiben und hatte meine Aufenthaltskarte endlich in der Hand!<br />Einen Tag später bekam ich meinen Arbeitsvertrag.<br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Campioni del mondo</span><br /><br />Mittlerweile sind einige Wochen vergangen und wir alle sehen das Thema WM hoffentlich etwas entspannter. Dennoch möchte ich die alten Geschichten hier noch mal aufwärmen und meine Sicht der Dinge darlegen.<br />Während der letzten WM-Wochen haben sich im deutsch-italienischen Fußballverhältnis einige unschöne Dinge abgespielt. Was in Deutschland kaum durch die Medien ging, aber in Italien umso mehr, war ein Artikel von SpiegelOnline, der mit einer ziemlich geschmacklosen „Satire“ ein wüstes Italiener-Bashing betrieb. Daraufhin wurden in vielen italienischen Presseerzeugnissen und wohl auch von einigen Italienern wüste Beschimpfungen in Richtung Norden geschickt. Wie das halt so ist bei solchen Konflikten, wurden „die Deutschen“ an sich verantwortlich gemacht, manch einer forderte, dass Prodi sich bei Merkel beschweren sollte.<br />Und aus ganz anderen Motiven begann einige Tage später auch in Deutschland eine kurze antiitalienische Welle ihre Runden zu drehen. Grund hierfür war, dass „die Italiener“ Frings verpetzt und damit seine Sperre für das Halbfinale herbeigeführt haben. Verantwortlich für die „Petzerei“ war ein italienischer PayTV-Sender, nicht das italienische Volk. Manchmal muss man so was klarstellen, weil das viel zu vielen Menschen nicht bewusst ist und die lassen sich dann von der Bildzeitung zum Pizzaboykott anstiften. Und abgesehen davon hätte vermutlich die Bildzeitung als erste „gepetzt“, wenn sie sich davon etwas versprochen hätte.<br />Ob die Italiener die WM nun verdient haben oder nicht, ist mittlerweile auch egal, ich möchte nur klarstellen, dass ich etwas genervt war, weil ich in der betreffenden Zeit wirklich zwischen allen Stühlen saß. Auf der einen Seite gab es einige Italiener, die mich vorwurfsvoll zu meinen Landsleuten befragten und auf der anderen Seite gab es einige Deutsche, die mich vorwurfsvoll zu meinem Gastgebervolk befragten. Glücklicherweise gab es aber auch genug Leute, hier wie dort, die von der Stimmungsmacherei völlig unbeeindruckt geblieben sind. Danke.<br />Den WM-Titel habe ich übrigens mit T. zusammen in einem Autokorso gefeiert... nur irgendwann hat die Hupe seines französischen Autos den Dienst verweigert.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Schluss</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;"><br /></span>In meiner nächsten Mail werde ich hoffentlich von einer wunderschönen, neuen Wohnung berichten können. Bis dahin alles Gute und einen schönen Gruß an Euch aus Pisa!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;"><br /></span>Daniel<span style="font-weight: bold;"><br /></span></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-87570560171128150382004-05-05T12:00:00.000+02:002015-02-14T11:13:19.583+01:00ma sto scherzando!<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">es ist wieder ein Monat vergangen und somit an der Zeit, etwas von mir hören zu lassen. Diese Mail schreibe ich Euch unter dem Eindruck von einer Woche Dauerregen, also bitte nicht wundern. Damit habe ich das Thema „Wetter“ auch erst einmal abgehakt und wende mich der hiesigen Bevölkerung zu.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Die Italiener</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Montag nachmittags stieg ich, nach dem ich einige Einkäufe erledigt habe, die Treppen eines höher gelegenen Stadtteils hinab und rutschte dabei auf den glitschigen Stufen (Dauerregen!) aus und fiel hin, glücklicherweise ohne mir wirklich weh zu tun. Trotzdem wollte ich mich von T. trösten lassen und rief ihn an, als ich zu Hause ankam. Folgendermaßen war seine Reaktion: „Du hast doch nicht etwa eine <span style="font-style: italic;">brutta figura</span> gemacht? Hat Dich irgendwer gesehen, der Dich kennt?“ <span style="font-style: italic;">Brutta figura</span> heißt hässliche Figur, meint also, einen schlechten Eindruck abgeben. Ich hab mich natürlich gleich bei ihm beschwert über so viel Taktlosigkeit, aber er sagte dann nur: „<span style="font-style: italic;">Ma sto scherzando!</span>“ (Ich scherze doch nur).</span></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Einen guten Eindruck zu hinterlassen hingegen, ist für die Italiener sehr wichtig. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass die Italiener im Schnitt besser gekleidet sind und einen gepflegteren Eindruck machen. Aber das ist nur eine generelle Tendenz. Es gibt auch hier ungepflegte und schlecht gekleidete Menschen, die nicht ausnahmslos deutsche Touristen sind, wie T. mir glauben machen will. Negativ macht sich das <span style="font-style: italic;">fare una bella figura</span> allerdings auch bemerkbar. Meine Theorie ist, dass die italienischen Supermarktketten darauf auch ihre hohen Preise gründen können, denn wer bei Lidl oder Penny einkauft, macht garantiert keine <span style="font-style: italic;">bella figura</span>. Und wenn einem hier etwas zu teuer erscheint, dann wird das trotzdem bezahlt, hinterher sind der Euro, die Regierung, die bösen Konzerne, der Süden, der Norden oder die Hauptstadt Rom daran schuld, dass man kein Geld mehr hat. Es scheint, dass es kein sehr hohes Verbraucherbewusstsein gibt. In einer Autozeitung wurde darüber geschrieben, dass die Verbraucherschutzverbände von den Versicherungen Beitragssenkungen fordern. Autoversicherungen sind in Italien 2-3 mal so teuer wie bei uns. Vielleicht liegt das auch an der Fahrweise der italienischen Autofahrer oder einfach der unfallträchtigeren Geografie Italiens, möglicherweise aber auch daran, dass es in Deutschland nicht den <span style="font-style: italic;">motorini</span>-Faktor gibt? Die Autozeitung jedenfalls kam zu dem Schluss, dass die Autofahrer öfter zu günstigeren Versicherungen wechseln sollten anstatt nur rumzujammern. Aber vielleicht macht man damit keine <span style="font-style: italic;">bella figura</span>? Oder die Italiener verbringen ihre Zeit mit anderen Dingen, z. B. den Staat übers Ohr zu hauen, der sich wirklich wie ein Krake überall Abgaben und Gebühren holen will. Jüngstes Beispiel, T. musste 12,09 Euro Abiturgebühr bezahlen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Aber nicht nur der Staat und die Wirtschaft saugen den armen Italiener aus, meist sind es auch die eigenen Kinder, die wirklich bis Ende 20, Anfang 30 bei den Eltern leben. Die Begründung, die ich mehrfach gehört habe, lautet, dass es doch so bequem ist, wenn für Dich gewaschen, geputzt, aufgeräumt und gekocht wird. Es ist doch viel schöner, sein Geld (also ausschließlich das der Eltern) für Vergnügungen auszugeben. Der Wunsch nach Freiheit taucht nur bei einzelnen Studenten auf, die mal ein Erasmusjahr gemacht haben. Oft sind es aber auch die Eltern, die ihre Kinder partout nicht weggehen lassen wollen, in Italien herrscht eben ein grundlegend anderes Familienverständnis als bei uns. Die so innige Beziehung zur eigenen Sippe wird durch eine riesige Ignoranz gegenüber dem Gemeinwesen und den Fremden ausgeglichen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">In Gesprächen mit Italienern bin ich meist jedoch sehr zurückhaltend und behalte für mich, was ich so alles denke. Letztens ging es wieder um das Unisystem. Wie schon berichtet, schreiben italienische Geschichtsstudenten fast ausschließlich Klausuren, für die sie Bücher auswendig lernen müssen, in Deutschland lernen die Studenten argumentieren und schreiben dann Hausarbeiten. Italienern gegenüber sage ich dann immer, dass ein Mix aus beiden Elementen ideal wäre, das denke ich auch wirklich. Im Zweifelsfall würde ich das deutsche System jedoch vorziehen, aber das behalte ich dann immer für mich. Nur T. und F., ein Freund, den ich im Februar in Neapel besucht habe und der Ostern bei mir war, müssen sich gelegentlich meine Ausbrüche anhören. Seit neuestem kann ich dann auch Obelix zitieren, kam nämlich neulich im Fernsehen: <span style="font-style: italic;">sono pazzi, i romani</span> (oder halt <span style="font-style: italic;">gli</span><span style="font-style: italic;"> </span><span style="font-style: italic;">italiani</span>). Wenn das mit der italienischen Küche so weitergeht, sehe ich auch bald so aus wie er. Damit habe ich auch mal wieder was positives gesagt...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Auf der anderen Seite ist es ja auch immer wieder schön zu hören, wie klischeehaft die Italiener über die Deutschen denken. T.'s Mutter meinte neulich, deutsch sei eine gute Sprache, um mit Hunden zu reden, wegen der kurzen, harten Laute (sitz! Platz!). Zweifelsohne ist italienisch die schönere Sprache, aber wir reden doch nicht alle wie die Nazis in den italienischen Filmen. Wenn Italiener dann ihre Naziwitze machen, hängen sie meist jedoch ihr übliches „<span style="font-style: italic;">ma sto scherzando!</span>“ an, um zu signalisieren, dass das witzig war. Ein Sinn für Ironie hat sich hier nicht entwickelt, will man sie anwenden, muss man sehr vorsichtig vorgehen. Ich bin da schon in einige Fettnäpfe getreten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Wie ich es schon in den letzten Mails geschrieben habe, bei schlechtem Wetter ist es hier auch nicht schön. Wenn ich dann aber den aktuellen Hit „<span style="font-style: italic;">in una notte d’estate“</span> von <span style="font-style: italic;">Le Vibrazioni</span> höre, träume ich immer, wie schön es sein muss in Italien. Dann ist das Lied aber vorbei, ich wache auf und denke: Scheiße, ich bin ja schon da!!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Ma sto scherzando!</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Neuigkeiten</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Seit meiner letzten Mail ist wieder einiges passiert. Ich habe den Umzug in meine neue Wohnung gemacht und bin darüber sehr zufrieden. Das neue Zimmer ist zwar mehr ein Loch, aber K. als Mitbewohnerin ist sehr angenehm, auch wenn sie mich immer zum Essen drängen will. Sie ist der italienischen Küche wirklich verfallen. Die beiden anderen Mitbewohner, 2 Turiner, 28 Jahre alt, sehe ich nur unter der Woche, übers Wochenende fahren sie meist nach Hause.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die neue Wohnung hat einen wirklich wahren Vorteil, sie ist sehr zentral gelegen, was mir ermöglicht, viele Wege zu Fuß zu erledigen. Dadurch bin ich auch nicht mehr auf die schrecklichen Busse angewiesen. Und wenn ich abends mal weggehe, erspare ich mir die Parkplatzsuche, da ich das Auto stehen lassen kann. Ich habe auch keine neuen Strafzettel mehr bekommen. Da ich jetzt jedoch in einer Gegend lebe, wo nur Anwohner ihre Autos parken dürfen, musste auch ich mir eine Erlaubnis holen. Und wieder ein großes Lob an die genuesische Bürokratie, ich musste nur ein Formular ausfüllen, behaupten, dass ich hier wohne, 20 Euro Gebühren entrichten und schon hatte ich die Erlaubnis.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ansonsten sind die ersten Besucher hier eingetroffen. S. aus Berlin war schon im März da und hat noch eine Ahnung vom Winter mitbekommen, schien aber dennoch von Genua angetan. Es ist ja auch eine wirklich sehr schöne Stadt, ich hänge heute doch noch einige Fotos an. F. aus Neapel war über Ostern da und musste mich ertragen, wie ich nur über das Land gemeckert habe. Mein Heuschnupfen hatte meine Stimmung halt nicht verbessert, aber dafür können die Italiener ja nichts. Obwohl, wer weiß...?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Und dann waren vor knapp 2 Wochen meine Eltern da, die wirklich beeindruckt und begeistert waren. Zum Urlaub machen ist es auch wirklich wunderschön hier, also verpasst es nicht! Vor allem haben mir meine Eltern mein Fahrrad mitgebracht, mit dem ich auch schon eine kleine Runde gedreht habe. Da meine neue Wohnung auch nicht so sehr auf dem Berg liegt, wie die alte, wird das Radfahren deutlich vereinfacht. Am kommenden Wochenende startet hier in Genua der <span style="font-style: italic;">Giro d’Italia</span> und da könnte ich ja einfach mitmachen...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eine weitere Neuigkeit ist, dass ich mich jetzt auf Arbeitssuche machen werde, dann kann ich meinen Aufenthalt hier möglicherweise noch in den Juli ausdehnen. Das war jetzt noch ein Wink mit dem Zaunpfahl an Euch.</span><br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Schöne Grüße! Daniel</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">PS: Foto1 zeigt einen Überblick über die Altstadt, um es zu machen, bin ich mit meinem charmantesten Lächeln in einer Finanzberatungskanzlei in einem Genueser Hochhaus vorstellig geworden. Foto2 zeigt den <span style="font-style: italic;">Porto Antico</span> (den neu aufgemachten alten Hafen) am Abend und Foto3 zeigt das Haus von Kolumbus und das westliche Stadttor, die <span style="font-style: italic;">Porta Soprana</span>.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-1511008773728214152004-03-29T12:00:00.001+02:002015-02-14T11:08:31.265+01:00maledetta primavera<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">zum Frühlingsbeginn melde ich mich hiermit wieder aus Genua. Und ich hab auch einiges zu erzählen. Wie es schon fast Tradition ist, fange ich auch diese Mail mit dem Wetterbericht an.</span><br />
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Wetter</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Was habe ich in der letzten Mail noch geschwärmt, der Frühling wäre bereits Mitte Februar hier ausgebrochen. Ich wurde eines besseren belehrt. Ende Februar lag Schnee auf meinem Auto. Ich muss zwar einräumen, dass der Winter hier vergleichsweise mild ist, aber es ist ziemlich nervig, seit Mitte Oktober fast immer das gleiche Wetter zu haben. Immer so zwischen 8-12 Grad. Manchmal gibt es Ausschläge nach oben oder unten, vor kurzem gab es hier sogar 3 Tage mit über 20 Grad, aber ich bin langsam dabei, jegliche Hoffnung aufzugeben, dass es noch mal besser wird. Vor einer Woche war ich in Monaco und da gab es wieder einen kurzen Hoffnungsschimmer, 20 Grad und Sonne. Aber die Rückfahrt führte uns, T. und ein paar Erasmus-Freunde waren auch dabei, wieder ins bewölkte Ligurien. T. meinte, dass auch in Ligurien fast immer Sonnenschein sei, aber seit ich da bin, nicht mehr. Ich hätte wohl das deutsche Wetter mitgebracht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Na was soll’s, dafür ist er schließlich meine Sonne.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Die Nachrichten aus anderen Teilen Italiens und Europas beruhigen mich immerhin, dass nicht nur ich unter dem anhaltenden Winter leiden muss.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es liegt wohl vor allem am Winter, dass nach einer Weile der Zauber dieses Landes verloren geht. Zumindest ist es dass, was ich hoffe. Wie auch Berlin im Winter nur grau wirkt, so ist auch Italien in der hässlichen Jahreszeit,<span style="font-style: italic;"> la brutta stagione</span>, kein Paradies. Und die kleinen Details im alltäglichen Leben, die einem als Deutschen, um es höflich auszudrücken, ungewöhnlich erscheinen, erstärken sich in der Winterperiode noch und hinterlassen einem eine zunehmend zwiespältige Meinung von diesem, trotz allem, sehr schönen Land. Zumindest häuft es sich, dass wir deutschen Erasmus-Studenten ins Lästern kommen. Es reicht dann meist aber auch, wenn dann doch mal wieder die Sonne rauskommt, dass man sich ins Auto setzt, dass man sonnenbebrillt und mit geöffnetem Schiebedach die Küstenstraße entlang fährt und alles ist wieder gut. Daher möchte ich die kleinen Gemeinheiten, die wir so über Italien austauschen, hier nicht erwähnen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Politik</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Es reicht ja, wiederzugeben, was mir T., schier unglaubliches, von der italienischen Politik erzählt hat. Diesmal geht es um die Regierung, die hier von rechten Parteien gestellt wird. Wobei das eigentlich ungenau ist, denn kann man eine Partei, die nur aus Berlusconi, seinen Anwälten und einigen verblödeten Anhängern besteht, als rechts oder links bezeichnen?</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da Berlusconi alle seine Gegner (= Nicht-Anhänger), als Kommunisten bezeichnet (er wird z.B. von kommunistischen Richtern verfolgt und von kommunistischen Journalisten verleumdet), hat sich diese Einordnung wohl durchgesetzt. Wie wir alle wissen, macht er nur bei Deutschen eine Ausnahme, die sind dann keine Kommunisten, sondern KZ-Aufseher.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Gewählt wurde er wohl, weil sich viele Italiener gedacht haben, der ist schnell reich geworden, vielleicht weiß er, dem Land zu helfen. Und wahrscheinlich auch, weil er 3 gut gehende Fernsehsender besitzt, die nicht gerade durch Unparteiischkeit glänzen. Durch welche illegalen Machenschaften er zum reichsten Mann Italiens wurde, haben dabei offenbar nur die wenigsten gefragt. Jetzt werden jedenfalls alle Gesetze, die Berlusconi einer illegalen Handlung bezichtigen, einfach geändert. Und da erschließt sich dann auch, der Sinn und Zweck, weswegen er in die Politik gegangen ist. Es geht also nicht um rechte oder linke Politik. Darum kümmern sich seine Koalitionspartner.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Fangen wir mit Umberto Bossis <span style="font-style: italic;">Lega Nord</span> an. Da sich die staatliche Loslösung des reichen Nordens vom armen Süden erst einmal nicht durchsetzen lässt, fordert sie nur noch die Verlegung der Hauptstadt von Rom nach Mailand und eine föderalistische Neuordnung des Landes. Vielleicht ist diese Idee gar nicht mal so unvernünftig, aber da Bossi seine Auftritte gern mit Beschimpfungen Richtung Süden (<span style="font-style: italic;">terroni</span> = Erdfresser, <span style="font-style: italic;">ladroni</span> = Räuber) garniert, nimmt ihn in der Elite wohl kaum einer ernst. Und Berlusconi lässt ihn agieren, so lange er ihm nicht dazwischen pfuscht. Vor 10 Jahren haben Bossi und Berlusconi schon einmal koaliert, das ging schnell in die Brüche. Damals haben sie sich gegenseitig geschworen, nie mehr miteinander zusammenzuarbeiten, aber das ist alles vergessen. T. hat mir erzählt, dass Berlusconi der Lega Nord vor einigen Jahren eine 7stellige (in Euro) Spende hat zukommen lassen, mit der Option, das Geld zurückfordern zu können. Dies würde für die Lega heute die Pleite bedeuten. Daher streitet sich Bossi auch nur noch mit dem anderen Koalitionspartner, der <span style="font-style: italic;">Alleanza Nazionale</span>.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Diese gilt als Nachfolgepartei von Mussolinis Faschisten, hat sich aber auf den Weg in Richtung Mitte gemacht. Ihr Vorsitzender, Gianfranco Fini, kommt sehr staatsmännisch daher und forderte vor einiger Zeit die Einführung des Ausländerwahlrechts bei Kommunalwahlen. Damit hat er Alessandra Mussolini, die Enkelin des Duce, aus seiner Partei getrieben und die Lega gegen sich aufgebracht. Denn die Ausländer wohnen vor allem im Norden und würden bestimmt nicht die extremistische Lega wählen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da T.'s Mutter bei den <span style="font-style: italic;">Democratici di Sinistra</span> arbeitet, hören bei der Opposition seine Erzählungen auf. Das musste ich mir selbst aneignen. Die berechtigten Warnungen, dass die italienische Demokratie in Gefahr sei, wenn Berlusconi seine Macht ausbauen will, sind das eine, aber die Polemik im politischen Alltag ist halt das übliche Parteiengezänk, wie auch in Deutschland.<br />Und Freitag gab es einen Generalstreik, von den Gewerkschaften initiiert, um gegen die Rentenreformen zu protestieren. Die neuen, unmenschlichen Regelungen werden bedeuten, dass einige erst mit 65 in Rente gehen können. Das Problem der niedrigen Geburtenrate und der Überalterung der Gesellschaft, ist in Italien noch etwas größer als in Deutschland. Wer mal mit mir Bus fährt in Genua, wird das schnell merken. Wenn ein gebrechlicher, alter Mensch in den Bus kommt, steht keiner auf und macht einen Platz frei. Die Plätze sind schon von gebrechlichen, alten Menschen besetzt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Universität</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eigentlich könnte ich an dieser Stelle fortsetzen, ein bisschen über Genua zu erzählen, aber das kann man wohl im Reiseführer besser nachlesen, wenn man auf dem Weg hierher ist. Da Anfang März die Uni wieder angefangen hat und ich mir auch fest vorgenommen habe, jetzt richtig loszulegen, werde ich lieber berichten, wie das hier an der Uni so vor sich geht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ich besuche 3 Kurse, jeweils 3mal in der Woche. Das heißt, ich bin 18 Stunden in der Woche in der Uni, um mir die Vorlesungen der Professoren anzuhören. Italienische Geschichtskurse sind nicht mit deutschen Seminaren zu vergleichen, ich hoffe aber dennoch, dass meine hiesigen Leistungen in Potsdam anerkannt werden. Generell läuft ein Kurs so, dass der Professor vorliest und die Studenten mitschreiben. So ähnlich wie in deutschen Vorlesungen. Die Studenten hier notieren sich das Gesagte aber nicht stichpunktartig, sondern fast Wort für Wort. Dann machen sie aber nach einer Weile mal 5 Minuten Pause und schreiben nicht mehr mit, obwohl es mir nicht so scheint, als ob jetzt weniger Wichtiges gesagt würde. Da zu jedem Kurs am Ende Klausuren geschrieben werden und dafür mehrere Bücher auswendig gelernt werden müssen, verstehe ich auch nicht so recht, warum man dann alles noch mitschreiben muss. Vermutlich nur um einen Eindruck zu gewinnen, worauf der Professor besonderen Wert legt. In meinem „Geschichte Osteuropas“-Kurs wäre dies die gesamte Geschichte aller Länder jenseits des eisernen Vorhangs seit Ende des römischen Reiches.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Dieser Kurs ist ein Extrembeispiel, in meinen anderen beiden Kursen ist es nicht so arg. Das Grundprinzip ist zwar das gleiche, aber im Etruskologie-Kurs geht es etwas lockerer zu. Der Professor, mir stellte er sich als M. vor, ist überhaupt eine angenehme Erscheinung im vergleichsweise strikt-disziplinierten Ligurien. Er kommt aus Neapel. Und so erklärte er den Studenten hier in einem Nebensatz, dass die Bezeichnung Ligurien von den Etruskern stammt. Als Ligurier wurden alle unverständlichen Fremden bezeichnet. Die Griechen hatten dafür den Begriff Barbaren. Und das sagte er mit so einem schelmisch-sympathischen Grinsen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ansonsten besuche ich noch einen Kurs zur Geschichte der Vereinigten Staaten, der meist sehr interessant ist. Leider ist es jedoch dort etwas ermüdend dort 2 Stunden ruhig zu sitzen und konzentriert zuzuhören. Normalerweise sind 90 Minuten vorgesehen.<br /><br />Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich in all den Kursen alles verstehe, aber ich bin doch zufrieden, im Großen und Ganzen folgen zu können. Im Etruskologie-Kurs fällt mir das etwas schwerer, weil ich da kein Vorwissen habe, aber es geht trotzdem einigermaßen. Wenn ich dann am Ende des Semesters die Bücher lerne, werde ich hoffentlich durch die Klausuren kommen. Vielleicht schreibe ich aber auch Hausarbeiten, das muss ich jetzt mit Potsdam abklären. Im Osteuropa-Kurs und bei M., wo ich jeweils einen Schein machen will, habe ich da schon mal vorgefühlt, bei beiden könnte ich sogar auf deutsch schreiben!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Neuigkeiten</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun komme ich gleich zum Ende, aber es gibt eine wesentliche Neuigkeit. Am Mittwoch ziehe ich um, aus 2 Gründen. Erstens haben sich die Wasserprobleme in der jetzigen Wohnung gehäuft, zweitens spare ich im neuen Zimmer 80 € pro Monat.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ich ziehe bei K. ein, wo noch ein kleines, weniger schönes, aber halt billiges, Zimmer frei ist. Besucher sind trotzdem jederzeit willkommen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Vor 1,5 Wochen waren wir in unserer WG 3 Tage ohne Wasser. Die Vermieterin hatte die Wasserzufuhr einfach abgestellt, weil in unserem Haus jeder Haushalt einen großen Tank hat, einige Haushalte zu wenig Wasser verbraucht haben und deren Tanks übergelaufen sind. Dadurch blieben 3 oder 4 Haushalte, darunter unserer, völlig ohne Wasser. Unser täglicher Wasservorrat von 400 Litern war so schon oft aufgebraucht, da war es natürlich kein Wunder, dass wir schnell im Trockenen standen. Als dann K. den Vorschlag machte, ich könnte vielleicht bei Ihr einziehen, habe ich Druck gemacht, damit wir das so schnell wie möglich hinbekommen. Meine Vermieterin war natürlich nicht begeistert, aber da wir keinen Vertrag haben, kann sie nicht viel machen. Ich muss nur sehen, dass ich morgen meine volle Kaution kriege.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Meine neue Adresse werde ich hier nicht veröffentlichen, da ich keine Post empfangen will. K. hat zum Nikolaus und zum Valentinstag jeweils ein Paket erwartet. Das erste ist noch immer unterwegs, das zweite als unzustellbar wieder in Deutschland angekommen. Das ist übrigens eines der Beispiele, womit Italien-Lästereien anfangen können.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Viel Spaß und einen schönen Frühling!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Daniel</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">PS: 2 Fotos sind angehängt: Foto 1 zeigt Schnee in Genua, allerdings blieb er nur kurze Zeit auf den Autos in den oberen Stadtteilen liegen. Foto 2 zeigt Monaco, davor: A., Erasmus-Student aus Südtirol. Er hat die italienische Staatsbürgerschaft, studiert in Salzburg und macht Erasmus, um italienisch zu lernen. Daneben V. aus Frankfurt/M., K. aus Halle, ich und T.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;"><br /></span></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj04_-pTDIsbPjJS-FkkgD8gnQ2sLjSdXj88owBaNRMreBJyINbtO9XEtx3-tjEfGmg17lVXWnf_YtPqbKsyIaPy3LhClFNqoHFHm2VVX7ywMAOcZAlN42NX2703aAawfVchn8k0eBOXJM/s1600/a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj04_-pTDIsbPjJS-FkkgD8gnQ2sLjSdXj88owBaNRMreBJyINbtO9XEtx3-tjEfGmg17lVXWnf_YtPqbKsyIaPy3LhClFNqoHFHm2VVX7ywMAOcZAlN42NX2703aAawfVchn8k0eBOXJM/s1600/a.jpg" height="480" width="640" /></a></div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3KzKKWUf_QGonrFrCDgKGP2eloLp-PFXkwfYWGc9BpUvOylYPpakj-4jHqcCsHrvY_OEJe4TWv9TOHON1Ou4dmQX97YwUKV_lsCHzBCRiXbECIk-jZYCb0dz3uPDoC26GrMm_VNNGrEs/s1600/b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3KzKKWUf_QGonrFrCDgKGP2eloLp-PFXkwfYWGc9BpUvOylYPpakj-4jHqcCsHrvY_OEJe4TWv9TOHON1Ou4dmQX97YwUKV_lsCHzBCRiXbECIk-jZYCb0dz3uPDoC26GrMm_VNNGrEs/s1600/b.jpg" height="428" width="640" /></a></div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;"><br /></span></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-67957791275423842142004-02-16T12:00:00.000+01:002015-02-14T11:02:29.492+01:00primavera genovese<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">mit meinem neuesten Bericht aus Genua läute auch ich endlich das neue Jahr ein. Und somit wünsche ich Euch allen auf diesem Wege ein <span style="font-style: italic;">buon anno</span> und die besten <span style="font-style: italic;">auguri</span> für eben dieses.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;">Frühling</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nach den endlosen Wochen in der Eiseskälte der westsibirischen Metropole Berlin, konnte ich Mitte Januar meinen Eiskratzer in die Rumpelkammer legen und mich auf den Weg in meine geliebte, italienische Heimat machen. Das besondere an Genua ist seine geographische Lage, eingezwängt zwischen Meer und Gebirge, was dem schmalen Küstenstreifen namens Ligurien ein ganz besonderes Klima beschert. Während ich in meiner letzten Mail noch den Dauerregen beklagte, bin ich nun voll des Lobes. Die tiefste Temperatur, die mein Thermometer (es speichert die Extremwerte) im Winter gemessen hat, war 3°, plus! Noch schöner als der milde Winter ist jedoch die Ankunft des Frühlings. Mein Heuschnupfen ist dafür immer ein zuverlässiger Gradmesser und er meldet sich bereits. Auch die Heizprobleme scheinen beseitigt, bis vor einigen Wochen waren es meist 18-19°, jetzt sind es immer wohlige 21° in meinem Zimmer. Dafür haben wir neuerdings Probleme mit dem Wasser, es ist öfter mal keins da. Irgendein Problem scheint es immer zu geben, spontan fallen mir auch noch streikende Busfahrer oder kaputte Telefonzellen ein. Nicht ein paar Einzelne, nein, das hat System. Gut, dass Ligurien vom Wintereinbruch vor ungefähr 2 Wochen weitgehend verschont blieb. Im Fernsehen wurde ausführlich über das Schneechaos berichtet, dass bis Apulien, sozusagen dem Hacken am italienischen Stiefel, reichte. In der Berichterstattung taten sich vor allem die Mediaset-Sender, die berlusconischen TV-Stationen, hervor. Die füllen die Nachrichten gern mit unpolitischen Themen. Der Tod von Marco Pantani ist gerade auch wieder eine gute Gelegenheit, sich nicht so sehr mit z.B. der Vertrauensfrage zu beschäftigen, die Berlusconi aktuell mit einem Gesetz über Fernsehwerbung bei RAI 3 verbindet. Ich hoffe, ich hab das richtig verstanden...<br /><br />Jedenfalls konnte ich somit sowohl das schneebedeckte Rom als auch Florenz im Fernsehen sehen. Zwei Tage vorher habe ich einen Ausflug nach Pisa und Lucca gemacht, da gab es keinen Schnee, aber ich habe gemerkt, dass 2-3° auch in der Toskan a sehr kalt sind.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Illegal?</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Lucca ist wirklich eine hübsche, kleine Stadt. Sollte man mal gesehen haben. Und als besonderes Andenken habe ich dort meinen zweiten Strafzettel bekommen. Dabei war mir nicht mal klar, dass ich das Auto regelwidrig geparkt hatte. Mit dem dritten Strafzettel, den ich an der Bushaltestelle vor meinem Haus vor einer Woche bekommen habe, hatte ich schon lange gerechnet. Kostenpunkt 68,25€. Selbst Strafzettel kosten in Italien ein Vielfaches. Wenn man sie denn bezahlt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da wir in unserer WG alle Ausländer sind, sammeln wir unsere kleinen Sünden am Kühlschrank und haben einen kleinen Wettbewerb ausgemacht. Wer im Sommer am wenigsten <span style="font-style: italic;">multe</span> kassiert hat, gibt eine Flasche Wein aus. Als Autofahrer ist man natürlich im Vorteil, aber E., einer meiner, mittlerweile zwei, albanischen Mitbewohner, hat sich auch schon zweimal beim Schwarzfahren erwischen lassen. Merkwürdigerweise wurde ich noch nie kontrolliert, deshalb habe ich das Fahrscheinkaufen mittlerweile auch aufgegeben. Selbst, wenn ich die Strafen bezahlen müsste, ich habe mittlerweile Geld für mehr als zwei Strafen eingespart. Na ja, und meine Unzufriedenheit mit dem hiesigen Nahverkehr habe ich ja bereits geschildert.<br /><br />Trotz all dieser Dinge, dem Schwarzfahren, dem Knöllchen-Ignorieren und auch dem Schwarzwohnen, kam E. neulich von einem Gespräch mit unserer Vermieterin und erklärte, dass wir das abonnamento der RAI, die Rundfunkgebühren, ca. 100 €, bezahlen müssten. Die Reaktion von N. und mir war ziemlich einhellig, für DIESES Fernsehen bezahlen wir nichts, wir können darauf verzichten. E. behauptet mittlerweile, er hätte allein bezahlt (nicht sehr glaubwürdig, er zetert sonst immer um jeden Cent) und damit das Recht, ständig all die grande-fratello-Sendungen (Big Brother) zu gucken.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mein Fernsehkonsum beschränkt sich meist eh nur auf die Nachrichten, die ich während des Abendessens sehe. Vermutlich könnte man deutlich besser italienisch lernen, wenn man sich all die Shows rund um die Uhr ansieht. Der Preis dafür wäre aber die totale Verblödung, das möchte ich dann doch nicht riskieren. Einmal die Woche schau ich mir auch eine Show an, aber mehr aus landeskundlichem Interesse. Heute war es eine Quizshow mit einem dicken Moderator, der hier eine Art Star zu sein scheint, er präsentiert auch „Wer wird Millionär“ und macht nebenbei Werbung. Der Unterschied zwischen deutschen und italienischen Rateshows besteht weniger im Inhalt, als in der Aufmachung. In Deutschland fehlen einfach die jungen, halbnackten Mädchen, die artig am Rand sitzen, lächeln, applaudieren und gut aussehen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Eine andere Show, die ich gesehen habe, nannte sich „<span style="font-style: italic;">stranamore</span>“ und war die pervertierte Version von „Nur die Liebe zählt“. Es geht nicht darum, neue Paare zusammenzuführen, sondern alte. Da sitzt dann ein trauriger Mann in der Show und hofft, seine Frau wiederzubekommen. Leider will die nichts mehr von ihm wissen und lehnt es ab, sich die Videobotschaft ihres Gatten, anzusehen. Später ruft der Moderator noch die Frau an, versucht sie zu irgendwas zu überreden, aber sie sagt immer nur, dass sie nicht mehr will und ihr Ex schon wüsste, warum. In einer WG hat man beim Ansehen einer solchen Show viel Spaß, aber das läuft hier unter Familienprogramm.<br /><br />Nun bin ich vollkommen vom Thema „Illegal?“ abgekommen, dabei wollte ich dazu noch eine Anekdote beisteuern. Seit Ende letzter Woche bin ich nun auch endlich Teil des <span style="font-style: italic;">clientelismo,</span> der Günstlingswirtschaft. Bereits im letzten Jahr kaufte ich gelegentlich an der Service-Theke meines örtlichen Mini-Supermarktes Käse oder Schinken. Dabei fragte mich der Verkäufer, wo ich denn her käme (man erkennt mich überall als Ausländer, ein ganz neues Gefühl). Ich antwortete und so fing er an, mit mir einige deutsche Worte zu wechseln. Immer, wenn ich was bei ihm kaufte, kam es so zu einem Small Talk, wie er nur in kleinen Kiezläden möglich ist. Letzten Freitag wollte ich wieder mal 50g des teuren, aber unglaublich leckeren, Wunderschinkens <span style="font-style: italic;">San Daniele</span> kaufen, er machte aber 100g draus und sagte: <span style="font-style: italic;">„ti faccio uno sconto“</span> (ich mach dir einen Rabatt). Der Grund ist ganz einfach, wir haben uns das Wochenende vorher in Genuas einziger Schwulendisko getroffen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Schwulsein in Italien</span><br /><br />Und schon sind wir beim nächsten Thema. Bei Semesterbeginn im Oktober letzten Jahres, sind mir neben Wohnungsgesuchen, kommunistischen Flugblättern und Lehrbuchverkäufen, wie sie an wohl allen schwarzen Brettern an italienischen Unis zu finden sind, auch A4-Blätter aufgefallen, die von einem 24jährigen angehängt wurden, mit dem Ziel Gleichgesinnte zu treffen. Der junge Mann hatte gerade entdeckt, schwul zu sein.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Da auch ich neu in der Stadt war, schrieb ich ihm eine Email. Es begann ein oberflächliches hin und her von Mails, und so merkte ich, dass es sich dabei um einen schüchternen Jungen handelte, der anscheinend nicht so richtig wusste, was er wollte. Da ich jedoch kurze Zeit später im Virgo, jener Schwulendisko, T. kennen gelernt habe, daraus auch mehr wurde und ich ihn mittlerweile als meinen Freund bezeichnen würde, blieb der Email-Kontakt mit A., so heißt er, weiterhin sehr oberflächlich. Nach meiner Rückkehr aus Deutschland lebte dieser Kontakt wieder auf und da ich in diesen endlosen Ferien eh immer Zeit habe, ließ ich mich zu einem Treffen mit ihm überreden. Wir tauschten unsere Nummern und vor ungefähr einer Woche rief er an und es kam zu einem spontanen Treffen. A. kommt nicht aus Genua, sondern aus Albenga, einem Ort 100 km westlich von Genua, in dem ich 1999 mal einige Tage gezeltet habe. Ach, welche Schicksale sich hinter den Mauern eines Ferienparadieses verbergen.<br /><br />Er wollte von mir wissen, wie man sich einen schwulen Bekanntenkreis aufbauen könnte, ich sollte ihm berichten, wie ich das gemacht habe. Alles, was ich so nannte, Jugendgruppen oder Cafés, z.B., ist in Genua einfach nicht vorhanden. Es gibt nur diese eine Disko, in die ich ihn nicht gleich schicken wollte. Er kam jedoch selbst drauf und meinte gleich, dass er weder Führerschein noch Auto besäße und somit nicht in der Lage wäre, nachts von dort wegzukommen. Meine Antwort war, dass er dann die Nacht durchmachen müsste und einen Morgenzug nehmen müsste. Seine Eltern würden ihm jedoch nie erlauben, über Nacht wegzubleiben. Vermutlich ist A.'s Lage sehr speziell, aber sie ist eine Bestätigung des Klischees vom Italiener, der bis Ende 20 zu Hause wohnt und dort nichts zu melden hat.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Auch K., die Hallenserin, hat mir ähnliche Geschichten von ihren Bekannten erzählt. Und N.'s Freundin übernachtet auch nie bei ihm, weil sie nicht auswärts übernachten darf. Sie ist 25. T. musste ich regelrecht drängeln, dass er mal über Nacht bei mir bleibt. Schließlich gab er nach und faselte seinen Eltern was von Freunden vor, mit denen er in die Disko geht und mit denen er dann den Sonntag verbringt. Mittlerweile tut er das jedes Wochenende. Darauf kann man doch stolz sein, gelle?<br /><br />A. habe ich geraten, mal ein Wochenende in Mailand zu verbringen. Dort würde es sicherlich Angebote für junge Schwule geben, wie man aus es aus Berlin gewohnt ist. Irgendeine Ausrede müsste er sich dafür allerdings einfallen lassen.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Finale</span><br /><br />Eigentlich wollte ich in dieser Mail mal etwas genauer meine Stadt vorstellen. Aus 2 Gründen verschiebe ich das aufs nächste Mal. Erstens habe ich an dieser Mail, die ich immer zu Hause am PC schreibe, bereits 2 Stunden geschrieben, aus Versehen alles gelöscht und von vorn angefangen und nun keine Lust mehr, zweitens wollte ich auch Fotos von den liebevoll restaurierten Straßen im <span style="font-style: italic;">centro</span><span style="font-style: italic;"> storico</span> anhängen, aber ich warte noch, bis der Weihnachtsschmuck entfernt wird. Kein Witz!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ciao... Daniel</span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-43504802002973755352003-12-05T12:00:00.000+01:002015-02-14T10:57:47.495+01:00grande freddo<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">so fangen sie immer an, meine beliebten Rundmails. Traurigerweise ist nur noch ein Drittel in der Mailingliste verblieben, aber immerhin scheint das ja überhaupt jemanden zu interessieren. Nach der Kritik eines einzelnen Herren aus Berlin-Charlottenburg, die Mails wären zu lang, habe ich mich entschlossen, die Mail in verschiedene Abschnitte zu teilen. Wenn also irgendwas langweilig für Euch ist, könnt Ihr zum nächsten Teil springen. Oder Ihr könnt jeden Tag nur einen Teil lesen, habt somit sogar für mehrere Tage Lesestoff... Nun denn!</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-weight: bold;">Das Wetter und ich</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun liege ich hier in meinem Krankenbett, es ist Dienstag nacht und ich kann nicht einschlafen. Und das hat mehrere Gründe. Erstens ich habe Halsweh, zweitens habe ich den zweiten Tag in Folge das Bett gehütet, den ganzen Tag geschlafen und kann jetzt nicht mehr. Drittens prasselt der Regen gegen die Fenster. Man könnte mich schon als <span style="font-style: italic;">poverino</span> (Ärmster) bezeichnen, denn der ganze Ärger meiner Erkältung begann am Sonntagabend mit einem leichten Fieber. Seitdem wälze ich mich in meinem Selbstmitleid und jammere über das Klima in Genua und die Heizleistung meines Hauses. Es werden zwar immerhin 20° erreicht, aber in meinem Z ustand ist das zu wenig. Hinzu kommt noch, dass ich mein europäisches Krankenkassenformular E ??? zu Hause gelassen habe, ganz der Italiener der ich im Geiste und im Herzen schon immer war. Ich denke aber doch, dass ich wohl morgen wieder zur Uni gehen kann.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">An dieser Erkältung trägt diesmal nicht die Klimaanlage des Autos meiner Eltern schuld (ach, ach, was war das für ein schöner Sommer in Berlin), nein, es ist das Wetter. Es ist zwar nicht so richtig kalt, unter 10 ° hatten wir es hier vielleicht 2-3 Tage, einmal waren es gar 6. Dafür regnet es fast ununterbrochen. In meiner ersten Mail hatte ich ja noch groß vom Wetter geschwärmt, aber bereits Mitte Oktober begann der Winter in Genua. Erstmals fielen die Temperaturen auf 12-13 °, was vor allem ein Problem wurde, weil ein italienisches Gesetz das Heizen vor dem 1. November verbietet. Nach 3 Tagen hatte der Bürgermeister ein Einsehen und setzte mittels Sonderverordnung das Gesetz für Genua außer Kraft. Diese erste Kälte (<span style="font-style: italic;">il primo freddo</span>) war schnell ein beliebtes Gesprächsthema in ganz Genua. Bis über die Mitte des November hinaus war es dann wieder durchaus nett, ab und an mal Regen, jedoch auch Tage mit bis zu 20°. Aber seit ca. 1-2 Wochen regnet es nun fast ununterbrochen. Das soll so bis Ende Dezember weitergehen. So lange bin ich ja nicht mehr da.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-weight: bold;">Kommunisten</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />In meiner letzten Mail ist fälschlicherweise der Eindruck entstanden, ich würde nur auf Parties gehen, was wirklich nicht der Fall ist. Letzte Woche war ich 5 Tage in der Uni und nur an einem Abend in der Stadt unterwegs. Dieser Abend wird noch später erwähnt, jetzt erst einmal zum Wesentlichen.<br />Bereits bei meinen ersten Uni-Besuchen fielen mir die ersten Zeichen einer aktiven, kommunistischen Bewegung auf. Flugblätter hingen überall an den schwarzen Brettern und es gab auch einen Marxismus-Kurs.<br />Letzte Woche Donnerstag war ich gerade auf dem Weg von einem Unigebäude ins Nächste, als mich ein Student mit einem Stapel Zeitungen (irgendwas vom wahren Sozialismus) anhielt und mich einlud, bei einer Demonstration gegen den Irak-Krieg mitzumachen. Mein Einwand, dass es ja wohl zu spät dafür sei, ließ er nicht gelten, denn Bush habe zwar das Kriegsende erklärt, aber er dauere doch immer noch an. Ich meinte dann, das sei richtig, aber man kann doch den Irak jetzt nicht in dem Chaos allein lassen und die Amerikaner müssen das jetzt auch irgendwie zu Ende bringen. Letztendlich konnte er mich nicht zu der Demo überreden, aber ich bin am Donnerstag zu einer Diskussion über dieses Thema eingeladen. Ich bin ja mal gespannt (, ob ich was verstehen werde).</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Heute musste ich aber nicht mal außer Haus gehen, um irgendwelchen Agitatoren über den Weg zu laufen. Ich war gerade dabei, mein Abendessen zuzubereiten, als es an der Tür schellte. Es stand eine junge Frau vor der Tür und sie wollte kommunistische Zeitungen verkaufen. Anscheinend ist „kommunistisch“ in Italien überhaupt nicht negativ besetzt, so normal klang das. Na ja, ich bekundete mein Desinteresse, worauf sie fragte, wie es mit einer Spende gegen den Irak-Krieg wäre. Ich wiederholte immer nur <span style="font-style: italic;">no grazie, ciao</span>, während sie weiterredete. Also schloss ich einfach die Tür. Eine Spende gegen den Irak-Krieg? Wie soll ich mir das denn vorstellen? Vielleicht hab ich auch einfach was falsch verstanden? Man weiß es nicht...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Mein franco-portugiesischer Mitbewohner N. kam dann noch schnell, riss die Tür wieder auf und kaufte also dieses Organ der leninistischen Gruppen (steht so drauf, direkt neben der marxschen Formel <span style="font-style: italic;">„Proletari di tutti i paesi unitevi!“</span>). N. sammelt nämlich absurde italienische Dinge. Er hat auch ein Flugblatt der Kommunisten gegen Drogenmissbrauch. Und über den Mussolini-Kalender, den ich ihm vor meiner Abreise schenken werde, wird er sich sicher freuen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-weight: bold;">Das Nahverkehrssystem</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />Wie versprochen, noch einmal zurück zu dem einen Ausgehabend in der letzten Woche. Im Grunde genommen habe ich mich da länger mit K., einer Hallenserin, unterhalten. Unser Gespräch drehte sich hauptsächlich um das Nahverkehrssystem in Genua. Wobei „System“ eigentlich ein Euphemismus ist, es handelt sich um die Koexistenz verschiedener Buslinien. Die Problematik mit dem Ein- und Aussteigen habe ich ja bereits in meiner ersten Mail erwähnt. Findet man das am Anfang noch witzig, nervt es nach einer Weile nur und man fragt sich, welcher Trottel sich das ausgedacht hat. Man muss sich das so vorstellen: ein überfüllter Bus hält an einer Haltestelle, die Leute steigen im Eingang ein, wollen aber meist nach 1 oder 2 Haltestellen wieder raus und kämpfen sich daher panisch zum Ausgang durch. Hinzu kommt noch das Gemecker über die Pünktlichkeit. Das verstehe ich wiederum nicht, denn es gibt doch keine Fahrpläne, wie kann ein Bus da unpünktlich sein? Die Tafeln an den Bushaltestellen geben die ersten und die letzten Fahrten an, ansonsten noch die Taktfrequenz. An meiner Haltestelle kommt der Bus alle 8 oder alle 17 Minuten. Wann welche Frequenz gilt, steht nicht dran. Wüsste man dies, könnte man sich sicherlich ausrechnen, wann um die Mittagszeit ein Bus kommen müsste und dann auf Pünktlichkeit pochen. Aber so was macht doch keiner... oder? Das nächste Problem besteht darin, den passenden Bus zu finden, wenn man mal ans andere Ende der Stadt will. Es gibt keine Übersicht, wo welche Linien hinführen. Auf die Idee, Linien aufeinander abzustimmen, ist auch noch keiner gekommen. Es war wirklich schön für mich, dass K. mit dem Thema angefangen hat, ich bin also nicht der Einzige, dem es so geht. Wenn wir mal einen Ausflug nach Portofino machen und unseren Bundeskanzler dort treffen sollten, dann werden wir ihm sagen: „Gerd, mit den Bussen in Deutschland, das haste gut gemacht!“<br />Eine Anekdote habe ich noch zu dem Thema. Als ich vor einigen Wochen an einer Haltestelle auf meinen Bus wartete, kam plötzlich ein Bus mit der Aufschrift „außer Betrieb“. Die Masse der Mitwartenden stürmte den Bus, ich erhob mich eher verunsichert. Irgendwann fragte einer den Fahrer, wo er denn hinfahren würde. Es war offenbar die falsche Antwort, die Masse verließ den Bus, ich setzte mich wieder und nicht weit von mir stand ein Mann und sagte leise und resigniert <span style="font-style: italic;">siamo in Italia</span> (wir sind in Italien). Ich lächelte nur.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">An dieser Stelle bin ich eingeschlafen. Mittlerweile ist es Donnerstagabend und ich habe mir fest vorgenommen, morgen zur Uni zu gehen.<br /><br />Eigentlich wollte ich zum Thema Busse nichts mehr schreiben, ist ja schon genug. Aber ich kann Euch nicht vorenthalten, dass ich gestern, Mittwoch, so gegen 11 Uhr, aus meinem Krankheitsschlaf gerissen wurde, durch das Dauergehupe eines Busses. Offenbar ging sie nicht abzustellen. 5 Minuten lang wurde sie langsam immer lauter, bis der Bus endlich an meinem Fenster vorbeifuhr, nach weiteren 5 Minuten war er wieder außer Hörweite. Das mag sich jetzt witzig anhören, aber ich hätte getobt, wenn mich armer Tropf nicht die Schwäche meiner Krankheit davon abgehalten hätte.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-weight: bold;"><br /><span style="font-style: italic;">Scontrini</span></span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Das sind Kassenzettel, die man in Italien überall bekommt, und NIE wegwerfen darf. Also nach ein paar Tagen schon. Die <span style="font-style: italic;">scontrini</span> gelten als Beweis, dass man das gerade abgeschlossene Geschäft, sei es auch nur ein <span style="font-style: italic;">caffé </span>für 80 cent, legal gemacht hat. Demzufolge muss man diese aufbewahren, falls man mal in die Kontrolle der <span style="font-style: italic;">Guardia di Finanza</span> gerät. So sagt es das Gesetz, so steht es auch in jedem Reiseführer. Das Erstaunliche aber: die meinen es ernst. Ich habe in mehreren Italien-Urlauben und auch in den 2 Monaten, die ich nun schon hier bin, noch nie einen Steuerpolizisten gesehen, der irgendwas kontrollieren würde, aber alle Italiener nehmen die <span style="font-style: italic;">scontrini</span> und packen sie ganz selbstverständlich ein. Mein italienischer Freund T. warnte mich auch einmal, als ich ganz sorglos wieder einen <span style="font-style: italic;">scontrino</span> wegwerfen wollte. Demzufolge kann ich mittlerweile, wenn ich nur lange genug in den Ablagen meines Autos suche, nachweisen, dass ich den <span style="font-style: italic;">caffé</span> vor 4 Wochen zwar schwarz getrunken, aber korrekt bezahlt habe. Als ich im Lidl mal an der Kasse stand, beobachtete ich folgende Szene: eine Frau bezahlt, packt ihre Einkäufe zusammen und geht. Als sie an der Tür ist, schreit der Kassierer ganz laut: Ihr <span style="font-style: italic;">scontrino</span>!! Alle gucken ganz besorgt, sie rennt zurück und scheint völlig erleichtert, als ob er sie vor sonst was bewahrt hat.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Klischees</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />Wenn ich immer von „den Italienern“ spreche, so sollte ich doch hinzufügen, dass ich hier in Ligurien, in Genua, bin und von den Menschen hier behaupten die restlichen Italiener, dass sie geizig seien. Nun, wenn ich mir meine Vermieterin betrachte, denke ich, 250€ sind ein angemessener Preis für die Wohnung. Und in dem Monat, den ich hier nun schon wohne, hat sie bereits 2 mal frisch gebackenen Kuchen vorbeigebracht. Nett, oder? Und nicht so geizig. Auch der Nachbar gehört zu einer besonderen Art. Er klingelte ungefähr 1 Woche nach meinem Einzug an der Tür und beschwerte sich, über die Ruhestörung. Dies alles aber total höflich verpackt, er hat nämlich vollstes Verständnis und war auch mal jung. Und im nächsten Nebensatz fragte er, wie wir die Pasta zubereiten. Er hat da nämlich noch viele Flaschen Pastasauce, die ihm seine Mutter immer mitgibt, und er bräuchte noch Jahre, um die zu verbrauchen. Auf diese Weise kam ich also zu einer Pastasauce, wie ich sie in meiner letzten Mail erbeten hatte. Also das Klischee vom geizigen Genuesen stimmt nicht.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nächstes Klischee, die italienische Bürokratie. Ich habe da viel Böses gehört, vor allem in Florenz soll es etwas chaotisch zu gehen. Ich hatte mit meiner Aufenthaltserlaubnis keine Probleme. Ich ging zur <span style="font-style: italic;">questura</span>, fragte am Eingang, wo ich hinsolle und bekam zur Antwort: Aufenthaltserlaubnis? Welche Nationalität? Ich: deutsch, er: ah, dann gehen sie einfach durch, sie brauchen sich nicht anstellen. So stell ich mir Europa vor... „Deutscher? Kein Problem, immer nach vorn!“<br />Nach 10 Minuten war ich da fertig und sollte nach 1 Woche wiederkommen. Ich hab ihnen 2 gegeben und es dauerte diesmal nur 5 Minuten, bis ich meine Aufenthaltserlaubnis hatte, mit der ich mich noch mehr als Italiener fühle.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Das Klischee vom Chaos stimmt also auch nicht. Die Genueser haben in einigen Bereichen geradezu preußische Eigenheiten, spontan fällt mir ein, dass sogar die Fußgänger an roten Ampeln stehen bleiben.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nun mal zu der anderen Seite. Als ich gestern in der Apotheke in meinem fließenden Italienisch irgendwas gegen Erkältungen und Kopfschmerzen kaufen wollte, sagte die eine Verkäuferin zur anderen: der spricht ja richtig gut, während die Dritte fragte, ob ich das Oktoberfest kenne. Ich sagte ihr, dass ich doch nicht aus Bayern käme und auch kein Bier trinke, aber ich hab schon von gehört. A., die nette Spanierin, aus dem Sprachkurs, hat das mal ganz treffend ausgedrückt. Als wir gegenseitig erzählen sollten, was man in seinem Land über die anderen denkt, meinte sie: die Deutschen trinken Bier und sind immer ernst, nur Daniel ist anders, der ist nie ernst und trinkt kein Bier. Bravo! Ehrensache, dass ich den Franzosen höfliche Arroganz vorgeworfen habe und sagte, die Italiener kämen schon mit Sonnenbrille auf die Welt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /><span style="font-weight: bold;">Finale</span></span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />Alle, die einzelne Teile übersprungen haben, können sich hier wieder anschließen. Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass ich die Diskussion gegen den Krieg nicht besucht habe, aus verständlichen Gründen. N. geht heute Abend, immer noch Donnerstag, zu einer anderen Diskussion und will sie heimlich filmen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">So, und nun ist es Freitag Mittag. Ich erkläre noch kurz die Fotos, die im Anhang stecken, und werde mich dann auf den Weg machen. Foto1 zeigt mein Zimmer, vor allem mein Bett. Im Grunde genommen besteht mein Zimmer auch nicht aus viel mehr. Foto2 zeigt den bereits erwähnten Mussolini-Kalender, gesehen im Einkaufszentrum von Savona. Foto3 zeigt die Piazza de Ferrari, das Zentrum Genuas, wie ich sie im September, als es noch schön war, fotografiert habe. Foto4, ebenfalls aus dem September, zeigt die alte Galeere im alten Hafen und Foto5, heute aufgenommen, es scheint wieder die Sonne!!!, zeigt meine Straße, die Via Bassano. Und einen Bus habe ich auch gerade erwischt...</span><br />
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Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-34936372635159468562003-11-11T12:00:00.000+01:002015-02-14T10:47:58.065+01:00tutto sotto controllo<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">n</span><span style="font-family: Verdana,sans-serif;">ach längerem Warten wieder Post aus Italien. Mir geht es hier sehr gut, ich bin seit einer Woche glücklicher Bewohner eines zauberhaften Zimmers in einer wunderhübschen Wohnung. Ohne Tiere. Mit einer wunderschönen Küche, mit netten Mitbewohnern. Ach, was soll ich sagen. Es ist einfach toll. Aber leider, leider, leider: ganz umsonst ist das hier nicht: 250 Euro kostet mich der Spaß hier, für italienische Verhältnisse ist das sehr günstig, wenn man bedenkt, was ich geboten bekomme. Aber bei Signora A. hat mich das ganze 190 Euro gekostet, inklusive der Möglichkeit, das Festnetztelefon zu benutzen und dem Fernseher im Zimmer. Hier ist der Fernseher in der Küche, aber wirklich vermissen tu ich das italienische Fernsehprogramm nicht. Zum zappen ist es okay, aber sonst...? Erst einmal gibt es keine erkennbaren Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Kanälen. Beide bringen debile Shows, viel Werbung und auch ein paar Filme und Serien. Allerdings hilft das Fernsehen beim Erlernen der Sprache. Bestimmte Redewendungen, wie sie zum Beispiel in Werbespots oder im normalen Programm benutzt werden, lassen sich so leichter merken. Die <span style="font-style: italic;">Carabinieri</span> in der gleichnamigen Fernsehserie haben immer <span style="font-style: italic;">tutto sotto controllo</span> (alles unter Kontrolle), aber offenbar nur dort. Denn das Regionalfernsehen kann einem Angst und Bange machen, nur Überfälle, Unfälle und sonstige Katastrophen. Aber das ist bei uns ja nicht anders. Die Nachrichten im richtigen Fernsehen beschäftigen sich hauptsächlich mit italienischen Problemen, was ja auch irgendwie verständlich ist, aber mir fehlt da noch der Zugang. Eine gewisse Häme habe ich verspürt, als vermeldet wurde, dass Frankreich und Deutschland schon wieder zu viel Schulden machen. Mit Stolz wurde berichtet, dass Italien erst 2005 so weit sein wird.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;">Nun, zurück zu meiner Wohnung. Ich habe hier 2 Mitbewohner, einen Franzosen und einen Albaner. In Genua gibt es von letzteren sehr viele. Ganz Albanien scheint hier Zuflucht gesucht zu haben. Schon in meiner letzten Wohnung gab es 2 albanische Untermieter, und einer davon hat öfter in der Küche gesessen und auf albanisch telefoniert. Um ehrlich zu sein... keine schöne Sprache. Und er wurde dabei immer so laut. Aber bevor mir antialbanische Tendenzen unterstellt werden: der Zweite in der alten Wohnung, der in der jetzigen und die in meinem Sprachkurs sind alle sehr nett. So wie auch der Franzose, der eigentlich Portugiese ist, aber eben aus Paris kommt. Eine Sache fällt mir zu den Albanern aber doch noch ein. Gestern behandelten wir im Sprachkurs das Thema Aberglaube. Und jeder sollte aus seinem Land ein Beispiel nennen, das Glück bringt. In Albanien bringt es Glück, wenn man auf der Straße einen Menschen mit Down-Syndrom sieht... schon krank, oder?</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Nächstes Thema: die Uni hat angefangen, der eigentliche Grund meines hiesigen Aufenthaltes. Und obwohl ich regelmäßig 2 Geschichtskurse und meinen Sprachkurs besuche, ist mir doch klar geworden, dass der Sinn des Erasmus-Programms fast ausschließlich darin besteht, Parties zu feiern. Es werden Parties organisiert, es gibt verbilligte Getränke (bezahlt das auch die EU??) und alle europäischen Nationen feiern gemeinsam die Nächte durch. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nur darum geht. Indem die europäische Jugend sich so näher kommt, wird die europäische Einigung vertieft. Weil man das so direkt aber nicht machen kann, läuft nebenbei auch das Studium weiter. Mein erster Weg führte zu einer Professorin, die für mich zuständig ist. War eine nette Begegnung. Am Anfang sprachen wir italienisch, als ich ihr aber erklärte, wie das Studium in Potsdam funktioniert, musste ich ins Englische wechseln. Sie konnte kaum glauben, was ich ihr da erzählte. In Italien zählt im Grunde genommen alles, was man im ganzen Studium macht. Studiert man Geschichte in Potsdam, kann man im Grunde genommen machen was man will, erst am Schluss wird es ernst. Ganz ungläubig fragte sie mich wiederholt, wozu man die Arbeiten schreibt, ich antwortete, dass man sie schon bestehen müsse, ansonsten seien sie aber nur Training. Unfassbar! Um die Sprache, gerade im Politikstudium, besser zu lernen, gab sie mir anschließend einige Tipps. Zum Beispiel, dass es hilfreich wäre, öfter mal eine italienische Zeitung zu lesen. Und dann fing sie an, dass <span style="font-style: italic;">la Repubblica</span> eher links sei, <span style="font-style: italic;">Corriere della sera</span> mittig und der ganze Rest, da hielt sie inne, fing lauthals an zu lachen, und der ganze Rest sei rechts. Ich stimmte in ihr Lachen ein. Ein nettes Gespräch!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ich finde schon wieder kein Ende. Dabei hab ich noch so viel zu erzählen...</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Am Donnerstag zum Beispiel fand ich zum ersten Mal einen Strafzettel für Falschparken an meinem Auto. Darauf hatte ich schon die ganze Zeit gewartet, denn schließlich hat eine Bekannte, eine deutsche Erasmusstudentin, schon 15 davon. Und sie versicherte mir auch, dass ich sie nicht bezahlen müsste. Wollen wir hoffen, dass sie Recht behält. Man kann mich ja auch gar nicht finden. Ich habe zwar mittlerweile eine richtige Aufenthaltserlaubnis, aber da steht die alte Adresse drin, in der neuen wohne ich sozusagen schwarz. Meine Vermieterin fragte mich, ob ich auf einem Vertrag bestünde, aber wozu? Kostet nur Geld. Sowohl Verträge als auch Quittungen, eigentlich alles in Italien, müssen mit Steuermarken versehen werden, damit sie gültig sind. In einer Autozeitung habe ich gelesen, dass es in Italien spezielle „zu verkaufen“-Schilder gibt, die man ins Auto hängt, auch die müssen dann mit einer Steuermarke versehen werden. Selbst basteln ist nicht! So kann das Leben in Italien schnell richtig teuer werden. Und damit bin ich beim letzten Thema: Einkaufen.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ein Gang durch italienische Supermärkte ähnelt dem Gang durch deutsche Tankstellen. Das Preisniveau ist ähnlich. Von einigen Ausnahmen, wie Getränken (es gibt auch keinen Dosenpfand!!!!!!), einmal abgesehen. Auch wenn man sich dann nicht mehr wie in Italien fühlt, ich gehe nur noch zu Lidl oder Penny, da kostet alles nur die Hälfte. Oder noch weniger.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Gestern Abend habe ich allerdings den Coop aufgesucht, um ein Glas Nutella zu kaufen. Ich warte so vor mich hin (an der Kasse), als ich hinter mir eine übelriechende, lallende Gestalt wahrnehme, wie man sie von Lidl am Innsbrucker Platz gewohnt ist. Und bald wurde mir klar, dass er auf deutsch lallte. Wie kommt ein deutscher Penner (in seinem Korb war Wein in Tetrapaks) in einen genuesischen Supermarkt? Der Schock sitzt noch immer.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Schöne Grüße aus Italien!</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Daniel, der Liebe</span></div>
Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1247116845898455841.post-14849563917860268732003-10-15T12:00:00.000+02:002015-02-14T10:44:49.029+01:00che cosa vuoi dire?<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;">Cari amici,</span></span></span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-size: 100%;"><span style="font-style: italic;"> </span></span></span></span>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">nach etwas mehr als einer Woche schicke ich nun meinen ersten Erfahrungsbericht aus Genua. Nun, was soll ich sagen. Es ist sehr schön, natürlich.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />Aber manchmal bleibt man auch staunend und irritiert stehen und wundert sich. Zum Beispiel darüber, dass genuesische Linienbusse genau gekennzeichnete Ein- und Ausgänge haben. Und wehe, man steigt in der Mitte des Busses ein oder hinten aus. Man erntet böse Blicke von allen Seiten, wundert sich zunächst und versteht irgendwann, dass auch Italiener pedantisch sein können. Irgendwann fragt man sich, warum in Berlin nicht an jeder Bushaltestelle das blanke Chaos ausbricht und überall Verletzte rumliegen, die sich beim ein- und aussteigen umgerannt haben. Dass die Italiener durchaus Improvisationstalent haben, beweisen die zahllosen <span style="font-style: italic;">motorini</span>. Das sind jene verflixten kleinen Mopeds, die ständig vor, neben, hinter und irgendwann vermutlich auch unter einem (wenn man im Auto sitzt) oder über einem (wenn man Fußgänger ist) sind. Eine Erfindung, die man nie auf dieses Volk hätte loslassen sollen. Genauso wenig wie die <span style="font-style: italic;">cellulari</span>. Es gibt unter den Italienern wohl keinen einzigen, der kein Handy hat. Überall und in jeder Situation hört man irgendwen <span style="font-style: italic;">pronto</span> rufen. Gut, man wird auch in Deutschland ständig Zeuge von Privatgesprächen, die man lieber nicht mithören möchte, aber ich habe in Berlin noch keinen telefonierenden Busfahrer erlebt. Also jedenfalls nicht während der Fahrt.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />Nun aber zu einem anderen Thema, ich muss noch mal den Ärger über die Sekretärinnen hier in der Uni rauslassen. Es fängt damit an, das man sie bei irgendwelchen Privatgesprächen stört, und das Resultat ist, dass man keine Auskunft erhält. In meinem Fall war das Problem folgendes. Um in den Sprachkurs zu kommen, musste ich erst einen Einstufungstest absolvieren. Nur wann und wo dieser stattfand, konnte mir keiner sagen. Das Auslandsamt schickte mich zur Fakultät für ausländische Literatur. Das kam mir schon merkwürdig vor. Der Pförtner meinte auch, dass das hier nicht sein könne, was immer ich suchen würde. Hier gäbe es keine Italienisch-Sprachkurse. Er schickte mich stattdessen zur nächsten Fakultät. Was das für eine war, weiß ich auch nicht mehr. Dort traf ich eine dieser Sekretärinnen. In einem sehr eleganten Kleid und wirklich gutaussehend saß sie in ihrem Büro und unterhielt sich mit irgendeiner anderen <span style="font-style: italic;">signora</span>. Als ich dazu kam, widmete sie mir nach einer Weile auch ihre Aufmerksamkeit, um sich anzuhören, was ich für ein Problem hätte. Nun, ich begann ihr zu erklären, dass ich Erasmus-Student sei, es für diese Spezies einen Sprachkurs gäbe und irgendwann am Montag zu irgendeiner Zeit ein Einstufungstest stattfinden solle. Sie verstand auch tatsächlich, blätterte in ihren Unterlagen und sagte: ja, um 17 Uhr in Raum so und so, also in 2 Stunden. Es war aber Donnerstag. Ich meinte, das kann nicht sein, der Test ist ja erst ab dem 13.10., also Montag und die Kurse fangen erst später an, und es gibt ja auch verschiedene Kurse. Sie überlegte kurz und kam zu der Überzeugung, dass sie sich mit dem Problem nicht länger beschäftigen wollte und wechselte zu einer anderen Strategie. Auf alles, was ich nun sagte, erwiderte sie nur <span style="font-style: italic;">che cosa vuoi dire?</span> Was auf deutsch heißt: Was willst du sagen? In meiner Unsicherheit begann ich nur noch zu stammeln: <span style="font-style: italic;">test, corso di lingua,</span><span style="font-style: italic;"> </span><span style="font-style: italic;">lunedi</span> und sie funkelte mich nur noch an und rief <span style="font-style: italic;">cosa vuoi dire? eh?</span> Sie schickte mich weg, gab mir aber den Tipp, zu einem anderen Büro zu gehen, das gleich aufmachen würde. Natürlich konnte man mir da auch nicht helfen und schickte mich zur Italianistik. Voller Verzweiflung ging ich zurück zum Auslandsamt, wo es plötzlich einen Aushang gab, mit den von mir benötigten Informationen. <br /><br />Der Test fand auch tatsächlich am Montag statt, und am Freitag werden die Ergebnisse irgendwo ausgehangen. Vielleicht wissen andere Erasmusler dann, wo das sein wird. Ich bleibe einfach gelassen und kümmere mich um andere Dinge. Zum Beispiel bin ich im Moment damit beschäftigt, eine neue Unterkunft zu suchen. Ich wohne ja bei einer <span style="font-style: italic;">signora anziana</span>, einer älteren Frau. Die ist furchtbar nett, wirklich. Aber sie hat viele Katzen, die genaue Anzahl weiß ich nicht, und einen Hund. Das ist mir in dieser Intensität irgendwie entgangen, als ich mir das Zimmer angeguckt habe. Na jedenfalls riecht es ein bisschen in der Wohnung, auch in der Küche. Vielleicht bin ich verwöhnt und nicht anpassungsfähig genug, aber mich stört das. Zumal ich das Erasmus-Jahr genießen möchte. Es gibt auch noch einige andere Dinge, die mich etwas stören. Zum Beispiel redet diese Frau ohne Unterbrechung, erzählt mir Dinge, die mich nicht interessieren, zu mal ich höchstens ein Drittel ihrer Worte verstehe. Neulich wollte ich einkaufen gehen, sie hat angefangen, zu erklären, wie billig und toll der neue Lidl ist. Und dann fing sie an, mir lang und breit den Weg dahin zu erklären. Wirklich sehr hilfsbereit... aber es kam noch schlimmer. Ich wollte also los, da meinte sie, ich solle doch 20 Minuten warten, dann würde sie noch duschen und dann könnten wir zusammen dahin fahren. Eine schreckliche Vorstellung. Man fährt durch Genua, hochkonzentriert, um sich gegen alle anderen Verkehrsteilnehmer, vor allem die <span style="font-style: italic;">motorini</span>, durchzusetzen und die ganze Zeit redet diese Frau. Und stellt Fragen. Wie zum Beispiel die, was man denn macht, wenn man mit dem Geschichtsstudium fertig ist. Darauf fällt mir schon auf deutsch keine Antwort ein.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Ich hab ihr dann gesagt, dass ich lieber alleine einkaufen möchte.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br />So, jetzt aber erst einmal genug mit der Kritik. Sie ist natürlich mit einem Augenzwinkern versehen. Nicht, dass Ihr glaubt, es gefällt mir hier nicht. Nein, ich bin wirklich zufrieden. Und wenn ich erst eine ein wenig bessere Wohnung habe, bin ich bestimmt noch glücklicher! Es gibt so viele schöne Dinge hier, die mich alles Andere vergessen lassen. Jedes Mal, wenn ich irgendwas über das Berliner Wetter erfahre, huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Also wir pendeln hier immer so um die 20°. Nachts stürzen die Temperaturen zwar schon auf 16-17° ab, aber da muss man sich halt etwas wärmer anziehen. Regen hatte ich erstaunlicherweise auch noch nicht erlebt. Wird aber sicher noch kommen. Aber bisher ist es einfach grandios, durch die Stadt zu flanieren, hier und da einen caffè zu trinken und den Tag mit einer <span style="font-style: italic;">pizzetta</span> zu beschließen. Macht man natürlich nicht immer. Und der Alltag kehrt auch hier langsam ein. Aber noch bin ich in so einer leichten Urlaubsstimmung. Obwohl in dieser Woche die Uni begann. Ich muss nachher auch zu einem Kurs. In meiner nächsten Mail werde ich dann wohl von den Erfahrungen mit meiner Professorin (sehr nett), den Kursen, den Erasmus-Parties und anderen Dingen berichten.</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;">Bis dahin alles Gute</span><br />
<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;"><br />Ciao</span></span></div>
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<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"><span style="font-style: italic;">Daniele</span></span></div>
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<span style="font-family: Verdana,sans-serif;"></span>Danielehttp://www.blogger.com/profile/01689417604216972147noreply@blogger.com0